Blu-ray Review
OT: The Greatest Showman
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Gibt dir das Leben Zitronen, mach‘ Limonade draus.
Inhalt
P.T. Barnum ist der Sohn eines armen Schneiders, dessen Schuhe mehr Löcher als Sohle haben. Damit die Familie über die Runden kommt, macht der Papa auch Hausbesuche – unter anderem bei den reichen Eltern von Charity. In die verliebt er sich schon als Junge unsterblich – natürlich gegen den Willen ihres Vaters. Als Charity ins Mädchen-Internat kommt und P.T. den Tod des Vaters verwinden muss, wird es mit dem Überleben ungleich schwerer. Dennoch heiratet er sie und lebt bald ein einfaches Leben mit einfachem Job. Gleichzeitig träumt er davon, irgendwann einmal seinen Kindheitstraum zu verwirklichen: Einen Zirkus voller Darbietungen und Schausteller, die die Menschen faszinieren und in Erstaunen versetzen …
Phineas Taylor Barnum wurde 1810 in Connecticut geboren und macht sich als Pionier im Showgeschäft und Schaustellerbereich einen Namen. Sein Kuriositäten-Kabinett (unter anderem mit der berühmten aus Affe und Fisch zusammengenähten Meerjungfrau) war aufgrund seiner geschickten PR-Kampagnen über zwei Jahrzehnte lang ein riesiger Publikumsmagnet.
Langfilm-Debütant Michael Gracey nimmt sich die Lebensgeschichte Barnums als Vorbild, um in seinem Greatest Showman ein Feuerwerk der (Musical)Sinne abzufackeln. Die Qualität und das Mitreiß-Potenzial des Films erkannten die Zuschauer in den USA interessanterweise erst nach und nach. So gilt der Film als einziger, der vom ersten Wochenende aufs Zweite eine Steigerung von fast 80% erzielen konnte.
Zu Verdanken ist das sicherlich auch Hugh Jackman, der nach Les Misérables zum zweiten Mal in einer Sangesrolle überzeugen kann. Seinem Engagement ist es auch geschuldet, dass der Film überhaupt realisiert wurde. Der Australier kämpft schon seit Jahren dafür, die Geschichte Barnums zu erzählen.
Dass diese nun wenig authentisch geraten ist, den klassischen Operngesang der Jenny Lind ebenso in Popsongs verwandelt wie die Musical-Nummern des Schausteller-Ensembles; dass überdies jeder kritische Ton gegenüber Barnums Praktiken (so ließ er seine Schausteller teils vertraglich dazu verpflichten, nicht die Wahrheit über ihre Herkunft zu erzählen und behandelte die Tiere seines Showgeschäfts jahrzehntelang wenig respektvoll) mit Pomp und Kitsch übermalt wird – geschenkt. Offenbar geht es Greatest Showman nicht im Mindesten darum, möglichst akkurat Geschichte zu erzählen. Vielmehr werden die positiven Aspekte von Barnums Wesen in den Vordergrund gestellt. So galt er beispielsweise als Gegner der Sklaverei und kämpfte entschlossen für Toleranz. Genau diese Botschaft liefert der Film dann auch. Denn neben den bekannten Gesichtern Jackman, Efron, Williams und Ferguson gehört die Bühne vor allem den Freaks. Der bärtigen Frau, dem Kleinwüchsigen oder den siamesischen Zwillingen. Greatest Showman macht klar, dass es vollkommen egal ist, wie du aussiehst – jeder ist für sich gesehen ein besonderer Mensch. Besonders im Song „This is Me“ wird das deutlich und dann darf man nach gut 55 Minuten durchaus auch mal eine Gänsehaut bekommen.
Abgesehen von dieser universellen Botschaft ist Greatest Showman aber auch ein wirklich unterhaltsamer Film geworden. Jackman spielt ebenso wie seine versammelten Co-Stars voller Inbrunst und Leidenschaft und reißt den Zuschauer mit. Und trotzdem er wirklich gut performt, singt ihn Zac Efron, der mit Musicals groß geworden ist, glatt an die Wand. Klar, die Songs könnten allesamt in den aktuellen Charts laufen und haben rein gar nichts mit der Zeit zu tun, in der der Film spielt. Rap und Funk, dezente Stimmverzerrungen – alles Dinge der heutigen Zeit und nichts, was man im 19. Jahrhundert vernehmen durfte. Den Filmgourmet wird das stören, für den Rest ist das Geschehen auf der Bühne aber ein großer Spaß. Und sogar einer, der bisweilen zu Tränen rührt, wenn die besonderen Leute der Darbietungen angefeindet werden oder Barnum seiner Tochter ein rührendes und fantasievolles Geschenk macht. Dass das Feuilleton auch noch eine kleine Breitseite erhält, wenn P.T. dem Theaterkritiker vollkommen zurecht vorwirft, dass er am Theater keine Freude findet, ist ein netter Gag am Rande. Etwas blass bleiben sicherlich die Beziehungen der Figuren zu- und untereinander. Aber das ist ein grundsätzliches Problem der meisten Musicals, die ihre Geschichte nun mal über Songs von drei Minuten Länge erzählen.
Bild- und Tonqualität
Was für ein prächtiges Bild – Greatest Showman hat schon während der Eröffnungsszene dermaßen kräftige Farben, dass es eine wahre Pracht ist. Der rote Zirkus-Mantel von Barnum knallt förmlich aus der Leinwand und das ohne jegliche Banding- oder andere Farbauflösungs-Probleme. Auch die Wiese, die man nach etwa drei Minuten sieht, ist äußerst plastisch. Dazu ist die Bildruhe in Außen- und Innenszenen wirklich herausragend gut. Korn oder Rauschen sind absolut kein Thema. Die Schärfe ist durchweg prächtig und liefert dreidimensionale Bilder – ganz ohne 3D-Funktion. Close-ups und Details auf Gesichtern oder Westen. Auf Umhängen oder in den langen Haaren der Mädels – alles wird sauber herausgearbeitet und kommt greifbar ins Heimkino. Lediglich in ganz dunklen Szenen fehlt es ein kleinwenig an Durchzeichnung – das einzige Manko eines ansonsten fast perfekten Bilds.
Beim Ton geht 20th Century Fox den üblichen Weg. Soll heißen: dts-HD-Master-Sound (in 7.1) für die Originalfassung und reguläres dts für die Synchronfassung. Letztere läuft fix mit 0.7Mbps, klingt aber für eine komprimierte Spur wirklich sensationell gut. Was so ein aktuelles Musical ist, das darf natürlich auch entsprechend dynamisch unterstützt werden. Schon der Eingangs-Song punktet mit trockenem Fundament, wenn die Gruppe im Hintergrund mit den Füßen aufs Parkett stampft. Die Stimmen gelangen zudem hervorragend differenziert zum Ohr – egal, ob das Jackmans voluminöses Organ ist oder die zarteren Stimmen der Kinder-Darsteller.
Während der ganz großen Nummern setzt zudem der Subwoofer ordentlich Kraft ins Heimkino und beim Duett zwischen Zendaya und Efron gibt es eine ganze Armada an feinen und direktionalen Soundeffekten. Das kann der Original-Sountrack zwar noch einen Hauch differenzierter, aber die „nur“-dts-Spur der Synchro kommt ziemlich nahe dran.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Greatest Showman gibt’s mit „Die Familie hinter…“ ein Making-of, das die ursprüngliche Idee auf das Jahr 2009 beziffert, als Jackman Gastgeber der Oscar-Verleihung war. Außerdem bekommt man zahlreiche charmante Einblicke in die Proben zu den Musik- und Tanznummern sowie die Aufklärung darüber, warum die Songs so klingen wie sie klingen.
Dazu gesellt sich ein 70-minütiges Featurette über die Songs, das die beiden jungen Komponisten am Klavier ebenso die Titel wiedergeben lässt wie man ein paar Ausschnitte aus dem fertigen Film sieht. Die Songs lassen sich auch mit Texten zum Mitsingen abspielen. Ein Featurette über „Das Spektakel“ seziert noch einmal eine halbst Stunde lang die Haupt-Tanz- und Schlüsselszenen. und der Audiokommentar von Michael Gracey komplettiert das Angebot.
Fazit
Das Konzept geht auf: Greatest Showman ist ein wirklich mitreißend gesungenes und toll bebildertes Musical mit wunderbar aufgelegten Darstellern. Ist es böse, wenn man ihm unterstellt, dass er nur das Vehikel dazu ist, den Soundtrach zu verkaufen? Schon ein bisschen, denn auch als Film darf man sich unterhalten fühlen – wenngleich etwas weniger Kitsch durchaus okay gewesen wäre.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 95%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 75%
Film: 70%
Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Michael Gracey
Darsteller: Hugh Jackman, Zac Efron, Michelle Williams, Rebecca Ferguson, Zendaya, Paul Sparks, Keala Settle, Gayle Rankin, Natasha Liu Bordizzo, Jacqueline Honulik
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 105
Codec: AVC
FSK: 6
(Copyright der Cover, Szenenbilder liegt bei Anbieter: 20th Century Fox)
Trailer zu Greatest Showman
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Moin. Ein UHD Review wäre schon interessant. Letzte Woche endlich gesehen und das war das geilste Bild, was ich bisher auf der Leinwand hatte… Mega!!!!! Und der Ton rundet die Sache in Perfektion ab. TOP!!
Mist.. ich sehe grad, dass er ja schon eine gibt…. Ist mir komischerweise bei der Suche nicht angezeigt worden…. Sorry und danke!
🙂
Keine UHD-Review?
Gerade der Titel ist traumhaft auf UHD! 🙂
Hi David.
Das glaube ich gerne. Leider wurde mir der Titel auf UHD nicht zum Review zur Verfügung gestellt. Deshalb leider nur die BD.
Irgendwann mal kaufen. 😉
Wirst es nicht bereuen. Auch der Dolby Atmos-Sound ist bombig. 🙂