Fast & Furious 6

Blu-ray Review

Fast & Furious 6 Blu-ray Review Cover
Universal Pictures, seit 26.09.2013

OT: Fast & Furious 6

 


Für die Familie

Angesichts steigender Spritpreise gehören Filme wie die des „Fast & Furious“-Franchise ja schon fast ins Fantasygenre. Dass auch der sechste Film der Reihe ganz klar auf Action setzt, dürfte dennoch niemanden überraschen.

Inhalt

Dom und Brian leben seit ihrem 100-Millionen-Dollar-Coup in Rio und scheinen langsam zur Ruhe zu kommen. Brian und Mia bekommen gar ihr erstes Kind. Die Ruhe wird plötzlich gestört, als Agent Hobbs, ihr letzter Widersacher, auf der Veranda von Doms Anwesen auftaucht. Er berichtet von Ex-Elite-Soldat Owen Shaw, der in Europa mit seiner Gang immer wieder sensibles militärisches Eigentum klaut und den Behörden immer einen Schritt voraus scheint. Hobbs bittet Dom um Hilfe und hat ein Trumpf-As im Ärmel, um Toretto zum Mitmachen zu überreden: Die totgeglaubte Letty wurde von britischen Überwachungskameras gefilmt. Da Shaw aber nicht irgendeiner ist, reicht Dom alleine nicht aus. Er trommelt sein ganzes altes Team zusammen, die allesamt sofort dabei sind – immerhin geht es um die „Familie“. In London angekommen findet die Truppe heraus, dass Shaw nur noch einen Chip braucht, um eine Technobombe zu bauen, mit der die militärische Kommunikation eines ganzen Landes lahmlegbar wäre. Der richtige Käufer könnte dafür Milliarden auf den Tisch legen. In Anbetracht der Aufgabe handeln Toretto und Hobbs einen Deal aus: Shaw im Gegenzug zu Letty und einer Absolution sämtlicher alter Straftaten. Schon der erste Versuch, den Gegner dingfest zu machen, scheitert jedoch kläglich. Shaw weiß offensichtlich immer genau, was als nächstes passiert und auch mit der plötzlich auftauchenden Letty scheint etwas nicht zu stimmen. Gerade noch Auge in Auge mit Dom feuert sie unverhofft ihre Waffe auf ihn ab …

Justin Lin, seit Tokyo Drift im Sattel des Fast & Furious-Franchise bringt mit Fast & Furious 6 eine, wie er es nennt, zweite Trilogie zum Abschluss. Dabei fährt er noch einmal alles auf, was er über die Jahre in Sachen Action verinnerlicht hat. Waren die beiden vorherigen Filme schon nicht arm an furiosen Schauwerten, wird es in Fast & Furious 6 beinahe schon cartoonhaft, wenn Akteure sich wie Superhelden durch die Luft in die Arme fliegen und Panzer über eine spanische Autobahnbrücke donnert. Bei all dem Bombast scheint es beinahe unnötig, eine Geschichte zu erzählen. Dennoch gibt es so etwas wie ein grundlegendes Story-Motiv und das heißt Familie. Mit unkorrumpierbarer Moral stehen Toretto und seine Gang ein für die Werte einer Multikulti-Familie, die, grundkonservativ, den anarachischen Regelbrechern das Handwerk legt. Hut ab, dass Lin für seinen verachtenswerten Antagonisten den momentan heißesten Typen engagieren konnte, den Hollywood zu bieten hat: Luke Evans (siehe DVD-Rezension zu No One Lives) ist nicht nur vielbeschäftigt, sondern der charismatischste Gegner, mit dem Dom und seine Gang es bisher zu tun hatte.

Zweitgrößter Coup von Fast & Furious 6 ist natürlich der Wechsel im Zusammenspiel von Vin Diesel und Dwayne Johnson. Seite an Seite weiß man nun gar nicht so genau, wer mehr Testosteron versprüht und von wessen Oberarmen man mehr beeindruckt sein soll (oder abgestoßen, je nach Geschmack). Für die nötige Prise Sex sorgen, wie immer, die Mädels an der Seite, die natürlich taffer sind als ihre männlichen Pendants. Die Hauptrolle aber spielen weiterhin die Actionszenen und die fallen dieses Mal noch heftiger aus. Da fliegen britische Vauxhall-Astras wie Federn durch die Luft und eine ganze Antonow An-225 wird zum Drehpunkt einer schweißtreibenden Verfolgungsjagd. Jede einzelne der vier großen Sequenzen würde einem „gewöhnlichen“ Actionfilm als Höhepunkt reichen – alle sind perfekt in Szene gesetzt und getimt. Hinzu kommen dieses Mal ein paar Körperfights, deren Choreographie kaum besser sein könnte. Vor allem der Kampf zwischen Michelle Rodriguez und MMA-Fighterin Gina Carano in der U-Bahn beeindruckt auf voller Länge. Fast & Furious 6 ist eine zwei-Stunden-Vergiss-deine-Sorgen-Actionshow ohne Nebenwirkungen und mit genug Selbstironie für entspannten Witz zwischen den Adrenalinschüben. Wer die erste Minute des Abspanns noch bei der Stange bleibt, wird mit einem Knaller zum kommenden siebten Teil übergeleitet.

Bild- und Tonqualität

Ein Fast & Furious sieht aus, wie ein Fast & Furious eben aussehen muss! Im Klartext heißt das: Außen bräunlich gefilterte Farben, satte Kontraste und ein filmisches Korn auf Hintergründen. In Innenräumen dagegen schon mal eine bläuliche Filterung und eine etwas stärkere Unruhe. Insgesamt könnte die Schärfe in Fast & Furious 6 ein wenig besser sein. Die Durchzeichnung gelingt – unabhängig von der Ausleuchtung sehr gut und die Schwarzwerte sind knackig.
Bevor eine (durchaus berechtigte) Kritik daran geübt wird, dass erneut nur die englische Tonspur in dts-HD vorliegt, hören wir genau hin und können selbst nach mehrfachen Wiederholungen und dem Wechsel zwischen der deutschen dts-5.1- und der englischen dts-HD-Master-5.1-Spur von Fast & Furious 6 keinen hörbaren Unterschied ausmachen. Beiden gemein und eines Furious-Titels nur würdig, sind die häufige Nutzung der Effektspeaker, die schier unbändige Dynamik und der brachial eingesetzte Subwoofer. Der lässt es beispielsweise bedrohlich Grummeln, wenn die Tiefgarage nach und nach dem Erdboden gleich gemacht wird (23’00). Hier und da scheinen im Getümmel ein paar Toninformationen zu fehlen, man scheint mehr zu sehen, als man hört. Doch dafür füllen die V8-Big-Blocks der US-Boliden wieder den ganzen Raum und sorgen für Gänsehaut – nicht nur bei Benzinjunkies. Und wenn zu Beginn des letzten Drittels der Panzer seine Granaten feuert, bleibt nur noch verbrannte Erde im Heimkino zurück (91’25).

Bonusmaterial

Beim Bonusmaterial von Fast & Furious 6 besteht zunächst die Möglichkeit, aus der Kino- und der erweiterten Fassung auszuwählen. Letztere läuft jedoch nur gut 56 Sekunden länger und enthält kaum Gewaltspitzen, sondern bspw. eine erweiterte Szene mit Autoveredler Firuz oder den finalen Tritt von Rodriguez in die Kniekehle von Gina Carano. Dazu gibt es einen Audiokommentar mit Regisseur Justin Lin, drei (weniger interessante) unveröffentlichte Szenen und vier Featurettes, die mitunter wiederum mehrere Teile enthalten. Dazu gibt es das vierteilige Making-of, das jedoch kürzer ausgefallen ist, als die einzelnen Featurettes. Alles in allem bekommt man interessante und vielseitige Einblicke in die Einzelteile der Prävisualisierung und Entwürfe der Actionszenen, in die Choreografie und Arbeit an den Fightszenen und Erklärungen dafür, wie Justin Lin die Serie sieht und wo sie nun steht. Auch die Entwicklung des „Flip-Car“ wird ausgiebig erklärt und natürlich sind auch hier die Familienaspekte ein wichtiger Part.

Fazit

„You get, what you pay for!“ – einfacher und treffender kann man auch den jüngsten Teil der „Fast & Furious“-Reihe nicht umschreiben. Wer in Fast & Furious 6 ernsthaft tiefschürfende Dialoge oder eine glaubwürdige und sinnvolle Story sucht, dem ist nicht zu helfen. Bis auf einen Hänger vor dem letzten Drittel knallt, raucht, zischt und lärmt es hier pausenlos. Und bei so viel Adrenalin im Blut und Sprit im Tank kann’s nur heißen: Zündschlüssel rein, umgedreht, Gas geben und nach zwei Stunden guter Unterhaltung den Motor abstellen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 70%
Film: 70%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Justin Lin
Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Dwayne Johnson, Michelle Rodriguez, Ludacris, Luke Evans
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 130/131
Codec: AVC
FSK: 12