Fürst der Dämonen

Blu-ray Review

Fuerst der Daemonen 3D Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 02.07.2015

OT: Viy

 


Hexerei

In Fürst der Dämonen muss Jason Flemyng einer Toten die Dämonen austreiben.

Inhalt

Großbritannien im frühen 18. Jahrhundert: Jonathan hat seine Wunschbraut im Stich gelassen, weil deren Papa kaum begeistert ist von der Verbindung seiner adligen Tochter mit dem wenig vermögenden Kartographen. Also besinnt sich Jonathan seiner Berufung und bricht auf gen Osten, um die Welt zu vermessen – immer vor Augen das Vorhaben, dass sein Stadteil Greenwich irgendwann zum Mittelpunkt der Geographie wird. Währenddessen stirbt in einem fernen Dorf in der ukrainischen Gegend eine junge Frau. Der Teufel und dämonische Mächte haben ihre Hände im Spiel, so vermuten die frommen Bewohner. Wie es der Zufall will, trifft Jonathan auf zwei der Einheimischen aus eben jenem Dorf, die ihn mit dem Vater der Verstorbenen in Kontakt bringen. Der wiederum möchte, dass der Weitgereiste eine Karte von der Gegend anfertigt, mit der Kirche, in der seine Tochter liegt, als Zentrum. Als er sich an die Arbeit macht, begegnet ihm tatsächlich der Geist der toten Pannochka, deren Seele er retten soll, wenn er weiter unter den Lebenden wandel will …

„Der Wij“ ist ein Klassiker der phantastischen russischen Literatur. Geschrieben von Nikolai Wassiljewitsch Gogol im Jahre 1835 erzählt sie die Geschichte eines Philosophiestudenten, der von einem vermeintlich bösen Sukkubus heimgesucht wird – einer Hexe, die sich alsbald als verstorbene hübsche junge Frau entpuppt. Oleg Stepchenko behält in seinem Fürst der Dämonen das Grundgerüst der Geschichte, ändert drumherum aber alles, was zu ändern ist, erzählt eher eine Quasi-Fortsetzung und pumpt das Ganze mit fast permanenten CGI-Effekten voll. Dazu gesellt sich ein typischer russischer Humor, der vornehmlich albern ist. Um das Ganze dem internationalen Publikum schmackhaft zu machen, engagierte er mit Jason Flemyng (Snatch) einen klasse Schauspieler als Hauptfigur Jonathan und lässt den verdienten Briten Charles Dance als Vater der Braut auftreten. Was die beiden Darsteller kaum verhindern können, ist die atemlose Hetzjagd durch die Schauplätze und die wirre Geschichte. Fällt dem westeuropäischen Zuseher schon das Differenzieren der zahlreichen russischen Namen schwer, trägt die schnelle Schnittfolge und das abrupte Hin und Her kaum zur Übersicht bei. Was Fürst der Dämonen dann an Storygehalt oder Struktur fehlt, das versucht Stepchenko mit einer unglaublichen Vielzahl an Effekten und Maskerade wieder wettzumachen. Dabei waren seine Kreaturendesigner äußerst kreativ – von der harmlosen Fleischwunde im Gesicht bis hin zum kopflosen Tischnachbarn, der Jonathan nach dem Leben trachtet. Dass der Film unzweifelhaft von Guillermo del Toro und vor allem dessen Pan’s Labyrinth beeinflusst wurde, ist spätestens dann zu sehen, wenn der vieläugige „Wij“ selbst auftaucht. Dessen Äußeres ähnelt schon sehr den Figuren aus del Toros Meisterwerk. Überhaupt kann man von Fürst der Dämonen vor allem dann unterhalten werden, wenn man sich von den phantastischen Effekten gefangennehmen lässt. Allerdings muss man dann darüber hinwegsehen, dass nicht alle technisch auch wirklich gelungen umgesetzt sind.

Bild- und Tonqualität

Mit satten Farben und einem hohen Kontrastumfang punktet das Bild von Fürst der Dämonen von Beginn an. Dazu gesellt sich eine hohe Laufruhe. Allerdings gibt es ein paar Szenen, die unter schwacher Ausleuchtung leiden und deren Durchzeichnung dann nicht mehr herausragend ist.
In Sachen Raumakustik fährt Fürst der Dämonen ordentlich auf. Schon das ratternde Zahnwerk im Vorspann legt sich über sämtliche Lautsprecher. Es sind aber nicht nur die zahlreichen direktionalen Effekte, die gefallen, sondern auch die durchaus vorhandene Dynamik. Das gewittrige Donnern, das die badenden Nixen begleitet wummert ordentlich und fordert den Subbwoofer. Allerdings erst dann, wenn man den Receiver etwas lauter eingestellt hat als üblich, denn Fürst der Dämonen ist ein wenig leise abgemischt. Manko beim Sound ist seine teilweise zu breite Darstellung. Der ausgiebig genutzte Hall in Innenräumen hat eine zu starke Verzögerung, was letztlich etwas unnatürlich wirkt. Wenn man dieses Problem ausblendet, macht vor allem das Sounddesign richtig Spaß. Man merkt, dass Bob Beemer sein Handwerk versteht und richtig Spaß bei der Sache hatte.

3D-Effekt

Dem in Real 3D gedrehten Fürst der Dämonen sieht man schon beim Genuss der zweidimensionalen Fassung an, dass er auf die räumliche Darstellung hin getrimmt wurde. Vor allem die Kampf- und Actionsequenzen im Inneren der Kirche lassen vordergründige 3D-Effekte nur so auf den Zuschauer einwirken – egal, ob’s fliegende Särge oder Äxte sind (47’00). Aber auch in den weniger oberflächlichen Szenen ist die dreidimensionale Darstellung sehr gelungen. So kann man zu Beginn den Herrn Papa durch sein Anwesen schreiten sehen und dabei nicht weniger als vier Ebenen ausmachen (0’40). Herrlich ist der Einblick in Jonathans zahnradgetriebene Kutsche, in das man praktisch einzutauchen scheint. Man merkt, dass sich hier jemand Gedanken um die Umsetzung gemacht hat, wenngleich die 3D-Effekte der Story massiv die Schau stehlen.

Bonusmaterial

Das Bonsumaterial der 2-Disk-Fassung von Fürst der Dämonen wurde auf einer DVD abgelegt. Enthalten sind ein knapp 30-minütiges Making of, je ein Interview mit Hauptdarsteller Jason Flemyng und Sounddesigner Bob Beemer sowie eine unkommentierte B’Roll. Eine Bildergalerie sowie die Originaltrailer runden das Angebot ab.

Fazit

Fürst der Dämonen ist ein visuell äußerst kreativer Fantasystreifen mit einem charmanten Hauptdarsteller, dessen Effekte jedoch die konfuse Story und ihre albernen Figuren zu kaschieren versuchen. Phänomenal gelungen ist der 3D-Effekt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 55%
3D-Effekt: 85%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Russland/Ukraine/Tschechien 2014
Regie: Oleg Stepchenko
Darsteller: Jason Flemyng, Andrej Smoljakow, Alexej Chadow, Agnia Ditkowskite, Juri Tsurilo, Olga Zajtsewa
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 112
Codec: AVC
Real 3D: Ja
FSK: 12 (uncut)

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