Geostorm

Blu-ray Review

Geostorm Blu-ray Review Cover
Warner Home Vide, 12.04.2018

OT: Geostorm

 


Kill Code

Die Erderwärmung ist menschengemacht – in diesem Katastrophenfilm sogar ganz unmittelbar.

Inhalt

Das Jahr 2019: Der Klimawandel schlägt unbarmherzig zu. Mehrere Millionen Menschen sind ihm bereits zum Opfer gefallen. Die einzige Rettung ist die Installation eines weltumspannenden Satelliten-Netzes im Orbit, das von dort oben Einfluss auf die Wetterlage nimmt. Das „Dutch Boy“ getaufte System wird von sechshundert Menschen an die ISS angeschlossen und vom leitenden Konstrukteur Jake Lawson verfrüht in Betrieb genommen. Das finden die Verantwortlichen nicht witzig und entheben ihn seines Amtes. Drei Jahre später läuft Dutch Boy reibungslos – bis zu diesem einen Moment. Der für Afghanistan zuständige Satellit hat scheinbar eine Fehlfunktion und lässt ein Dort mit 300 Menschen erfrieren. Kurz darauf reihen sich weitere Naturkatastrophen an. Max Lawson, Jakes Bruder im hohen Staatsdienst, reaktiviert seinen hemdsärmeligen Verwandten – auch wenn Jake gar nicht gut auf das Geschwisterchen zu sprechen ist. Auf der ISS angekommen muss er sich erst einmal wieder in das internationale Team integrieren, denn so einen US-Cowboy kann die Rettungsaktion eher nicht brauchen. Doch die persönlichen Animositäten geraten ins Hintertreffen, als die Wissenschaftler und Verantwortlichen vermuten, dass eine Manipulation am System dahintersteckt. Sollten wirklich Saboteure am Werk sein, könnte eine verheerende Kettenreaktion von Stürmen einsetzen, die alles vernichtet – ein Geostorm …

Während der aktuelle US-Präsident dem Klimawandel so ignorant gegen übertritt wie die NRA sämtlichen Opfern von Amokläufen, entwirft Geostorm ein Szenario, nachdem der Umbruch des Klimas praktisch schon passiert wäre, wenn die Menschen durch ein umspannendes Netz von Technologie nicht eingegriffen hätte. Dass diese Technologie dann Amok läuft, folgt dann den bekannten Regeln des Thrillers. In Szene gesetzt hat diesen Mix aus Day After TomorrowTwister2012 und San Andreas Dean Devlin – nicht von ungefähr einer der Produzenten vieler Emmerich-Filme der letzten Jahre.
Devlin bedient sich einer interessanten Ausgangsprämisse um Wetter-Manipulation und die Angreifbarkeit von technischen Systemen. Allerdings verstrickt er sich dann zunehmend in Subplots, Verschwörungstheorien und absurden Motiven. Wie jemand auch nur annehmen kann, dass er durch die Manipulierung eines Systems, das zur Kontrolle des Wetters eingesetzt wird, die schönsten Flecken der Erde beschützen kann oder gar einzelne Stätten kontrolliert zerstören kann – man sollte besser nicht drüber nachdenken.

Viel besser ist es, wen man das Gehirn auf seine Grundfunktionen reduziert – beispielsweise auf seine audiovisuelle Wahrnehmung. Denn nach 65 Minuten geht’s dann los mit den Wetterkapriolen, die nicht nur zünftig vertont sind, sondern bis auf Ausnahmen auch gut getrickst wurden. Sieht man mal vom völlig künstlichen Orange-Electric-Taxi ab, das in der Totalen zu Beginn von Sarahs Flucht vor den Blitzen wie auf Schienen schwebt und keine Schatten hat, überzeugen die Frosteffekte ebenso wie die Tsunami-Wellen und vor allem die Blitze in Orlando. Auch wenn einige Logiklücken selbst dann noch nerven, wenn man das Gehirn auf Sparflamme geschaltet hat. So fragt man sich bspw., warum Jake sich mit der Luke noch über die halbe ISS ziehen lässt und die Raumstation dabei fast ruiniert, wenn er das Schott auch einfach hätte loslassen können – zumal er es eh nicht gebraucht hätte.
Passend dazu ist die Tatsache, dass die menschlichen Beziehungen praktisch völlig kalt lassen. Von Jakes Tochter (immerhin der Erzählerin des Films) hört man erst kurz vor Schluss wieder etwas und die „Beziehung“, die sich zwischen dem Raubein und Ute Fassbinder (wenn Amerikaner sich deutsche Namen ausdenken) entwickelt, bleibt so unterbelichtet, dass man die Abschiedsträne bei (der leider blassen) Alexandra Maria Lara kaum nachvollziehen kann.
Was bleibt ist eine Menge Krachbumm, die ein potentes Heimkino in Verzückungen bringen kann – wenn man denn die US-Tonspur wählt, wie im nächsten Kapitel klar wird.

Bild- und Tonqualität

Geostorm hat während der Außenaufnahmen ein absolut glattes, nahezu vollkommen rauschfreies Bild, dessen digitale Herkunft sich nicht verleugnen lässt. Tatsächlich setzte man bisweilen harsche Filter ein, die viele Naheinstellungen sehr weich erscheinen lassen. Auch die Kontrast- und Farbgebung ist äußerst stilisiert. Viele helle Bereiche überstrahlen und über allem liegt ein goldgelber Look, der bisweilen stark an die Filme der Transformers-Reihe erinnert. Gerade Details vor hellem Hintergrund werden von den durch die Filterung verursachten Prozessen schmaler und scheinen auszureißen (Palmwedel 19’37). Was aus technischer Sicht nicht optimal erscheint, passt allerdings gut zum Thema. Immerhin geht’s um den Klimawandel, da darf es auch schon mal optisch sehr warm und fiebrig zugehen.
Die Innenraumszenen beginnen dann plötzlich sehr körnig zu werden und zeigen auch leichtes Farbrauschen. Dazu versumpfen Details auf dunklen Gesichtspartien bisweilen schon mal. Wie es sich für einen Katastrophenfilm gehört, so zündet natürlich auch der Sound … NICHT!
Schade, dass man hier merkt, dass für die Zweitauswertung aufgrund des eher mäßigen Kinoerfolges nur wenig Geld zur Verfügung stand. Denn auch anfängliche Hoffnungen, der Film würde auf UHD erscheinen, wurden leider nicht bestätigt. Für den hiesigen Zuschauer ist aber noch ärgerlicher, dass der deutsche Ton lediglich in Dolby Digital vorliegt – also der schlechtest möglichen digitalen Tonspur, wenn es um Komprimierung und Dynamik-Reserven geht. Das mag ja für ein dialoglastiges Drama in Ordnung sein. Für einen dermaßen bombastischen Sci-Fi-Actioner wie Geostorm ist es leider peinlich.
Jetzt klingt die DD-Version im Rahmen anderer Dolby-Digital-Spuren zwar gut und liefert vor allem eine pausenlose Surroundkulisse. Doch spätestens, wenn man auf die dts-HD-MA-Spur des Originaltons wechselt, wird deutlich, wo die Schwachstellen des deutschen Sounds liegen. Die gewaltige Dynamik, die von der US-Version ausgeht, kann die auf 0.4Mbps reduzierte DD-Fassung schlicht nicht mal im Ansatz liefern. Wenn in Hongkong die Straßen vor Hitze bersten und Wolkenkratzer Domino spielen, fehlt es der hiesigen Fassung an Druck und Vehemenz. Im Tiefbass-Bereich fehlen sogar Informationen. Klar: Das merkt man nur beim Hin- und Herschalten der Tonspuren und für sich genommen, ist die deutsche Fassung schon spaßig. Ärgerlich ist es dennoch um das verschenkte Potenzial.
Das merkt man auch, wenn sich die Tornados in Indien formieren und übers Land hinwegfegen oder vor allem bei den Blitzen in Orlando: Was über die Originalspur ein Unwetter sondergleichen ist, wirkt über die deutsche Fassung im Vergleich wie ein (Geo)Storm im Wasserglas. Das Gleiche gilt für den Start des Shuttle, das an Gewalt kaum zu überbieten ist – aber halt nur über die Originalspur (27’40). Die komplette letzte halbe Stunde ist dann ein Muster an Effektreichtum, Bassgewalt und Direktionalität, die man wirklich erlebt haben muss. Auch wenn der Sub hier und da etwas undifferenziert rumpelt – das hat schon Demonstrationscharakter.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Geostorm finden sich drei Featurettes. „Chaos und Zerstörung“ läuft gut sechs Minuten und zeigt vor allem die Arbeit an den digitalen Tricks. In „Auf der Suche nach Antworten“ versuchen die Macher die Frage zu stellen, was passiert, wenn man den Klimawandel weiter ignoriert. Was sagt man seinen Kindern, wenn sie fragen, warum man das Wetter nicht einfach durch eine Maschine „reparieren“ kann. „Ein internationales Event“ bezieht sich auf die weltweite Zusammenarbeit, die der Film nicht nur andeutet, sondern als absolut notwendig erachtet.

Fazit

Viel Lärm um Nichts. Zumindest wenn es um die Story von Geostorm geht, ist nachvollziehbar, warum der Film an den Kinokassen sein Geld nicht eingespielt hat. Im Heimkino herrschen aber oft andere Regeln. Hier wird gerne schon mal ein Auge zugedrückt, weil man die technischen Aspekte mehr berücksichtigt. Und da bekommen wenigstens Fans der Originalspur ein echtes Highlight ins Haus. Leider bleibt der deutsche Ton auf Dolby Digital beschränkt. Für eine DD-Spur macht die es zwar gut, was aber den Ärger über so einen akustische Antiquität nicht schmälert.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 80% (im Rahmen einer Dolby-Digital-Bewertung)
Tonqualität (Originalversion): 95%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Dean Devlin
Darsteller: Gerard Butler, Ed Harris, Andy Garcia, Jim Sturgess, Abbie Cornish, Talitha Bateman, Jeremy Ray Taylor, Robert Sheehan, Zazie Beetz, Mare Winningham, Richard Schiff, Eugenio Derbez, Alexandra Maria Lara,
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 109
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Geostorm

GEOSTORM - Trailer #2 Deutsch HD German (2017)


So testet Blu-ray-rezensionen.net

Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.

Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:

Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.

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Fuhrmann

Moin,
war bei der Lektüre der Rezension eben perplex.
Der Film (mag er sein wie er will) paßt „wie die Faust aufs Auge“ zu dem Buch, welches ich gerade gelesen habe: „Sturm“ von Uwe Laub (14,99 €, Heyne-Verlag).

Gruß aus Nordfriesland
Hans-Ulrich Fuhrmann <<<