Blu-ray Review
OT: Escape Plan
Häftling 7458
Wenn die zwei größten Actionhelden der wilden 80er aufeinandertreffen, horcht der Genrefan auf.
Inhalt
Ray Breslin ist schon zum 14. Mal aus einem Gefägnis ausgebrochen, keins scheint vor ihm sicher. Das ist allerdings kaum ein Kunststück, ist er doch der hochdotierte Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, die mit ihren Nach-Ausbruchs-Ratschlägen den Knastbetreibern lukrative Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen macht. Als eine Unbekannte seine Dienste für ein neues High-Tech-Gefängnis in Anspruch nehmen will, geht Breslin ohne böse Vorahnung darauf ein. Doch schon seine Festnahme ist brutal, der Weg zum Gefängnis holprig und in der Anstalt angekommen, vollkommen abgeschnitten von seinen Kollegen draußen, will der Knastdirektor (schön fies: James Caviezel) nichts von einem „Evakuierungscode“ wissen, den Breslin im Notfall aussprechen kann. Der versierte Ausbruchsspezialist wird sich bewusst, dass er in eine Falle getappt ist, hinter der eine groß angelegte Verschwörung steckt. Einzig zu Emil Rottmayer, einem ebenfalls Inhaftierten, der hohes Ansehen genießt, kann er so etwas wie Vertrauen entwickeln. Es kommt, wie es kommen muss: Ray muss mit dem Kriminellen gemeisame Sache machen, um auszubrechen …
Es war 1989, als Sylvester Stallone in Lock up hinter Gittern unfair behandelt wurde und sein Leben aufs Spiel setzte, um dort auszubrechen – die Zeit der testosterongesteuerten Actionfilme und absolute Hochphase der noch heute als Ikonen verehrten Stars. 2013, gute 24 Jahre später sitzt der Darsteller erneut im Knast – allerdings freiwillig. Escape Plan versucht dabei erst gar nicht, modern oder besonders zeitgemäß daherzukommen, sondern wirkt, als wäre die Zeit einfach gar nicht fortgeschritten. Das wiederum passt gut zum eigentlichen Anlass des Films, nämlich der erstmaligen Zusammenführung der mit 66 und 67 Jahren mittlerweile rüstigen Rentner des Actiofilms Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone. Wer jetzt denkt, das stimme ja gar nicht, hat sicherlich recht, denn in Expendables waren beide schon zu sehen. Allerdings kann man da von einem echten gemeinsamen Film kaum reden, denn die zusammen genutzte Screentime war dann doch eher gering.
Viel Schelte musste Escape Plan einstecken – er sei zu Retro, zu unoriginell, das Aufeinandertreffen der beiden Stars sei enttäuschend …
Wie immer bei Filmen ist vieles Geschmacksache und man sollte den gemeinsamen Auftritt Schwarzeneggers und Stallones vielleicht nicht unbedingt mit dem von Pacino und De Niro in Heat vergleichen, sondern sich einfach darüber freuen, zwei wieder erstarkten 80er-Jahre-Helden bei einem durchweg unterhaltsamen Knastfilm zuzusehen. Und mal im Ernst: Wenn die beiden Actionlegenden sich gegenseitig die faltig gewordenen Visagen polieren und Schwarzenegger seinem Kollegen vorhält, er schlüge zu wie ein Vegetarier, dann ist das schon ziemlich amüsant. Neben der zwar etwas einfachen, aber für ausreichend Spannung sorgenden Geschichte ist vielleicht der größte Kritikpunkt die Tatsache, dass Schwarzeneggers Rolle überraschend weich und passiv daherkommt. Das jedoch nicht von ungefähr, denn Stallone ist, das merkt man im direkten Vergleich der beiden, tatsächlich der sichtbar bessere Schauspieler. Was die Rocky-Ikone an Anstrengung und expressionistischer Mimik veranstaltet, versucht der „Terminator“ mit entspannter Komik zu kontern. Das klappt zwar nicht immer, doch davon ab sieht man den privat mittlerweile guten Freunden an, dass sie richtig Spaß bei ihrer Arbeit hatten. Die anklingenden ironischen Untertöne tragen ihr Übriges zum Gelingen des Films bei.
Kontroverse: Stimmensynchronisation
Ein nicht ganz einfaches Unterfangen für den deutschen Filmverleih Concorde war sicher die Synchronisation der beiden Darsteller, da sowohl Stallones, als auch Schwarzeneggers angestammter Sprecher Thomas Danneberg ist. Während in den Expendables-Filmen die Szenen beider Darsteller noch von Danneberg übernommen wurden, entschloss man sich seitens Concorde, aufgrund der komplexen gemeinsamen Dialoge dazu, denjenigen mit dem geringeren Anteil an Redezeit (Schwarzenegger) von Ralph Schicha synchronisieren zu lassen. Bei aller Emotionalität, die ein solches Vorgehen hervorruft sowie bei den verschiedensten Gerüchten, die im World Wide Web kursieren (auf dich ich an dieser Stelle nicht eingehe, um nicht weiteres Öl ins Feuer zu gießen) muss man sagen, dass Schicha (ganz neutral betrachtet) seinen Job gut macht. Durch seinen leichten Akzent ist er dem ungelenken englischen Original des Österreichrers sogar fast näher als Danneberg. Wer dennoch Schwierigkeiten mit dem ungewohnten Klang hat, dem sei die Originalfassung von Escape Plan empfohlen, die Schwarzeneggers Dialekt ohnehin kultiger einfängt.
Bild- und Tonqualität
Die Blu-ray von Escape Plan hat einen sehr guten Kontrastumfang, auch die Schärfe in Close-ups ist gut, dennoch wirkt das Bild recht flach. Die hauptsächlich an einer Graupalette ausgerichteten Farben wurden etwas entsättigt, um dem Thema gerecht zu werden und erzeugen so, wie der Film selbst, eine stimmige 80er-Jahre-Atmosphäre.
Akustisch kann Escape Plan noch mehr überzeugen: Die Explosion zu Beginn knallt räumlich aus allen Lautsprechern, der hektische Soundtrack trommelt und posaunt effektvoll auf acht Kanälen. Die Stimmen gelangen verständlich und prägnant aus dem Center und während der Szenen, in denen der Anstaltsleiter Breslin brechen will, wird das akustische Echo sehr stimmungsvoll wiedergegeben. Brechen Kämpfe aus, kommt auch der Subwoofer zum Einsatz, der recht druckvoll agiert, sobald Körper zu Boden gehen.
Bonusmaterial
Neben einem Audiokommentar mit Regisseur Hafström und Drehbuchautor Chapman sowie entfernten Szenen warten noch drei Featurettes im Bonusbereich von Escape Plan: Im Making-of wird ausgiebig auf die (teils komplizierte) Entstehungsgeschichte des Films eingegangen. Man erzählt, wie die Filmbeteiligten an Bord gekommen sind und wie’s zum Aufeinandertreffen der beiden Stars kam. In „Maximale Sicherheit: Die echten Gräber“ kommen Kenner echter Hochsicherheitsgefängnisse zu Wort, die zum einen die Geschichte der Inhaftierung erklären und zum anderen betonen, dass echte hoch gesicherte Knasteinrichtungen sehr unterschiedlich von denen sind, wie man sie in Filmen geschildert bekommt. „Zwei Legenden treffen aufeinander“ konzentriert sich letztlich vollkommen darauf, wie Arnold und Sylvester miteinander umgingen, nachdem sie früher jahrelang in Konkurrenz zueinander standen und darum stritten, wer die meisten Typen auf der Leinwand gekillt oder die dickeren Wummen dafür benutzt hat.
Fazit
Bei aller Kritik über die Synchronisierung Schwarzeneggers ist Escape Plan ein durch die Bank unterhaltsamer, geradliniger Actionstreifen geworden, der nicht mit sanfter Ironie spart und spannend unterhält.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalfassung): 80%
Bonusmaterial: 60%
Film: 70%
Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Mikael Hafström
Darsteller: Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, James Caviezel, Sam Neill, Vinnie Jones
Tonformate: dts HD-High Resolution 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 117
Codec: AVC
FSK: 16