Final Cut – Die letzte Vorstellung

Blu-ray Review

Final Cut - Die letzte Vorstellung Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 11.05.2016

OT: The Last Showing

 


Mein Film, meine Regeln

Popcorn bereithalten, Limonade einfüllen – Film ab!

Inhalt

Martin und Allie sind frisch verliebt. Während er ihr an einem der ersten Dates ein kleines Schmuckstück schenkt, um seine Zuneigung zu beweisen, revanchiert sie sich mit Eintrittskarten zu einer Mitternachtsvorstellung des 1985er „The Hills Have Eyes II“. Das findet Martin, der Horrorfilme hasst, zwar irgendwie strange, aber was tut man nicht alles für die Liebe? Während des Films, dem sie ganz alleine beiwohnen, wird Allie plötzlich übel und so begibt sie sich dorthin, wo Mädels nurmalerweise zu Zweit hingehen. Martin irrrt derweil im menschenleeren Kino umher und sieht bald auf der großen Leinwand, die zuvor noch den Horrorschocker zeigte, Amateurfilmaufnahmen von ihm und Allie wie sie das Lichtspielhaus betreten. Jemand scheint da einen Privatfilm zu inszenieren, in dem die zwei Turteltäubchen die Hauptrolle spielen und der bezeichnenderweise den Titel „The LAST Date“ trägt. Was Martin nicht weiß: Der altgediente Filmvorführer Stuart hat von seinem arroganten Chef und den immerwährenden Demütigungen am Arbeitsplatz sowie der modernen Technik, die seine Arbeit obsolet werden lässt, die Schnauze voll und will mit einem Knalleffekt abtreten. Martin hat dafür genau einen Schuss in einer Waffe, die er für ihn bereitgelegt hat –  und … Action!

Final Cut beginnt äußerst atmosphärisch: Mit Filmfans, die in Masken einer Party beiwohnen, unserem Hauptdarstellerpärchen, das sich verliebt um sich selbst kümmert und einem Filmvorführer, der einerseits sorgfältig die Rolle des nächsten Streifens einlegt und dem man andererseits dabei zusieht, dass er offenbar von Vielen übersehen und den Meisten mies behandelt wird. Das Ganze ist in stimmiger Zeitlupe aufgenommen und setzt sich damit schon mal deutlich von der Masse ab. Final Cut ist aber auch und vor allem ein Film-im-Film, der die gute alte Zeit der Analogstreifen dem schnelllebigen Digitalzeitalter gegenüberstellt und Partei ergreift für einen Filmvorführer, den es noch kümmert, wenn das Bildformat falsch eingestellt ist. Außerdem liefert dieser Stuart einen bissigen Kommentar auf die immer härter werdenden Horrorfilme der Gegenwart ab, den „Torture Porn“, dem er entgegensetzt, dass er nicht spannend ist, sondern nur schockieren will. Phil Hawkins inszeniert seinen Film dabei wie ein Kammerspiel mit klassischen Psycho-Thriller Elementen sowie vier Hauptfiguren, die allesamt nach den Regeln Stuarts arbeiten und dafür sorgen, dass dessen Drehbuch wie geplant in die Tat umgesetzt wird. Robert Englund, der als Freddy Krueger schon mal eine Ikone in einem Wes-Craven-Klassiker (dessen The Hills Have Eyes 2 hier zitiert wird) gegeben hat, ist in der Rolle des introvertierten Verlierers perfekt besetzt. Er funktioniert gerade in den Szenen hervorragend, in denen er wie ein Feigling vor den Angriffen Martins zurückschreckt und kurz darauf in latent-aggressiven Wahnsinn verfällt. Englund, der nach seinen Vorstellungen in Nightmare on Elm Street fast ausschließlich in B-Horror-Movies anzutreffen ist, agiert in Final Cut – Die letzte Vorstellung tatsächlich so gut wie lange nicht mehr und schlägt als Stuart sogar Robin Williams in dessen One Hour Photo. Aber auch Finn Jones (Game of Thrones) als Martin und Emily Berrington als Allie spielen weit über B-Movie-Niveau und geben glaubwürdige Opfer ab. Ankreiden könnte man dem Film sicherlich, dass es nicht ganz logisch ist, dass ein den alten Traditionen des Analogfilms verbundener Vorführer hier ganz locker mit Digitaltechnik und multipler Videoshow umgehen kann. Außerdem verhält sich Martin am Ende doch nicht ganz nachvollziehbar, doch das trübt den guten Gesamteindruck nur wenig. Und selbst wenn sich Horrorkenner etwas darüber ärgern, nicht mehr über die Psychose des Stuart erfahren zu haben, sind diese spätestens dann wieder versöhnlich gestimmt, wenn Final Cut Filmzitate gleich im Dutzend integriert.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von The Final Cut punktet während der Close-ups mit messerscharfen Einstellungen von Englunds Charaktergesicht. Die Kamera spielt bisweilen mit starken Schärfen-Untiefen, was für eine sehr plastische Darstellung von Objekten oder Gesichtern sorgt. Die Farben im hübsch illuminierten Kino kommen kräftig rüber und die Bildruhe ist gut. In leichten Bewegungen verwischen Objekte schon mal etwas und wirken dadurch nicht ganz sauber abgetrennt.
Akustisch bleibt The Final Cut sehr unauffällig. Das Kino ist weitgehend geräuschlos und der klassisch angehacuhte Filmscore bleibt extrem dezent im Hintergrund. Selbst wenn der mit Pauken und Percussion etwas mehr Drama produziert, bleibt Dynamik aus. Die Stimmen sind indes verhältnismäßig laut abgemischt und treten stark in den Vordergrund. Effekte werden nur selten mit entsprechend heftigen Sounds unterlegt, sodass auch Jump Scares nicht sonderlich krass ausfallen.

Bonusmaterial

Je drei entfallene und erweiterte Szenen finden sich im Bonusmaterial von The Final Cut. Dazu gibt’s entsprechende Originaltrailer und Programmtipps.

Fazit

The Final Cut spielt mit einem einfallsreichen Drehbuch gekonnt gegen das Horror-Einerlei an und bietet einem Robert Englund in Bestform Gelegenheit, in einer eher ungewöhnlichen Rolle zu überzeugen. Für Genrekenner sind die zahlreichen Filmzitate ein echtes Fest. Außerdem beweist The Final Cut, dass ein Horrofilm abseits des „immer härter, immer blutiger“ doch noch unterhalten kann, solange die Geschichte intelligent ist und funktioniert.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: GB 2014
Regie: Phil Hawkins
Darsteller: Robert Englund, Finn Jones, Emily Berrington, Malachi Kirby, Keith Allen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 89
Codec: AVC
FSK: 16

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Jörg

Der Schauspieler aus One Hour Photo ist Robin Williams(R.I.P.), nicht Robbie.