Blu-ray Review
OT: St George’s Day
London – Amsterdam – Berlin
Mit Footsoldiers of Berlin gelingt Frank Harper ein respektables Genrewerk.
Inhalt
Micky und Ray sind seit Jahrzehnten dicke Fische im Londoner Untergrund. Wenn ihnen jemand an die Karre fahren will, greifen sie durch und verschaffen sich Respekt. Das letzte Mal, als sie dies taten, haben sie leider einen zu viel umgebracht, denn einer der fünf Albaner war tatsächlich ein Russe. Und dann auch noch einer der zahlreichen Cousins von Vladimir Sukhov. Mit dem hat Micky gerade gegen den Rat von Ray einen riesigen Drogendeal eingefädelt, damit die beiden noch mal so richtig absahnen und Ray sich dann zur Ruhe setzen kann. Doch der tote russische Cousin ist bald das kleinere Problem, denn das teure Drogenpaket geht auf dem Weg verloren und dieses Mal kommt ein Bruder Vladimirs zu Tode. Sukhov, der schon mal einen Mann nur deshalb getötet hat, weil er ausprobieren wollte, ob seine Waffe funktioniert, ist nun richtig sauer. Und nicht nur der hat’s auf Micky und Ray abgesehen, auch die Staatsdiener vom NCA sind den beiden eng auf den Fersen …
Zunächst führt der deutsche Titel des Films mal wieder (bewusst?) in die Irre. Footsoldiers of Berlin legt nahe, dass es sich um einen weiteren Hooligan-Film von der Insel handelt. St. George’s Day aka The Berlin Job, wie Harpers Werk im Original heißt, verdeutlicht viel eher, dass es sich um einen Gangsterfilm britischer Herkunft handelt, wie man ihn seit der Zeit von Guy Ritchies Erstling Bube, Dame, König, grAS häufiger gesehen hat. Apropos Bube, Dame, König, grAS: Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur Frank Harper gab dort den „Dog“ und so ist es auch kaum verwunderlich, dass Nick Moran, der Eddy aus Bube, Dame …, hier einen kurzen Auftritt hat. Ebenso übrigens, wie die Hälfte aller aus ähnlich gelagerten britischen Filmen bekannten Gesichter hier einen Part übernehmen. Das ist auch nötig, denn während der ersten zwanzig Minuten stellt Micky gefühlt 36 Personen vor. Das ist dann auch schon ein kleines Problem von Footsoldiers of Berlin. Die eigentlich relativ simple Gangstergeschichte wird etwas künstlich aufgeplustert und mit Figuren aufgeplüscht, um den Eindruck eines groß angelegten Film-Coups zu erwecken.
Der hat dann auch durchaus seine Momente. Grandios ist beispielsweise die erste Geldübergabe zwischen Mickys Leuten und Vlads Delegation im Kornfeld. Harper hat sich sämtliche Gangsterfilme der jüngeren und älteren Vergangenheit offenbar gut angeschaut und addiert hin und wieder durchaus so etwas wie einen eigenen Stil. Und das, obwohl er (gerade was die eigenen Off-Kommentare angeht) oft knietief im britischen Genrefilm-Klischee steckt. Dafür funktioniert der zynische Humor immer wieder gut. Darstellerisch kann man ebenfalls nicht klagen, die Typen sind treffend besetzt und passen zu ihren Figuren auch wenn Charles Dance als souverän über allen stehender Trenchard sämtliche Szenen dominiert, in denen er auftaucht. Zum letztlich guten Gelingen von Footsoldiers of Berlin tragen auch das recht überzeugend konstruierte Ende sowie der Schauplatz Berlin bei, der gerade fürs deutsche Publikum immer wieder für Wiedererkennungsmomente sorgt.
Bild- und Tonqualität
Abgesehen von einem dezenten Korn auf uniformen Flächen gefällt das Bild von Footsoldiers of Berlin – Ihr Wort ist Gesetz durch seine hohe Laufruhe und eine hervorragende Schärfe in Nahaufnahmen. Gerade die Gesichter der beiden Protagonisten gelangen immer wieder detailliert auf die Leinwand. In kurzen Bewegungen verwischen Gesichter gelegentlich und das vom Kameraman eingesetzte Lens-Flare mag nicht immer so ganz zum Look des Films passen. Akustisch kann man im Prinzip nicht meckern: Die Schusswechsel in Footsoldiers of Berlin gelangen knackig ans Ohr, der Jaguar zu Beginn explodiert vehement und druckvoll und die Dialoge sind gut verständlich. Auch die Schlägerei im Finale wird wuchtig präsentiert. Allerdings ist die deutsche Synchronisation nicht auf jeder Position gelungen. Der harte Slang des Originals wird immer wieder wenig lippengleich wiedergegeben – gerade Ludger Pistor in der Rolle von Polizeikommissar Voss ist nicht mal im Ansatz synchron.
Bonusmaterial
Immerhin gibt’s im Bonusmaterial von Footsoldiers – Ihr Wort ist Gesetz neben dem Originaltrailer und einer Bildergalerie noch ein kurzweiliges, hautnahes Making-of von 20 Minuten zu bewundern. Das ist mehr als man von kleineren Genrefilmen sonst angeboten bekommt.
Fazit
Footsoldiers of Berlin – Ihr Wort ist Gesetz ist ein gelungener Beitrag zum britischen Gangstergenre, wenngleich Harper vielleicht nicht zwingend sämtliche relevanten Rollen hätte übernehmen sollen, damit das Drehbuch ein wenig mehr Sorgfalt bekommen hätte.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%
Anbieter: KSM
Land/Jahr: Großbritannien 2012
Regie: Frank Harper
Darsteller: Frank Harper, Craig Fairbrass, Vincent Regan, Charles Dance
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16