Express in die Hölle – Runaway Train Mediabook

Blu-ray Review

Runaway Train - Express in die Hölle Blu-ray Review MediaBook Cover
Capelight, 04.12.2017

OT: Runaway Train

 


Taxi zum Broadway

Actionklassiker der 80er erstmals auf Blu-ray.

Inhalt

Runaway Train - Express in die Hölle Blu-ray Review MediaBook Szene 1
Buck und Manny haben den Ausbruch geschafft

Ein Hochsicherheitsgefängnis in Alaska: Oscar „Manny“ Manheim sitzt lebenslänglich ein und gilt im Zuchthaus als Legende. Sehr zum Leidwesen des Direktors, der ihn schon lange auf dem Kieker hat. Gemeinsam mit dem jungen Buck, der wegen Vergewaltigung einsitzt, gelingt ihm eines Nachts die Flucht in die Kälte. Das ungleiche Gespann landet irgendwann in einem Zug, der quer durch Alaska fährt. Dessen Schaffner fällt allerdings nach kurzer Fahrt mit einem Herzstillstand von der Lok. Der eingeleitete Nothalt führt nur zu durchgebrannten Bremsen, nicht zur Verlangsamung. Während Manny und Buck denken, dass alles in Ordnung ist, versucht die Einsatzleitung den Zug irgendwie unter Kontrolle zu bringen – zumal der Plan ihn entgleisen zu lassen schnell zu den Akten gelegt wird, da sich die Bahnarbeiterin Sara noch an Bord befindet. Ohne jede Aussicht auf einen Stopp rast der Zug direkt auf eine Katastrophe zu …

Runaway Train - Express in die Hölle Blu-ray Review MediaBook Szene 2
Der Zug rast unaufhaltsam vorwärts

Runaway Train – Express in die Hölle gehört zu den besten Actionfilmen der 80er Jahre überhaupt. Der Russe Andrej Michalkow-Kontschalowskij, der vier Jahre später auch Kurt Russell und Sylvester Stallone in Tango & Cash zusammenführen sollte, inszenierte seinen zweiten US-Film nach Maria’s Lovers als geradlinigen Streifen mit entfesseltem Tempo und atemberaubenden Bildern. Vor der Kulisse des verschneiten Alaska ist der Film praktisch die Blaupause für Speed, der knapp zehn Jahre später Keanu Reeves und Sandra Bullock in einem Bus auf Todesfahrt schickte. Natürlich sind die Dialoge aus heutiger Sicht ziemlich altbacken, die Charaktere reinste Klischees. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Actionfilmen der 80er verlieh das Drehbuch (die Originalvorlage stammte übrigens von Akira Kurosawa) ihnen durchaus Tiefe und arbeitete sie gut aus. Die Spannung, die sich innerhalb des Zugs zwischen den beiden Ausbrechern entfaltet, von denen der eine (Manny) den anderen (Buck) schon nicht leiden kann, wird noch ausgeweitet als die resolute Sara (Rebecca de Mornay) dazustößt. Zwar liefert Runaway Train einen Haufen an Hartmänner-Stereotypen, doch immerhin ist er in der Schilderung der Sara bemüht um einen Ausgleich und damit deutlich weiter als die meisten Machofilme seiner Zeit. Was natürlich vollständig herausragt, ist die Atmosphäre, die einsetzt, sobald Manny und Buck auf den Zug aufspringen. Komplett in Alaska gedreht (der anfängliche Plan, in Montana zu arbeiten, wurde von einer plötzlichen Schneeschmelze zerstört), kann man Protagonisten und Material ansehen, wie verflucht kalt es gewesen sein muss. Darsteller Roberts bestätigt das in den Interviews und es scheint ihn noch heute zu frösteln. Diese schneebedeckte Lok (je nach Einstellung führt mal eine EMD GP40-2 und mal eine EMD GP7 das Lokomotiven-Trio an), die sich ihren Weg erbarmungslos auch durch Waggons hindurchfräst, hat während der Außenaufnahmen eine brachiale Dynamik, die zuschlägt wie ein Schwergewichts-Boxer. Aber auch die Dramatik, die sich aufgrund der Geschwindigkeit des Zugs und der bevorstehenden Kollisionen entwickelt, war seinerzeit ungesehen und zeugt ebenso von den intensiven Dreharbeiten wie von herausragenden Stunts – lediglich der Synthie-/Bassgitarren/E-Gitarren-Filmscore ist aus heutiger Sicht nur noch unter nostalgischen Aspekten hörbar.

Bild- und Tonqualität

Runaway Train - Express in die Hölle Blu-ray Review MediaBook Szene 4
Überraschungsgast an Bord: Sara

Für die Blu-ray von Runaway Train – Express in die Hölle wurde das Bild erstaunlich sauber transportiert. Bildfehler wie Drop-outs oder Schmutzpartikel sind zwar durchaus vorhanden, nehmen aber nicht Überhand. Eine ganz leichte vertikale Streifigkeit macht sich bisweilen mit einem leichten Flackern bemerkbar. Natürlich handelt es sich immer noch um ein Kind der 80er, was man dem Look nicht nur daran ansieht, dass er im 1,85:1-Format gedreht wurde – damals auch bei epischen Actionfilmen üblich. Dazu ist er grundsätzlich sehr körnig und kann seine analoge Herkunft nicht verleugnen. Im Schneetreiben bei den Außenaufnahmen weiß man manchmal nicht, was Schneeflocken und was Korn ist – gut, das war jetzt etwas übertrieben. Allerdings ist der Kontrastumfang oft nur mäßig. Meist sind Einstellungen etwas verschleiert. Die Gesichter haben diesen (für die damalige Zeit typischen) Orange-Ton, was sicherlich etwas an der Natürlichkeit knabbert. Allerdings gewöhnt man sich schnell dran. Die Schärfe geht in Close-ups in Ordnung, lässt aber bei Zooms im Außenbereich des Knasts sichtbar nach (10’30). Der Kontrastumfang ist oft nur mäßig. Oft leiden die Einstellungen etwas unter einem Grauschleier. Besser wird’s, wenn die Szenerie eher dunkel ist. Dann überstrahlen Helligkeiten nicht so sehr und Schwarz wirkt durchaus eindrucksvoll.
Gegenüber der bisherigen DVD, die nur mit DD 2.0 Surround ausgestattet war, liefert die Blu-ray von Runaway Train – Express in die Hölle einen vollwertigen dts-HD-Master-Sound in 5.1 – zumindest für die hiesige Fassung. Der O-Ton-Freund muss mit PCM 2.0 auskommen. Allerdings klingt schon der Stereo-Ton erstaunlich gut und liefert für seine zwei Kanäle eine authentische Atmosphäre. So hört man einen deutlichen Nachhall, wenn der Direktor in den Knastgängen seine Stimme erhebt und im Gefängnishof baut sich eine breite Bühne auf, von der man im Hintergrund die Geräusche der Insassen wahrnimmt, während im Vordergrund die Dialoge verständlich rüberkommen. Beim dts-HD-MA-Sound der deutschen Spur hat man in der Tat saubere Arbeit geleistet. Rauschen oder Knacksen hört man nicht. Die Stimmen kommen sauber aus dem Center und die chaotische Knastatmosphäre hält viele direktionale Geräusche für die Rearspeaker bereit. Der 80er-Jahre-Synthie-Soundtrack liefert bisweilen etwas Druck und der Zug quietscht mit hörbaren Signalen aus allen Lautsprechern (38’55). Gut, wirkliche Bassgewalt gibt es nicht. So kracht es beim ersten Zusammenstoß mit einem anderen Waggon nach 49 Minuten dann doch etwas brüchig aus den Lautsprechern (48’50). Doch für einen 80er-Jahre-Film ist das alles in allem durchaus gelungen.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Runaway Train enthält neben dem Trailer noch vier ausgedehnte Interviews mit Konchalovsky, Voight, Roberts und Kyle T. Heffner, dem zuständigen Leider der Einsatzzentrale. Die Gespräche sind allesamt noch recht jungen Datums, was für einige spannende und witzige Anekdoten sorgt, wenn die vier rückblickend von den Arbeiten am Film erzählen. So berichtet Jon Voight beispielsweise davon, dass er den Film beinahe nicht gemacht hätte, da es ihm seinerzeit gesundheitlich nicht allzu gut ging. Er überließ die Entscheidung tatsächlich einem Zeichen „von oben“, das er offensichtlich bekam und was ihm am Ende einen Golden Globe und eine Oscarnominierung einbrachte. Obendrauf ist das Medienbook super schick gestaltet und hat ein 24-seitiges Booklet

 Die Fazit

Runaway Train ist aus heutiger Sicht ein absoluter Klassiker des Actionkinos – das verdeutlichen nicht nur die Interviews im Bonusmaterial. Die Blu-ray liefert dazu ein durchaus anständiges, zeitgemäßes Bild und einen recht effektvollen Sound. Das Mediabooklet ist außerdem noch ziemlich schick geraten – Pflichtkauf für Fans des 80er-Jahre-Kinos.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 50%
Film: 80%

Anbieter: Capelight
Land/Jahr: USA 1985
Regie: Andrej Konchalowski
Darsteller: Jon Voight, Eric Roberts, Rebecca De Mornay, Kyle T. Heffner, John Ryan, Kenneth McMillan
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de // PCM 2.0: en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 110
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Runaway Train

Runaway Train - Trailer - (1985) - HQ

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