Blu-ray Review
OT: Escape Plan 2: Hades
Im Zoo
Zum zweiten Mal darf Sylvester Stallone aus einem sicheren Gefängnis ausbrechen.
Inhalt
Ray Breslin hatte seine Knastausbruchs-Fähgikeiten jahrelang in den Dienst eines großen Sicherheitsunternehmens gestellt. Nun leitet er selbst eine Firma in Atlanta. Breslin Security hat Mitarbeiter überall auf der Welt und nutzt seine Erfahrung, um weltweit Aufträge zu erledigen. Einer davon ging allerdings soeben schief und eine Mitarbeiterin Breslins kam ums Leben. Die beiden Einsatzleiter Shu und Kimbral haben nicht zusammen gearbeitet, was Breslin gar nicht schätzt. Während er Kimbral vor die Tür setzt, soll Shu noch mal Erfahrung sammeln dürfen und als Teamplayer zurückkehren. Dann jedoch verschwindet er spurlos. Ray forscht etwas nach und fürchtet, dass er in ein düsteres Gefängnis gesteckt wurde, das unter dem Namen „Hades“ bekannt ist. Das ist ebenfalls ein Hochsicherheits-Knast, aber einer, aus dem es schon aufgrund der Brutalitäten kaum einen Ausweg gibt. Also muss Ray sich abermals hinter Gitter bringen, um gemeinsam mit Shu die Flucht antreten zu können …
Als Mikael Hafström vor vier Jahren die Action-Giganten Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone erstmalig ausführlich in einem Film aufeinandertreffen ließ, gab es viel Schelte von Kritikern. Escape Plan sei viel zu sehr 80er und passe nicht in die heutige Zeit. Recht hatten sie, denn er war wirklich sehr 80er. Aber im positivsten Sinne. Denn der Knastausbruchs-Film verknüpfte tatsächlich die guten, spannenden und rasanten Szenen der guten alten Actionzeit, garnierte sie aber gleichzeitig mit leisen ironischen Tönen.
Für die Fortsetzung Escape Plan 2: Hades setzt sich nun Steven C. Miller (First Kill) auf den Regiestuhl und könnte stilistisch und inhaltlich kaum stärker abweichen. Wo es im Original noch um einen eher oldschool-artigen Aufbau der Geschichte ging und man sich auf die Figuren im Knast konzentrierte, bekommt man in der Fortsetzung praktisch keinen Einblick ins Seelenleben der Protagonisten. Dazu gibt’s eher stylische Martial-Arts als altmodische Faustkämpfe und ein bisschen Tron-artiger Elektro-Firlefanz kommt auch noch obendrauf. Außerdem konzentriert sich der Film eher auf Xiaming Huang (Ip Man 2) denn auf Sly. Und auch Stiernacken Dave Bautista hat eine eher kleine Rolle. Bei Letzterem läuft es praktisch so wie in Millers Arsenal, in dem die beiden nahmhaften Stars nur für ein paar Minuten vorbeischauten. Stallone immerhin hat gut 30 Minuten Screentime und darf durchaus relevant mitspielen. Die erste gemeinsame Actionszene mit Bautista macht dann auch richtig Spaß – mal abgesehen von der für eine 16er-FSK durchaus respektablen Härte. Dass das übrigens in der Form mit anderen Konzentrationen auf vornehmlich chinesische Darsteller bezogen bleibt, liegt auch daran, dass der erste Teil im Reich der Mitte ziemlich erfolgreich lief und die Fortsetzung mit einem großen Anteil an Finanzmitteln aus China realisiert wurde.
Was leider arg trashig gerät, sind die CGI-Effekte. Man darf von Glück sagen, dass man den Krankenhaus-Roboter mechatronisch realisierte und nicht per Computer. Denn wenn schon die grünen Elektroschocks dermaßen mies aussehen (ganz zu schweigen von den Explosionen zu Beginn), möchte man gar nicht wissen, wie der Androide ausgesehen hätte, wenn er am Rechner entstanden wäre. Die Idee mit den Elektroschocks und ein paar andere der elektronischen Sicherheitsmaßnahmen im Hades mag ganz nett sein, doch es hätte sie nicht gebraucht. Und dann wäre man auch ohne die billig wirkenden CGIs ausgekommen. Zwar ist Escape Plan 2: Hades wesentlich düsterer als sein selbstironischer Vorgänger, doch wenn man sich am Ende zu ernst nimmt, kann der Schuss eben auch nach hinten losgehen. Die Kampfszenen in der Arena des „Zoos“ sind zwar durchaus sehenswert, aber insgesamt wirkt das stilistisch dermaßen anders als beim Vorgänger, dass man sich eher an einen Fortress – Die Festung von Stuart Gordon erinnert fühlt als an die gute alte 80er-Jahre-Action-Schule. Gleichzeitig wirken die zwei parallel laufenden Handlungsstränge im Hades und daheim in den Staaten nicht zueinander passend – oft hat man fast das Gefühl, zwei unterschiedliche Filme zu sehen. Während Escape Plan fast vollständig im Knast spielte, wechselt das Geschehen in der Fortsetzung beständig hin und her – dem Erzählfluss tut das nicht gut.
Wer sich allerdings auf die Trash-Optik und ein gewisses 90er-Jahre-Flair einlassen kann und wer noch dazu ein paar zünftige Fights zu schätzen weiß, wird auch hier seinen Spaß haben.
Bild- und Tonqualität
Escape Plan 2: Hades nutzt von Beginn an extrem stilisierte Bilder, um seinen Look zu definieren. Innenraumszenen sind oft massiv grün gefiltert und die Bilddynamik sorgt für überstrahlende Farben bereits auf Gesichtern – ganz zu schweigen von fast rosaroten Lippen und anderen Farbdetails, die massiv hervorstechen. Gleichzeitig arbeiten teils Rauschfilter bei ebenfalls teilweise intensiv genutztem, artifiziellem Korn. Das führt schon mal zu Schärfekanälen, an deren Rändern alles auszufransen beginnt. Allerdings, wie gesagt: Das ist durchaus bewusstes Stilmittel. In Breslins Büros hingegen ist die Laufruhe hoch und Close-ups sind rattenscharf. Auch Shanghai bei Nacht sieht prächtig aufgelöst aus – eventuell sogar etwas überkrisp. Im Hades selbst herrscht dann wieder der stilisierte Look, der aufgrund der unterschiedlichen Filterungen und Lens-Flare-Effekte auch schon mal zu weniger überzeugenden Close-ups und etwas weicheren Einstellungen führt. Auch der erste Auftritt von Titus Welliver gerät schwierig, weil er zum einen von Banding-Effekten umgeben ist (22’27) und in Bewegung sichtbar nachwischt.
Akustisch ist Escape Plan 2 durchaus dynamisch und effektvoll geworden. So werden die Tritte und Faustschläge in den Body-Fights sehr wuchtig transportiert und Schüsse liefern hörbare Querschläger/Einschläge von den Rearspeakern. Explosionen hätten zwar noch etwas mehr Wums haben dürfen, aber für einen nicht allzu teuer produzierten Film geht das durchaus in Ordnung (6’28). Richtig viel Punch haben allerdings die MPs kurz darauf (7’02) und auch das Aktivieren der Scheinwerfer im Hades sorgt für brutale Subwoofer-Attacken (17’00).
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Escape Plan 2: Hades gibt’s zwei Featurettes sowie ein Making of. Eins der Featurettes kümmert sich um die Realisierung des (praktisch realisierten) Roboters. Im zweiten Hintergrundbericht beschreibt Regisseur Miller, dass für ihn Sequels immer düsterer sein sollten, weshalb er den Look auch entsprechend anlegte. Im Making-of werden dann noch die Figuren und Darsteller näher beleuchtet – vor allem die Arbeit mit Stallone mochten natürlich alle sehr.
Fazit
Die Vorbilder für Escape Plan 2: Hades sollte man nicht im 80er-Jahre-Muskel-Actionkino suchen, sondern eher im 90er-Jahre-Trash-B-Movie. Dazu ist Steven C. Millers Vision der Story sehr viel düsterer und ernsthafter. In sich ist das Ganze durchaus noch ein ansehnlicher Actionfilm, ohne jedoch allzu sehr auf die Star-Power von Stallone zu setzen. Der spielt übrigens im bereits abgedrehten dritten Teil erneut mit. Mal schauen, wie groß seine Rolle dort ausfällt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 50%
Anbieter: NewKSM Cinema
Land/Jahr: China/USA 2018
Regie: Steven C. Miller
Darsteller: Xiaoming Huang, Sylvester Stallone, Dave Bautista, Jesse Metcalfe, 50 Cent, Wes Chatham, Jaime King
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter NewKSM Cinema)