Blu-ray Review
OT: Dry Blood
„5-5-5 Fick dich!“
Low Budget mit Ambition.
Inhalt
Brian ist auf Drogen. Mal wieder. Und Brian versucht clean zu werden. Mal wieder. Dafür zieht er sich in die alte Hütte im Wald zurück und harrt der Dinge, die da kommen. Schon sein erster Einkauf im lokalen Store hält eine Begegnung mit dem Sheriff parat. Und der heftet sich fortan an die Fersen des ihm seltsam vorkommenden Kerls. Doch der Dorfpolizist ist nicht Brians einzige Sorge. Denn je länger sein Entzug anhält, desto stärker suchen ihn ziemlich quälende Visionen heim. Ob seine Ex-Freundin Anna ihm helfen kann, die ihn dort oben bald besucht? Oder wird sie unter seinen unkontrollierten Anfällen selbst leiden müssen …?
Hier verdient er sich gleichzeitig auch als Hauptdarsteller und fügt seinem Brian von Beginn an so eine Jack-Nicholson-Shining-Note hinzu. Manchmal sind seine Reaktionen zwar etwas bemüht dramatisch, aber insgesamt schlägt sich Carney in der Rolle des Drogenkranken ziemlich gut. Während der Film sichtbar aus Independent-Hand kommt, kann man sich über das Schauspiel nicht beklagen. Wohl aber über das Pacing. Die Idee, einen Film über die inneren Dämonen, die Monster der Sucht, die in der Hauptfigur entstehen, auf eine Waldhütte zu beschränken und ein Horrorszenario mit blutigen Visionen draus zu machen, ist zwar nicht neu, bietet aber durchaus die Möglichkeit für schaurige Momente. Leider lässt sich Jones etwas viel Zeit, den Grusel zu entwickeln. Zeit, die sich Ghost Cabin dafür nimmt, die Hauptfigur sowie später auch dessen Freundin zu charakterisieren. Natürlich kommt man dabei den Figuren näher und so schlecht macht der Film das nicht, aber er erzählt halt auch nichts bahnbrechend Neues. Wenn Brian allerdings seinen Dämonen begegnet (die erstaunlich oft aus modrigen oder wahlweise blutbesudelten Frauen bestehen), funktionieren die Jumpscares ganz ordentlich. Außerdem sind die praktischen Masken herausragend gut für einen im Budget limitierten Film wie diesen. Und das vor allem im letzten Viertel des Films, wenn die Gewalt drastisch zunimmt und auch schon mal einen zerfetzten Unterkiefer präsentiert. Man sieht, dass hier Genrefans mit Leidenschaft am Werk waren. Denn dieses Make-up hätte auch The Walking Dead gut gestanden. Schade, dass es in Summe am Ende ein bisschen mager bleibt und die Auflösung der Geschichte auch nicht so furchtbar originell ist. Deshalb empfielt sich Ghost Cabin vor allem für aufgeschlossene Horrorfreunde, die goutieren, wenn Fans Filme für Fans machen und dabei nicht das höchste Budget zur Verfügung stand.
Bild- und Tonqualität
Ghost Cabin liegt im Bildformat 1,85:1 vor und wurde sichtbar mit Digitalkameras gedreht. Die Bilder überzeugen durch ihre Rauscharmut, wirken aber vor allem farblich ziemlich blutleer. Wirklich knackige Farben gibt’s nicht, was auch durch die mittelmäßigen Kontraste nicht besser wird. In ruhigen Einstellungen ist die Schärfe allerdings gut und des Sheriffs Uniform kommt knackig rüber (24’00). Ghost Cabin ist nicht sonderlich räumlich und spielt sich zumeist auf den vorderen Lautsprechern ab. Unterstützung vom Subwoofer gibt’s über die deutsche Synchro nur selten, während die englische Tonspur etwas dynamischer zu Werke geht. Aber auch sie bleibt echte Räumlichkeit schuldig. Einzig die Visionen Brians bekommen mal etwas Information auf die Rearspeaker, während Dialoge in der Regel zu leise und viel zu dünn sind. Die Hauptlautsprecher vermitteln in der Hütte allerdings eine authentische Atmosphäre und lassen schon mal Holzdielen knarzen oder entfernte Wasserhähne rauschen. Während der wirklich schaurigen Momente gibt’s dann aber doch mal ein paar nette Jumpscares, die halbwegs dynamisch rüber kommen.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Ghost Cabin findet sich neben einem Audiokommentar von Regisseur Jones und Autor/Darsteller Carney noch ein Making-of, das mit 35 Minuten erstaunlich üppig ausfiel und die Darsteller und Macher ausgiebig zu Wort kommen lässt. Besonders interessant ist der Teil über die praktischen Effekte, die das Team weitmöglichst ohne CGI-Unterstützung realisieren wollten.
Fazit
Ghost Cabin ist vor allem aufgrund seiner Hütten-Atmosphäre, dem wirklich passablen Schauspielern sowie den guten Maske-Effekten sehenswert.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%
Anbieter: Tiberius Film Home Entertainment
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Kelton Jones
Darsteller: Clint Carney, Jaymie Valentine, Kelton Jones, Graham Ehlers Sheldon, Rin Ehlers Sheldon, Macy Johnson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 84
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film)
Trailer zu Ghost Cabin