Escape from Tomorrow

Blu-ray Review

Escape from Tomorroa Blu-ray Review Cover
Koch Media, ab 24.04.2015

OT: Escape from Tomorrow

 


Disneyland – Wo Träume wahr werden

Was für ein äußerst seltsamer Film …

Inhalt

Jim wollte eigentlich mit seiner Frau und den beiden Kids ein paar spaßige Tage in Disneyworld verbringen. Doch kurz bevor sie in den Park gehen, erhält er einen Anruf seines Arbeitgebers, der ihm seine Kündigung mitteilt. Um der Familie den Tag nicht zu verderben, macht er gute Miene zum bösen Spiel und zunächst scheint das auch zu funktionieren. Doch dann beginnt Jim, merkwürdige Visionen zu bekommen. Sein Sohn Elliot hat plötzlich vollkommen schwarze Augen, Jim sieht, wie die Puppen der Geisterbahn zu leben beginnen und dann hat er auch noch Sex mit einer der Disney-Prinzessinen, die so unschuldig offenbar gar nicht sind. Als sie Abends in Futureland sind, hat allerdings auch Emily ähnliche Erscheinungen, sieht in gewöhnlichen Besuchern plötzlich Zombies. Was ist faul in Disneyland? Und was haben die beiden jungen Französinnen in diesem Spiel zu suchen, denen Jim ungeniert nachstellt?

Ein Film, der (nahezu komplett) in Disneyland gedreht wurde und keine Dokumentation ist? 90 Minuten vollständig im größten Vergnügungspark der Welt gedreht – und das heimlich? Escape from Tomorrow ist tatsächlich ein Stück Zelluloid, das niemals hätte gedreht werden dürfen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn natürlich hätten die Verantwortlichen des Themenparks es nie zugelassen, dass ein Team mit Kameras dort offiziell aufgetaucht wäre, um eine Story zu drehen, die noch dazu für Disney (und einen großen Technologiekonzern) wenig schmeichelhaft. ist. Wenig schmeichelhaft, weil Disney-Prinzessinnen hier als Sex-Dienstleister portraitiert werden oder weil sich hinter dem schönen Schein gar Furchterregendes verbirgt. Allerdings dauert es eine Weile, bis man weiß, wohin die Reise geht, und bis dahin ist’s leider auch mal gepflegt langweilig. Zwar gelingt es Regisseur Moore, Escape from Tomorrow trotz der Produktionsumstände sehr filmisch und nicht wie ein Urlaubsvideofilm aussehen zu lassen, doch am Ende ist’s halt erst Mal nur abgefilmtes Fahrgeschäft, Rumalbern beim Autoscooter und ein bisschen Planschen im Hotelpool. Dazu läuft oldschool-Geigen-Filmmusik, die an gute alte Schwarz-Weiß-Film-Zeiten erinnert. Wenn mal Aufnahmen erforderlich sind, die Moore unmöglich im Park selbst hätte drehen können, wird sichtbar einkopiert, was einen gewissen nostalgischen Charme hat. Charmant ist dann jedoch nicht mehr, wenn Jim von einer mysteriösen „Krankheit“ befallen wird und die Auswirkungen zum Ende gar grauslig werden. So richtig zusammenpassen wollen diese ganzen Elemente nicht, was letztlich aber wohl das System hinter Escape from Tomorrow ist – denn eins ist man nach dem Sichten des Films in jedem Fall: Verwirrt.

Bild- und Tonqualität

Der mit HD-Spiegelreflexkameras aufgenommene Escape from Tomorow ist nicht nur komplett in schwarz-weiß gehalten, sondern muss mit den Eindrücken unter den „heimlichen“ Bedingungen zurechtkommen. Entsprechend ist während der dunklen Szenen keine künstliche Lichtquelle vorhanden, die für eine bessere Schärfe und einen höheren Kontrast sorgen könnte. Viele helle Bereiche überstrahlen und die oft knapp gesetzte Schärfentiefe verliert aufgrund der Bewegungen in den Fahrbetrieben oft den Fokus.
Beim Ton von Escape from Tomorrow werden die Effektspeaker häufig genutzt, um die Halluzinationen und Wahnvorstellungen von Jim auch akustisch zu untermalen. Das ist dafür, dass man das Ganze erst im Studio nachträglich tun konnte, beachtlich gut gelungen – immerhin konnte während der Dreharbeiten keine aufwändige Mehrfach-Mikrofon-Installation aufgebaut werden.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Escape from Tomorrow verstecken sich neben Trailern und einer Postergalerie auch zwei Audiokommentare und ein Making-of. In diesem gehen die Filmemacher natürlich explizit darauf ein, dass sie heimlich in Disneyland drehten und dass es auf der Hand lag, Escape from Tomorrow schwarz weiß zu mastern, weil es darum ging, die bunte Disney-Welt formal zu zerstören. Außerdem geben sie preis, wie aufwändig und genau der Film geplant werden musste, damit im Inneren von Disneyland alles so schnell und unkompliziert wie möglich gehen konnte. Natürlich fiel man dennoch immer mal wieder auf und musste sich kreative Ideen/Ausreden einfallen lassen. Dieses Making-of läuft zwar nur 15 Minuten, ist aber witziger und unterhaltsamer als viele andere Hintergrundberichte – und natürlich ist es schwarz-weiß gemastert.


Fazit

Escape from Tomorrow ist ein (mutiges) filmisches Experiment, das etwas spät in Fahrt kommt, dann jedoch aufgrund durchkomponierter bizarr-surrealer Bilder funktioniert und für Freunde von Westworld und (sehr) abseitigem Kino einen Blick wert ist.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Randy Moore
Darsteller: Roy Abramsohn, Eli Jane, Elena Schuber, Katelynn Rodriguez, Jack Dalton, Danielle Safady
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 90
Codec: AVC
FSK: 16

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David Hilbert

Auf alle Fälle ein interessanter Film. Die unterschiedliche Bildqualität und die Unschärfen, sowie der mal zu steile mal zu softe Kontrast sind sicher gewünscht und erinnern an alte Disney-Dokumentationen übers Disneyland.