Full Metal Jacket 4K UHD

Blu-ray Review

Warner Home Video, 29.10.2020

OT: Full Metal Jacket

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Die Dualität des Menschen

Kubricks spätes Meisterwerk mit hochauflösendem Bild im Test.

Inhalt

Das Jahr 1967: Im Ausbildungslager für den US Marine Corps auf Parris Island finden sich die neuen Rekruten ein. Unter ihnen der zynische James T. Davies sowie der übergewichtige Leonard Lawrence. Bereits während des ersten Kontakts zu ihrem Ausbilder, Gunnery Sergeant Hartman, wird klar, dass jeder Spaß an der Eingangstüre abgegeben wurde. Hartman erniedrigt die Rekruten. Er bricht sie physisch und psychisch, um sie auf das zu begrenzen, das im Krieg benötigt wird: Die Urinstinkte, die nichts anderes wollen und können als den Gegner zu töten. Menschlichkeit und Moral sind Fehl am Platze. Besonders auf Lawrence hat Hartman es abgesehen. Keine zwei Minuten vergehen und der korpulente Leonard bekommt von Hartman den Spitznamen „Private Paula“. Fortan kümmert er sich ganz besonders um dessen „Fortschritt“ und erniedrigt ihn, wo er kann, sobald er (mal wieder) an einer Aufgabe versagt. Erst als Private Davies, den Hartman nur „Joker“ nennt, sich etwas um Paula kümmern soll, macht dieser Fortschritte. Vor allem im Schießen kann er überzeugen. Bevor er jedoch zum echten Soldaten wird, gibt es einen dramatischen Zwischenfall. Ein Ereignis, das auch Private Joker belastet, als er endlich nach Vietnam und an die Front geschickt wird …

Vermutlich wurden noch in keinem anderen Film so viele Haare geschnitten wie in Stanley Kubrick’s Full Metal Jacket. Der Einstieg in seinen Vietnam-Kriegsfilm ist sicherlich einer der ungewöhnlichsten von thematisch ähnlichen Filmen der damaligen Zeit. Während die Kamera in die mitunter leer – oder besser: unbeschrieben wirkenden Gesichter schaut, kann der Zuschauer sich fast physisch vorstellen, dass es einigen Darstellern überhaupt nicht gefallen haben wird, sich von ihrer Haarpracht zu trennen. Fast unschuldig und naiv wirken die Gesichter noch, sieht man von Vincent D’Onofrio ab, dessen Blick schon in diesem Moment etwas irre ist und auf das hindeutet, was später mit ihm passieren wird.
Kaum sind dann die Haare gefallen, wechselt Kubricks Film in eine der wohl legendärsten Szenen der Filmgeschichte. Wenn Gunnery Sergeant Hartman seine Frischlinge begrüßt und sie verbal darauf vorbereitet, dass Krieg nun mal kein Kinderspiel ist, sitzt man noch heute absolut gefesselt vor der Leinwand oder dem Fernseher. Ganze sechs Minuten dauert seine Tirade, die für einige der angehenden Soldaten bereits mit Erniedrigungen physischer und vor allem psychischer Natur einhergeht. Darsteller R. Lee Ermey war zur damaligen Zeit eigentlich kein Schauspieler. von Zwischen 1961 und 1971 war er selbst beim Marine Corps und hatte zuletzt den Rang eines Staff Sergeants. Nach seinem Dienst im Militär fungierte er öfter als militärischer Berater bei Kriegsfilmen – so auch für Francis Ford Coppola in Apocalypse Now. Entsprechend war bei ihm das Vokabular möglicherweise geläufig und auch Kubrick engagierte ihn zu diesem Zweck. Er sollte dem eigentlich für die Rolle von Hartman vorgesehenen Tim Colceri zur Seite stehen und hatte dafür bereits ein dickes Notizbuch voller Schimpfwörter verfasst. Kubrick entschloss sich dann, Ermey selbst zu besezten, nachdem er ein Video gesehen hatte, auf dem der Ex-Sergeant Filmrekruten beschimpft hatte.

Bis heute hält sich die Legende, dass Ermey diese sechsminütige Eröffnung weitgehend improvisiert hat. Und was er dort vom Stapel lässt, diente in der Folge als Blaupause für alle anderen Szenen dieser Art. Und auch wenn es abgedroschen klingt: Sie ist oft kopiert, aber nie erreicht. Und erstaunlicherweise funktioniert diese Szene sogar in der deutschen Synchronisation. Natürlich ist das Original an der Stelle noch authentischer und noch roher, aber für einen Film aus den 80ern ist die deutsche Übersetzung wirklich äußerst gelungen und sorgte auch hierzulande für einen hohen Kultfaktor des Films. Selbst R. Lee Ermey parodierte sie in seiner späteren Karriere noch mehrfach selbst. Beispielsweise in einer Folge der Simpsons oder in in Peter Jacksons Frighteners – nur dass er dort Geister rumkommandierte. Neben Ermey fallen vor allem Matthew Modine und insbesondere Vincent D’Onofrio auf. Letzterer gibt heute zu Protokoll, dass er seine Filmkarriere eindeutig Kubrick und seiner Besetzung als Private Paula (aka Lawrence) zu verdanken habe. Sowohl Ermey als auch D’Onofrio hätten Oscar-Nominierungen bekommen müssen (was nicht geschah) und erneut zeigt, wie ignorant die Academy mitunter mit entsprechenden Leistungen umgeht.

Filmisch teilt sich Kubricks Full Metal Jacket in zwei Bereiche auf. Die erste Hälfte gehörte den Szenen der Ausbildung, während in der zweiten Hälfte der Einsatz in Vietnam geschildert wird. Qualitativ besteht ein mal mehr oder weniger groß aufgefasster Unterschied zwischen diesen zwei Teilen des Films. Zuletzt konnte man in einer retrospektiven Kritiken lesen, dass Kubrick Film rückblickend gar nicht so hervorragend sei, wie man 30 Jahre lang immer gesagt hatte. Dies angeblich vor allem, weil die in der ersten Hälfte aufgebaute Atmosphäre und Spannung in der zweiten Hälfte nicht (ganz) eingelöst wird. Tatsächlich ist da etwas dran. Denn während die Ausbildung durch Hartman dafür sorgt, dass jedes letzte bisschen Rest Humanität aus den Rekruten getilgt wird, um sie zu Waffen eines unmenschlichen Krieges zu machen, gerät die zweite Hälfte ein wenig generisch.
Das liegt vielleicht auch daran, dass sich Kubrick auch für Full Metal Jacket nicht von seiner Flugangst befreien konnte und man sämtliche Schauplätze in England nachbauen musste – der Import von mehreren hundert Palmen aus Spanien inklusive. Die Kritik, dass (bei aller Sorgfalt, die Beckton-Gas-Works-Anlage in der Nähe von London in ein zerbombtes vietnamesisches Areal zu verwandeln) man der zweiten Hälfte häufig ansah, dass nicht authentisch in Vietnam, sondern durchweg in England gedreht wurde, ist nachvollziehbar. Auch heute entführt einen der Film nicht wirklich nach Südostasien.
Dabei ist es in der Tat so, dass auch der zweite Teil seinen Reiz hat – und er hat durchaus Bezug zur anfänglichen Ausbildung. Zunächst einmal ist der Kontrast zum ersten Abschnitt ganz bewusst so hart und Kubrick schert sich auch nicht um gängige Konventionen. Als einer der ersten Regisseure schilderte er die Kriegshandlungen und Gräueltaten am Rand der kriegerischen Handlungen wie sie sind. Ohne sie groß zu kommentieren oder sich zu positionieren. In Full Metal Jacket stellt er das „System des Krieges“ selbst an den Pranger. Nicht (wie oft in anderen Filmen) gewisse Vorgesetzte oder amoklaufende Psychopathen in Uniform. Und das wird gerade in der zweiten Hälfte des Films deutlich.

Zusätzlich wird hier eine Ambivalenz deutlich, die zuvor nur gefunden werden konnte, wenn man Jokers Charakter tiefgründig analysiert hätte. In Vietnam trägt Joker diese „Dualität“ aber ganz offen zur Schau. Er trägt einerseits einen Peace-Button und schreibt sich andererseits Born to Kill auf seinen Helm. Darauf angesprochen, versucht er sich an einer Erklärung, die auf den Psychoanalytiker und Weggefährten Sigmund Freuds, Carl Gustav Jung, zurückgeht. Private Joker, der Kriegsberichterstatter, der die Eier in der Hose hatte, Sergeant Hartman zu widersprechen als es um die Jungfrau Maria ging, scheint der einzige zu sein, der sich nicht ausschließlich zur Killermaschine hat entmenschlichen lassen. Er hat noch den Funken Menschlichkeit und die Spur von Moral, die anderen abgegangen ist. Gut sichtbar, wenn er im Helikopter einen US-Soldaten fragt, warum dieser auch Frauen und Kinder töte – ein Bild, das im Finale noch einmal Bedeutung haben wird, wenn Joker selbst seine Unschuld verliert. Und wenn man sich diese Ambivalenz vor Augen führt, wird rückblickend auch klar, warum Paula/Lawrence (dessen Psyche weniger stabil oder durch Sarkasmus geschützt war) nur durchdrehen konnte. Denn während er auf der einen Seite von Hartman gebrochen wurde und damit später beinahe zum idealen Soldaten reifte, führte Jokers Freundlichkeit und sein Kümmern um den Rekruten-Kollegen dazu, dass auch Paula mit dieser Dualität umgehen musste. Ganz offenbar nicht in der Lage, Menschlichkeit und Moral mit den Prinzipien der Tötungsmaschine vereinen zu können, schnappte sein Bewusstsein über.
Man mag Full Metal Jacket deshalb vorwerfen, dass die Tonalität der zwei Filmhälften sehr unterschiedlich ist und die Authentizität der Bilder zu wünschen übrig lässt. Unwichtig oder irrelevant ist die zweite Stunde des Films aber keineswegs.

Preis: 20,94 €
(Stand von: 2024/03/19 8:19 am - Details
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Studio:
Format: Blu-ray
Spieldauer:
Erscheinungstermin: Thu, 29 Oct 2020
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Bild- und Tonqualität BD

Die bisherige (und auch dem 4K-UHD-BD-Set beiliegende) Blu-ray von Full Metal Jacket datiert aus dem Jahr 2006 und gehört zu einer ersten Reihe von Blu-ray-Veröffentlichungen durch Anbieter Warner. Parallel gab es sie sogar noch als HD DVD. Der VC-1 kodierte Transfer ist prinzipiell gar nicht mal so schlecht. Man hat das Bild recht anständig von Schmutzpartikeln befreit und Helligkeitsschwankungen (wie öfter mal zu sehen, bei Filmen aus den 80ern) bleiben aus. Der Kontrastumfang dürfte zwar in den Innenraumszenen besser sein, in denen die grünen Hemden und Jacken der Soldaten und des Gunnery Sergeant ein bisschen kraftlos wirken, aber in Anbetracht der Tatsache, dass sich das Medium seinerzeit noch finden musste, ist die BD ganz ordentlich. Weniger schön ist der offenbar eingesetzte Rauschfilter, der die Körnung des analog gedrehten Films nur selten authentisch und gut aufgelöst wirken lässt. Zudem sind Szenen aus der Halbtotalen nicht sonderlich scharf. Hauttöne wirken ein wenig rosafarben, was aber bei Filmen aus der damaligen Zeit nicht unüblich ist.

Die Blu-ray enthält eine Dolby-Digital-Spur, die mit einer Datenrate von 0.4 Mbps läuft. Sie ist im Vergleich zur Originalfassung weniger aktiv auf den Rearspeakern und klingt in den Dialogen viel enger und auch ein bisschen dumpfer und mehr im Hintergrund. Der O-Ton liefert hier das hörbar authentischere Hörerlebnis mit weiträumiger klingenden und offeneren Dialogen. Wer die PCM-5.1-Fassung der Originalspur wählt, bekommt überdies die zehnfache Datenrate und gegenüber der DD-5.1-Version des O-Tons die feiner aufgelöste Spur mit ausgewogenerem Höhen-Mitten-Bass-Verhältnis. Und wenn der Hubschrauber nach 48 Minuten landet, hat die PCM-Fassung gegenüber den beiden DD-Spuren noch deutlich die Nase vorn. Die deutsche Fassung klingt hier ordentlich, aber nicht herausragend. Und das gilt auch für die späteren Kampfhandlungen in den Ruinen sowie die Szenen innerhalb des Hubschraubers nach 60 Minuten. Auch hier sind die Rotorblätter zwar leidlich räumlich verteilt, aber eher unterdrückt – vor allem im Gegensatz zum englischen PMC 5.1. Sobald dann ab der 75 Minute die Maschinengewehre das Zepter übernehmen, fällt die deutsche DD-Fassung dann noch weiter hinter die englische PCM-Spur zurück.

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Bild- und Tonqualität UHD

Full Metal Jacket wurde natürlich analog gefilmt. Zum Einsatz kamen zwei Arriflex 35 sowie eine Fries Mitchell 35R3. Letztere wird/wurde gerne für Highspeed-Aufnahmen eingesetzt. Ursprünglich drehte Kubrick wohl 4:3 Open Matte, was hier und da auch zur Vorführung gelang. Im Kino jedoch lief er in den USA und Großbritannien in 1,85:1. Die UHD-BD liefert nun erneut das etwas offenere Format von 1,78:1 – wie schon bei der alten Blu-ray.
Für die Ultra-HD-Blu-ray masterte man den Film 2020 neu und scannte das Material mit 4K-Auflösung noch mal neu ein. Dazu gab’s ein frisches Color Grading und einen im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum.
Was von Beginn an auffällt, ist aber vor allem die viel bessere Auflösung. Weg ist der etwas unscharfe Look der Blu-ray. Weg ist auch das nicht ganz homogene Korn und weg ist der leicht gefilterte Look. Dafür gibt’s ein feines, sehr filmisches und nie Überhand nehmendes Korn sowie eine hervorragende Schärfe und Tiefenauflösung. Im direkten Vergleich mit der alten Blu-ray liegen fast Welten zwischen der jeweiligen Auflösung. Ob das Maschendrahtzäune sind oder Palmwedelspitzen; ob es Schriften auf Werbeschildern oder die Detailauflösung in Close-ups sind – gegenüber der fast soft erscheinenden Blu-ray kommen nun Details zum Vorschein, die zuvor im schwachen Encoding, der geringeren Auflösung und der Filterung verloren gingen. Hinzu kommt ein natürlicheres Color-Grading, das weniger grünlich ist, sondern neutraler mit einem leichten Touch ins Warme. Das wirkt durchweg stimmiger und sorgt für gesündere Hauttöne. Die kräftigeren Farben sieht man dann in den roten Schriften bei den Szenen in Vietnam sowie vor allem zum Schluss, wenn die Gebäude brennen. Die Szenen, die im Dunklen spielen und die im Hintergrund leuchtendes Feuer darstellen, sind nun in ein kräftiges Orangerot getaucht, wo sie zuvor eher blassgelb erschienen. Was Full Metal Jacket nicht ist (weil er grundsätzlich nicht so angelegt ist), ist ein lupenreiner und maximalkontrastierter Film. Etwas schmuddelig und trüb sind die Einstellungen grundsätzlich immer noch. Aber das ist letztlich auch der Look des Films grundsätzlich.

Blu-ray (32’34): (Slider ganz nach rechts): Die alte Blu-ray ist grüntendiert und nicht sonderlich sauber durchzeichnet.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD punktet mit dem neutraleren und viel dynamischeren Bild, das in dunklen Bereichen mehr Zeichnung offenbart.

Blu-ray (75’38): (Slider ganz nach rechts): Auch hier zeigt sich das grüntendierte Bild (Mauer links) und die schwache Auflösung fällt ebenfalls auf.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Der neutralere Look kommt per UHD-BD. Schrift, Abzeichen und Metallhänger am Helm zeigt die 4K-Scheibe deutlich besser aufgelöst.

Blu-ray (77’50): (Slider ganz nach rechts): Auch hier ist der Unterschied in der Durchzeichnung gut sichtbar.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD-BD bietet ein recht dynamisches HDR mit mehr Details in dunklen Bereichen – auch wenn das rote Blut hier etwas schwächer gerät.

Blu-ray (111’09): (Slider ganz nach rechts): Ganz und gar unterschiedlich sind die Feuerszenen zum Schluss. Während die BD hier vornehmlich gelbgrün erscheint …
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): … bietet die UHD-BD sattes Orangerot. Bitte beachten: Die Belichtung liegt einzig auf dem Feuer, nicht auf dem schwarzen Vordergrund. BEIDE Disks zeichnen hier mehr durch als es im Screenshot der Fall ist.

Blu-ray (45’34): (Slider ganz nach rechts): Auch hier deutlich zu sehen: Die schwächere Durchzeichnung auf dunklen Bereichen und die matschige Auflösung in der Tiefe.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Selbst wenn die Screenshots nur in geringer Größe abrufbar sind, sieht man schon im totalen Bild deutliche Auflösungsunterschiede. Bspw. in den Leitungen über dem Dach links oder in den Palmen ganz hinten.

Blu-ray: (Slider ganz nach rechts): Zoomen wir in dieses Bild etwas weiter rein, wird die Differenz noch deutlicher. Über die Blu-ray besteht die Palme nur aus Pixelmatsch.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD-BD zeigt zwar mehr (feines) Korn, offenbart aber Details an der Palme, die von der BD verschwiegen werden.

Blu-ray: (Slider ganz nach rechts): Noch deutlicher wird es an den Leitungen und dem Gitter am Balkon.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Hier zeigt die 4K-Scheibe differenzierte Leitungen, die bei der BD zu einer einzigen verschmelzen.

Blu-ray: (Slider ganz nach rechts): Und ebenso krass ist der Unterschied bei den Fensterläden. Wobei man über die Blu-ray ohnehin raten muss, um was es sich handelt.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Erst die UHD-BD zeigt die Lamellen des hölzernen Fensterschutzes.

Die UHD-BD ist vor allem ein Fest für Freunde des O-Tons. Zum einen gibt’s eine Tonspur für Traditionalisten, den Original Mono-Track. Und der klingt tatsächlich mal Mono 1.0 und nicht gedoppeltes 2.0 Mono. Entsprechend kommt er bei Direktanwahl über den Receiver einzig aus dem Center. Klar, dass hier keine Räumlichkeit entsteht, doch das Ding hat durchaus ein bisschen Dynamik und klingt halt sehr authentisch.
Während der deutsche Zuschauer die identische DD-Fassung bekommt, wandelt sich die Mehrkanal-Version für den O-Ton von DD, bzw. PCM auf DTS-HD-Master. Und die schlägt selbst die alte PMC-Spur noch deutlich. Mit wesentlich mehr Volumen geht’s hier zu Werke, wenn nach etwas über einer Stunde die Panzer an Joker vorbeidonnern. Auch sämtliche Helikopterszenen werden viel räumlicher und dynamischer präsentiert (47’55). Das Gleiche gilt für Explosionen und die Schusswechsel im letzten Viertel des Films. Nun klingt Full Metal Jacket schon fast wie ein zeitgemäßer Kriegsfilm. Für ein Werk, das mittlerweile 34 Jahre auf dem Buckel hat, tönt es sogar richtig gut. Zwar muss man auch hier etwas mit leicht zerrenden/übersteuernden Dialogen leben, aber das ist allen Tonspuren sehr gleich. Lediglich die Monofassung geht mit den betonten Dialogen etwas vorsichtiger um.

Preis: 20,94 €
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Studio:
Format: Blu-ray
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Bonusmaterial

Full Metal Jacket enthält neben der UHD-BD auch die alte Blu-ray. Während die 4K-Scheibe lediglich den Audiokommentar von Baldwin, Ermey, D’Onofrio und Drehbuchautor Jay Cocks enthält, gibt’s über die BD noch die Doku: „Zwischen Gut und Böse“, die knapp eine halbe Stunde läuft und die Produktion inkl. des Casts näher beleuchtet. Die Doku bietet deutsche Untertitel, der Audiokommentar nicht.

Fazit

Full Metal Jacket hat in puncto Kriegsaction vielleicht nicht die Wucht eines Platoon, ist erzählerisch aber tiefgründiger als so mancher Kritiker ihm unterstellen mag. Die oft bemängelte zweite Hälfte macht rückblickend eine Menge Sinn und arbeitet ein Detail auf vielschichtige Weise heraus, das für viele nachfolgende Filme als Blaupause diente: Die Unmenschlichkeitwerdung und den Verlust der Unschuld des Soldaten durch seine Taten im Kriegsgebiet.
Der nach wie vor packende Film wird von der neuen 4K-Scheibe mit einem deutlichen Plus in puncto Detailschärfe und Authentizität wiedergegeben. Dazu kommt ein noch besserer englischer Ton als bei der bereits guten Blu-ray. Trotz stagnierter (halbwegs okayer) Dolby-Digital-Spur fürs Deutsche eine echte Empfehlung für Fans des Films und/oder Genres.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 65%
Bildqualität UHD: 85%

Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 60%

Tonqualität BD (Originalversion DD 5.1): 65%
Tonqualität BD (Originalversion PCM 5.1): 75%
Tonqualität UHD (Originalversion Mono): 75%
Tonqualität UHD (Originalversion DTS-HD-MA): 85%

Bonusmaterial: 60%
Film: 90%

Anbieter: Warner Home Video
Land/Jahr: GB 1987
Regie: Stanley Kubrick
Darsteller: Matthew Modine, Vincent D’Onofrio, R. Lee Ermey, Adam Baldwin, Dorian Harewood
Tonformate BD: Dolby Digital 5.1: de, en // LPCM 5.1: en
Tonformate UHD: dts-HD-Master 5.1:en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 121
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke:1246 Nit
Maximale durchschnittliche Lichtstärke: 159 Nit
FSK: 16

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Warner Home Video)
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Trailer zu Full Metal Jacket

Full Metal Jacket | 4K Trailer | Warner Bros. Entertainment


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Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:

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8 Kommentare
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Jochen

Hi,
danke für die Rezension. 4K ist heute eingetroffen, ich bin gespannt. Gestattet mir folgende Anfängerfrage: die beigelegte Blu-ray (also nicht die 4K-Disc!) ist mit spanischem Text bedruckt – ist das normal? (Deutsch kann als Sprache aber ausgewählt werden.)

Jochen

Dankeschön.
Ich habe die 4K gestern Abend gesehen und finde die optische Restaurierung gegenüber der DVD aus dem Jahr 2001 (die ich auch besitze) gelungen. Ein Problem habe ich jedoch mit dem Format. Der Film ist ja wohl in 4:3 gedreht worden und die alte DVD zeigt auch dieses Format. Bei der 4K auf 16:9 fehlen oben und unten entsprechend große Bildteile, das ist keineswegs marginal. (In der Regel ist es ja glaube ich eher andersherum). Hätte man die 4K nicht eigentlich auch auf 4:3 veröffentlichen müssen? Hat man denn 4:3-Filme im Kino nicht auch im 4:3-Format gezeigt?

Erhard M.

Seltsam, so groß kam mir der Unterschied beim Bild überhaupt nicht vor.
Der einzige Grund wieso ich die UHD nicht zurückgeschickt habe, ist die originale Monospur.
Schade, dass die auf einem Premiumformat wie der UHD so selten zu finden ist.
Spielereien wie Atmos sind ja schön und gut bei neuen Filmen, aber alte möchte ich gerne so erleben wie damals im Kino.

Volker Schnitzler

Wie immer tolle Reszension von dir Timo.
Full Metal Jacket ist einer meiner Favoriten und ich freue mich über die sehr gute Umsetzung.
Einer meiner anderen Favoriten ist Der schmale Grat. Mir gefällt der so gut, weil der einen ganz anderen Ansatz und Bildsprache als andere Kriegsfilme hat. Ich hoffe, dass der irgendwann mal auf UHD erscheint.
Wie findest du den?

Volker Schnitzler

Absolut deiner Meinung. Ich finde es sehr schade, dass der Film damals für viele Oscars nominiert war, aber letztendlich leer ausging. Allerdings sind die Oscars mittlerweile auch kein unbedingtes Qualitätsmerkmal mehr. Ich musste mir damals unbedingt den Soundtrack kaufen. Ich finde den fantastisch.