Finding Graceland – Unterwegs mit Elvis

Blu-ray Review

Finding Graceland - Unterwegs mit Elvis Blu-ray Review Cover
Concorde Home, seit 25.08.2016

OT: Finding Graceland

 


„Remember the King“

Ist er’s oder ist er’s nicht?

Inhalt

Byron hat vor einem Jahr seine Frau verloren, als sie mit ihrem Cadillac in einen Zug fuhren, weil sie sich zu einem Elvis-Song küssten. Den Caddy hat Byron immer noch – und zwar unrepariert, mit fehlender Fahrertür. Über den Tod seiner Partnerin ist er allerdings nicht hinweg, weshalb der komische Kauz mit rosarotem Jacket, den er gerade per Anhalter mitnimmt, auch nicht gerade sein Liebling werden wird – gibt der doch an, dass er Elvis in Person ist. Trotz dessen wenig zurückhaltendem Verhalten, steht Byron zu seinem Wort und bringt den vermeintlichen Ex-Star nach Texas. Doch je länger die Reise dauert, desto stärker zweifelt Byron an seinen Zweifeln, ob da nicht wirklich der „King“ neben ihm sitzt …

Wie zuletzt Selfmade-Dad, so ist auch Finding Graceland ein prominent besetzter Film, der lange Jahre in irgendeiner Mottenkiste schlummerte, um endlich entdeckt zu werden. 1998 produziert lief David Winklers Werk zwar auf ein paar Festivals, erblickte aber nie das Licht eines regulären Kinos. In den USA war ihm gar nur eine TV-Premiere gegönnt. Schade, denn der entspannte Mix aus Musikfilm und Roadmovie überzeugt nicht mur mit großartigem Soundtrack (Joe Cocker, Marc Cohn und natürlich Elvis Presley), sondern auch mit einem großartigen Harvey Keitel als „Elvis“. Der muss gar nicht aussehen wie der King, um so zu wirken als sei er es. Der Zuschauer ahnt natürlich schon bald, dass dieser ungewöhnliche Anhalter aus einem bestimmten Grund in diesem Moment vor Byrons Cadillac aufgetaucht ist. Dass es am Ende gar nicht darum geht, ob Elvis nun auch wirklich Elvis ist, sondern darum, dass ein junger Mann wieder den Weg zurück ins Leben findet, lässt Finding Graceland zu einem klugen Film über das Leben werden, der zwar mehr Tempo verdient hätte, dafür aber mit charmanten Weisheiten punktet und ein Wiedersehen mit Bridget Fonda (als Marylin-Monroe-Double) bietet. Die gibt eine erstaunlich authentische Norma Jean ab und überzeugt sogar während ihres Gala-Auftritts.

Bild- und Tonqualität

Wie schlimm das Bild von Finding Graceland aussehen könnte, wenn man ein mieses VHS-Tape davon sein Eigen nennen würde, kann man im Featurette des Bonusmaterials sehen. Die Blu-ray ist hingegen bedeutend besser geworden. Zwar ist es dauerhaft nur bedingt scharf und Gesichter überkontrastieren zuweilen, zeigen gar leichte chromatische Abberationen an den Rändern, doch die Bildruhe ist abgesehen von einem filmisch-analogen Korn sehr gut und Farben gehen in Ordnung. In Nahaufnahmen gelingt sogar die Auflösung ganz gut. Manche Szenen sind sogar richtig kontraststark und kräftig (60’00).
Akustisch bleibt Finding Graceland trotz 5.1-Abmischung fast vollkommen auf den Center beschränkt. Leider sind die Stimmen gegenüber der Originalfassung deutlich leiser und passen im Verhältnis nicht zu den Umgebungsgeräuschen. Man muss immer mal etwas lauter machen, was die Filmsongs wiederum zu laut präsentiert. Wenn Elvis dann endlich singt, gibt es das erste Mal echte Informationen von den Rears und der Raum öffnet sich ein wenig (62’00). Der Subwoofer bleibt aber auch hier weitgehend außen vor. Bei einigen Songs kratzt es leider leicht übersteuert aus dem Center (72’25).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Finding Graceland finden sich knapp acht Minuten an Interviews mit brutal verwaschenem Bild. Die 26 Minuten an Interviews haben ein ähnlich mieses Bild, weshalb man sie am besten als Hörspiel hört. Dazu gibt’s dann noch eine B’Roll und ein sechsminütiges Featurette, das eher einem ausgedehnten Trailer mit eingefügten Kommentaren gleicht.

Fazit

Finding Graceland hat verdientermaßen das Licht der Blu-ray-Welt erblickt, auch wenn er mit seinem Alter von 18 Jahren nicht mehr ganz taufrisch ist. Die universelle Lebensgeschichte wird aber vor allem für Fans von Harvey Keitel UND natürlich für Elvis-Anhänger zum Pflichtprogramm.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 1998
Regie: David Winkler
Darsteller: Harvey Keitel, Johnathon Schaech, Bridget Fonda, Gretchen Mol
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 6

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