Gespensterjäger

Blu-ray Review

Gespensterjäger Blu-ray Review Cover
Warner Home, seit 15.10.2015

OT: –


Kälteausbruch

Der kleine Tom hat die Geister nicht gerufen, muss sich jetzt aber trotzdem um einen Spukgesellen kümmern.

Inhalt

Tom ist elf und sieht Gespenster. Das finden seine Eltern ein wenig seltsam und seine größere Schwester total „psycho“. Doch Tom sieht tatsächlich einen Geist – und zwar einen grünen und ziemlich schleimigen Gesellen. Den will er nun wieder verjagen und sucht dafür die Hilfe von Hedwig Kümmelsaft auf. Die allerdings wurde gerade ihrer Pflichten bei den Geisterjäger-Arbeitgebern vom CGI enthoben, weil sie ihren Kollegen mal wieder unabsichtlich geschrumpft hat. Entsprechend wenig begeistert ist sie von den beharrlichen Versuchen Toms, sie für die Gespensterjagd zu engagieren. Notgedrungen muss der Elfjährige die Vertreibung des MUG (mittelmäßig unheimliches Gespenst) selbst übernehmen. Gewappnet mit rotem Tütü und Orangensaft gelingt ihm für einen Moment der Sieg. Doch Hugo, wie sich das MUG nennt, kommt wieder und erweist sich als gar nicht so unheimlich wie Tom dachte. In Wahrheit wird er selbst verfolgt und wurde aus seinem eigenen Spukschloss verbannt. Hinter dieser Tat steckt ein urzeitliches Eisgespenst, das erneut zum Leben erwacht ist und nun für Kälte allüberall sorgt. Angestachelt von der Aussicht, einen solch prominenten Geist dingfest zu machen, lässt sich auch Kümmelsaft nicht lange bitten – ein gar gespenstisches Abenteuer nimmt seinen Lauf …

Tobi Baumann, der mit Der Wixxer schon zeigte, dass er Komödien beherrscht, darf nun mit einem höheren Budget und zahlreichen Computereffekten eine Art Mischung aus Ghostbusters, Men in Black und Das kleine Gespenst inszenieren. Gespensterjäger aus der Feder von Cornelia Funke richtet sich dabei an die gleiche Klientel wie die Ottfried-Preußler-Geschichte. Stilsicher und mit routinierter Hand erzählt der Regisseur die Geschichte von einem kleinen Jungen, der als Außenseiter ein Außenseiter-Gespenst kennenlernt und somit erstmals eine echte Freundschaft schließt. Das Grundmotiv ist also schon mal universell und wird über die charmanten Figuren bestens flankiert. Christian Ulmen als etwas naiver aber gutmütig-intellektueller Vater, Karoline Herfurth als Chefin der CGI, die ständig von Mutti angerufen wird und unter eine Gespensterallergie leidet sowie Christian Tramitz als geschrumpfter Kollege Schmitt sind ihrerseits schon klasse. Dem Ganzen setzt dann Anke Engelke als Frau Kümmelsaft die Krone auf. Mit einer Mischung aus furchtlos-taffer Geisterjägerbraut und etwas verbitterter Singledame, die gerne mal ohne vorgehaltene Hand rülpst, zeigt sie erneut, dass sie für abseitige Rollen perfekt geeignet ist. Wenn sie, bewaffnet mit einer Tüte, auf dem Friedhof Irrlichter jagt, dann ist das schon ziemlich witzig. Ihrem Comedy-Kollegen Bastian Pastewka bleibt dabei „nur“ die Synchronstimme Hugos, die er in routinierter aber eben auch überraschungsarmer und manchmal sparwitziger Weise eingesprochen hat. Eine Entdeckung ist der Brite Milo Parker, dessen Tom auf internationalem Kinderdarsteller-Niveau liegt. Ihm ist es zu verdanken, dass neben der Komik auch Zeit für die Gefühle eines heranwachsenden Einzelgängers bleibt. Gespensterjäger begeht zudem auch nicht den Fehler, sich von den (für einen deutschen Film erstaunlich gelungenen) Computeranimationen erdrücken zu lassen – obschon die Szenen im CGI zu den witzigsten des Films gehören (Stichwort: Elvis Presley). Am Ende hätte man sich zwar durchweg etwas mehr, vielleicht auch etwas böseren Dialogwitz und auch zahlreicheren Hugo-Slapstick gewünscht, doch für das Familienzielpublikum ist der Film durchweg geeignet und unterhaltsam.

Bild- und Tonqualität

Beim Bild von Gespensterjäger muss man sich an immer wieder wechselnde Eindrücke gewöhnen. Von extrem ruhig, kontraststark und scharf bis hin zu drastisch körnig und extrem gefiltert ist fast alles vorhanden. Die gemeinsame Geisterjagd von Kümmelsaft und Schmitt zu Beginn ist beispielsweise deutlich grobkörnig, während die Szenen im Inneren des eisigen UEG sehr ruhig und kontrastreich sind. Wenig Probleme gibt’s bei den interaktiven Szenen mit Hugo – der grüne Schleimklops fügt sich gut ins Gesamtgeschehen ein und leidet nicht unter weichen Konturen.
Der deutsche dts-HD-Master-Ton von Gespensterjäger gehört zu den effektvollsten und dynamischsten Sounds, die das deutsche Kino in den letzten Jahren zu bieten hatte. Während der Geisterattacken und vor allem im späteren Eiskristall-Showdown hagelt es direktionale Effekte und die Stalagtiten schlagen vehement im Heimkino ein. Selbst Toms Orangensaftjagd auf Hugo ist schon ein akustisches Highlight. Dazu gelangen die Stimmen sehr gut verständlich ans Ohr. Da der Film allerdings komplett auf Englisch gedreht wurde, sind die Lippenbewegungen nicht synchron.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Gespensterjäger findet sich ein Making-of, das sich in knapp neun Minuten vor allem auf die Entwicklung des Hugo konzentriert. Maßgeblich dabei waren die Vorabtests mit Synchronsprecher Bastian Pastewka. Die kurzen Outtakes sind nur mäßig witzig, was auch daran liegt, dass man auch hier synchronisiert hat, anstelle mal die englische Urfassung laufen zu lassen. Das Hinter den Kulissen-Feature besteht aus vier einzelnen Teilen, die jeweils deutlich unter zwei Minuten Laufzeit aufweisen und eher Behind-the-Scenes-Teaser-Charakter haben.

Fazit

Gespensterjäger bietet rundum gelungene Unterhaltung und glänzt durch seine Top-Besetzung. Für einen unterhaltsamen (und nicht mal allzu gruseligen) Familienabend ist gesorgt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: Deutschland/Österreich/Irland 2015
Regie: Tobi Baumann
Darsteller: Anke Engelke, Christian Tramitz, Milo Parker, Karoline Herfurth, Julia Koschitz, Christian Ulmen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 99
Codec: AVC
FSK: 6