Frei wie der Wind

Blu-ray Review

Frei wie der Wind Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 04.01.2016

OT: Spirit Riders

 


Regeln sind Regeln!

Unauffälliges Jugenddrama mit charmanter Botschaft.

Inhalt

30 Tage Aufenthalt in einer Jugendstrafanstalt oder 60 Tage auf einer Pferdetherapie-Ranch – Kacie, die soeben zum wiederholten Male für ein Vergehen von der Polizei aufgegriffen wurde, fällt die Entscheidung zwar dennoch nicht leicht aber wer will schon in den Knast? Die schwer pubertierende junge Dame meint zwar, dass sie mit Pferden seit ihrer Kindheit nichts mehr zu tun hatte und das eigentlich auch nicht ändern wollte, allerdings gibt es noch einen Restfunken Verantwortungsgefühl in ihr – immerhin nimmt sie nicht Reißaus mit ihrem noch kriminellerem Freund. Vor Ort auf der Spirit-Rider-Ranch begegnet sie dennoch allem und jedem mit Arroganz und Ablehnung. Bis sie auf den Chef der Einrichtung, den alten Rex trifft. Der setzt zwar klare Grenzen, zollt der jungen Straftäterin aber auch Respekt und bindet sie alsbald in die Arbeit am ehemaligen Rennpferd ein. Zum ersten Mal zeigt Kacie so etwas wie Interesse an der Arbeit auf dem Hof und beginnt langsam, sich zu öffnen …

Sonderlich psychologisch tiefschürfend geht’s nicht zu in Frei wie der Wind, einer Direct-to-Video-Produktion mit einem bekannten Nebendarsteller. Lance Henriksen, der sein Charaktergesicht immer wieder mal in kleinen Filmen zur Verfügung stellt, ist dann auch der Anker in diesem halbwegs authentisch vorgetragenen Jugendfilm mit Unsere-kleine-Farm-Charme. Der entfaltet sich vornehmlich in der Originalfassung, da gerade Henriksens angestammtes Synchron-Organ fehlt und der engagierte Sprecher nur bedingt das warme Timbre des Schauspielers wiedergeben kann. Was Frei wie der Wind bei aller Vorhersehbarkeit durchaus für die anvisierte Zielgruppe junger Mädels (und ihrer Eltern) unterhaltsam macht, ist der Verzicht auf den erhobenen Zeigefinger oder ein Vorgehen nach dem Prinzip Regelbruch erfordert Bestrafung. So ist es tatsächlich möglich, eine Moral aus der Geschichte zu ziehen – eben jene, dass man aufmüpfige Jugendliche mit Respekt und Aufgaben besser resozialisieren kann als mit drakonischen Strafmaßnahmen. Auf diese Weise ist Frei wie der Wind die Antithese zu jenen US-Filmen, in denen straffällig gewordene Teenies in Boot-Camps gesteckt werden. In Zeiten von Holzhammer-Botschaften oder religiös verbrämten US-Produktionen ist Brian T. Jaynes Film jedenfalls eine angenehme Ausnahme. Und wenn Kacie dann am Ende ihr Trauma überwindet, dann geht alles auch irgendwie gut aus. Nervig und aus modischen Gründen sogar ziemlich oldschool sind die gefühlt 35 unterschiedlichen Bauch-Frei-Outfits, die Kacie in ihrer kleinen Tasche zu haben scheint. Die Freizügigkeit wirkt im Zeitalter von Magermodels und für eine Zielgruppe ab sechs Jahren etwas deplatziert.

Bild- und Tonqualität

Beim Bild von Frei wie der Wind muss man Abstriche machen: Die Kontraste sind bisweilen überrissen und lassen helle Bereiche auf Gesichtern überstrahlen. Dazu versumpfen Details in Schatten und in schnellen Bewegungen gesellen sich leichte Unruhen hinzu. Die Schärfe ist bei Nahaufnahmen von Henriksens Charakterkopf meist gut, hält diese Konstanz aber nicht durchweg gut durch. Das liegt allerdings nicht an der Blu-ray, sondern eher an der variierenden Qualität der Kameraarbeit. Gefällig wirkt die warme Farbgebung, die der Atmosphäre auf der Pferderanch zugute kommt. Der Ton hätte gar nicht in Surround auf die Blu-ray gepackt werden müssen, denn auf den Rearspeakern passiert ohnehin fast nichts. Die Dialoge kommen sauber aus dem Centerspeaker und ein kleinwenig Ranch-Atmosphäre wird über die Stereolautsprecher erzeugt. Wenn der zurückhaltend eingesetzte Filmscore ein wenig anschwillt, kann man bei genauem Hinhören ein wenig Streicherarrangement oder mal etwas Pferdegetrappel über die rückwärtigen Boxen wahrnehmen – das war’s dann aber auch.

Bonusmaterial

Frei wie der Wind ist seinem Titel entsprechend auch frei von Bonusmaterial. Lediglich Programmtipps und Trailer sint mit an Bord.

Fazit

Frei wie der Wind mag ohne große Höhepunkte oder schauspielerische Meisterleistungen auskommen müssen, tut aber auch niemandem weh und hat das Herz am rechten Fleck. Für die Ostwind-Klientel ist das eine nette Ergänzung.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 10%
Film: 55%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Brian T. Jaynes
Darsteller: Allie Deberry, C. Thomas Howell, Olivia Osteen, Lance Henriksen, Carol Hickey, Kim Jackson Wheeler
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 6

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