Ghostbusters – Answer the Call 3D

Blu-ray Review

Sony Pictures, 05.12.2016

OT: Ghostbusters

 


Ihr schießt wie Mädchen!

32 Jahre nach dem Original sind die Geister wieder los …

Inhalt

Erin hatte eigentlich schon vergessen, dass sie irgendwann mal mit ihrer Jugendfreundin Abby ein Buch über paranormale Phänomene verfasst hatte. Nun kommt ihr es allerdings ziemlich ungelegen, als ihr Chef genau dieses im Internet findet, ist Erin doch mittlerweile fest in der Wissenschaft angekommen und arbeitet als Doktorin der Teilchenphysik. Um Abby ihren Ärger darüber mitzuteilen, dass die immer noch ans Paranormale glaubende Freundin das Buch vervielfältigt und sogar zum Download angeboten hat, stattet sie ihr einen Besuch ab und ist mittendrin in deren Fantastereien. Gemeinsam mit Jillian, die für die technologischen Waffen und Spürgeräte zuständig ist, formt Abby ein Geisterjägerduo, das gerade auf dem Weg zum Aldridge Museum ist, wo es spuken soll. Zu Dritt fährt man hin und bekommt tatsächlich Besuch von einer Geistergestalt. Während Erin von oben bis unten vollgeschleimt wird, sorgt das Youtube-Video der Aktion für erste Aufträge. Denn plötzlich scheint es überall zu spuken. Erweitert um die U-Bahn-Mitarbeiterin Patty und die angestellte Bürokraft Kevin bekommt man es bald mit einer ganzen Heerschar an Geistern zu tun, die losgelassen wurden, weil ein irrer Typ ein Dimensionsportal zum Jenseits geöffnet hat …

Wir schreiben das Jahr 1984: Im Kino feiert neben Indiana Jones und der Tempel des Todes oder Es war einmal in Amerika ein Film Premiere, der so absurd albern war, dass er weltweit Millionen Kinobesucher zu Lachanfällen reizte. In Ghostbusters kreuzten Dan Akroyd, Harold Ramis, Bill Murray und Ernie Hudson die Strahlen, wurden angeschleimt und mussten dem gigantischen Marshmallow-Man das Handwerk legen. Mit damals gigantischen 292 Mio $ galt er seinerzeit als einer der zehn erfolgreichsten Filme und hat auch heute noch eine Vielzahl an Fans, die ihn kultisch verehren. Für die war es dann auch ein ganz besonders starker Tobak, als sie hörten, dass nach vielem Hin- und Her in Sachen Fortsetzung ausgerechnet Paul Feig (BrautalarmTaffe Mädels) sich daran machte, 32 Jahre nach dem Original ein Remake zu drehen – und zwar komplett mit Frauen in den Titelrollen. Allein diese Tatsache rief bei dem einen oder anderen etablierten Filmkritiker einen chauvinistischen Reflex hervor und die Gemeinde in den sozialen Medien war noch aufgebrachter. Kein Filmtrailer sammelte jemals so viele Dislikes wie jener zu diesem Reboot. Entsprechend sah es an den Kinokassen aus: Mit 45 Mio. $ noch relativ gut gestartet, sorgte das negative Feedback und der Shitstorm im Netz dafür, dass der Film schon am zweiten Wochenende gnadenlos unterging. Es ist aber auch wirklich nicht ganz leicht, vollkommen unvoreingenommen an Ghostbusters 2016 heranzugehen. Vielleicht ginge es noch, wenn man das Original nicht kennen würde. Dies ist aber auch in meinem Fall ein frommer Wunsch, sah ich ihn seinerzeit doch sogar im Kino. Dazu kommt, dass man die eine oder andere Darstellerin (vornehmlich Melissa McCarthy) schon mögen muss, um einem Film mit ihr ohne Vorurteile zu begegnen. Auch das ist bei mir nicht der Fall. Zu aufgeregt, hysterisch und infantil ist ihr Humor in meinen Augen und kommt damit einem weiblichen Adam Sandler ziemlich nahe. Doch sogar der hat in Einzelfällen schon gezeigt, dass er auch anders kann, wenn er mal das Pipi-Kacka-Pups-Gerede sein lässt. Also einmal kurz durchatmen, die Synapsen beruhigen und möglichst ohne vorab gefällte Urteile den Film angeschaltet.

Überrascht wird man zunächst einmal dadurch, dass die ersten Szenen nicht McCarthy gehören, sondern ihrem Co-Star Kristen Wiig. Und die ist als Wissenschaftlerin mit nicht ganz fester Jobposition tatsächlich herrlich durch den Wind. Ohne es darstellerisch zu übertreiben nimmt man ihr die tollpatschigen und zahlreichen Pechsituationen ab. Wiig ist es, an der sich der Zuschauer von Ghostbusters festhalten kann, weil sie die Waage zwischen Comedy und Bodenständigkeit beherrscht, die sie auch in romantisch-ernsten Rollen wie der Cheryl Melhoff in Das erstaunliche Leben des Walter Mitty überzeugend agieren lässt. Den beiden stiehlt allerdings durchweg Kate McKinnon als Technik-Geek Jillian die Show. Ihre Figur ist die einzige wirkliche Innovation in einem Film, der nicht nur inhaltlich quasi 1:1 das Original wiederholt, sondern auch in den Figuren seine Entsprechungen findet. Ebenso wie übrigens die latent rassistische Besetzung. Im Ernst: Drei weiße Wissenschaftlerinnen und eine schwarze U-Bahn-Kontrolleurin? Geht’s noch stereotyper? Und dann ist Melissa McCarthy leider genauso nervig wie in ihren anderen Filmen und nur für solche Zuschauer zu genießen, die auf ihr albern-hysterisches Gekreische stehen. Chris Hemsworth als Kevin kontert das mit debilem Gefuchtel, das bisweilen sogar witzig ist. Humor wäre dann der nächste Stichpunkt: Das Drehbuch ist einfach nicht witzig. Zur Einfallslosigkeit, in die bekannte Geschichte keinerlei Originalität einfließen zu lassen, kommt hinzu, dass tatsächlich die meisten Gags nicht zünden und maximal ein müdes Lächeln provozieren. Und, man kennt Feig ja mittlerweile: Die immer wieder eingestreuten infantilen Witzchen und Beleidigungsgesten locken nun wirklich keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Ganz schlimm ist das, wenn Abbys Chef den Mädels die Unterstützung verweigert und er sämtliche Mittelfinger-Variationen loslässt, die achtjährige Kids im Schulbus schon langweilig finden. Da aber erst Zwölfjährige den Film sehen dürfen, fragt man sich zurecht, für welche Zielgruppe solche Gags gedacht sind. Für Freunde des Originals sind das Beste an Ghostbusters tatsächlich die Gastauftritte. Sowohl Dan Akroyd und Bill Murray als auch Sigourney Weaver und Ernie Hudson sind in kurzen Rollen zu bewundern. Ja, sogar dem verstorbenen Harold Ramis hat man gedacht – er ist als Bronzebüste in der Universität zu sehen. Hier und da übertreibt man es allerdings mit den Gastauftritten, denn Ozzy Osbournes Stippvisite ist völlig überflüssig und eher zum fremdschämen geeignet.

Tricktechnisch fragt man sich zudem, wo die knapp 150 Mio. $ geblieben sind, die der Film gekostet hat. Selbst die voll digital erstellten Gespenster überzeugen nur selten und wirken technisch, als hätte man sie vor zehn Jahren angefertigt. Und wenn im Finale der große Geist aus dem Logo der Ghostbusters durch die Straßen läuft, wünscht man sich den originellen Marshmallow-Man zurück. Es könnte aber auch sein, dass man sich hier nicht mal das Orginal von Ghostbusters genommen und kopiert hat, sondern einen anderen Film aus eigenem (Produktions)Hause als Vorlage wählte, denn der Kollege Endgegner sieht doch sehr stark nach der Mumie aus den beiden Hotel-Transsilvanien-Filmen aus. Wie dem auch sein mag, funktioniert die Action im Finale dann doch halbwegs und liefert ein paar rasante Effekte. Dass das Ganze mit fast zwei Stunden ein wenig zu lang geraten ist, stört weniger als die vollkommen vorhersehbaren Abläufe und der offenkundige Mangel an Timing. Paul Feig mag ohnehin kein begnadeter Regisseur sein, hier ist er inszenatorisch aber auf seinem Tiefpunkt angelangt – und das sogar aus einer neutralen Beobachterposition heraus. Wer also mit Vorurteilen in Ghostbusters geht, sieht sie leider allesamt bestätigt – eine der Gurken des vergangenen Jahres.

Bild- und Tonqualität

Ghostbusters besteht zu einem großen Teil aus möglichst bunten Farben. Ob das die Geister und ihre Energiewolken sind oder die blauen Stühle im großen Vorlese-Saal. Ab und an übertreibt es der Film aber damit und gibt gerade in dunkleren Szenen Rottöne deutlich zu purpurn wieder – beispielhaft gut zu sehen beim umgedrehten Kerzenständer (3’42). Auch Lippen sind schon mal zu leuchtend rot. Schwarzwerte dürften in dunkleren Bereichen noch etwas knackiger sein, wobei der Kontrastumfang bei hell ausgeleuchteten Szenen wirklich gut ist. Ein leichtes Korn auf uniformen Hintergründen ist nicht weiter störend. Die Schärfe ist gerade in Close-ups hervorragend. Wenn die satten und extrem hellen Energiestrahlen der Kanonen auf ebenso farbige Geister treffen, geht in den die Farben reflektierenden Gesichtern der Darstellerinnen schon mal die Detailzeichnung verloren. Macht aber nichts, denn das Farbenmeer im Finale macht trotz leichter Überzeichnung wirklich Spaß. Die Tatsache, dass Geister- und andere Details schon mal in die Cinemascope-Balken hineinragen, ist dem 3D-Effekt geschuldet. Wie im nächsten Abschnitt näher beschrieben, kann das bei bestimmten Heimkinofans für Verdruss sorgen.
Akustisch darf Ghostbusters durchaus zu den gelungenen Blockbustern der letzten Zeit gehören. Das Grummeln des Subwoofers, wenn die drei Mädels anfänglich ins Aldridge gehen sowie der Wake-up-Effekt, wenn der Geist seine Ladung ausspeit – das ist Dynamik und Effektreichtum auf hohem Niveau. Da sowohl die englische als auch die deutsche Fassung in dts-HD-Master vorliegen, gibt’s hier auch keine Unterschiede zwischen den Tonspuren – sieht man mal von den etwas schwächeren Dialogen der hiesigen Fassung ab. Auch der Elektrogeist in der U-Bahn sorgt für massive Attacken aufs Heimkino (25’00) und die teils eingestreute 80er-Jahre-Musik verteilt sich luftig auf allen Lautsprechern. Akustisches Highlight sind aber die Aktivierungen der Plasmawaffen der vier Mädels, die mit echter Fülle und einem herrlichen Zapp-Geräusch abgefeuert werden.

3D-Effekt

Ghostbusters wurde nicht nativ in 3D gedreht, sondern im Nachhinein konvertiert (wie nahezu jeder Realfilm der letzten Jahre – Ausnahmen bestätigen die Regel). Dabei legte man hier allerdings spürbaren Wert auf eine recht tiefe Darstellung der Ebenen. Schon während der Führung durch das Anwesen zu Beginn steht die Gruppe sehr isoliert im Vordergrund, was zwar einen sehr räumlichen Effekt liefert, aber eben auch ein bisschen wie ein 3D-Scherenschnitt – also eine sehr zweidimensionales Voreinanderstellen einzelner Figuren, das keine echte Rundum-Räumlichkeit erzeugt (2’35). Das sind die Momente, in denen 3D-Fans zwar glücklich sind, weil’s schön griffig ist, aber die Charaktere nicht richtig proportional wirken und eigentlich zu klein abgebildet werden. Aber in Ghostbusters geht es natürlich vornehmlich um die schönen Effekte, die von den Geistern und den fantasievollen Waffen der Geisterjäger ausgehen. Und hier läuft die 3D-Disk dann zur absoluten Höchstform auf. Die Filmemacher verzichten sogar darauf, die eigentlich vorhandenen schwarzen Balken des 2,35:1-Films zu beachten und lassen den Geist einfach über diese hinaus kotzen (18’25). Der blaugrüne Schleim ist der erste krasse Effekt, der den Zuschauer praktisch in den Sitz drückt und man fühlt sich genauso angeschleimt wie Erin. Für die animierten Geistererscheinungen selbst bietet sich 3D natürlich erst recht an. Der grüne Schleimer schwebt nun viel griffiger durchs Bild und die ektoplasmischen Wolken um die Gespenster wabern plastisch um sie herum. Auch nach etwas über 90 Minuten macht das Dreidimensionale Spaß, wenn unser Quartett sich durch die erstarrten Militärs und Offiziellen schlängelt (93’00). Und natürlich dringen auch die Strahlen der Plasmakanonen aus den schwarzen Balken heraus und füllen somit das ganze 16:9-Bild. So hübsch wie das aussieht und so witzig es sein mag – Besitzer einer Cinemascope-Leinwand werden fluchen, wenn der Gag im samtschwarzen Rahmen verschwindet oder sie den Film im 16:9-Modus auf der 21:9-Leinwand sehen müssen. Fehler wie Doppelkonturen fallen indes nicht auf und sieht man von leichten Bewegungsunschärfen ab, bleibt das 3D-Bild stabil.

Bonusmaterial

Da mir zu Rezensionzwecken lediglich die 3D-Disk zur Verfügung stand, muss die Bewertung und Darstellung des Bonusmaterials (abgelegt auf der 2D-Disk) leider an dieser Stelle entfallen.

Fazit

Das Reboot von Ghostbusters ist ein durch und durch belangloser Streifen, dessen Gags nicht funktionieren und dessen visuelle Effekte auf dem Stand von vor ein paar Jahren sind. Mal abgesehen vom coolen 3D-Look und dem satten Sound der Blu-ray muss man schon auf den Humor Paul Feigs und seiner Lieblingshauptdarstellerin abfahren, um dem Film etwas abgewinnen zu können. Fans des Orginals sollten hier definitiv vorgewarnt sein.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: keine Wertung
Film: 30%
3D-Effekt: 80%

Anbieter: Sony Pictures
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Paul Feig
Darsteller: Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Leslie Jones, Kate McKinnon, Chris Hemsworth, Andy Garcia, Cecily Strong, Michael K. Williams
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 117
Codec: AVC/MVC
Real 3D: Nein (konvertiert)
FSK: 12

Trailer zu Ghostbusters

GHOSTBUSTERS - Official Trailer (HD)

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