Fantastic 4 – Fant4stic

Blu-ray Review

Fantastic Four Fant4stic 2015 Blu-ray Review Cover
Highlight Communications / Constantin, seit 10.12.2015

OT: Fantastic Four

 


Andere Dimensionen

Ist das Reboot der Fantastic Four besser als das knapp zehn Jahre alte Originalfranchise?

Inhalt

Reed Richards, in der Schule als Nerd verspottet, träumt von jeher davon, sich zu teleportieren. Da er ziemlich hyperintelligent ist, arbeitet er seit der Junior High an seinem „Bio-Materie-Shuttle“. Sieben Jahre später hat er mit dem etwas grobschlächtigen Kumpel Ben seine Erfindung perfektioniert und weckt dadurch das Interesse von Dr. Franklin Storm und seiner Tochter Sue. Die beiden haben Ähnliches versucht, es aber bisher nicht geschafft. Storm wird zu Reeds Mentor und protegiert seinen Schützling – sehr zum Unbill von Viktor Doom, dessen Teleportationsentwicklung nicht finalisiert wurde und der seinem Kontrahenten vorwirft, ihm die Idee gestohlen zu haben. Außerdem hält er Reeds Umsetzung für rudimentär und gefährlich. Und tatsächlich: Als Reed, Viktor, Ben und Storms Sohn Johnny sich vom Teleporter durch den interdimensionalen Raum reisen, kommen sie verändert zurück: Mit zunächst unkontrollierbaren Superkräften ausgestattet, bzw. direkt als Monster zurückgekehrt, hat es sogar Susan erwischt, die lediglich an den Controlpanels im heimischen Labor saß. Schlimmer allerdings trifft es Viktor, den man in der fremden Welt/Dimension zurücklassen musste. Und während die vier Heimgekommenen aufgrund von speziellen Anzügen ihre „Fähigkeiten“ unter Kontrolle bringen können, dafür aber von Regierung und Militär ausgenutzt werden, hat Viktor überlebt und wartet nur darauf, seine Spezialkräfte zu offenbaren …

Den zwei von Bernd Eichinger produzierten Filmen aus dem Kosmos eines der bekanntesten Marvel-Comis war schon 2005, bzw. 2007 nicht der große Erfolg beschert, den man sich erhofft hatte. Mit 330 und 290 Mio. Doller weltweitem Einspiel blieben Fantastic Four und Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer hinter den Superheldenkollegen Batman oder Spiderman weit zurück. In den USA führt das in der Regel dazu, dass man eine Geschichte begräbt oder aber sie kurze Zeit später neu ins Rennen schickt. Reboot nennt sich das Ganze dann und bedeutet im Falle von Fantastic 4 – Fant4stic vor allem eine deutliche Verjüngung der Darsteller – vor allem optisch. Denn obwohl Miles Teller (Die Bestimmung, Whiplash) gerade mal fünf Jahre jünger ist als Ioan Gruffodd, zum Zeitpunkt als der den Reed in der 2005er Verfilmung gab, sieht er locker 15 Jahre jünger aus. So ist es dann auch, dass man Teller zwar dramatische Rollen abnimmt, ihn aber als Held mit Superkräften nur bedingt akzeptiert. Besser passt da schon Kate Mara (Der Marsianer), die nicht nur ein paar Jahre älter ist, sondern als Susan Storm auch deutlich erwachsener wirkt als Reed. Der erfahrenste Darsteller der Vier ist sicher Jamie Bell in der Rolle des Ben Grimm/The Thing. Doch aufgrund dessen ebenfalls noch jugendlicher Ausstrahlung und eines wenig massigen Körperbaus wirkt die Verwandlung zum Kraftklotz aus Stein eher unglaubwürdig. Jetzt sind die Darsteller nur ein Kritikpunkt, aufgrunddessen Fantastic 4 in der Kritik und beim Publikum (weltweites Einspiel: gerade mal 160 Mio. Dollar) grandios durchfiel und die Pläne für eine Fortsetzung wieder in der Schublade verschwanden. Das zweite Problem ist die Story an sich: Man lässt sich immens viel Zeit, um die Superheldengeschichte in Fahrt zu bringen. Oft fühlt man sich wie in einer Highschool-Dramödie, die mit Wissenschaftsmumpitz angereichert wurde. Um das Ganze episch werden zu lassen, fehlen dann am Ende noch einmal 20 Minuten, da der Showdown geradezu hektisch wirkt. Kaum setzt man zum finalen Kampf mit Doom an, ist der auch schon vorbei. Ähnliches gilt für die zeitweilige Abwesenheit Reeds, die man viel zu schnell abhandelt und die viel mehr Potenzial für eine Vertiefung der Geschichte gehabt hätte.

Das Timing scheint in der Tat das größte Problem eines Films zu sein, der mit Höhepunkten geizt. Nach knapp vierzig Minuten gibt’s erstmals endlich etwas fürs Auge, wenn auf dem fernen Planeten die Dimensionserosionen für Dramatik sorgen und die drei Heimkehrer effektvoll im Labor bruchlanden. Das ist optisch allerdings durchaus überzeugend und schön anzuschauen – zumal das Reboot zumindest in zwei Fällen plausibler erklärt, warum die Vier ausgerechnet DIESE ihre neuen Fähigkeiten erworben haben. Warum Susan Storm in „Mitleidenschaft“ geriet, erklärt man hingegen nicht mit einem Wort und es ist auch vollkommen unlogisch. Viktor, der als Dr. Doom mit dem coolsten Look der Fünf aufwartet, hätte eine wirklich tollen Bösewicht abgegeben, wenn man ihn nicht vollkommen überzogen gewalttätig hätte werden lassen – was das blutige Köpfeplatzen in Fantastic 4 soll, werden wohl nur die Macher selbst wissen. Ebenso holprig wie diese Gewalteinlagen sind die Dialoge, die spätestens nach dem Unfall phrasenhaft und albern werden – ähnlich übrigens wie die Actionszenen mit Mr. Flex Reed Richards. Wenn der mit Go-Go-Gadget-Armen nach Doom greift, kann man sich ein Lachen nicht ganz verkneifen. Immerhin ist Steinklumpen Ben Grimm besser umgesetzt als noch vor zehn Jahren und die visuellen Effekte auf dem fremden Planeten sind wirklich gut. Ebenfalls sehr gut und in Ton und Stil sofort erkennbar ist die Partizipation von Philip Glass am Score. Zwar muss auch in Fantastic 4 der üblich-heldenhafte Bombast entsprechend integriert werden, doch gerade die typischen Sounds von Glass geben dem Film eine ganz eigene Note.

Bild- und Tonqualität

Warme Farben und eine extrem hohe Laufruhe zeichnen das Bild von Fantastic 4 aus. Selbst in dunklen Szenen sind die Umrisse perfekt konturiert und es gesellt sich nicht mal ansatzweise Rauschen oder Korn hinzu. Manchmal sind die Nahaufnahmen von Susan etwas weich, die Schärfe ist grundsätzlich aber sehr gut. auch die Auflösung in der Tiefe ist gut. Während der Arbeiten am Teleporter sind die Einzelheiten bis in den hinteren Bereich des Labors erkennbar. Etwas störend ist lediglich das grundsätzlich etwas dunkle Bild, das vor allem auf dem ursprünglichen Planeten in der anderen Dimension etwas mehr
In Sachen Raumakustik und Dynamik setzt Fantastic 4 – Fant4stic im Gegensatz zum akustisch misslungenen Avengers: Age of Ultron tatsächlich Maßstäbe. Schon Reeds erstes Teleportationsexperiment gerät hervorragend räumlich und lässt die Wände ebenso wackeln wie das in seinem Elternhaus der Fall ist. Der feine Basssweep während seiner Demonstration in der Turnhalle gehört zum coolsten Sound, den das Heimkino zuletzt erlebt hat. Und wenn das große Portal den Primaten verreisen lässt, erwägt man kurzzeitig tatsächlich eine Verringerung der Lautstärke, um die Nachbarn nicht zu verärgern. Beim Showdown rumpelt’s dann ganz ordentlich im Karton und Surroundeffekte gibt’s entsprechend satt. Die deutsche Fassung leidet im Falle von Reeds Synchronstimme etwas unter einem dünnen Sound, könnte etwas satter klingen – das ist aber in der Tat Meckern auf hohem Niveau.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Fantastic 4 – Fant4stic findet man ein Making-of sowie vier Featurettes und einen Bereich mit Interviews. Das Making-of ist ein typisches, fürs deutsche TV produziertes, das knapp zehn Minuten läuft und den Film ein wenig zusammenfasst. Dazu werden Interviewschnipsel integriert. Die Featurettes haben da schon mehr Aufklärungscharakter. In „Die Superkräfte der Fantastic Four“ geht es den Machern darum, dass die solide Basis für die Kräfte jederzeit gegeben sein sollte. „Die Quanten-Portale“ wird dem Zuschauer die Entwicklung der Portale gezeigt – vom kleinen Modell, dass der junge Reed ausstellt, bis zum riesigen Teil, das später für die Dimensionssprünge genutzt wird. In „Planet Zero“ gibt Regisseur Trank zu Protokoll, dass er fast zwei Jahre am Konzept zu dem Planeten gearbeitet hat, der die Geschichte in Gang bringt und dass er sich dabei von Kubricks 2001 – A Space Odyssey inspirieren ließ. das knapp fünfminütige letzte Feature kümmert sich um die Filmmusik, die von Marco Beltrami und Philip Glass komponiert und umgesetzt wurde. Die zehn Interviews mit Cast & Crew runden das recht ansprechende Angebot im Bonusbereich ab.

Fazit

Fantastic 4 – Fant4stic ist nicht so vernichtend schwach, wie viele ihn gemacht haben. Die Effekte sind größtenteils gelungen (sieht man mal vom Gesichtsmorphing Reeds ab) und das Finale ist durchaus spektakulär. Leider ist Tranks Filmreboot des Marvel-Comics aber gerade im Universum der Comic-Verfilmungen zu substanzlos, um gegen die Kollegen der Avengers oder auch der Konkurrenz aus dem Hause DC bestehen zu können.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 55%

Anbieter: Highlight Communications/Constantin
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Joshua Trank
Darsteller: Kate Mara, Miles Teller, Jamie Bell, Michael B. Jordan, Toby Kebbell, Tim Blake Nelson, Reg E. Cathey
Tonformate: dts HD High Resolution 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 16

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