Fast Convoy – Tödlicher Transport

Blu-ray Review

Fast Convoy - Tödlicher Transport Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 22.07.2016

OT: Le convoi

 


Aus dem Ruder gelaufen

Wenn Gangster mal so richtig planlos Gas geben …

Inhalt

Vier Autos und 100 Kilo Dope im Kofferraum – das ist die Ausgangssituation eines fahrenden Drogen-Schmuggel-Konvois, der in Spaniens Süden beginnt und dessen Ziel Paris ist. Auf dem Weg dahin beichtet einer der Gangster, dass er auch noch sieben Kilo Koks an Bord hat. Das erzürnt den Beifahrer, der Angst davor hat, dafür mal so richtig in den Knast zu kommen. Diese interne Querele ist aber nichts gegen die zahlreichen Polizisten, die die Strecke säumen, und schon nach knapp 100km Fahrstrecke ist einer der Schmuggler tot und die Gangster sind aufgeflogen. Noch dazu haben sie jetzt eine Geisel am Hals, die das Drogenfahrzeug fahren muss. Während keiner weiß, was zu tun ist, behält Alex, der coole Absicherer im letzten Fahrzeug, die Nerven. Doch reicht das aus, um aus der Sache heile rauszukommen ..?

Wie eine Mischung aus Taxi und Transporter kommt Fast Convoy – Tödlicher Transport daher, was zunächst mal überhaupt nicht schlimm ist – das Niveau einer Folge Alarm für Cobra 11 jedenfalls wird locker getoppt. Dafür sorgen die durchaus spannend inszenierten Begegnungen mit Polizei und die Actionszenen, mit denen der Film allerdings ein wenig geizt. Denn leider müssen die Momente zwischen der Action mit mal mehr mal weniger flüssigen oder geistreichen Dialogen gefüllt werden, wenn die Schmuggler sich über Sex, das große Business oder die Granaten im Kofferraum unterhalten. Das ist ab und an witzig (wie bei der Diskussion um einen zukünftigen arabischen Namen eines der Gangster), oft aber auch einfach albern. Manchmal muss es auch der energetische Score richten, der mehr Spannung suggeriert als tatsächlich vorhanden ist. Dass sich die Hälfte der Gangster verhält, als habe man noch nie einen Deal gemacht, muss der Zuschauer ebenso akzeptieren – umso deutlicher ragt Benoit Magimel (Der Feind in den eigenen Reihen) aus dem Chaos der Gangster heraus, die teilweise wie ein hysterischer Haufen wirken. Auf Magimel konzentriert sich das Geschehen ab der 35. Minute, was Fast Convoy durchaus gut tut. Denn wenn man einen Film inszeniert, der hauptsächlich im Inneren von drei Fahrzeugen spielt, müssen die Darsteller auf ihren Schultern tragen, was Drehbuch und günstige Produktion nicht hergeben. In diesem Fall ist es die Figur des Alex, der als zentraler Anker fungiert und so etwas wie Ruhe im Irrsinn vermitelt. Dennoch schafft er auch nicht ganz, über seine unsympathischen Mitstreiter hinweg zu trösten. Gut funktioniert hingegen die Inszenierung des Geschehens im Inneren der PKWs. Man fühlt sich durchaus mittendrin, wenn diverse Kameras die Protagonisten beobachten und die sich steigernde Dramatik einfangen. Man kann Fast Convoy also keinen Mangel an Stil vorwerfen. Apropos Stil: Die Verwendung des extremen gelb-sepia-Filters mag zwar technisch nicht schön sein (siehe Kapitel Bildqualität), doch zur Stimmung des Films passt es ziemlich gut und ist mal eine willkommene Abwechslung zu den Grün- und Blaufiltern anderer Genrebeiträge. Zum Schluss gibt’s übrigens durchaus noch eine kleine Überraschung und einen wirklich standesgemäßen Shoot-out mit bitterem Ende. Bleibt die Frage: Warum nicht gleich so?

Bild- und Tonqualität

Nein, euer Fernseher ist nicht defekt, das Bild von Fast Convoy – Tödlicher Transport ist nur äußerst gewöhnungsbedürftig. Man filterte es dermaßen stark, dass von natürlichen Farben hier niemand sprechen kann. Über dem Geschehen liegt ein drastischer Gelblook, der das Ganze stets schwül und hitzig wirken lässt, aber eben keinesfalls schön oder normgerecht. Die Bildruhe ist relativ hoch, dafür bleibt die Schärfe eher schwach. Gerade Gesichter bleiben dauerhaft eher weich und leiden in manchen Naheinstellungen aufgrund der drastischen Filterung unter Sonnenbrandlook und überstrahlenden Kontrasten.
Dass es sich bei Fast Convoy um einen Actionfilm handelt, merkt man in Sachen Raumakustik von Beginn an. Die Filmmusik eröffnet äußerst lebhaft und von sämtlichen Lautsprechern. Die Atmosphäre im fahrenden Auto kommt authentisch rüber und die Dialoge der sehr gut gelungenen Synchronisation gelangen klar ans Ohr. Und wenn nach gerade mal 18 Minuten die Maschinenpistolen sprechen, schlagen die Projektile wirkungsvoll und mit direktionalen Sounds im Heimkino ein. Und wenn Alex die Limousine in Brand setzt, gibt’s kurz mal ein kleines Feuerwerk dynamisch-wuchtiger Natur (40’10). Auch die Schüsse im Tunnel gelangen wunderbar effektvoll ans Ohr (80’20) und sorgen für ein akustisches Highlight.

Bonusmaterial

Im Bonusbereich von Fast Convoy wurde ein 25-minütiges Making-of abgelegt, das erstaunlich offen Bilder von Hinter der Kamera zeigt. Vornehmlich die Actionszenen werden aufbereitet und man sieht, dass die Dreharbeiten durchaus aufwändig waren.

Fazit

Fast Convoy ist so etwas wie der Road-Trip unter den französischen Gangsterfilmen. Allerdings lässt er sich zwischendurch einfach zu viel Zeit, um zur Sache zu kommen. Von den gut 105 Minuten hätte man 20 Minuten streichen können und das Geschehen wäre flüssiger und rasanter geworden – zumal der wirklich gelungene Showdown es auf jede Art und Weise durchaus in sich hat.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 40%
Film: 55%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: Frankreich 2016
Regie: Frédéric Schoendoerffer
Darsteller: Benoît Magimel, Reem Kherici, Tewfik Jallab, Mahdi Belemlih, Amir El Kacem, Leon Garel, Sofian Khammes, Foëd Amara, Alain Figlarz
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 16

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