Blu-ray Review
OT: Grand Isle
Familienzuwachs
Ein einfacher Job wird für einen jungen Burschen zum Horrortrip.
Inhalt
Buddy hat mit seiner hübschen Frau gerade Nachwuchs bekommen. Doch das Geld ist knapp und das Baby hustet sein einigen Tagen. Es muss also schnell Flüssiges her, damit man eine Behandlung fürs Kind bezahlen kann. Da kommt der Job, von dem Buddy gehört hat, gerade recht. Einen Zaun reparieren und dafür vielleicht 200 Mäuse einstreichen, ist ein Klacks für ihn. Selbst im Angesicht eines drohenden Hurrikans. Walter, der Besitzer des Zauns und ein Vietnam-Veteran, legt noch 50 Dollar drauf, wenn Buddy am selben Tag noch fertig wird. Doch der Regen setzt früher ein als erwartet und Buddys alter Pick-up streikt. Es sieht so aus, als wäre er für die Nacht bei Walter und seiner Frau Fancy „gefangen“. Was nicht unbedingt ein Geschenk ist. Denn während Fancy den jungen Fremden unablässig anbaggert, ist Walter vollkommen unberechenbar. Immerhin hat er „zum Spaß“ am Nachmittag bereits Schießübungen in Buddys unmittelbarer Nähe veranstaltet. Doch dass der junge Familienvater am nächsten Morgen in einem Polizeipräsidium sitzen und sich des Mordverdachtes erwehren muss, damit hätte er wohl nicht gerechnet …
Ein Monat in dem je ein neuer Film mit Nicolas Cage und John Travolta erscheint – und das sogar am selben Tag. Wer den Großteil der letzten Filme mit den beiden gesehen hat, weiß, dass man sich diesen Tag eigentlich rot im Kalender markieren sollte – wenn, ja WENN man denn Trashfan ist.
Denn sowohl Cage als auch Travolta scheinen in den letzten Jahren wirklich nahezu jedes Drehbuch anzunehmen, das man ihnen anbietet – ob sie diese zuvor gelesen haben, darf (oft) bezweifelt werden.
Jetzt findet bekanntlich ja auch ein blindes Huhn mal ein Korn und zumindest darstellerisch geht’s mit Travolta in Burning Speed wieder etwas bergauf. Da muss Cage dann erst einmal nachlegen. In diesem Thriller mit Mystery-Anklängen bemüht er sich zunächst einmal redlich, ein rechtschaffenes Arschloch zu sein. Mit den strähnigsten Haaren der Filmgeschichte, ungepflegtem Sieben-Tage-Bart und einem dicken Sargnagel zwischen den Zähnen grollt er sich durch Grand Isle als wolle er aller Welt demonstrieren, wie übel man ihm schon mitgespielt hat. Meist wirkt das allerdings ziemlich gelangweilt und wenig motiviert. Womit wir wieder bei den ungelesenen Drehbüchern wären. Vielleicht hat Cage während des Drehs gemerkt, dass er das besser vorher mal gemacht hätte. Den Reiz in Grand Isle macht dann auch vielmehr seine Filmpartnerin Kadee Strickland (Grey’s Anatomy) aus – und das nicht nur aus optischer Sicht. Sie gibt die aufreizende Femme Fatale, die ihren Ehemann als Waschlappen bezeichnet und den jungen Holzzaun-Instandsetzer unumwunden anmacht.
Strickland macht das glaubwürdig, was man vom Drehbuch nicht immer sagen kann. Zwar hat man schon weitaus hölzerne Dialoge gehört, aber einige Aktionen und Reaktionen regen durchaus zum Stirnrunzeln an. Regisseur Campanelli (übrigens der Stamm-Kameramann von Clint Eastwood) lässt sich außerdem viel Zeit, seine Geschichte aufzubauen, ohne je wirklich etwas aufzubauen. Als Zuschauer mag man aufgrund der klischeehaften Figuren zwar eine Ahnung haben, wo der Hase hier lang laufen wird, aber Grand Isle gibt das deshalb dennoch lange nicht preis. Bis auf das erotische Gesäusel von Fancy, den knurrigen Zynismus von Walter und das naive Verhalten Buddys passiert 45 Minuten lang nicht wirklich viel. Und selbst wenn man als Zuschauer denkt, jetzt kommt mal etwas Dampf unter den Kessel, macht Walter erneut einen Rückzieher. Eine gewisse Spannung baut sich dadurch natürlich dennoch auf. Man will ja auch gerne mal wissen, wo das alles hinführt. Und ebenso möchte man den Grund für die zahlreichen Püppchen wissen, die in Fancys Schlafzimmer stehen. Ist es nun ein klassischer Dreiecks-Beziehungs-Thriller? Gibt’s unerklärliche Phänomene, die der Geschichte noch ihre Würze verleihen? Ist Walter schlicht ein Psychopath, der anderen gerne Angst macht? Oder doch ein systemkritischer Film, der das Hohelied auf die Soldaten singt? Die Tatsache, dass der Film retrospektiv erzählt wird und damit beginnt, dass Buddy in einem Polizeipräsidium sitzt, wo er sich des angeblichen Mordes verteidigen muss, ist strukturell dabei fast bedeutungslos. Man hätte die Szenen mit dem Fragesteller der Polizei auch weglassen können und die Geschichte hätte ebenso funktioniert – wenn „funktioniert“ überhaupt das richtige Wort ist. Wenn dann nach knapp 50 Minuten die erste Katze aus dem Sack gelassen wird, entwickelt sich Grand Isle konsequenterweise in eine etwas andere Richtung. Aber auch dafür lässt er sich Zeit. Während ein bisschen Jazz-Atmosphäre und vornehmlich rote Farben die Regie übernehmen, ist für eine gewisse Stimmung durchaus gesorgt. Und von Minute 61 an geht es im Haus dann auch endlich mal ein bisschen rund. Grand Isle, da sollte man sich nichts vormachen, ist kein Schlag-auf-Schlag-Thriller, der wie im Flug vergeht. Man sollte sich die 100 Minuten Laufzeit nehmen und sich versuchen, auf die seltsame Drei-Konstellation einzulassen. Die Figuren mögen dabei klischeehaft gezeichnet sein, aber die Dynamik zwischen ihnen funktioniert und selbst wenn Cage zu Beginn etwas gelangweilt wirkt, lässt er im letzten Drittel zumindest leidenschaftlich den Irren raus. Luke Benward, der den Buddy spielt, kommt mit seiner Babyface-Optik und dem zurück genommenen Spiel dabei ein wenig unter die Räder. Schade, dass sich das Geheimnis von Fancy und Walter am Ende als recht unspektakulär erweist. Hier hätte es durchaus noch etwas Potenzial gegeben, das Finale dramatischer zuzuspitzen. Zumal man nie so richtig auf dem Schirm hat, dass der Film 1988 spielt. Die darin enthaltene Sub-Story mit Rambo-Anleihen geht irgendwie unter.
- Herausragend besetzter Psychothriller um düstere Geheimnisse und einen alles vernichtenden Sturm
- Mit Oscar-Preisträger Nicolas Cage (THE ROCK), Golden Globe-Gewinner und FRASIER-Star Kelsey Grammer, KaDee Strickland (PRIVATE PRACTICE), u.v.m.
- Inszeniert vom mehrfach ausgezeichneten Kameramann Stephen S. Campanelli (MILLION DOLLAR BABY, THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING MISSOURI)
Bild- und Tonqualität
Atmosphärisch und neblig beginnt das Bild von Grand Isle und zeigt dabei nicht die leichten Banding-Probleme, die während der Einblendungen der Produktionsfirmen noch wahrzunehmen waren. Die darauf folgenden Close-ups von Fancy sind wunderbar detailreich und ziemlich gut aufgelöst. Schärfe und Detailtiefe bleiben durchweg gut und die Farben sind wunderbar kräftig. Gleiches gilt für den Kontrast, der sattes Schwarz bei gleichzeitig hellen Spitzlichtern bietet. Allerdings versumpfen Details in den Szenen auf dem Speicher oder im Keller schon mal.
Beim Ton konzentrieren sich die beiden verlustfreien dts-HD-Master-Spuren vornehmlich auf die sehr gut verständlichen Dialoge. Viel Action oder ähnliches gibt’s zunächst nicht. Bis Walter vom Dach aus ein paar Schüsse aus seinem Gewehr abfeuert. Diese dringen dann durchaus präzise ins Heimkion. Der später einsetzende Regen und das Gewitter kommen zwar nur sporadisch zum Einsatz, werden dann aber räumlich und mit recht fetzigem Donnergeräusch wiedergegeben.
- Herausragend besetzter Psychothriller um düstere Geheimnisse und einen alles vernichtenden Sturm
- Mit Oscar-Preisträger Nicolas Cage (THE ROCK), Golden Globe-Gewinner und FRASIER-Star Kelsey Grammer, KaDee Strickland (PRIVATE PRACTICE), u.v.m.
- Inszeniert vom mehrfach ausgezeichneten Kameramann Stephen S. Campanelli (MILLION DOLLAR BABY, THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING MISSOURI)
Bonusmaterial
Trailer und Programmtipps – mehr gibt’s im Bonusmaterial nicht zu entdecken.
Fazit
Grand Isle gehört zu Cages besseren Leistungen der letzten Jahre. Ganz ähnlich wie bei Travolta in Burning Speed. Leider schöpft der Film selbst aber nicht das aus, was er zwischendurch an Potenzial gehabt hätte. Zu zerfasert wirken die einzelnen Versatzstücke unterschiedlicher Storys. Der Reiz geht von der gelungenen Optik im Haus und der teils durchaus vorhandenen Atmosphäre aus.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%
Anbieter: Koch Films
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Stephen S. Campanelli
Darsteller: Nicolas Cage, Kadee Strickland, Kelsey Grammer, Luke Benward
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Koch Films)
Trailer zu Grand Isle
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Ich falle auf Nicolas Cage Filme nicht mehr herein. Den Film möchte ich noch nicht mal geschenkt haben. Immer wieder hatte ich mich bekehren lassen Filme mit ihm zu schauen und wurde immer wieder bitter enttäuscht. Das gleiche gilt für Bruce Willis. So ein Schrott kommt mir nicht mehr ins Haus.
Bei Bruce Willis bin ich auch draußen. Running with the Devil mit Cage gefiel mir zuletzt sehr gut. MfG
Den habe ich schon nicht mehr gesehen. Auch wenn du schreibst das er gut ist. Ich lasse die Pfoten davon. LG.