Excision – Herausschneiden das Böse um zu heilen die Krankheit

Blu-ray Review

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Intergroove Media, seit 05.04.2015

OT: Excision

 


Bizarre Traumwelt

Excision ist ein kontrovers diskutierter Mix aus Horror und Coming-of-Age-Drama – nur kontrovers oder auch gut?

Inhalt

Pauline ist 17 und ganz anders als ihre Highschool-Mitschülerinnen. Im Sexualkundeunterricht fragt sie schon mal, ob Sex mit Toten Krankheiten übertragen kann und wenn’s ihr einfällt, pierct sie sich selbst die Nase. Zu Hause schlägt sie sich mit einer Mutter, die der jüngeren und an Mukoviszidose Schwester Grace klar den Vorzug gibt und Pauline ständig Vorwürfe macht. Ganz von ungefähr kommt das Ganze jedoch nicht, denn die junge Frau ist schroff, provokant und nimmt’s mit der Aufrichtigkeit auch nicht so genau. Da scheint es nur verständlich, dass sie sich mehr und mehr in bizarre Tagträume flüchtet. Träume, in denen sie erfolgreiche Chirurgin ist und als solche Sex mit Leichen und Kleinwüchsigen hat oder sich wahlweise in einen echten Blutrausch steigert. Da sie sich mehr und mehr in diese Welt verliert, stößt sie in ihrem Umfeld auf immer mehr Widerstand. Doch dann hat sie eine Idee, wie sie ihre Eltern stolz machen und gleichzeitig ihre Schwester heilen kann …

Excision – Herausschneiden das Böse um zu heilen die Krankheit basiert auf einem Kurzfilm von Regisseur Richard Bates jr., den dieser 2008 auf diversen Festivals erfolgreich präsentierte. Fast fünf Jahre dauerten dann die Planungen zur Umsetzung des Langfilms. Herausgekommen ist ein Werk, das sicherlich Grenzen überschreitet und durch eine sehr eigenwillige Optik heraussticht. Beinahe wie abgefilmtes Theater wirken viele Einstellungen. Allerdings entsteht dadurch auch eine gewisse Distanz, die der Zuschauer nie so recht überwinden kann. Das Außenseiterdasein von Pauline ist zwar grundsätzlich nachvollziehbar, doch ihre dauernde Ablehnungshaltung und aggressive Kühle sorgen beim Betrachter irgendwann dafür, dass man die Einstellung der Mutter übernimmt. Selbst ihre eigentlich emotionale Bindung an die kranke Schwester sorgt nicht dafür, dass man übermäßiges Mitgefühl aufbaut. Die Tragik in Paulines Figur arbeitet Excision nicht eindeutig genug heraus und bleibt damit eher an der visuellen Oberfläche. Die allerdings liegt auf künstlerisch hohem Niveau. Bedenkt man, dass Bates hier seinen ersten abendfüllenden Spielfilm inszenierte, muss man ihm erheblichen Respekt zollen. Vor allem das Setdesign während der bizarren Traumvorstellungen ist herausragend. Bisweilen hätte sein Film die bewusst drastischen Momente nicht mal nötig gehabt, um seine Wirkung zu entfalten. Hin und wieder wirken Szenen wie das Betrachten eines benutzten Menstruations-Tampons ein wenig künstlich auf Schockwirkung getrimmt.

Erstaunlich ist, welche Vielzahl an prominenten Darstellern Regisseur Bates für seinen Film engagieren konnte. AnnaLynne McCord, die vor Excision vor allem in Serien (90210, Nip/Tuck) aufgefallen war, beweist Mut zur Hässlichkeit und watet durch einen Sumpf aus Perversität, Hypochondrie und Coming-of-Age-Problemen. Das meistert sie gut, wenngleich man nur bedingt Sympathien für sie erübrigt. Rogar Bart, ihr Filmdad, hat Genre-Erfahrung, war er doch schon als Folterer Stuart in Hostel 2 unterwegs. Fillmmutter Phyllis wird der aufmerksame Zuschauer als Porno-Starlet der 80er, Traci Lords erkennen. Herausragend ist die Besetzung der Nebendarsteller, die perfekt in dieses konventionensprengende Genrewerk passen. Malcolm McDowell als Mathelehrer, Ray Wise als sarkastischer Schuldirektor und der gute John Waters als seelsorgender Pfarrer schenken Excision den surrealen Touch, den die Werke des Letzteren ebenfalls auszeichnen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Excision bleibt über den gesamten Verlauf extrem ruhig und stabil. Nahaufnahmen sind bestechend scharf und hervorragend aufgelöst. Auch der Kontrastumfang passt und lässt helle wie dunkle Details sehr gut zur Geltung kommen. Da die Kamera fast ausschließlich ruhige Einstellungen wählt, sind auch Bewegungsunschärfen oder -problematiken kein Thema.
Beim Ton wählt Excision eher die sanftere Gangart. Ein paar Schockmomente sind mit plötzlichen dynamischen Sounds unterlegt, die dann entsprechend räumlich präsentiert werden. Ansonsten spielt sich das Geschehen zum allergrößten Teil auf der Front ab. Die Dialoge der gut gelungenen Synchronisation gelangen verständlich ans Ohr und sind von der Lautstärke her homogen eingebettet.

Bonusmaterial

Neben dem Originaltrailer liegt im Bonusmaterial von Excision lediglich ein Audiokommentar von Regisseur Bates und AnnaLynne McCord vor. In diesem erzählt der Filmemacher, wie der Weg vom Kurzfilm zum Spielfilm vollzogen wurde und dass Sets teilweise in der Garage seines besten Freundes aufgebaut wurden. Auch gibt er preis, dass John Waters selbst das Skript als „weird“ empfand – ein Ritterschlag für Bates, der die Filme des Regisseurs schon immer zu seinen Favoriten zählte. Waters selbst machte gerne in Excision mit, allerdings nur unter der Bedingung, dass er sich seinen charakteristischen Schnauzer nicht abrasieren muss.

Fazit

Excision – Herausschneiden das Böse um zu heilen die Krankheit will öfter Grenzen überschreiten, als er es am Ende tatsächlich tut. Optisch ist das dennoch fesselnd, wobei es durchaus Sinn gemacht hätte, ein wenig mehr Konzentration auf eine etwas sorgfältigere Charakterisierung von Pauline zu legen. Sie bleibt den ganzen Film trotz guter darstellerischer Leistung von AnnaLynne McCord nur wenig greifbar und provoziert zu wenig Empathie.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 25%
Film: 60%

Anbieter: Intergroove Media
Land/Jahr: USA 2012
Regie: Richard Bates jr.
Darsteller: AnnaLynne McCord, Roger Bart, Ariel Winter, Traci Lords, Matthew Gray Gubler, Ray Wise, Malcolm McDowell, John Waters
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en // DD 2.0: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 81
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)

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