Blu-ray Review
OT: Goosebumps 2: Haunted Halloween
Gruseliges Halloween
Zweite Verfilmung eines Romans von R. L. Stine.
Inhalt
Die Kumpels Sam und Sonny sind echte Schatzsucher. Gut, eigentlich eher kleine Start-up-Unternehmer im Bereich der Müllentsorgung. Aber das ist ja fast das Gleiche. Bei einem ihrer Aufträge, ähm … sorry: Streifzüge landen sie in einem alten und verlassenen Haus, in dem es angeblich gruselig zugehen soll. Doch die beiden sind echte Jungs und entern das brüchige Anwesen. Dort angekommen entdecken sie ein paar alte Bücher. Eines davon öffnen sie, ohne sich etwas dabei zu denken. Außerdem finden sie eine alte Holzpuppe und sprechen den Spruch, der auf einem Zettel neben ihr liegt. Nicht ahnend, dass sie damit den Geist in Slappy erwecken. Eben jener Puppe mit Napoleonkomplex, die mit den bösen Mächten im Spiel ist und die über die Macht verfügt, fremde Kreaturen ebenfalls lebendig werden zu lassen. Und da gerade Halloween vor der Tür steht, gibt’s eine Menge Biester, die lebendig werden können …
2016 sah man Kino-Hektiker Jack Black in der Rolle von R. L. Stine, dem berühmten Autor der Gänsehaut-Reihe. Seit 1992 veröffentlicht der Autor Gruselromane für Kids innerhalb dieser Serie und gilt als weltweit erfolgreichster Kinderbuch-Verfasser. Knapp drei Jahre später erscheint nun die zweite Adaption seiner Geschichte, in denen allerdings nur noch das Produzenten-Team vom ersten Teil übrig geblieben ist. Wobei das nicht ganz richtig ist, denn Black hat einen (nicht in den Credits aufgeführten) Auftritt. R. L. Stine selbst kann man indes sogar in die Augen schauen – er spielt den Wissenschafts-Auszeichnungs-Direktor Harrison. Außerdem und ganz wichtig (und bevor mich der Fluch der Holzpuppe erreicht): Slappy ist natürlich wieder mit von der Party in Gänsehaut 2. Und was wäre der Film ohne das fiese Lachen des ehemaligen Bauchredner-Handlangers. Schon in Emmerichs Joey war es so eine Holzpuppe, die für Grusel sorgte. Slappy ist allerdings zynischer und hat einen (ziemlich kruden) Sinn für Humor.
Ansonsten konzentriert sich die von Regisseur Ari Sandel (When We First Met) inszenierte Fortsetzung auf die aus zahlreichen Teenie-Filmen bekannte Konstellation zweier junger Schüler, die von der älteren Schwester beaufsichtigt werden und während der Babysitter-Nacht ein irres Abenteuer erleben. Das ist zwar weder neu, noch sonderlich innovativ. Aber das will Gänsehaut 2 auch gar nicht wirklich sein. Immerhin hat man das Hauptdarsteller-Trio mit sympathischen Darsteller/innen besetzt, die allzu hysterisches Verhalten weitgehend vermeiden und verhältnismäßig cool und lässig rüberkommen – selbst wenn die Charaktere ziemlich klischeehaft besetzt sind (molliger Teenager-Junge mit Nerd-Eigenschaften ist der beste Freund des afroamerikanischen Teenagers – beide werden gedisst), schaffen die jungen Akteure durchaus, Sympathien zu erzeugen. Vor allem deshalb, weil sich bspw. Jeremy Ray Taylor in der Rolle des Sonny nicht mit Dicken-Klischees auseinandersetzen muss und trotz Außenseiter-Daseins ziemlich selbstbewusst ist. Madison Iseman (Jumanji – Willkommen im Dschungel) als Sarah ist gerade gutaussehend genug, um die pubertierenden Zuschauer der Gattung „angehender Mann“ anzusprechen, gleichzeitig aber kein hysterisch kreischendes Püppchen – wenn Filme in den letzten 20 Jahren etwas dazu gelernt haben, dann das durchaus erwachsenere und weniger naive Verhalten der Protagonisten.
Herausragend ist aber Wendi McLendon-Covey in der Rolle der Frau Mama. Wie Sandel im Bonusmaterial verkündet, wollte man keine typische Mutterfigur inszenieren, was durchweg gelungen ist. Sie kommentiert die Eskapaden ihrer Kids mit Sarkasmus und ist eine ebenso resolute wie witzige Frau. Schon alleine ihre erste Szene ist ein Brüller.
Außerdem gibt es natürlich unfassbar viele Anspielungen auf Erwachsenen-Grusel-/Horrorfilme, damit auch die „größeren Kinder“ ihre Freude an diesem Film haben. Von der aus Nightmare on Elm Street bekannten Filmmusik über praktisch sämtliche Gruselmonster der Filmhistorie reicht die Palette an Zitaten. Im Finale gibt’s dann reichlich rasante Action mit einer Straße, die voll ist mit wild gewordenen Kreaturen, die den drei Kids an die Wäsche wollen. Das ist durchaus hübsch anzuschauen und für das Zielpublikum angemessen gruselig und gleichzeitig witzig – wofür spätestens Hangover-Sidekick Ken Jeong sorgt. Schade, dass ein paar der visuellen Tricks arg einfach geraten sind. So hat man schwächere Greenscreen-Auto-Hintergrund-Aufnahmen seit Alfred Hitchcock nicht mehr gesehen (33’35) und auch die Bildkomposition des im Gummibärchen verschwindenden Sam sieht eher mau aus. Dafür passt aber die schaurige Atmosphäre im Tesla-Haus, die ein bisschen was von Tim Burton hat.
Bild- und Tonqualität BD
Die Blu-ray von Gänsehaut 2 punktet zwar von Beginn an mit einem sehr ruhigen und verhältnismäßig natürlichen Farben. Doch das täuscht ein wenig. Denn in Bewegungen und auf Gesichtern zeigt sich bisweilen ein sichtbares Rauschen. Gesichter sind ein guter Stichpunkt. Denn zu Beginn in Sarahs Zimmer wirken sie flach und etwas wachsig. Als sie kurz darauf bei Nachbar Mr. Chu vorbeigehen, überstrahlen sie außerdem aus der Entfernung. Erst in Close-ups wird’s angemessen scharf und gut aufgelöst. Ziemlich gut ist allerdings der Schwarzwert, der satt und kräftig rüberkommt. Auch das Orange der Kürbisse ist kräftig und in den dunklen Nachtszenen bleibt das Bild auf dem gleichen Niveau stabil. Bis auf die leichte Körnung und die nicht immer harmonischen Einstellungen von Gesichtern zu Beginn ist das eine durchaus gute Präsentation.
Gänsehaut 2 kommt mit zwei dts-HD-Master-Spuren über die Blu-ray. Beide kommen mit sehr präsenten, vielleicht etwas zu überbetonten Dialogen, die im Verhältnis doch etwas zu laut eingepegelt wurden. Das kann man natürlich etwas runterregeln, um es harmonischer zu machen. Recht gut gelingt die Einbindung der Surroundsepaker, die beständig zu tun haben – gerade, wenn die Halloween-Nacht losbricht (44’40) und voller Kreaturengeräusche ist oder auch die Lampen im Supermarkt flackern (42’53). Allerdings hätte das Ganze durchaus noch etwas dynamischer sein dürfen.
Dazu stellt sich der Score recht breit auf. Wenn Sonny das Physiklabor sprengt, könnte es allerdings noch ein bisschen mehr Druck untenrum vertragen. Den gibt’s dann, wenn der Yeti mit seinem mächtigen Schritten durchs Bild trampelt (45’14) oder Sonny das Buch öffnet, um Gummibärchen einzusaugen (54’50). Das sind dann die eher dynamischen Momente, während viele Actionszenen etwas flach wirken. Gerade das Gebrüll der wild gewordenen Kreaturen hätte mehr Bums haben können und klingt auch wenig grummelig. Dafür ist, wie erwähnt, die Surroundkulisse in diesen Szenen ziemlich
Bild- und Tonqualität UHD
Gänsehaut 2 wurde komplett digital gefilmt. Zum Einsatz kam eine Arri Alexa XT, die am Ausgang mit 2.8 und 3.4K liefert. Davon wurde jedoch nur ein 2K-Digital-Intermediate angefertigt, was für die UHD dann wieder auf 4K hochskaliert wurde. Hinzu addierte man einen erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie die höhere Bilddynamik – allerdings hier nur in HDR10.
Grundsätzlich ist die Bildgebung etwas dunkler und die kleinen Problematiken auf Gesichtern zeigen sich ebenfalls noch. Die leichte Körnung in Schwenks und auf einigen Gesichtern in Halbtotalen sowie das Überstrahlen in der oben genannten Szene ist ebenfalls noch sichtbar. Es wirkt allerdings eine Spur feiner.
Eine „Spur“ ist ein gutes Stichwort, denn der Look der UHD unterscheidet sich fast nur in Nuancen von der Blu-ray. Im Vergleich mit den bisherigen 4K-Disks mit HDR und Rec.2020 gehört Gänsehaut 2 zu den Scheiben, die sich gegenüber der Blu-ray selbst durch den höheren Kontrastumfang nur bedingt absetzen kann. Sehr helle Szenen profitieren etwas von einem dynamischeren Bild und das verfallene Haus von R. L. Stine liefert eine etwas bessere Farbdifferenzierung in der Moosbewachsung. Gesichtsfarben wirken etwas wärmer, aber die generelle Farbstimmung ist praktisch identisch. Auch die Schärfe hebt sich nicht ab, was sicherlich am 2K DI liegt, aber auch daran, dass der Look selbst nicht über die Maßen detailreich ist.
Blu-ray: (Slider ganz nach rechts): Die Blu-ray mag leichte Defizite im Kontrast haben und kommt auf den neutralen Flächen eine Spur grünlich rüber.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD bildet das Geschehen etwas knackiger und neutraler ab. Aber die Differenz (mal abgesehen von der geringeren Helligkeit) ist sehr gering.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD bekommt das in dieser Szene besser hin. Gelb, Rot und Rosa wirken kräftiger.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD bildet das Moos etwas eindrucksvoller ab. Die Details am Haus wirken etwas dreidimensionaler.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Auch hier punktet die UHD mit einer etwas wärmeren und intensiveren Kolorierung. Auch dies eine der wenigen Szenen, in denen der Unterschied zwischen BD und UHD relativ deutlich ist.
UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD könnte hat einen Hauch klarere Linien und franst etwas weniger aus.
Während die deutsche Tonspur unverändert bei dts-HD-Master bleibt, gibt’s für den O-Ton ein Upgrade auf Dolby Atmos (True-HD kodiert). Der klingt tatsächlich schon auf der regulären Ebene etwas dynamischer und offener als die dts-HD-MA-Variante der Blu-ray. Und außerdem liefert er eine der beeidruckendsten Rundum-Vorstellungen seit es Atmos-Sound gibt.
Denn wenn wir auf die obere Ebene wechseln, hat man diese praktisch nur für echte Sounds reserviert, nicht für Filmmusik. So hört man das Heulen direkt zu Beginn von oben und auch das Glockenspiel kurz darauf in glasklarer Manier. Etwas unpassend ist zwar der Schock-Sound von Sarahs Freund an der Fensterscheibe, denn das, was man dort sieht, passiert maximal auf Ebene der Kamera, nicht darüber. Aber es wirkt natürlich hübsch erschreckend. Die Vogel- und Naturkulisse ist hingegen nett geraten und lässt zahlreiche Piepmätze oder (später) Krähen aus den Heights herunter trällern. Vor dem Gruselhaus von R. L. Stine weht dann der Wind effektvoll von oben und im Inneren des Hauses quietscht die alte Truhe schön über die Köpfe hinweg. Auch die BMX-Räder fahren danach effektvoll über die Kamera hinweg und es gibt auch immer mal Wuschsounds oder auch eine zuschlagende Zimmertür aus der oberen Etage. Das ist insgesamt schon nach gut 20 Minuten eine sehr lebhafte Atmos-Spur, die sogar die Disko-Atmosphäre mit perfekt angebundenem Gemurmel von oben bereichert – im Übrigen eine der besten räumlichen Erweiterungen einer Diskoszene bisher überhaupt (20’53). Und wo wir gerade bei „beste“ sind: Der Tesla-Donner vier Minuten später dürfte zu den abruptesten und aufweckendsten 3D-Sounds gehören, die man bisher gehört hat (24’37). Und ab Minute 43 geht’s dann erst Recht los. Denn mit dem Auftauchen der Fledermäuse im Baumarkt, den Hexen, die losfliegen oder der Mumie, die sich mit Mull umbindet, werden die Heights praktisch pausenlos mit Sounds gefüllt. Nicht immer ABSOLUT perfekt logisch (immerhin brüllt der Yeti auch von oben auf die Kamera und man hört ihn dort nicht), aber dennoch wird das Gefühl für eine immersive Soudkulisse von da an so richtig bedient: Fliegende Hexen, der Tesla-Generator, herabfallende BMX-Räder, gurgelnde Monster-Sounds, Jumpscare-Geräusche, rumtollende Gummibärchen, fliegende Kürbisköpfe oder die irre Stimme Slappys. Was zwischen Minute 55 und 75 hier auf allen 9.1 Speakern abgeht, ist an Quantität kaum zu überbieten und deshalb absolut referenzwürdig.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Gänsehaut 2 (das komplett auf der Blu-ray abgelegt wurde) finden sich zunächst drei entfallene Szenen. Dazu gibt’s eine Gag-Reel sowie gleich mehrere Featurettes mit Slappy. In „Wissenschaft mit Slappy“ erklärt uns die Holzpuppe etwas schulgerecht aufbereitet bspw, was passiert, wenn man Gummibärchen in unterschiedlichen Flüssigkeiten über Nacht einlegt. Außerdem sehen wir, wie die Puppe für den Film vorspricht, was ziemlich witzig ist. Ein paar Songs beschließen den Bereich mit Slappy. In „Triff die Monster“ geht’s acht Minuten lang um die verschiedenen Gruselwesen und ihre Realisierung. Zu guter Letzt gibt’s noch das zehnminütige Making-of. Weil man das auch mit den Darstellern etwas filmisch aufzog, macht es wirklich Spaß, obwohl es etwas kurz geraten ist.
Fazit
Gänsehaut 2 fehlt ein bisschen die Starpower und das Budget des Vorgängers. Er versucht das aber mit leidenschaftlichen Jungdarstellern und vielen visuellen Tricks zu kompensieren. Für die jüngeren Kids geht das in Ordnung. Die älteren schauen dann einfach mit ihrem Nachwuchs zusammen. Und die Technikfreaks freuen sich über einen wirklich effektvollen 3D-Sound in Englisch, der ein sehr immersives Erlebnis ermöglicht.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 70%
Bildqualität UHD: 75%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 75%
Tonqualität BD (Originalversion): 75%
Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 85%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 90%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 65%
Anbieter: Sony Pictures Entertainment
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Ari Sandel
Darsteller: Wendi McLendon-Covey, Madison Iseman, Jack Black, Jeremy Ray Taylor, Caleel Harris, Ken Jeong, Chris Parnell, Bryce Cass, Peyton Wich, Shari Headley
Tonformate BD: dts-HD-Master 5.1: de, en
Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // dts-HD-Master 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 90
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-66
Real 4K: Nein (2K DI)
High Dynamic Range: HDR10
FSK: 12
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: © 2018 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved)
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