Grace of Monaco

Blu-ray Review

Universum Film. 24.10.2014

OT: Grace of Monaco

 


Landesmutter

In Grace of Monaco darf Nicole Kidman eine der ganz Großen von Showbusiness und Gesellschaftsleben porträtieren.

Inhalt

Grace Kelly lernt Fürst Rainier von Monaco bei den Filmfestspielen von Cannes kennen. Die beiden verlieben sich und heiraten – eine Traumhochzeit. Doch im monegassischen Zuhause versauert die Schauspielerin zunehmend. Während das Fürstentum mit Frankreich in einer ernstzunehmenden Krise steckt, bietet Alfred Hitchcock der gefeierten Diva die Hauptrolle in Marnie an. Rainier ist davon zwar nicht begeistert, willigt zunächst aber ein. Allerdings sickert viel zu früh durch, dass Grace nach Hollywood geht und die Presse zerreißt sich das Maul. Kein günstiger Zeitpunkt, da die Spannungen mit De Gaulle zunehmen und diesem jede Negativmeldung aus dem kleinen Staat in die Karten spielt. Doch Grace macht eine Kehrtwendung: Sie lernt Französisch, macht sich mit der Geschichte Monacos vertraut und sagt Hitch die Rolle in Marnie ab. Während sich ganz Europa von Rainier abwendet, wendet es sich Grace zu …

„Die größte Hochzeit des Jahrhunderts im kleinsten Staat der Welt“ – was für die Welt nach Außen traumhaft schien, bedeutete für Grace Kelly ein Leben im goldenen Käfig. An der Seite ihres Mannes Rainier sind politische Einmischungen unerwünscht und die Hausangestellten geben ihr vor, wie sie zu handeln hat. Gracia Patricia von Monaco hatte es wahrlich nicht leicht. Ihr Mann schwankt zwischen Bewunderung und harscher Zurechtweisung, die konservative Adelsfamilie fordert von der freizügigen US-Amerikanerin Folgsamkeit und Grace muss ihren individuellen Leidenschaften unterdrücken. Beeindruckend spielt Nicole Kidman diese wie für sie gemachte Rolle, stellt die innere Zerissenheit, das Pendeln zwischen Pflichterfüllung und schauspielerischer Erfüllung, zwar etwas kühl aber nachvollziehbar dar. Tim Roth gibt den Fürsten schroff, kettenrauchend und nur bedingt sympathisch – allzu gut kommt Rainier in Grace of Monaco wirklich nicht weg. Heimlicher Star und großartig in den gemeinsamen Szenen mit Kidman, ist Frank Langella als Priester Francis Tucker, einem der wenigen zu denen Grace Kelly Vertrauen fassen konnte.
Ein weiterer Hauptdarsteller des Films ist allerdings nicht aus Fleisch und Blut, sondern der Look des Films: Olivier Dahan haucht seinen Grace of Monaco, mit dem er in diesem Jahr In Cannes eröffnen durfte, in warme Bilder und spielt ganz bewusst mit Autofahrten vor der Green-Screen, was die Nähe zu Filmen mit Grace Kelly herstellt. Hinzu kommt ein gewisses Korn, die orange-gelbe Farbgebung sowie weichgezeichnete und überstrahlende Momente. Man wähnt sich atmosphärisch tatsächlich mitten in den 50/60ern.

Allerdings versucht Dahan der guten Kelly in seiner „fiktiven Erzählung“ vielleicht doch ein wenig zu viel Verantwortung und Einflussnahme auf die Schultern zu packen. Während praktisch das gesamte Fürstentum im Anblick der Krise mit Frankreich scheitert, soll es an der US-Diva gelegen haben, dass sich der Konflitkt wieder entspannt. Das ist definitiv Fiktion und spart die Tatsache aus, dass ein politischer Kompromiss (Franzosen zahlen in Monaco die gleichen Steuern wie daheim) verantwortlich für die Lösung der Krise war und keine ergreifend-pathetische Rede der Fürstin. Grace Kelly allerdings ist es zu verdanken, dass Monaco heute das ist, was es ist: ein Treffpunkt für die Reichsten und Bekanntesten aus Showbusiness, Sport und Management. Ohne den Glamour der Fürstin hätte das Fürstentum womöglich doch finanziellen Schiffbruch erlitten. Dahan hätte sich vielleicht besser darauf konzentriert, als sie einen politischen Konflikt lösen zu lassen. Dem nicht genug, legt er am Ende auch noch sakrale Gesänge über die Schlussbilder und erzeugt mit den Scheinwerfern über ihrem Kopf praktisch einen Heiligenschein – das ist, selbst mit wohlwollendem Blick, deutlich zu dick aufgetragen.

Bild- und Tonqualität

Die Bildqualität von Grace of Monaco ist stark abhängig vom verwendeten Look des Regisseurs. Das sichtbare Korn nimmt in dunkleren Szenen und auf uniformen Flächen noch zu. Das im Gegenlicht oft weichgezeichnete Gesicht Kidmans wirkt dann bisweilen ziemlich unscharf und die Farbübergänge reißen immer mal wieder aus. Ebenso versumpfen Details in dunklen Szenen gerne mal.
Akustisch beleben immer wieder atmosphärische Kulissen die rückwärtigen Lautsprecher in Grace of Monaco. Mal ist es das Zirpen der Grillen, mal aufgewirbelter Dreck von Graces Autoraserei oder der Wind, der um die Küste pfeift. Filmmusik gelingt ebenfalls recht räumlich. Die Stimmwiedergabe ist exzellent – sowohl auf der deutschen als auch bei der Originalspur. Große Dynamiksprünge sollte man allerdings nicht erwarten.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Grace of Monaco findet sich außer den Originaltrailern und weiteren Programmtipps nichts weiter.

Fazit

Grace of Monaco ist ein treffend besetztes und gut gespieltes Biopic mit unnötig pathetischem Ende und verfälschten Tatsachen. Schade, dass Regisseur Dahan sich nicht auf die wirklichen Einflüsse Kellys konzentriert hat – auf ihre Arbeit für Wohltätigkeitsvereine beispielsweise oder auf ihren Einfluss für den monegassischen Tourismus.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 55%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Frankreich/USA/Luxemburg 2014
Regie: Olivier Dahan
Darsteller: Nicole Kidman, Tim Roth, Frank Langella, Parker Posey, Milo Ventimiglia, Derek Jacobi, Geraldine Somerville
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 103
Codec: AVC
FSK: 0

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