Godzilla

Blu-ray Review

Warner, seit 25.09.2014

OT: Godzilla

 


Natürliches Gleichgewicht

Da soll noch mal einer sagen, die Amerikaner hätten den Godzilla-Kosmos nicht verstanden …

Inhalt

15 Jahre nachdem seine Frau bei einem fundamentalen Kraftwerksunglück in Japan ums Leben kam, ist Joe Brody immer noch nicht die alten Geister los. Mittlerweile ist er überzeugt davon, dass damals keine Naturkatastrophe schuld war – zumal die Strahlenwerte auf normalem Niveau zu sein scheinen. Joes Sohn Ford schenkt seinem Vater, der nie so richtig für ihn da war, keinen Glauben und möchte ihn nach Hause holen. Doch Brody will unbedingt noch einmal zurück in das alte gemeinsame Haus mitten im Sperrgebiet. Kaum angekommen, werden sie festgenommnen und auf das Gelände des ehemaligen Kraftwerks gebracht. Dort experimentieren die Wissenschaftler an einem massiven unbekannten terrestrischen Organismus, der alsbald aus seinem Kokon ausbricht und die Anlage zum zweiten Mal in Schutt und Asche legt. Der M.U.T.O. bleibt aber nicht lange allein, sondern ruft sich flugs ein paarungswilliges Weibchen herbei. Da militärische Maßnahmen praktisch verpuffen oder von dem Wesen absorbiert werden, ruht die letzte Hoffnung auf einem anderen urzeitlichen Tier, das das Gleichgewicht eventuell wieder herstellen kann: Godzilla.

„Size Does Matter“ – so titelte der Filmverleih vor 16 Jahren, als Roland Emmerich seine frei interpretierte Variante von Godzilla auf die Kinobesucher losließ. Falls der Regisseur aus Stuttgart Gareth Edwards jüngste Auferstehung des Filmmonsters gesehen haben sollte, so könnte man es ihm nicht übel nehmen, wenn er vor Neid erblasst wäre. Denn einerseits greift Ewards den Mythos Godzilla deutlich akribischer auf, nimmt dazu den zugrundeliegenden Kosmos ernster und andererseits bekommt das Wort „Größe“ in diesem Film eine neue Definition. Gegen Edwards „Gojira“ nimmt sich Emmerichs Echse wie eine kleine Kröte aus. Auch die Spur der Zerstörung, das Effekt-Beiwerk, nimmt in Godzilla ganz neue Ausmaße an – es ist schon erstaunlich, was man für viel Geld alles in Schutt und Asche legen kann, selbst wenn’s nur virtuell ist.

Und dennoch sind da die Kritiker. Diejenigen, die sagen, dass man kaum was von der Titelfigur sähe, dass nicht permanent irgendwas zu Bruch ginge und zwischendurch „nur geredet“ würde. Denjenigen kann man nur antworten: Das ist gut so! Edwards ist eben nicht irgendein 08/15-Blockbuster-Regisseur wie ein Michael Bay, sondern hat durchaus gelernt, wie man Filme inszeniert (siehe sein Spielfilmdebut Monsters), Spannung aufbaut und seine Figuren führt. Die Tatsache, dass man von Godzilla zunächst nur wenig sieht, ist kein Manko, sondern einer der herausragenden Eigenschaften des Films. Geschickt zeigt Edwards mal den Schwanz oder die Rückenstacheln, lässt seinen gigantischen Helden im Nebel verschwinden und macht den Zuschauer ebenso zum passiven Späher wie Elle Brody, vor deren Nase sich beim ersten Zweikampf Godzillas mit einem der M.U.T.O.s die Türe schließt. Freunde des hektischen Eventkinos: Das nennt man Spannungskurve! Und da diese sich am Ende in einem furiosen Showdown entlädt, die digitalen Kreaturen-Tricks über jeden Zweifel erhaben sind und das Militär endlich mal nicht so heroisch daherkommt, wie sonst üblich, ist Godzilla ein rundum gelungenes Monster-Flick.
Natürlich ist das alles nicht logisch (war auch das Original von 1954 nie), natürlich ist’s albern, dass ein dahergelaufener Kampfmittelräumer plötzlich ein Einsatzteam leitet und selbstverständlich unterlaufen den Tricktechnikern auch schon mal Fehler in den Größen-Proportionen – das alles lässt sich aber verschmerzen, wenn man dagegenhält, dass sämtliche Darsteller sympathisch rüberkommen, die Geschichte an sich schlüssig inszeniert ist und die Spannung mitunter zum Greifen ist. Apropos Darsteller: Die Besetzung mit teils hochkarätigen Darstellern, von denen man sich überraschend früh wieder verabschieden muss, ist ebenfalls ein Plus des Films. Wann gewinnt man schon mal eine Arthouse-Darstellerin wie Juliette Binoche für einen Blockbuster, nur um sie in ihrer dritten Szene sterben zu lassen? Auch Breaking-Bad-Star Bryan Cranston ist top besetzt und gibt Godzilla durch seine aktuelle Bekanntheit noch mal einen Schub. Elizabeth Olsen spielt um Längen glaubwürdiger als Maria Pitillo in Emmerichs Version und Aaron Taylor-Johnson (Kick-Ass) ist ein sympathisch unheldiger Held.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Godzilla ist grundsätzlich zu dunkel, in den meisten Szenen dafür aber sehr scharf und stabil. Während der bebenden Angriffe wackelt die Kamera ebenfalls, was schon mal zu etwas Schwindel beim Zuseher sorgt. Der Kontrastumfang ist meist sehr gut, es sei denn, im Dunkeln taucht Streulicht auf, dann wird’s schon mal etwas flauer und Schwarz nimmt eine bläuliche Färbung an. Größtes Manko der Blu-ray bleibt aber die relative Düsternis, die in den weniger gut ausgeleuchteten Innenräumen Details zu verschlucken scheint (20’00). Außerdem wirkt vor allem Aaron Taylor-Johnsons Gesicht in solchen Momenten ziemlich matt und texturenarm. Auch die nächtlichen Auftritte und Kämpfe von Godzilla und den M.U.T.O.s sind arg dunkel. Sehr schön gelingen indes die Farben in den gut ausgeleuchteten Momenten. Sie wirken ebenso kräftig wie ausgewogen.
Was darf man vom Tonsektor eines Filmes erwarten, dessen Monster groß – und zwar richtig GROSS ist? Natürlich Großes! Und der Sound von Godzilla hält, was er verspricht: Schon die Atombombenexplosion zu Beginn feuert einen Bass-Sweep ins Heimkino, dass der eine oder andere Subwoofer überfordert sein dürfte. Auch der Einsturz des Kraftwerks reicht, um die Erde zum Beben zu bringen. Im Übrigen gelang es endlich mal, eine englische UND deutsche dts-HD-Master-Spur auf die Scheibe zu packen – und das sogar in 7.1. Godzilla ist dauerhaft effektvoll, selbst wenn’s mal „nur“ die ebenfalls toll aufgelöste Filmmusik ist. Die EMP-Wellen, die von dem M.U.T.O. ausgehen, lassen die Hosenbeine derart flattern, dass man wirklich mal einen Grund dafür hat, Rücksicht auf die Nachbarn zu nehmen. Bereits bis dahin ist so ziemlich alles, was der Tonsektor hergibt, gänsehauterregend. Erst Recht, wenn Godzilla erstmalig sein berühmtes Gekreisch loslässt. Eins der Highlights und mithin ein akustischer Ausnahmemoment ist die Geräuschkulisse des M.U.T.O. kurz vor dem Abriss der Brücke (ab 77’00) – beeindruckend, was sich die Sound-Designer hier ausgedacht haben. Einziges Manko (allerdings nur der deutschen Tonspur): Stimmen klingen in lauten Actionmomenten schon mal etwas übersteuert/verzerrt.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Godzilla teilt sich in zwei Bereiche auf: „MONARCH: Declassified“ liefert insgesamt drei Featurettes mit einer Laufzeit von insgesamt gut 14:30 Minuten. „The Legendary“ Godzilla“ bietet vier Featurettes und läuft zusammen ca. 40 Minuten.
Der Bereich „MONARCH: Declassified“ beginnt mit „Operation: Lucky Dragon“, die 2:44 Minuten Fake-Archivmaterial zur Arbeit der fiktiven Monarch-Organisation liefert. „Monarch: The M.U.T.O. File“ läuft 4:29 und öffnet die (ebenfalls gefaketen) Akten zu Godzilla. „The Godzilla Revelation“, das mit 7:25 Minuten am längsten dauert, kommentiert in einer Art Nachrichtensendung die Geschehnisse rund um die M.U.T.O.s und die Organisation MONARCH.
Im Bereich „The Legendary Godzilla“ kümmert sich das erste Feature „Godzilla: Force of Nature“ etwas über 19 Minuten um den Mythos der Hauptfigur. Es geht darum, wie Edwards die Figur zum Leben erweckte, deren Umrisse bereits jedes kleine Kind kennt, wie er dabei dem Kosmos treu blieb und es geht vor allem um den politischen Hintergrund des Originalfilms. „A Whole New Level of Destruction“ kümmert sich 8:24 Minuten um die Zerstörungsszenarien des Films. „Into the Void: The H.A.L.O. Jump“ läuft fünf Minuten und blickt hinter die Kulissen des Absprungs derjenigen, die die Bombe entschärfen sollen – optisch sicher eins der Highlights des Films. „Ancient Enemy: The M.U.T.O.s“ letztlich legt sein Augenmerk 6:49 Minuten lang auf die Gegner Godzillas, die ein wenig wie eine Mischung aus den Tripoden aus War of the Worlds und gewissen Tentakel-Monstern aus dem Computerspiel Half Life erinnern.

Fazit

Ja, es gibt ihn, den Hardcore-Fan(antiker), der an Gareth Edwards Godzilla kein gutes Haar lässt. So wie es wohl immer wieder Filmfans geben wird, die aus Prinzip alles ablehnen, was modernisiert daherkommt. Dabei atmet dieser Godzilla mehr den Geist des Originals als viele andere (auch japanische) Folgefilme UND überzeugt tricktechnisch – vor allem im Vergleich zu Emmerichs lächerlichem Ich-habe-meinen-Godzilla-aus-dem-T-Rex-Gehege-von-Jurassic-Park-geklaut-Design. Da die Blu-ray auch noch mit einem absoluten Spitzensound daherkommt, sollte die Riesenechse demnächst in jedem Heimkino einen Fuß auf den Boden bekommen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 95%
Tonqualität (Originalfassung): 100%
Bonusmaterial: 70%
Film:
80%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Gareth Edwards
Darsteller: Aaron Taylor-Johnson, Ken Watanabe, Bryan Cranston, Elizabeth Olsen, Juliette Binoche, Sally Hawkins, David Strathairn
Tonformate: dts HD Master 7.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 123
Codec: AVC
FSK: 12

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