Free the Nipple – Wir starten eine Revolution!

Blu-ray Review

Free the Nipple - Wir starten eine Revolution! Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, ab 11.02.2016

OT: Free the Nipple

 


Girlrillaz

Free the Nipple erzählt halbbiografisch von der gleichnamigen Aktivistebewegung, die für die Gleichberechtigung freier Oberkörper von Mann und Frau kämpft.

Inhalt

„Janet Jacksons Nippel ist das Verbrechen des Jahrhunderts!“ – die Botschaft von Liv ist klar: Obwohl seit Anfang der 90er im Zuge der Gleichberechtigung auch Frauen in New York oberkörperfrei herumlaufen dürfen, ohne dafür belangt werden zu können, finden diese Bilder immer noch Anstoß. Als Aktivistin ist Liv deshalb immer wieder mit ihren Mitstreiterinnen auf den Straßen zu finden, um mit blankem Busen für ihr Recht einzustehen. Bei einer der Aktionen wird die junge Reporterin With auf die blankgezogenen Damen aufmerksam und sieht darin eine Story. In einer Zeit, in der das Attentat auf ein Kino bei der Premiere von Batman: The Dark Knight Rises jede freie Minute der Sendezeit beansprucht und die Blutspur der Opfer in Großaufnahmen zu sehen sind, werden freigelegte Nippel verpixelt – das muss doch für eine große Geschichte in einer Zeitung reichen, oder? Leider blitzt With bei den Blättern und sogar bei Internetblogs ab. Erst als man einen Anwalt hinzuzieht und erneut für Aufsehen sorgt, kommt die Sache ins Rollen. Nach und nach gewinnen die Aktivistinnen Beistand von öffentlicher und sogar prominenter Seite. Doch trotz allen rechtlichen Beistands gerät man auch immer wieder in Konflikt mit Polizei und Gericht …

Free the Nipple ist nicht nur ein Film der US-Regisseurin Lina Esco (auch zu sehen in der Hauptrolle der „With“), sondern seit 2013 auch der offizielle Titel der Gleichberechtigkeitsbewegung, die Esco in ihrem 80-Minüter porträtiert. Dabei ist das Erstaunliche, dass die Bewegung aus der Produktion des Films herrührt. Esco hatte Free the Nipple schon 2012 gedreht und fand aufgrund der Ressentiments keinerlei Möglichkeit, ihn einem breiteren Publikum zu präsentieren. Da die Schauspielerin/Regisseurin zuvor schon aktiv in einer Tierschutzorganisation unterwegs war, schien die Gründung einer Aktivistengruppe für Gleichberechtigung nur logisch. Unter dem gleichen Namen tritt Esco seit 2013 für genau das ein, was sie in Free the Nipple darstellt. Gerade soziale Netzwerke wie facebook und Instagramm sind ihr dabei ein Dorn im Auge, da diese bis heute alle blanken Frauenbrüste entfernen, während Männer sich problemlos oben ohne ablichten und die Fotos posten dürfen. Filmisch gesehen ist Lina Escos dokumentarisch angehauchter Beitrag zum Frauenrecht eine durchweg charmant und treffend besetzte Fingerübung, deren Anliegen klar deutlich wird, die aber aus dramaturgischer Sicht eher höhepunktarm bleibt. Escos Idee, die Brüste in ihrem Film ebenfalls zu verpixeln, solange die Frauen von der Polizei in Gewahrsam genommen werden und With selbst noch außenstehend ist, gehört zu den einfallsreicheren Elementen – das Hinsteuern auf den Höhepunkt einer Massendemonstration hätte etwas emotionaler und weniger zeigefingerwedelnd ausfallen dürfen. Natürlich ist es legitim, darauf aufmerksam zu machen, dass gerade Kinder deutlich mehr unter gewaltsamen Bildern als unter sexuell freizügigen leiden, doch das hätte Free the Nipple auch etwas subtiler einfließen lassen können. Der Nackedei-Aspekt bleibt im Übrigen relativ gering ausgeprägt, sodass Voyeure nicht wirklich auf ihre Kosten kommen. Wenngleich auf dem finalen Höhepunkt des Films demonstriert wird, wie beeindruckend es sein kann, wenn hunderte Frauen an verschiedenen Orten New Yorks blank ziehen. Als gelungen darf der Soundtrack bezeichnet werden, der von Popsongs Miley Cyrus‘ (eine Unterstützerin der Aktivistinnen) bis hin zu harten Punkrhythmen reicht und perfekt zum Geschehen passt.

Bild- und Tonqualität

Warme Kontraste und ein bisweilen sehr ruhiges und angenehm plastische Bild empfangen den Betrachter von Free the Nipple. Die Schärfe ist durchweg gut und auch während ruckartiger Bewegungen lässt dieser Eindruck nicht nach. Die Farben sind stets natürlich und angenehm – lediglich in dunklen Innenraumszenen wird’s mal etwas weniger griffig. Akustisch kann Free the Nipple immer dann Akzente setzen, wenn der Soundtrack dominiert und rockige Rhythmen den Raum erfüllen. Die außerordentlich gut gelungene Synchronisation kommt stimmig und sehr gut eingebettet aus dem Center. Anlass für Surroundtätigkeiten gibt es allerdings kaum. Lediglich die Straßenatmosphäre von New York bekommt hin und wieder etwas Aufmerksamkeit. Während der lauten Filmmusik-Sequenzen werden Umgebungsgeräusche schon mal komprimiert.

Bonusmaterial

Außer dem Originaltrailer und ein paar Programmtipps bleibt das Bonusmaterial von Free the Nipple leer – wein kleines Behind the Scenes der Aktivistentätigkeit wäre wünschenswert gewesen.

Fazit

Free the Nipple hat das Herz am rechten Fleck und behandelt ein Thema, das nicht selbstverständlich ist, obwohl es selbstverständlich sein sollte. Ein wenig störend wirkt die Selbstdarstellung der Regisseurin, der man ihren Film noch mehr abnehmen würde, stellte sie sich nicht selbst so in den Vordergrund.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2012
Regie: Lina Esco
Darsteller: Lina Esco, Casey LaBow, Monique Coleman, Griffin Newman, Zach Grenier, Lola Kirke, Jen Ponton
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 79
Codec: AVC
FSK: 12

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