Generation der Verdammten – Die komplette Mini-Serie

Blu-ray Review

Generation der Verdammten Blu-ray Review Cover
Pandastorm Pictures, 25.08.2017

OT: The Passing Bells

 

 


A Long Way to Tipperary

Britische Mini-Serie von 2014 – hierzulande erstmals auf Blu-ray.

Inhalt

Deutschland 1914: Michael hat sich gerade schwer in Katie verliebt als sein Vater vom Ultimatum Österreich-Ungarns an die Serben berichtet. Während die Mama sich sicher ist, dass es keinen Krieg geben wird, ist Michaels Vater anderer Meinung. Zur gleichen Zeit in England ist Thomas Edwards Vater ebenfalls besorgt. Allerdings geht er davon aus, dass ein Krieg in einem Monat vorbei ist – selbst wenn Deutschland Belgien überfallen sollte, was die Briten zum Eingreifen zwingen würde. Weder Michael noch Thomas würden sich jedoch davor zieren, für ihr Land in den Krieg zu ziehen. Michael könnte durch den Sold seine finanziellen Möglichkeiten erweitern und Thomas ist ohnehin ein mutiger Kerl. Und so melden sich die beiden 17-jährigen Jungs als Freiwillige und gegen den Willen der Eltern zum Kriegsdienst. Dort erleben sie bald, dass an der Front wirklich gestorben wird und die Hoffnung, es wäre schnell vorbei, müssen sie auch bald begraben …

2014 produzierte die BBC im Rahmen zahlreicher Sondersendungen, die der Sender anlässlich des 100. Jahrestags des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs ausstrahlte, auch diese ursprünglich fünfteilige Mini-Serie. Während Generation der Verdammten in England schon seit dem 10. November 2014 auf DVD erhältlich ist, erscheint sie nun erstmalig komplett in Deutschland und als solche auch auf Blu-ray. Hierzulande hat man aus fünf 30-Minütern vier Mal gut 42 Minuten gemacht, was den hiesigen Serien-Gewohnheiten eher entspricht. Die Produktion fand komplett in Polen statt, wo man entsprechende Naturschauplätze vorfand und so eine authentische Atmosphäre entwickeln konnte. Das Besondere (und während der Ausstrahlung in der BBC durchaus kontrovers diskutierte): Die Kurzserie erzählt ihre Geschichte neutral aus der Sicht der beiden Jugendlichen. Generation der Verdammten bezieht keine Stellung, trennt nicht zwischen Gut und Böse, sondern zeigt die Gräuel der Geschehnisse auf beiden Seiten, schildert das Leiden der Soldaten – unabhängig von ihrer Nationalität oder politischen Ideologien. Tatsächlich ist das aus heutiger Sicht eine äußerst weise und bedachte Entscheidung, denn die Zeit der Schwarz/Weiß-Malerei sollten wir mittlerweile hinter uns gelassen haben. Da Tommy und Michael praktisch völlig blauäugig und naiv in den Krieg ziehen (bejubelt von den Zivilisten, die kaum ahnen können, was die nächst fünf Jahre an Leid bringen werden) geht es in der Serie vor allem um das Erwachsenwerden in einer Zeit, die zum Erwachsenwerden kaum taugt. Während die Mutter des britischen Bengels in stiller Traurigkeit von ihrem Sohn Abschied nimmt, bevor er an die Front zieht, sieht man dessen Schlafbereich voll mit Zeichnungen von Vögeln. Ein 17-jähriger, der per Gesetz eigentlich 19 Jahre alt sein müsste, um als Soldat nach Übersee zu gehen und dessen Freizeit aus künstlerischen Aktivitäten besteht, sollte seine Jugend nicht mit dem Gewehr beenden. Und das gilt unabhängig von Nationen und Politik. Generation der Verdammten schildert eindrücklich, dass die verbohrten Ideologien und Einstellungen der politischen Führer stets auf dem Rücken der einfachen Soldaten ausgetragen werden. Derjenigen, die voller Blauäugigkeit in die Schlacht ziehen und die denken, es wäre eine Mutprobe. Die keine Ahnung von dem haben, was sie auf den Schlachtfeldern erwarten wird. Keine Vorstellung vom zermürbenden Stellungskrieg oder den Giftgas-Einsätzen.

Dass Regisseur Brendan Maher seine Mini-Serie aus der Sicht zweier Jungs unterschiedlicher Nationalität schildert, ist übrigens kein Zufall. Die Handlung selbst basiert auf Aufzeichnungen damaliger Soldaten und Zeitzeugen beider Seiten. Deren Originalworte werden von Erzählern nachgesprochen und unterbrechen mit Original-Dokumentationsbildern aus der Zeit das filmische Geschehen immer wieder. Das unterstreicht das Vorhaben der Macher, Generation der Verdammten möglichst realistisch anzulegen und keine Illusionen über irgendeinen Glorien-Firlefanz aufkommen zu lassen. Der Wechsel ins Kriegsgeschehen passiert dann auch unvermittelt und macht Tommy nach 30 Minuten Laufzeit unmissverständlich klar: Hier wird gestorben – und zwar tatsächlich. Ein wenig unpassend wirkt dabei zunächst die Filmmusik, die während der Vorbereitungen zum Aufbruch an die Front genutzt wird. Zum einen ist sie deutlich hörbar an das Thema aus Herr der Ringe angelegt, zum anderen hat man sie wohl bewusst konterkarierend luftig angelegt, um dann entsprechend starken Kontrast zu erzeugen, wenn die Szenerie an die Front wechselt. Das passt vielleicht zur naiven Einstellung der jungen Soldaten, verwirrt aber trotzdem ein wenig. Da sich das aber ändert, wenn die Kampfhandlungen einsetzen, kann man das als nicht ganz so gelungenes Stilmittel auch entschuldigen. Zumal es relativ schnell sogar sehr spannend wird. Wenn Michael und seine Kompanie an der Ostfront von Russen überrascht werden, entwickelt sich in den katakombenartigen Gängen durchaus echter Thrill. Einzig die etwas zu ausgeprägten romantischen Momente wirken zu gedehnt.
Inszenatorisch ist das Hin und Her zwischen britischer und deutscher Sichtweise ganz bewusst abrupt gehalten und verschmilzt zunächst nur dann zu einer Einheit, wenn man sich während einer Waffenruhe um die Verwundeten kümmert. Für einige Momente steht man gemeinsam auf dem Feld, packt sogar zusammen an, bevor man sich wieder nach Nationalitäten aufstellt und in den eigenen Schützengraben zurückkehrt – einer der stärksten Momente der Serie, die ganz deutlich bewusst macht, dass die jungen Menschen nicht mit Hass im Herzen geboren wurden. Unterstrichen wird das noch von den Berichten der Zeitzeugen, die von einer „angenehmen gemeinsamen Zeit“ berichten, nachdem sie ein gegnerisches Flugzeug abgeschossen und den Piloten gefangen genommen hatten. Vom „schönsten Moment“ des Krieges berichtet gar einer, nachdem man einen britische Schlepper versenkt hatte, jedoch alle Matrosen rettete, die daraufhin freigelassen wurden und sich mit einem „dreifachen Hurra“ bedankten. Ebenso wie solchen Soldaten könnte man Generation der Verdammten Verrat oder zumindest Verbrüderung mit dem Feind vorwerfen. Doch das würden damals wie heute nur jene tun, die aus der Geschichte keine Lehre ziehen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild im 1,78:1-Format läuft relativ ruhig und überraschend rauscharm. Da es sich um eine britische TV-Produktion handelt, ist es nicht verwunderlich, dass die Farben etwas blasser sind und der Kontrastumfang eher schwach. Außerdem gibt’s bisweilen rote oder grüne Farbverfälschungen auf Gesichtern, wenn die Umgebung dunkler ist. Dafür sitzt die Schärfe, die vor allem Nahaufnahmen sehr plastisch erscheinen lässt.
Beim Sound von Generation der Verdammten muss man leider Abstriche machen. Als TV-Produktion wurde er leider nur mit einem gewöhnlichen Stereo-Ton ausgestattet und hält dementsprechend keinerlei Surround-Information bereit. Vermissen tut man dies insbesondere während der militärischen Übungen. Wenn die Gewehre in Anschlag genommen werden und man im Stechschritt marschiert, wäre das ein gefundenes Fressen für einen Mehrkanal-Klang. Die Stereo-Informationen dürften zudem differenzierter sein. So wäre es schön, wenn man Stimmen, Schießereien oder vorbeitrappelnde Pferde eindeutiger zuordnen könnte.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Generation der Verdammten hält noch knapp zweieinhalb Minuten an entfernten Szenen bereit.

Fazit

Generation der Verdammten schildert eindrücklich über zweieinhalb Stunden, was der Krieg mit jungen Männern und ihren Angehörigen gemacht hat. Dabei verwahrt er sich bewusst der Dämonisierung einer der beiden Seiten, was ihn außergewöhnlich werden lässt und zeigt, dass Nationalitäten schon im Ersten Weltkrieg für die einfachen Soldaten keine große Rolle spielten. wie auch, wenn es ums nackte Überleben ging.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 20%
Film: 80%

Anbieter: Pandastorm Pictures
Land/Jahr: GB 2014
Regie: Brendan Maher
Darsteller: Patrick Gibson, Jack Lowden, Ben McGregor, Matthew Aubrey, Felix Auer, Adam Long, Wilf Scolding, Simon Kunz
Tonformate: dts HD-Master 2.0: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 170
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu Generation der Verdammten

Generation der Verdammten | Trailer deutsch german HD | Kriegsserie

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