Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile

Blu-ray Review

Highlight Communications, 04.07.2019

OT: Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile

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Unsichtbar

Zac Efron als Serienkiller Ted Bundy.

Inhalt

Seattle 1969: Als die junge Mutter Liz das erste Mal seit langer Zeit ausgeht, trifft sie auf einen charmanten und sehr freundlichen Typen. Sie nimmt ihn mit nach Hause, wo er ihr Geborgenheit schenkt und auch dann nicht zurück zieht, als er erfährt, dass sie ein kleines Mädchen hat. Und weil er nicht mal auf Sex drängt, beginnt sie ihm Vertrauen zu schenken. Die Beiden werden ein Paar und beginnen, Zukunftspläne zu schmieden. Was Liz nicht weiß: Der Mann an ihrer Seite wird in den nächsten Jahren über 30 Morde begehen und als Ted Bundy Geschichte als Amerikas berühmtester Serienkiller schreiben …

TV- und Dokumentarfilmer Joe Berlinger (Metallica: Some Kind of Monster) scheint fasziniert von Amerikas Serienkillern und dem Thema von Mördern und Justiz an sich. Über die letzten Jahre produzierte er mit True-Crime-TV-Dokus/-Serien wie Judgment Day – Prison or Parole?, The Clutter Family Murders oder der Netflix-Serie Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders zahlreiche ähnlich gelagerte Geschichten. Letztere kondensiert er nun in einem knapp zweistündigen Film mit Zac Efron in der Rolle des berühmtesten aller US-Serienkiller, die in den USA ebenfalls von Netflix ausgewertet wurde, hierzulande nun aber über Constantin Film beim FFF lief und nun auf Blu-ray erscheint.
Ted Bundy übt bis heute eine große Faszination auf Historiker und Gesellschaft aus – wenn man das Wort im Zusammenhang mit einem mindestens 30-fachen Frauenmörder überhaupt nutzen sollte.
In Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile geht es aber nicht um die „Faszination“ und seltsam romantische Verklärung einiger Menschen Bundy gegenüber, sondern vornehmlich um seine Beziehung zu Liz Kendall, die späteren Gerichtsverhandlungen und die Versäumnisse der Gesellschaft und der Behörden, die Hinweise zu erkennen.

Denn im Prinzip sprach alles schon lange für Ted Bundy als Killer der Mädchen. Doch einmal schloss man ihn beispielsweise als Verdächtigten (trotz des bekannten Vornamens und der Tatsache, dass er einen VW Käfer fuhr) schon alleine deshalb aus, weil er als Student und politisch Aktiver schlicht nicht ins traditionelle Schema passte. Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile beginnt mit dem Kennenlernen von Bundy und Kloepfer und switcht dann sechs Jahre weiter zum Zeitpunkt der ersten echten Verhaftung (Metallica-Frontmann James Hetfield als Officer Bob Hayward). Dabei muss man in den ersten zwanzig Minuten gut aufpassen, um nicht die Übersicht über die Zeitsprünge zu verlieren. Regisseur Berlinger konzentriert sich nicht auf die Taten. Auch nicht (oder nur wenig) auf die Opfer. Letzteres kann man dem Film vorwerfen – oder aber sich auf die Geschichte von Liz Kendall  konzentrieren, die hier unter ihrem Pseudonym genannt wird (eigentlich Elizabeth Kloepfer heißt). Denn Berlinger schildert eindrücklich die Gefühle, die in der jungen Mutter vorgingen, als sie nach und nach Zweifel an Bundys Geschichten bekommt und realisieren muss, mit welchem Monster sie Bett und Seele teilte. Um sich für diese Rolle vorzubereiten, traf sich Liz-Darstellerin Lilly Collins mit der echten Elizabeth Kloepfer, die allerdings seit einer Buchveröffentlichung Anfang der 80er nicht mehr öffentlich auftrat.

Man sollte trotz der Hintergrundgeschichte von Extremely Wicked zu keiner Zeit eine Abarbeitung seiner Morde erwarten – man sieht (bis kurz vor Schluss) nicht einen davon. Was passierte, wird vornehmlich durch echte TV-Bilder geschildert, die zwischenzeitlich eingespielt werden.
Was bleibt ist ein beeindruckend gespielter (Zac Efron und Lilly Collins schenken sich nichts) und von schillernden Nebenfiguren gesäumter (klasse sind auch John Malkovich als Richter und der gegen sein übliches Figuren-Klischee besetzte Jim Parsons als Staatsanwalt) Film, der sich etwas zu sehr auf des Killers Charme konzentriert und ihn für diejenigen, die seine Geschichte nicht kennen, zu harmlos darstellt. Die psychopathische Seite des angepassten Bürgers Bundy wird kaum offenbar und der toll aufspielende Efron hat hier zuwenig Möglichkeit, sein Talent genau für diese grenzgängerische Persönlichkeit zu nutzen. Man hätte sicher nicht alle (bekannten) Morde darstellen müssen. Aber um wirklich zu begreifen, was für ein Monster Bundy war, hätte es geholfen, wenn man auch seine andere Seite gezeigt hätte.
Flankierend zum dennoch unterhaltsamen Film empfiehlt sich deshalb tatsächlich Berlingers Netflix-Serie Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders, die auf die schrecklichen Taten mehr Bezug nimmt.

Bild- und Tonqualität

Extremely Wicked wurde zwar digital gefilmt, nachträglich aber starken Stilmitteln unterworfen. Die Farben wurden deutlich im Stile der 70er gefiltert und sind warm und sehr braun/gelb gehalten. Viele Szenen wurden mit einem analog wirkenden Korn belegt und die Schärfe ist eher mittelmäßig. Die Kontrastdynamik liegt im mittleren Bereich und kann im Schwarz nicht allzu satte Werte liefern.
Wie bei Anbieter Highlight Communications üblich, so erhält auch Extremely Wicked nur eine dts-HD-High-Resolution-Spur – und zwar für beide Sprachfassungen. Zwar hört man zu keiner Zeit Kompressionsprobleme, doch die deutschen Dialoge sind im Verhältnis zur Filmmusik etwas zu leise. Die Filmmusik ist es auch, die etwas Räumlichkeit entfaltet, während die Rears ansonsten kaum zu tun bekommen, weil Action praktisch nicht stattfindet. Sehr gut gelingt allerdings die Stereobühne, die beide Hauptlautsprecher immer wieder für atmosphärische „Effekte“ nutzt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile gibt es neben den Originaltrailern und einigen Programmtipps noch ein neunminütiges Featurette, das die Herangehensweise der Produzenten an den Film und die Figur Bundys beschreibt.

Fazit

Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile ist ein gut gespielter, aber sehr reduzierter Film (mit einem viel zu reißerischen Titel) über die Geschichte von Ted Bundy. Um mehr über sein direktes Umfeld zu erfahren, ist er sehr gut geeignet und dabei spannend. Wer wirklich wissen möchte, welches Monster in dem gutbürgerlichen Kerl steckte, sollte sich allerdings weitere Filme oder besser: Dokus über ihn anschauen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Highlight Communications (Deutschland)
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Joe Berlinger
Darsteller: Zac Efron, Lily Collins, John Malkovich, Angela Sarafyan, James Hetfield, Kaya Scodelario, Haley Joel Osment, Jim Parsons
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Highlight Communications (Deutschland))

Trailer zu Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile

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