Flatliners 2017

Blu-ray Review

Flatliners 2017 Blu-ray Review Cover
Sony Pictures, 30.03.2018

OT: Flatliners

 

 


Pure Energie

Nach fast dreißig Jahren heißt es wieder: „Ein guter Tag zum Sterben“-

Inhalt

Neun Jahre nachdem sie ihre kleine Schwester bei einem Unfall verloren hat, ist Courtney als Medizinstudentin an einem Krankenhaus untergebracht. Seit dem Verlust fasziniert sie die Frage nach dem, was nach dem Tod geschieht. Das bringt sie auf die Idee, sich selbst als Proband zu nutzen. Ihre Kommilitonen Marlo und Jamie sollen ihr dabei assistieren, sich mit Propofol und unter starker Abkühlung mit einem finalen Schock durch den Defibrillator zum Herzststillstand zu führen. Kurze Zeit später mögen die Kollegen sie dann Wiederbeleben. Das Experiment gelingt und Courtney fühlt sich daraufhin fitter als sonst, kann sich an frühe Dinge erinnern und scheint ihr Gehirn effektiver nutzen zu können. Plötzlich liefert sie bei den morgendlichen Besprechungen mit Chefarzt Dr. Barry Wolfson zielsichere Diagnosen und beeindruckt alle schwer. Angestachelt von dem Erfolg gehen auch Marlo, Jamie und Sophia, eine weitere Studentin, das Wagnis ein. Allen gleich sind die positiven Glücksgefühle während der Nahtoderfahrung. Doch die Nebenwirkungen sind extrem. Alle Vier erinnern sich nicht nur an die guten, sondern auch an die traumatischen Dinge, von denen sie bald verfolgt werden. Das geht soweit, dass die Leben der angehenden Ärzte in Gefahr geraten …

27 Jahre ist es nun auch schon wieder her, dass ein junger Kiefer Sutherland mit einer jungen Julia Roberts das Geheimnis der Nahtod-Erfahrung ergründet hat. Zeit genug, sich für ein Remake stark zu machen und das Thema einem jüngeren Publikum anzubieten. Mit der Regie betraute man Niels Arden Oplev, der mit Verblendung den eindrucksvoll düsteren Start der Millennium-Trilogie inszenierte und zuletzt mit Dead Man Down auch in Hollywood überzeugen konnte. Allerdings tritt er beim Remake des seinerzeit kultisch verehrten Genrefilms ein schweres Erbe an. Flatliners funktionierte damals, obwohl oberflächlich, bei einer jungen Zielgruppe aufgrund der vielen Popkultur-Elemente und den fünf extrem beliebten Darstellern Julia Roberts, Kiefer Sutherland, Kevin Bacon, Oliver Platt und William Baldwin. Ellen Page ist zwar eine herausragende Akteurin und gerade in kleineren Independentfilmen immer eine Bank, doch in großen Blockbustern bleibt sie oft erstaunlich blass. Hier ist sie allerdings in guter Gesellschaft von einigen, aktuell angesagten Gesichtern wie beispielsweise Diego Luna (Rogue One: A Star Wars Story) als Überflieger Ray. Inhaltlich baut sich der Film sehr ähnlich auf wie das Original, allerdings fällt es ein wenig schwer, sich mit den größtenteils überheblichen angehenden Ärzten zu identifizieren. Ihre Figuren wirken schlicht zu wenig tiefgründig und bekommen praktisch keinen Background.

Was dem neuen Flatliners etwas fehlt, ist das Spaß-Element. Im Original war irgendwie mehr „Lattenmessen“. Der hedonistische Faktor wird ein bisschen durch den wissenschaftlichen Aspekt in den Hintergrund gedrängt. Denn während das Orignal doch eher ein Fantasyfilm war, darf sich Flatliners 2017 mehr medizinischen Background abholen. Er wirkt also alles in allem realistischer. Was die Effekte angeht, war der 90er Film von Joel Schumacher sicherlich etwas hemdsärmelig. Hier punktet Arden Oplevs Film natürlich mit modernen Tricks und schmissigen CGI-Bildern von Übergängen in die Todeszone. Auch die Spannungselemente funktionieren, wenn die Probanden nach und nach von den weniger freundlichen Visionen geplagt werden. Darstellerisch dominiert Ellen Page das Geschehen zwar, doch heimlicher Star ist Diego Luna, der als Ray nicht am Experiment teilnimmt und das moralische Gewissen der Gruppe gibt. Das macht er glaubwürdig und nimmt damit auch die rationale Position des Zuschauers ein. Die braucht der Betrachter aber auch, damit die teils klischeehaften Charakterzeichnungen nicht allzu ärgerlich ausfallen. Problem des Films ist dann auch vornehmlich, dass einem die Figuren mehr oder weniger gleichgültig bleiben und das Mitfiebern nur mäßig stattfindet.

Bild- und Tonqualität

Flatliners hat zwar ein leichtes Korn, das jedoch stets filmisch rüberkommt und nie zu drastisch wird. Man sieht es vor allem während Close-ups auf der Haut oder auf uniformen Hintergründen. Die Farben und Kontraste sind stets lebhaft und beeindruckend. dazu passt der intensive Schwarzwert. In dunklen Innenraumszenen gibt’s schon mal leichte Überkontrastierungen und zu krasse Bräune auf Gesichtern. Außerdem gibt’s auch hier Randunschärfen im unteren Bereich (bspw. 76’14). Die bewusst gesetzte Filterung während der Nahtod-Erlebnisse sorgt für Atmosphäre und darf so aussehen – immerhin sind wir hier nicht in der realen Welt.
Beim Sound von Flatliners wird’s schon während des Vorspanns äußerst räumlich, wenn die Stimmen von den Nahtoderlebnissen berichten und sich komplett schwerelos im Raum zu verteilen scheinen. Der elektronische Soundtrack, der dahinterliegt, liefert ein wenig Druck dazu und kommt ansonsten dynamisch aus den Hauptlautsprechern. Während der Flatline-Momente wuscht es dann immer wieder sehr effektvoll aus den Rears und die Stimmen, die in der Welt der Lebenden auf den Probanden einreden kommen authentisch dumpf aus den Speakern. Während der Actionszenen dürften die deutschen Stimmen allerdings etwas lauter und voluminöser sein. Das ist aber spätestens nicht mehr wichtig, wenn Courtney ihre erste echte Erfahrung im Jenseits macht und ein vehementer Bass-Sweep davon zeugt (24’50).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Flatliners gibt’s insgesamt neun gelöschte und erweiterte Szenen. Dazu gesellen sich vier Featurettes. In „Wiederbelebung eines Kult-Klassikers“ referieren die Darsteller und Macher von ihren Gefühlen das Original betreffend – natürlich ist es für alle ein Kultfilm, mit dem sie viele Erinnerungen verbinden. In „Die Runde machen“ gibt es noch mal einen Abriss zum Film und „Auf Bestellung des Regisseurs“ lässt Niels Arden Oplev von seiner Vision für das Remake erzählen. „Die ultimative Frage“ stellt den Beteiligten die Frage, ob sie das Experiment mitmachen würden. Arden Oplev stellt sich dabei als Schelm heraus, der mit der Gegenfrage: „Wer sagt, dass ich es nicht schon getan habe“ antwortet.

Fazit

Flatliners ist für sich genommen ein routiniert inszenierter und stimmungsvoller Thriller. Wenn er nicht gegen dieses übermächtige Original antreten würde. Dessen Kultfaktor kann das Remake nicht erreichen, weshalb vor allem dessen Fans hier nicht glücklich werden. Unvoreingenommene Filmfreunde, die das Original nicht kennen, werden aber gut und bisweilen sehr spannend unterhalten.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Niels Arden Oplev
Darsteller: Ellen Page, Diego Luna, Nina Dobrev, James Norton, Kiersey Clemons, Kiefer Sutherland, Madison Brydges, Jacob Soley, Anna Arden, Miguel Anthony
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Flatliners

FLATLINERS - Official Trailer (HD)

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