Gefesselt – Wake in Fear

Blu-ray Review

Gefesselt - Wake in Fear Blu-ray Review Cover-min
Tiberius Film, 07.09.2017

OT: All I Need

 


Ewige Jugend

Beachtlicher und ziemlich spannender Film, der aus der Masse herausragt.

Inhalt

Als Chloe aufwacht, nehmen ihre Augen die Umgebung nur verschwommen war. Sie ist geknebelt und kann sich nicht rühren. Ihr wird klar, dass sie irgendwo in einem schmuddeligen Raum liegt und bald sieht sie um sich herum weitere gefesselte und bewusstlose Frauen. Kaum ist sie ein paar Minuten wach, holt sich irgendein Kerl aus dem Badezimmer eine der Damen und schleift sie nach nebenan. Was dort mit der Frau geschieht, kann Chloe nur erahnen – allerdings hört es sich kaum gesund an. Und weil bald feststeht, dass die einmal vom Täter ins Bad geholten Frauen nicht mehr lebend zurückkehren, muss Chloe versuchen, einen Weg aus ihrem Gefängnis zu finden – koste es, was es wolle …

Dass Gefesselt – Wake in Fear von der FSK eine 16er-Freigabe bekam (der FSK-18-Button auf dem Cover gilt nicht für den Hauptfilm) mag daran liegen, das allzu brutale Szenen ausbleiben. Wenn man allerdings die äußerst unangenehme Stimmung nimmt, die sich während der ersten fünf Minuten (und auch im weiteren Verlauf) entwickelt, die von keinem Ton irgendeiner Filmmusik begleitet wird, sondern sich ausschließlich auf die missliche Lage und das angstvolle Stöhnen seiner Protagonistin konzentriert, ist das schon eine sehr moderate Altersfreigabe. Gerade die Stille, die erst nach einigen Minuten durch einen Jump-Scare-Soundeffekt unterbrochen wird, lässt erahnen, dass der Film es durchaus ernst meint. Dazu gesellt sich die Kamera, die gemeinsam mit den Opfern auf dem Boden liegt und seitlich filmt, den Zuschauer also mit auf die Ebene der Frauen bringt. Es ist aber vor allem oft die Lautlosigkeit und die bisweilen schneidende Atmosphäre in den zwei Zimmern, in denen die Frauen festgehalten werden, die für Spannung sorgt. Wenn Chloe (überzeugend: Caitlin Stasey aus I, Frankenstein) nach und nach mögliche Fluchtwege erkundet und sich auf weitere Besuche des Täters vorbereitet, ist das ebenso fesselnd wie kurzweilig. Trotz der limitierten Schauplätze, aus denen Gefesselt – Wake in Fear das Beste rausholt, stellt sich keine Langeweile ein.

Das gilt vor allem auch für die Szenen, in denen Chloe sich endlich einen scheinbaren Weg aus dem Gefängnis gebahnt hat. Zahlreiche Herzschlag- und Terrormomente schließen sich daran an, die Stasey die Möglichkeit geben, überzeugend körperlichen Schmerz darzustellen. Was bisweilen stört, ist die arg plakative Zurschaustellung der weiblichen Reize. Dass die Mädels halbnackt im Zimmer liegen, ist eine Sache. Dass man in unpassenden Situationen aber hauptsächlich ihr Hinterteil filmt, ist nicht nur inhaltlich unnötig. Glücklicherweise lässt das in der zweiten Hälfte nach und man konzentriert sich auf die Handlungen und das Geschehen. Dabei ist es die Bedrohung von außen das, was Furcht erregt und für Thrill sorgt. Man weiß nicht, wer es ist, der die Mädchen foltert, man weiß nicht, wann er kommt und ebenso nicht, was er als nächstes tun wird. Gefesselt arbeitet diese Gefahr effektiv heraus und macht aus einer kleinen Idee und einem begrenzten Szenario einen perfiden kleinen Independent-Schocker. Parallel zum Geschehen in dem Gefängniszimmer schildert Regisseur Dylan K. Narang die Geschichte, die hinter den Entführungen der Mädchen steht und die eine ziemlich krude Erklärung liefert. Hier krankt Gefesselt ein wenig am mangelnden Schauspieltalent von Markus Taylor, der den Andrew spielt. Dafür ist das Ende wiederum überraschende, obschon es noch ein wenig böser hätte ausfallen dürfen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Gefesselt – Wake in Fear ist ähnlich schmuddelig wie das Zimmer, in dem der Film spielt. Deutliches Korn und blasse Farben prägen das Geschehen, was zwar nicht sonderlich hübsch ist, aber äußerst adäquat die Stimmung wiedergibt. Close-ups bieten immerhin genug Auflösung, um knackig zu erscheinen. In Halbtotalen hingegen wird’s arg unscharf (63’30).
Bei der Akustik gefallen zwar die Surroundeffekte, die räumlich und mit recht hoher Dynamik präsentiert werden, doch die deutsche Synchronisation hält dem qualitativ leider nicht stand. Stimmen klingen unnatürlich laut und studiohaft und heben sich damit deutlich von den Momenten ab, in denen die Originalsprecher zu hören sind, wenn diese nur Laute oder Kreischen von sich geben. Wer also auf eine authentische Soundkulisse setzt, sollte die Originalspur von Gefesselt – Wake in Fear wählen. Allerdings muss er dann mit Untertiteln leben, die sich nicht deaktivieren lassen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Gefesselt – Wake in Fear gibt’s immerhin einen Audiokommentar der Crew zu finden. Der ist zwar nicht untertitelbar und ab und an etwas stumm, liefert aber über die Laufzeit durchaus interessante Infos wie bspw. die Tatsache, dass man die Heugabel-in-Schulter-Szene „in Reverse“, also rückwärts gefilmt hat.

Fazit

Idee, Umsetzung und Schauspiel von Gefesselt – Wake in Fear stechen aus der Masse hervor und in Sachen Spannung gibt es nur wenige Momente, die zur Lösung des Nervenkitzels beitragen. Ansonsten herrscht hier 80 Minuten lang äußerst effektiver Thrill auf sehr begrenztem Raum.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Dylan K. Narang
Darsteller: Caitlin Stasey, Markus Taylor, Leah McKendrick, Sorel Carradine, Rachel Melvin, Holly Twyford
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 83
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

Trailer zu Gefesselt – Wake in Fear

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