Für immer Adaline

Blu-ray Review

Für immer Adaline Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 20.11.2015

OT: The Age of Adaline

 


Zeit für Veränderung

Wie es wohl ist, wenn man 75 Jahre lang eine junge Frau bleibt?

Inhalt

Adaline Bowman lebt im Jahre 2014 unter einem Pseudonym und wechselt immer wieder ihre Pässe und Wohnorte. Der Grund ist allerdings nicht in einer kriminellen Vergangenheit zu suchen, sondern darin, dass die schöne junge Frau 29-jährig verunfallte und seitdem nicht mehr altert. Das war im Jahre 1935. So lebt Adaline im wunderschönen Körper einer Endzwanzigerin mit einem Geist, der 106 Jahre Erfahrung und Lebenserlebnisse vorweisen kann. Ein solches Leben ist natürlich nicht immer einfach und rief auch immer wieder die Behörden auf den Plan. Schon ein Verkehrsvergehen konnte Adaline zum Verhängnis werden, wenn sie dem verdutzten Polizisten erklären musste, dass sie tatsächlich schon 45 sei. Die Zeit der Kommunistenverfolgung resultierte gar in der Verfolgung durch das FBI, das eine Spionin vermutete. Einzig ihre Tochter Flemming weiß Bescheid und geht mit ihr durch die Jahrzehnte. Als sich Adaline, bzw. Jenny, wie sie sich 2014 nennt, in den klugen Ellis Jones verliebt und damit gegen ihre wichtigste Regel verstößt, scheint sie sich das erste Mal seit langer Zeit wieder fallen lassen zu können. Doch beim Besuch von dessen Eltern stößt Adaline auf einen alten Bekannten …

Puh … wenn man sich den Klappentext oder die Inhaltsbeschreibung von Für immer Adaline durchliest, muss man schon ein wenig schlucken. Ist diese dicke Romanze wirklich klischeefrei und erträglich? Die Antwort ist relativ einfach: Ja, sie ist erträglich. Und das hat gleich mehrere Gründe: Blake Lively in der Rolle der Adaline wirkt stets unverkrampft und natürlich, schafft es, ohne großes Selbstmitleid die negativen Seiten einer Alterslosigkeit zu vermitteln. Zwar nimmt sich Lee Toland Krieger (Celeste & Jessie) in der ersten Stunde hier und da ein wenig zu viel Zeit, seine Geschichte zu entfalten und kämpft ein wenig auf ein paar eher unwichtigen Nebenschauplätzen, doch spätestens nach der Überraschung in der Filmmitte und der damit einhergehenden Konfliktsituation wird Für immer Adaline spannender. Ein etwas plakativer aber fesselnder Höhepunkt ist das Trivial-Pursuit-Spiel innerhalb der Familie von Ellis. Adaline, mit dem Wissen von 106 Jahren Weltgeschichte gesegnet, spielt den bisherigen Champion William glatt an die Wand und geht dabei einen Schritt zu weit. Dass der Film sich ausgerechnet ausdenkt, seine Protagonistin sich gleich in zwei Männer der gleichen Familie verlieben zu lassen, wirkt für den einen vielleicht etwas künstlich, schließt aber den Kreis der Geschichte und macht die Sache rund. Einzig die versucht pragmatisch-wissenschaftliche Erklärung für Adalines Alterungsstopp wirkt aufgesetzt und eigentlich auch eher unromantisch und obsolet. Man darf dem Zuschauer ruhig zutrauen, dass er sich ohne wissenschaftliches Fundament auf die Geschichte einzulassen bereit ist – zumal die geschilderten „Fakten“ dann doch soweit hergeholt scheinen, dass man sie ohnehin nicht glaubt. Abgefangen wird dies von den stimmungsvollen, jedoch nicht übertrieben oft eingesetzten Bildern aus den einzelnen Epochen. Da die Zeitsprünge nie zu häufig sind und immer stimmig ins Gegenwartsgeschehen eingebunden werden, kann man der Geschichte von Für immer Adaline gut folgen und verliert auch nie den Faden. Man bleibt bei den Figuren, fühlt mit ihnen und wünscht sich frühzeitig, dass Adaline sich endlich einmal offenbaren kann, um ihren Frieden und ihr Glück in einer Beziehung zu finden. Dass sich dieser Wunsch auf nicht ganz überraschende Weise zu verwirklichen scheint, ist am Ende überhaupt nicht schlimm. Und für alle Frauen da draußen: Für immer Adaline zeigt, dass auch ein graues Haar furchtbar romantisch sein kann!

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Für immer Adaline ist ein wenig wechselhaft. Hin und wieder sind Close-ups (gerade von Harrison Ford) extrem gut aufgelöst und krisp. Dann wiederum ist es gerade die Schärfe, die schwach bleibt. Halbotale wirken bisweilen sehr weich und leiden auch unter Randunschärfen. Dazu kommen deutlich sichtbare Unruhen in dunkleren Sequenzen. Die Farbgebung passt sich den jeweiligen Epochen an, was stets gut gelungen ist. Die Gegenwart liefert einen Mix aus kühleren Blautönen und sehr warmen Sepiafarben. In den Szenen der Vergangenheit ist es schon mal sehr bunt oder farblich etwas entsättigt.
Für ein romantisches Drama kann Für immer Adaline bisweilen wuchtige Effekte und ebensolche Dynamik vorweisen. Der initialisierende Autounfall wird extrem räumlich und druckvoll präsentiert. Man bekommt dabei fast das Gefühl, einem Actionfilm beizuwohnen. Auch der zarte Filmscore legt sich immer wieder schmeichelnd auf alle Speaker und harmoniert gut mit den verständlichen Dialogen, die vielleicht ein wenig mehr Mittelfrequenzanteile gebraucht hätten.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Für immer Adaline gibt’s neben elf Interviews mit Cast & Crew sowie zwei entfallenen Szenen noch drei Featurettes. Im ersten dieser Hintergrundberichte geht’s um die Verwirklichung des Stils der einzelnen Jahrzehnte aber auch um die Geschichte an sich. Betont wird, wie künstlerisch der noch junge Regisseur an die Sache heranging, während seine jungen Kollegen doch eher oberflächliche Actiondirektoren sind.
Das Zweite kümmert sich um die Rolle des jungen Harison Ford. Die Schwierigkeit hierbei: Jeder kennt den Akteur noch, als er Mitte/Ende Zwanzig war und würde einen Schauspieler, der kaum Ähnlichkeit aufweist, nur bedingt akzeptieren. Als man im Internet auf die Harrison-Ford-Imitationen von Anthony Ingruber, war klar, dass man den gewünschten Mann gefunden hatte. In „Eine Liebesgeschichte für die Ewigkeit“ geht’s dann explizit um die Geschichte, die das Ende einer langen Durststrecke für Romantiker bedeutet. Der Audiokommentar des Regisseurs rundet das Angebot ab.

Fazit

Für immer Adaline bringt die Romantik zurück ins Heimkino. Nach den zahlreichen Action- und Fantasy-Highlights der letzten Monate wirkt Kriegers Film fast wie ein wohltuender Fremdkörper, wird aber all jene überzeugen, die gerne mal wieder etwas fürs Herz sehen möchten. Dass die Darsteller allesamt überzeugen und der Film stilsicher durch die Jahrzehnte gleitet, ist ein weiterer Grund für einen gelungenen Filmabend.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 75%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Lee Toland Krieger
Darsteller: Blake Lively, Michiel Huisman, Harrison Ford, Ellen Burstyn, Kathy Baker, Amanda Crew, Richard Harmon
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 113
Codec: AVC
FSK: 6

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