Blu-ray Review
OT: Furious Seven
Familienangelegenheiten
Da ist er, der jetzt schon legendärste Teil des Fast-&-Furious-Franchise.
Inhalt
Owen Shaw wurde von Dom und seinem Team außer Gefecht gesetzt. Während sich danach ein wenig Ruhe bei den Jungs eingestellt hat, findet einer überhaupt nicht komisch, dass Owen halbverbrannt im Koma liegt: Dessen Bruder Deckard. Der ist irgendwann mal britischer Spezialagent gewesen, landete dann auf der schwarzen Liste und existiert eigentlich gar nicht. Für einen Geist kann er allerdings ordentlich zulangen, was Hobbs als erster schmerzhaft zu spüren bekommt und Han gar das Leben kostet. Dom trommelt daraufhin die verbliebene Crew zusammen und ist sich mit Hobbs ausnahmsweise einig: Nur ein toter Deckard ist ein guter Deckard! Doch kaum stehen sich Dom und der Bösewicht gegenüber, kreuzt ein Unbekannter auf, der einen speziellen Spezialauftrag für die Benzinhelden hat: Dom und Co. sollen Terroristen ein Programm entwenden, das sich in praktisch jedes digitale Netzwerk hacken kann und gleichzeitig noch „Ramsey“, den unbekannten Programmierer dieses Tools, aus den Händen der Schergen befreien. Als Belohnung winkt der Zugriff auf dieses Hacking-Spielzeug, um Deckard an jedem Ort des Planeten ausfindig zu machen …
Bereits zum siebten Mal dürfen wir nun Zeuge werden, wie sämtliche Gesetze der Schwerkraft außer Gefecht gesetzt werden und Fahrzeuge durch die Luft fliegen oder mit aberwitziger Geschwindigkeit der Fliehkraft trotzen. Doch Fast & Furious 7 ist eben nicht ein regulärer Teil des Franchise, sondern DER TEIL des Franchise. Eben jener Film, der zur letzten Arbeit von Paul Walker werden sollte, weil den Schauspieler die Realität außerhalb der Dreharbeiten einholte. So ist es kaum verwunderlich, dass Furious Seven (wie er im Original heißt) weltweit mit 1,5 Mrd. Dollar! auf Platz fünf der erfolgreichsten Filme aller Zeiten steht. Die Anteilnahme am Unfalltod des sympathischen Mimen war eben nicht nur auf die USA begrenzt, sondern global. Der Film selbst mag gelungen sein, jedoch sicherlich nicht so bahnbrechend anders, dass man ein gegenüber dem Vorgänger (dem zweiterfolgreichsten Teil des Franchise) doppelt so hohes Einspielergebnis erklären könnte. Doch dies soll keine Laudatio auf Paul Walker werden, denn dafür ist es zum einen über ein Jahr zu spät und zum anderen möchte Fast & Furious 7 bei aller Anteilnahme ja auch unterhalten. Und das tut er – ganz prächtig sogar. Also zumindest, wenn man auf die testosterongesteuerten Figuren und halsbrecherische (Auto)Stunts steht. Tatsächlich konnte man in Sachen Besetzung noch einmal – nein, vielmehr sogar zweimal in die Trickkiste greifen: Zum einen ist da James Wan, der mit Autor Leigh Whannell seinerzeit die SAW-Reihe ins Leben rief und der ein durchaus talentierter Regisseur auch im Actiongenre ist. Zum anderen führt die Verpflichtung von Jason Statham als Antagonist in Fast & Furious 7 zu einem Gesamtcast, das es in ähnlich prominenter Form bisher nur in den Filmen des Expendables-Franchise gegeben hat.
Dass man sich über die Zugkraft des Briten bewusst war, zeigt die Tatsache, dass der siebte Teil der Actionreihe mal nicht mit einer waghalsigen Autoverfolgung beginnt, sondern in einem tollen One-Take-Shot Stathams Figur einführt. Dabei wird auch gleichzeitig deutlich, dass dieser Deckard Shaw nicht mal mit der Wimper zuckt, um Rache für seinen derangierten Bruder zu nehmen. Wenn er schon ein Feld der Zerstörung und der Leichen hinterlässt, nur um das komatöse Familienmitglied im Krankenhaus zu besuchen, was wird er dann wohl mit denjenigen tun, die Owen das angetan haben? Herrlich böse dreinblickend darf Statham hier endlich mal den durchtriebenen Bösewicht spielen und etwas Abstand von seinem Helden-Image nehmen. Während wir hingegen von Sung Kang (etwas sang- und klanglos) Abschied nehmen müssen, gesellt sich noch ein weiterer Haudegen des Actionkinos hinzu: Kurt Russell als Mr. Nobody sieht im Alter immer charismatischer aus und funktioniert als souveräner Einsatzleiter sehr gut. Klasse auch, dass man auf Seiten der Cyberterroristen ebenfalls auf bekannte Gesichter setzt. So sind Djimon Hounsou (Blood Diamond) und Tony Jaa (Ong-Bak) ja nicht mal eben irgendwelche Witzfiguren. Ein wenig schwer hat es der Film allerdings dann doch durch seine zahlreichen bekannten Darsteller und die Tatsache, dass die Figuren zunächst ein wenig in alle Winde verstreut sind: Er muss sich die Zeit nehmen, sämtliche Charaktere für einige Zeit wieder einzuführen. Alleine dies dauert gut eine halbe Stunde, was auch erklärt, warum Fast & Furious 7 satte 140 Minuten läuft – nicht eben wenig für einen Actioner.
Aber mal abgesehen von den vielen bekannten Gesichtern gibt es ja auch noch ein bisschen Action – oder auch ein bisschen mehr. Es dauert zwar ein wenig, bis die erste große Autoszene in Gang gesetzt wird, doch mit dem Fallschirmabwurf nach einer Dreiviertelstunde wird das ausreichend nachgeholt. Nicht nur dauert die nachfolgende Sequenz insgesamt gut 20 Minuten, bekommen wir mit haarsträubenden Fahraktionen, wildem Geballer und einem toll choreografierten Fight zwischen Brian und Tony Jaas Charakter „Kiet“ anständig was fürs Auge geboten. Dass die heftigsten Manöver hin und wieder etwas digital anmuten? Geschenkt! Denn Spaß macht’s einfach trotzdem. Und das bleibt nicht nur auf diese Szene beschränkt, sondern gilt auch für das Hochhaus-Hopping in Abu Dhabi, die Schießerei in Shaws Lagerhalle oder den wahrhaft furiosen Showdown in L.A.. Durchaus gelungen sind im Übrigen auch die Kampfsequenzen. Schon der Fight zwischen The Rock und Statham funktioniert prächtig, zumal Regisseur Wan gerne mal mit der Kamera die gleichen Bewegungen vollzieht wie seine Figuren. Tja, und wer hätte gedacht, dass sogar IT-Mann Tej die Fäuste fliegen lassen kann? Zwischen diesen rasanten Szenen gibt es dann immer mal ein wenig Entspannung, die vornehmlich mit schönen Frauenkörpern (hier auch mal in Gold eingenebelt) oder Luxuskarossen gefüllt wird. Der Autofan bekommt in Fast & Furious 7 nämlich ebenfalls etwas fürs Auge. Alleine bei der Ankunft von Doms Team in Abu Dhabi stehen ein gutes Dutzend Supersport- und Luxuskarossen im Wert von geschätzen fünf Millionen Euro um einen Brunnen herum. Aber auch sonst liefert der Film ein Who-is-Who des automobilen Wahnsinns: Vom Bugatti Veyron über einen Aston Martin DB9, den Subaru Impreza WRX STi, einen Maserati Ghibli bis hin zum maximalmodifizerten Maximus Ultra-Charger oder dem weltweit drittteuersten Fahrzeug aller Zeiten, dem Lykan Hypersport. Der stammt aus libanesischer Herkunft, kostet schlappe 3,5 Millionen Euro und lässt seine Frontscheinwerfer mit Weißgold, Diamanten und Saphiren unterlegt illuminieren. Da es von diesem „Gerät“ weltweit angeblich nur sieben Stück gibt, hat man natürlich nicht einen davon von Hochhaus zu Hochhaus fliegen lassen, sondern ein GFK-Model auf dem Chassis eines Porsche Boxster. Leider täuschen all diese optischen Leckerbissen nicht darüber hinweg, dass die Geschichte von Fast & Furious 7 an einem bestimmten Manko krankt: Nach der fast schon dämonischen Einführung von Deckard Shaw, verkommt dessen Figur während der nächsten 90 Minuten zum „Ich bin ja auch noch da“, bevor es dann endlich wieder um ihn geht. Das nimmt dem Charakter leider einiges von seiner diabolischen Präsenz, wenngleich der Showdown wieder für einige kleine Ärgernisse entschädigt.
Und dann ist da eben doch noch Paul Walker, dessen Brian als Familienvater nunmehr auch die alltäglichen Dinge des Papi-Daseins bewältigen muss und das höchst charmant erledigt. Schon seine erste Szene sorgt für Schmunzeln und bewegt dann irgendwie doch, wenn man weiß, dass er auch privat eine Tochter hinterlassen hat.
Bild- und Tonqualität
Bildtechnisch setzt Fast & Furious 7 auf bekannte Zutaten: Während der vielen Szenen auf sandigem Gelände oder in den Feriendomizilen dominieren die Braunfilter. Gesichter sind ohnehin meist sehr erdig. Zu Beginn in London und im hektischen Tokio gibt’s dafür Blaufilter, um eine kühle Atmosphäre zu schaffen. Die Schärfe geht vor allem in Nahaufnahmen hervorragend zu Werke, lässt in Halbtotalen allerdings hin und wieder etwas nach. Der Kontrastumfang sorgt bisweilen für etwas überrissene helle Bereiche, was allerdings auch typisch ist für die Serie. Genauso übrigens wie das sichtbare Korn, das grundsätzlich zu sehen ist und auf uniformen Hintergründen noch etwas zunimmt.
Glück gehabt beim Sound von Fast & Furious 7. Zwar schafft es Universal Pictures erneut nicht, der deutschen Fassung eine HD-Variante zu spendieren, was ärgerlich und unverständlich genug ist, jedoch muss man attestieren, dass die reguläre dts-Version der deutschen Spur vorzüglich geraten ist. Seien es nun die heiseren Auspuffsounds der V8-Muscle-Cars oder die Explosionswellen von Brians Haus. Dazu lässt Wan während der Autoverfolgungen immer wieder bei Szenenschnitten spezielle Soundakzente setzen, die noch mal zusätzlich über die Lautsprecher fetzen. Das erste Mal richtig brutal wird’s, wenn die Terroristen aus ihren Mercedes G-Klassen und später aus dem Bus mit großem Kaliber feuern (ab 47’47): Hier treffen die Kugeln praktisch direkt ins Herz des Zuschauers und bei der steilen Abfahrt durch die Wälder peitschen nicht Äste, sondern ganze Bäume links und rechts am Zuschauer vorbei. Dazu gesellt sich ein wuchtiger Bass-Sweep, wenn der Bus den Abhang runterfällt sowie ein Getöse aus Krach und Effektvielfalt bei Doms Absturz (62’00). Ach ja, und dann gibt’s ja noch eine waschechte Drohne, die für Chaos sorgt und das Heimkino einmal auf links krempelt. Um die Kritik an der deutschen Spur noch weiter abzuschwächen: Die Originalfassung von Fast & Furious 7 klingt trotz dts-HD-Spur hörbar dumpfer und belegter.
Unterschied zwischen Kinofassung und Extended Version
Mit 137’19 zu 139’54 Minuten läuft die Extended Version von Fast & Furious 7 nur gut zweieinhalb Minuten länger als die Kinofassung. Erste Berichte (entstanden aufgrund einer falschen Zeitangabe der FSK) sprachen von gut acht Minuten, was sich nun aber als falsch herausstellt. Wer jetzt auf weitere Sequenzen mit Paul Walker gehofft hatte, wird enttäuscht, denn es sind vornhemlich erweiterte Szenen. So entfallen von den zweieinhalb Minuten schon satte 90 Sekunden aufs erste Kapitel, in dem Deckard seinem Bruder Owen noch vehementer mitteilt, dass er trotz dessen Fehlern für ihn auch jetzt noch einstehen wird. Er legt ihm die Maschinenpistole auf die verbrannte Brust und hält das Familienkreuz hoch. Danach bleibt die Kamera länger bei Statham, nutzt nicht die kurzen Zeitraffermomente der Kinofassung und man sieht auch dem Sicherheitsbeamten länger dabei zu, wie er mit der Handgranate hinters Empfangspult rutscht.
Trotz dieser nur geringfügigen Unterschiede ist es schön, dass Anbieter Universal beide Fassungen auf die Blu-ray gepackt hat.
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Fast & Furious 7 ist reichhaltig gefüllt: Neben vier unveröffentlichten Szenen warten alleine acht Featurettes: Im halbstündigen „Gespräch über Fast“ führt uns James Wan an einem virtuellen Desk durch „seine“ Schlüsselszenen, lässt uns interaktiv hinter die Kulissen blicken und erzählt wie ein Wasserfall, was er mit dem Franchise vorhatte. Auch Jordana Brewster übernimmt einen Part und führt uns die Locations vor. In „Zurück zum Anfang“ demonstriert man, wie wichtig die Basis der loyalen Gruppe ist und dass der siebte Teil trotz gigantischem Budgets wieder zu diesen Wurzeln zurück wollte. „Fliegende Autos“ seziert ein paar der Szenen, in denen verschiedene Fahrzeuge wortwörtlich abheben. In „Schnapp’s dir“ geht’s um die Bergverfolgung in Aserbaidschan, die am Pikes Peak in Colorado in über 4000 Meter Höhe gefilmt wurde. „Turmsprünge“ beschäftigt sich mit dem Diebstahl des Lykan (dem drittteuersten je gebauten Fahrzeug überhaupt) in Abu Dhabi. „Der Kampf“ ist wiederum aufgesplittet in vier Unterbereiche und beleuchtet unter anderem die Fights zwischen Hobbs und Shaw oder Dom und Shaw – samt und sonders überwacht und choreografiert von Kampf-Stunt-Koordinator-Legende Jeff Imada. Natürlich gibt’s dann noch ein Feature über die Autos in Fast & Furious 7 sowie über den Ursprung der Serie beim „Race Wars“. Was die Fahrzeuge angeht, gab es dieses Mal eine verstärkte Konzentration auf Custom-Build-Vehikel. Was „Race Wars“ angeht, geht es nicht nur um die Basis des Franchise, sondern auch darum, dass sich Letty nach ihrem Brainwashing wieder zurückerinnert. Während sämtlicher Featurettes stellt sich immer wieder ein bedrückendes Gefühl ein, wenn man Paul Walker vor und hinter der Kamera sieht. Umso trauriger, dass ihm auf dieser Fassung der Blu-ray noch kein eigenes Feature gewidmet ist. Man hätte doch gerne noch einmal ein paar Interviewtöne von ihm gehört oder eine Laudatio seiner Kollegen. Zu den Featurettes kommt dann noch das offizielle Musikvideo von „See You Again“ sowie ein Making-of zu „Fast & Furious: Supercharged“. Letzteres beschreibt den Hintergrund für eine neue Attraktion im Universal-Studios-Themenpark, die allerdings (noch) nicht gezeigt wird.
Fazit
Fast & Furious 7 ist sicherlich der optisch hochwertigste und sichtbar teuerste Teil des Actionfranchise. Der Spaßfaktor wird (riesen)groß geschrieben und für Action wird hier fast alles getan (230 gecrashte Autos sprechen eine deutliche Sprache). Dass die Story nicht ganz stringent verläuft und den Bösewicht des Films ein wenig vernachlässigt, wird die Fans der Serie kaum stören. Die Anhänger von Paul Walker ohnehin nicht, denn die werden bei der extra inszenierten Schluss-Szene am Strand sowie den darauf folgenden Rückblicken mit dem blauäugigen Star die eine oder andere Träne verdrücken. Bleibt abzuwarten, ob das Franchise auch im für 2017 geplanten achten Teil funktionieren wird. Eins steht da allerdings schon fest: Deckard Shaw ist wieder mit von der Partie.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 70%
Film: 75%
Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2014
Regie: James Wan
Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Jason Statham, Michelle Rodriguez, Jordana Brewster, Tyrese Gibson, Ludacris, Dwayne Johnson, Lucas Black, Kurt Russell, Nathalie Emmanuel, Elsa Pataky, Luke Evans, Tony Jaa, Djimon Hounsou
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 137/140
Codec: AVC
FSK: 16
Der Unterschied zur Kinofassung ist wirklich ordentlich in der Anfangsszene.
Die so schön durchchoreographierte Plansequenz muss nicht mehr hektischen „Reinzoom-Schnitten“ weichen, und ist in voller Länge und ohne einen einzigen Schnitt zu sehen.
Die Szene wirkt dadurch viel intensiver, ab sofort die einzig wahre Schnittfassung für mich.
Ich liebe fast and the furious
Ich stehe auch auf diese Filmreihe. Es macht immer wieder Spaß sich das anzuschauen.