Blu-ray Review
OT: Gods of Egypt
Gold in den Adern
Gerard Butler und Nikolaj Coster-Waldau zelebrieren einen Krieg der Götter.
Inhalt
Zeit abzutreten – das jedenfalls denkt sich Osiris, der Gott des Lebens im frühen Ägypten. Dass er allerdings seinen wenig eifrigen Sohn Horus, Gott des Himmels, als Thronfolger einsetzen möchte, findet der über die Zeit in der Einsamkeit bitter gewordene Set, Herrscher der Wüste, das gar nicht so witzig. Also geht er zur Zeremonie, ermordet Osiris und versklavt im gleichen Atemzug die Menschen. Horus nimmt er das Augenlicht und sorgt dafür, dass er ins Exil geht. Zur gleichen Zeit muss der junge Dieb Bek mitansehen, dass seine Auserwählte Zaya bei einem der wenigen mächtigen Menschen, Zets Baumeister Urshu, arbeiten muss. Als er sie dort befreien möchte, schlägt Zaya vor, gleich die ganze Menschheit wieder zu erlösen, indem Bek seiner „Kunst“ folgt und Horus‘ Augen stiehlt. Wenn er diese zum Gott des Himmels brächte, könnte Horus Set herausfordern und wieder für Frieden sorgen …
„Soweit ich mich erinnere“ – so beginnt der Off-Kommentar Beks in Gods of Egypt und gibt damit die Marschrichtung vor. Denn eins kann man dem Film- und Fantasyspektakel von Alex Proyas kaum unterstellen: Die möglichst korrekte Darstellung der ägyptischen Mythologie. Vielmehr nutzt der Regisseur von I, Robot sein Budget von unglaublichen 140 Mio. Dollar, um ein Effektspektakel zu inszenieren, dessen lockerer, sprücheklopfender Ton vor allem eine junge Klientel ansprechen soll. Nehmen sich Figuren in ähnlichen Filmen schon mal zu ernst, so schrappen sie hier immer wieder hart an der Grenze zur Lächerlichkeit oder übertreten diese schon mal. Gerard Butler, der wirkt, als wäre er direkt aus 300 vorbeigekommen und hätte ein paar (tausend) Krieger mehr mitgebracht, ist engagiert dabei und gibt einen hübsch bösen Set. Ihm gegenüber verkommt Coster-Waldaus Horus zunächst leider ein wenig zur Witzfigur. Der Gott des Himmels scheint ein fauler Taugenichts zu sein und eigentlich denkt man sich bisweilen, dass Set wohl der bessere Thronfolger wäre. Damit ist man nicht mal alleine, da Großvater Ra ähnlich über eine mögliche Herrschaft Horus‘ denkt. Glücklicherweise ändert sich seine Rolle im weiteren Verlauf und auch Coster-Waldau darf zeigen, dass er emotional agieren kann.
Gods of Egypt hinterlässt in seinen Bildern, die teilweise durchaus opulent und beeindruckend gerieten, immer wieder einen Look, der an Videospiele erinnert und bisweilen arg künstlich rüberkommt. Dazu gehört auch die Tatsache, dass man, um die Götter von den Menschen zu unterscheiden, einfach einen Größenunterschied visualisiert hat. Der funktioniert technisch allerdings nicht so beeindruckend wie in Jacksons Herr der Ringe-Trilogie – immer wieder sieht man deutlich, wie die Akteure vor Greenscreens gefilmt und die Hintergründe eingefügt wurden. Das wiederum kratzt etwas am sündhaft teuren Film, dessen Effekte man eigentlich perfekt erwarten könnte. Sieht man über die Oberflächlichkeit der Charaktere, die dünne Story und die comichaften Figuren hinweg, gibt es durchaus amüsante Momente. Das Zusammenspiel zwischen Horus und Bek beispielsweise liefert immer wieder dynamische Frotzelein und zündenden Witz zwischen Sterblichen und Göttern. Wenn Letztere dann im Zweikampf gegeneinander antreten, funktionieren auch die Actionszenen. Insgesamt bleibt aber der Eindruck, dass man hier hätte mehr rausholen können.
Bild- und Tonqualität
Gods of Egypt liefert eine warme Farbpalette mit vorherrschenden Braun- und Goldtönen, die sehr gut zur Stimmung des Films passen. Farben könnten hier und da etwas kräftiger sein – gerade Grün wirkt ein bisschen fahl. Die Schärfe liegt auf eher mittlerem Niveau und passt sich damit auch in den real gefilmten Sequenzen an die ohnehin weicheren CGI-Shots an. Sehr gut gelingt die Bildruhe, die keinerlei Rauschen oder grobe Körnung offenbart. Der Kontrastumfang ist aufgrund der dominanten Braunfärbung eher durchschnittlich, vor allem Schwarz dürfte kräftiger sein. Zuletzt häufiger gesehene Randunschärfen sind hier kein Thema und bei epischen Effect-Shots ist auch die Bildtiefe sehr gut. In Close-ups (vor allem jenen von Geoffrey Rush) ist die Detailauflösung auch mal sehr gut und bildet dessen Charaktergesicht bis in alle Einzelheiten ab. Ab und an sind leichte Farbflecken auf den Gesichtern zu erkennen – gerade wenn’s etwas dunkler wird.
Akustisch langen die beiden 7.1-dts-HD-Masterspuren von Beginn an kräftig zu. Die Titeleinblendungen von Gods of Egypt erscheinen dynamisch und effektvoll (1’10). Das Klatschen der hunderttausend in der Arena, deren Aufschrei während des Göttermordes durch Set sowie der Aufmarsch von dessen Armee – stets werden sämtliche Lautsprecher ins Geschehen einbezogen und bieten ein Höchstmaß an Dynamik und Räumlichkeit. Wenn nach 16 Minuten Set und Horus in ihren Fantasyverwandlungen gegeneinander kämpfen, brechen Säulen dermaßen gewaltig zu Boden, dass es im Heimkino erbebt. Und wenn Bek im Begriff ist, die Augen von Horus zu stehlen, aktivieren sich die Fallen mit äußerst direktionalen und großartig klingenden Fallen. Fällt Hathor durch das Dimensionsloch, reißt es den Zuschauer förmlich mit hinein und der Auftritt des Rätselwächters gerät gar zum Surround- und Subwoofer-Highlight (80’30) – nein, akustisch kann man Gods of Egypt rein gar nichts vorwerfen.
3D-Effekt
Der nachträglich in 3D konvertierte Gods of Egypt schält Figuren in großen Menschenmengen ziemlich gut heraus und lässt sie präsent im Mittelpunkt steht. Feine Linien wie die Leinen zu Beginn sind allerdings nicht perfekt gezeichnet und verschwinden im Schwenk zum Teil. Was bei der Wiedergabe in 3D noch stärker auffällt, sind die teils sichtbaren Trickeffekte, bzw. Aufnahmen vor der Greenscreen. Jedes Mal, wenn der übergroße Horus vor einem Hintergrund steht, kann man praktisch sehen, wie er isoliert vor einer Greenscreen stand (5’34, 61’53). Das fällt zwar schon in 2D sichtbar auf, ist hier aber dann noch ausgeprägter und angesichts des hohen Budgets eher ärgerlich. Die großen Effect-Shots von Monumenten und Landschaften profitieren allerdings sichtbar vom 3D-Effekt und entfalten noch mehr Opulenz. Ebenfalls beeindruckend wirken Szenen mit viel räumlicher Staffelung wie jene in der Gruft (31’23) oder im späteren Verlauf (100’40) – gleich mehrere Ebenen verwöhnen hier das Auge des Betrachters. Echte und offensive Pop-Out-Effekte gibt’s hingegen nur selten, was aber auch für wenig Randverletzungen steht, die ansonsten entstünden, wenn ständig Speere oder ähnliche Gegenstände aus dem Fernseher „herausragen“. Insgesamt ist die Konvertierung recht gut gelungen, aber eben auch etwas dezent und ohne echte Wow-Effekte.
Bonusmaterial
Da mir zum Review nur die einzelne 3D-Disk des Films zur Verfügung stand, muss die Bewertung des Bonusmaterials von Gods of Egypt leider einfallen, da die Extras allesamt auf der 2D-Blu-ray abgelegt sind. Laut Anbieter gibt es diverse Storyboards, ein paar Interviews sowie sechs Featurettes, die hinter die Kulissen der Produktion führen. Von der Besetzung über die Entstehung des Films, die Kostüme, die Masken und die Stunts bis hin zu den Spezialeffekten wird hier in gut einer halben Stunde Aufklärung betrieben.
Fazit
Gods of Egypt liefert opulente Bilder und mächtige Götterkämpfe. Das Finale wirkt allerdings ein wenig, als hätte man 32 Jahre nach David Lynchs Dune – Der Wüstenplanet die Würmer wieder ausgegraben. Jetzt war Lynchs Werk seinerzeit auch viel gescholten und entwickelte sich zum Klassiker – und wer weiß: Vielleicht geschieht das mit Proyas‘ Film ja ebenfalls.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 95%
Tonqualität (Originalversion): 95%
Bonusmaterial: keine Wertung möglich
Film: 55%
3D-Effekt: 65%
Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Alex Proyas
Darsteller: Nikolaj Coster-Waldau, Gerard Butler, Brenton Thwaites, Geoffrey Rush, Chadwick Boseman, Courtney Eaton, Rufus Sewell
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 128
Codec: AVC/MVC
Real 3D: Nein (konvertiert)
FSK: 12