Frankenstein – Das Experiment

Blu-ray Review

Frankenstein - Das Experiment Blu-ray Review Cover
EuroVideo, seit 13.05.2016

OT: Frankenstein

 


Allein

Frisch vom Fantasy Filmfest 2015 ins Heimkino: Bernard Roses Interpretation von Frankenstein.

Inhalt

Viktor und Marie haben es vollbracht: Das Ehepaar hat mit Adam einen Menschen erschaffen. Zwar legt der äußerlich junge Mann eher infantile Verhaltensweisen an den Tag, doch Marie kümmert sich rührend um ihn. Auch als Adam einen massiven Hautausschlag zu entwickeln beginnt, der von Tag zu Tag schlimmer wird. Offenbar beginnt sich das Experiment gegen die Wissenschaftler zu richten. Viktor beschließt, Adam wieder einzuschläfern und mit neuen Erkenntnissen von Vorne zu beginnen. Doch Adam überlebt die Giftspritzen und das Strangulieren überraschenderweise – immerhin hat er eine Dosis bekommen, die für einen Elefanten gereicht hätte. Dem Geschöpf gelingt es kurze Zeit später, aus dem Laborbereich zu entkommen und sich in die Wälder zu schlagen. Konfrontationen mit Menschen bleiben indes nicht aus und Adam tötet instinktiv und im Affekt, ohne sein Unrecht zu verstehen. Als er in der schlimmsten Stunde seines jungen Lebens von Marie verleugnet wird, erfährt er einen emotionalen Schock. Erst beim blinden Musiker Eddie findet er etwas Schutz und Obhut. Adam lernt die Sprache der Menschen und beginnt sich gar für das andere Geschlecht zu interessieren. Doch beim Anblick seines mit Ausschlag und Pusteln übersäten Körpers geht jede Frau auf Abstand, was zu weiteren Tragödien führt …

Wo sich andere Verfilmungen des Romanklassikers von Mary Shelley auf Viktor Frankenstein und dessen wahnhafte Experimente zur Erschaffung eines Menschen konzentrieren, setzt Bernard Rose (Candyman) schon zeitlich deutlich später an. Sein Frankenstein – Das Experiment beginnt mit dem Erwachen der Kreatur und zeigt zunächst, wie sich Viktors Frau Marie um den Mann mit dem Intellekt eines Kindes kümmert. Im weiteren Verlauf wird dann Adam selbst porträtiert (und kommentiert gleichzeitig aus dem Off). Der Film folgt ihm (dem Kind im Körper eines immens starken Erwachsenen), schildert, wie unglückliche Umstände ihn zum mehrfachen Mörder werden lassen und zeigt unmissverständlich, dass er trotz aller Schreckenstaten das Opfer der Geschichte ist. Dazu benötigt es natürlich eines Schauspielers, dem man die Rolle abnimmt. Und genau das ist die Crux von Frankenstein – Das Experiment. Xavier Samuel (Herz aus Stahl) mag ein guter Schauspieler sein, in der Rolle des Adam ist er zu Beginn leider grenzwertig albern. Auch gelingt es ihm aufgrund seiner eher nervtötenden, nicht authentisch wirkenden Laute, Gestiken und Mimiken nur bedingt, dass man mit ihm fühlt. Das wird allerdings deutlich besser, je mehr er von Eddie lernt und je stärker er zum erwachsenen Menschen wird. Der Abschnitt mit dem blinden Obdachlosen ist dann auch der atmosphärische Höhepunkt des Films, der nicht nur tragisch, sondern auch spannend und mitreißend gerät. Passend und wirkungsvoll gerät in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass ein Filmscore meist ausbleibt und durch einen wahlweise schleppenden oder starken Herzschlag ersetzt wird, der die dramatischen Ereignisse betont oder vorab ankündigt. Bis zum schlüssigen und konsequenten Finale steigert sich Frankenstein – Das Experiment tatsächlich von Minute zu Minute. Während Rose die Geschichte zwar (wie erwähnt) ein wenig anders angeht, dabei aber dennoch der klassischen Vorlage folgt, entspricht er in Sachen grafischer Gewaltdarstellung den heutigen Sehgewohnheiten. Wenn Adam die beiden Wissenschaftler nach seinem neuerlichen Erwachen tötet und dafür die Knochensäge verwendet oder später auf den Polizisten einprügelt, dürften selbst Splatterfans zufriedengestellt werden.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Frankenstein – Das Experiment ist stark stilisiert und lässt zu Beginn in den Laboren vor allem helle Bereiche immer wieder deutlich überstrahlen. Das legt sich alledings wieder, sobald Adam im Freien ist. Zwar sind die Farben auch hier etwas wärmer gehalten, doch der generelle Look bleibt natürlicher und nicht so übertrieben. Die Schärfe liegt auf einem mittleren Niveau, die Bildruhe ist durchweg gut.
Akustisch setzt lediglich der Subwoofer hin und wieder Akzente, wenn der pumpende Herzschlag im Hintergrund stärker wird. Bei Adams Erwachen im Wald (Kapitel 5) lebt der Wald zudem recht raumfüllend auf. Ansonsten konzentriert sich das Geschehen vollkommen auf die Front und den Center. Die Stimmen sind äußerst klar und verständlich, die Synchronisation von Frankenstein gelang herausragend gut für eine verhältnismäßig günstige Produktion.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Frankenstein – Das Experiment finden sich neben einem Making of noch „Statements“. Bei anderen Disks würde man es Interviews nennen, wenn hier die Darsteller und der Regisseur ein wenig darüber plaudern, wie sie über Shelleys Geschichte denken und wie die Herangehensweise an den Film war. Das dreiminütige Making-of kann den Kommentaren aus den „Statements“ dabei nichts mehr hinzufügen. Beiden Featurettes gleich ist der ganz miese und extrem dumpfe Klang der Stimmen.

Fazit

Frankenstein – Das Experiment beginnt relativ schwach, steigert sich aber nach der Flucht Adams kontinuierlich zu einem tragischen Horrordrama mit eruptiven Gewaltsequenzen – durchaus eine Entdeckung wert!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA/D 2015
Regie: Bernard Rose
Darsteller: Xavier Samuel, Carrie-Anne Moss, Danny Huston, Tony Todd, Maya Erskine, Mary Gallagher
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 86
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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