Extraterrestrial – Sie kommen nicht in Frieden

Blu-ray Review

extraterrestrial sie kommen nicht in frieden Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, ab 02.04.2015

OT: Extraterrestrial

 


Area 52

In Extraterrestrial besuchen mal wieder Aliens die Erde – ziemlich fiese Vertreter der Gattung Außerirdisch.

Inhalt

April wollte eigentlich nur mit ihrem Freund Kyle zusammen die alte Blockhütte ihrer Eltern fotografieren und für ihren Vater ein paar Dinge mitbringen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So schließen sich kurzerhand die Freunde Melanie, Seth und Lex an und vor Ort redet der Sheriff irgendwas von komischen Ereignissen, getöteten Tieren und ähnlichem. Kaum bricht die erste Nacht herein, scheint ein Meteor vom Himmel zu fallen. Ein Meteor, der sich kurz darauf als außerirdisches Flugobjekt entpuppt. Ein UFO, dem ein Insasse entsteigt und der … von April kurzerhand über den Haufen geschossen wird. Das wiederum finden dessen Kumpels überhaupt nicht witzig, weshalb sie konsequenterweise ein Allien-Rache-Kommando losschicken …

Colin Minihan und Stuart Ortiz, die seit Grave Encounters als Vicious Brothers firmieren und für Regie und Drehbuch zuständig sind, haben sich einfach ungeniert bei 80er-Jahre-Alien-Invasionsfilmen bedient, ein bisschen Found-Footage hinzuaddiert und das Ganze mit der üblichen Teenager-Truppe, die eine leere Hütte besucht und Party machen will, garniert. Herausgekommen ist Extraterrestrial – Sie kommen nicht in Frieden – ein Alien-Horror-Thriller, der praktisch jedes existierende Genreklischee bedient und dennoch überraschend unterhaltsam ist. So versteht es Minihan durchaus, mit ansprechenden Schnitten, netten Kameraeinstellungen und Gespür für Spannungsaufbau, den Zuschauer bei der Stange zu halten. Viel künstliches Taschenlampenlicht, das nur punktuell ausleuchtet, Kratzgeräusche der Aliens, Close-ups durch den Türsucher – das sind nur ein paar der gelungenen Einfälle der kanadischen Produktion. Und so ist Extraterrestrial überhaupt nicht so trashig, wie sein Titel und das Cover es vermuten lassen würden. Auch die Außerirdischen selbst, die zwar genauso aussehen, wie angebliche Augenzeugenberichte es immer schon wissen wollten, überzeugen am Ende. Das wiederum liegt daran, dass sie oft nur schemenhaft und als Schatten auftauchen und selbst bei frontaler Aufnahme durchaus gut getrickst sind. Gut getrickst sind auch die blutigen Momente, die gar nicht so billig daherkommen, wie man meinen würde. Und bei den Aufnahmen des Inneren im Alien-Mutterkreuzer wird durch Unschärfe-Verfremdungen geschickt überspielt, dass auch hier nicht die Masse an Geld vorhanden war – auf dem Niveau von Iron Sky liegen die Effekte aber allemal.

Wohltuend unterscheidet sich dazu die Besetzung in Extraterrestrial vom Knallchargen-Niveau anderer Beiträge dieser Zunft: Hauptdarstellerin Brittany Allen ist talentierter als der grobe Durchschnitt der Darsteller in ähnlichen Genrefilmen, wenngleich es etwas unfäir ist, sie mit einer Nahaufnahme ihres verlängerten Rückens vorzustellen – wer achtet da bitte noch auf ihr Schauspiel? Michael Ironside als kiffender Onkel Travis mit Quietsche-Entchen-Shirt ist hübsch selbstironisch, wenn er von seinen Alien-Mutterschiff-Sichtungen berichtet und dabei seine selbstgedrehten Joints befeuchtet. Gil Bellows sorgt als ernster Beamter mit tragischem Hintergrund für die Dramatik wird aktuell die Polizistenrolle offenbar aber nicht so richtig los (The Calling – Ruf des Bösen). Alle zusammen machen einen respektablen Job, ohne vielleicht das Niveau von A-Liga-Produktionen zu erreichen, aber immerhin nimmt man ihnen ihre Aktionen ab und auch die Dialoge hat man schon mal weniger inspiriert vernommen. Manchmal sind die Sprüche zwar ungewollt komisch, was im Fall von Extraterrestrial allerdings eher charmant als bescheuert wirkt. So sorgt ein „Mir ist kalt, fahr schneller!“ für spontane Belustigung. Eine Belustigung, die gegen Ende der Action weicht und in einem Finale gipfelt, das ins Innere des Raumschiffs führt. Dort sieht’s zwar aus wie in einem günstigen Abziehbild von Aliens, aber was macht das schon, wenn’s irgendwie passt und funktioniert – zumal die finale Kamerafahrt zeigt, was die Vicious-Brüder wirklich draufhaben. Wenn jetzt in naher Zukunft jemand mit 20 Millionen Dollar Budget und einer originellen Horrorstory winkt, ist den beiden der Aufstieg in die A-Liga ohne weiteres zuzutrauen.

Bild- und Tonqualität

Extraterrestrial – Sie kommen nich tin Frieden liefert entgegen der wenig gut aufgelösten Szenenbilder auf dieser Seite ein erstaunlich kontrastreiches Bild mit ansprechend-natürlichen Farben und – abgesehen von den Wackelkamera-Fake-Doku-Sequenzen – eine recht gute Schärfe. Der US-Flaggen-Aufnäher auf Sheriff Murphys Hemd ist beeindruckend plastisch, die nicht ganz so perfekte Schminke in den Gesichtern der Mädels wird als solche entlarvt. In Halbtotalen lässt der krispe Eindruck jedoch deutlich nach und in Randbereichen wird’s extrem soft. In Sachen Lens-Flare sind Minihan und Ortiz ganz offensichtlich J.J. Abrams-Freunde, denn der aufdringliche Einsatz des Lichtspiegelungseffekts geht bisweilen ziemlich auf die Nerven.
Ähnlich überraschend gut ist der Ton von Extraterrestrial, der nicht in die übliche Low-Budget-Kategorie passen will und erstaunlich effektvolle Filmmusik präsentiert. Auch Jump-Scares werden laut und dynamisch präsentiert und wenn die Aliens auf der Erde bruchlanden, bekommt sogar der Subwoofer ordentlich was zu tun. Immer wieder gibt’s Bassattacken, beispielsweise wenn die Aliens die ganze Hüttel zum Wackeln bringen und die Lichtspiele von krassen Soundeffekten begleitet werden (66’40). Schön auch, dass die Synchronisation in Extraterrestrial durchweg hochwertig und gelungen ist – weit entfernt vom Amateurtouch einiger Genrefilme der letzten Zeit.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Extraterrestrial – Sie kommen nicht in Frieden finden sich nicht nur die Trailer und einige Programmtipps, sondern ein kurzes Making-of, in dem man die beiden Vicious-Brothers zu Gesicht bekommt, sowie ein Audiokommentar des Regie-Autoren-Duos.

Fazit

Hätte viel schlimmer kommen können: Extraterrestrial – Sie kommen nicht in Frieden ist ein über weite Strecken durchaus annehmbarer Sci-Fi-Horror-Mix mit akzeptablen Darstellern, Gespür für Spannung und morbiden Look sowie überraschend guten Tricks. Trotz haufenweise Klischees ist das bis zum düsteren Raumschiff-Finale und dem zynischen Ende richtig unterhaltsam.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: CA 2014
Regie: Colin Minihan
Darsteller: Brittany Allen, Freddie Stroma, Melanie Papalia, Michael Ironside, Gil Bellows
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: 16

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!