Guardians of the Galaxy 3D

Blu-ray Review

The Walt Disney Company, seit 08.01.2015
The Walt Disney Company, seit 08.01.2015

OT: Guardians of the Galaxy

 


„Die Oberidioten der Galaxie“

Neben Iron Man, Hulk, Thor und Captain America gelingt Disney/Marvel mit Guardians of the Galaxy tatsächlich ein weiterer Parallelerfolg aus dem Marvel-Universum.

Inhalt

Eine Kugel, von der er lieber die Finger lassen sollte ...
Eine Kugel, von der er lieber die Finger lassen sollte …   Photo courtesy of Marvel Studios. © 2015 MARVEL.

Peter Quill ist, seit er als Kind 1988 von Außerirdischen entführt wurde, so etwas wie ein Outlaw. Als solcher hat er natürlich auch einen klingenden Namen: Star-Lord. Der hilft ihm allerdings gerade auch nicht, als er gemeinsam mit dem sprechenden Waschbären Rocket, dem grunzenden Baum-Mensch Groot und der Kampfqueen Gamora ins Hochsicherheitsgefängnis der Xandarianer geworfen wird. Was musste er sich auch mit den drei anderen um eine komische Kugel namens „Orb“ prügeln, hinter der vor allem die beiden Superschurken Ronan und Thanos her sind. Was immer diese damit vor haben, es kann nicht gut sein. Denn die zwei bösen Wichte haben schon des Öfteren ganze Völker ausgelöscht. Gamora, die zwar von Ronan gesandt wurde, um den Orb zu sichern, hat ihren Chef und Ziehvater jedoch verraten und die Kopfgeldjäger Groot und Rocket, die Peter eigentlich dingfest machen sollten, sehen das Ganze ebenfalls plötzlich ganz anders. Denn immerhin kennt Gamora einen Käufer, der Unsummen für den Orb zahlen würde. Mit Hilfe des Kampfkolosses Drax, der noch eine offene Rechnung mit Ronan hat, brechen die fünf ungleichen Partner aus dem Knast aus. Doch kurz vor dem Verkauf des Orb stellt sich heraus, das mit diesem ganze Galaxien und Planeten ausgelöscht werden können. Jetzt gilt nur noch eins: Das Ding muss an einen sicheren Platz gelangen …

Der "Collector" will einen Haufen Kohle für den Orb zahlen
Der „Collector“ will einen Haufen Kohle für den Orb zahlen  Photo courtesy of Marvel Studios. © 2015 MARVEL.

Marvel-Verfilmungen sind weltweit extrem erfolgreich. Seit dem Neustart der diversen Figuren war kein Film der Reihe ein Flop – und doch war es nicht unriskant, mit Guardians of the Galaxy ein bis dato noch nicht etabliertes Franchise zu starten. Umso überraschter durfte man bei Disney gewesen sein, als der Film weltweit 772 Mio. Dollar und alleine in den USA über 330 Mio. Dollar in die Kassen spülte.
Nun steht als erster Blockbuster des neuen Jahres auf Video dessen Blu-ray-Veröffentlichung an. Der Film von James Gunn, der bisher vor allem durch den Monster-Spaß Slither und die Superhelden-Groteskte Super aufgefallen war, ist sicher der leichtfüßigste aller bisher im Marvel-Universum spielenden Adaptionen und konzentriert sich auf die lockeren Sprüche, das Einfangen des 80er-Jahre-Zeitgeistes und seine außergewöhnliche Kombination von Hauptfiguren. Gerade Letzteres dürfte bei vielen (selbst Fans von Comicverfilmungen) zunächst für ein ungläubiges Hochziehen der Augenbraue gesorgt haben – ein sprechender Waschbär, der einen lebendigen Baum im Schlepptau hat und mit einem Mensch, einer grünen Außerirdischen und einem mutierten Kampfkoloss auf Schurkenjagd geht? Da gehört schon etwas Fantasie zu, um diese Konstellation vorurteilsfrei zu umarmen. Natürlich lebt Guardians of the Galaxy aber gerade von den Unterschieden dieses zusammengewürfelten Haufens. Beinahe erschreckend ist jedoch, dass der einzige Humanoide in diesem Fünfer-Pack durchweg die blasseste Erscheinung ist – Chris Pratt agiert fahrig und schafft es nur bedingt, seiner infantil agierenden Figur Glaubwürdigkeit und Sympathie einzuhauchen. Ganz anders Zoe Saldana, auch wenn es für ein etwas befremdliches Déjà-vu sorgt, dass die Kampf-Amazone „Ney’tiri“ aus Avatar hier eben nicht blau, sondern grün angemalt agiert. Nicht nur was die digitale Erschaffung angeht, sondern auch in Sachen Figurenzeichnung hat Waschbär Rocket die feuchte Nase vorn. Gerade im englischsprachigen Orginal sind seine markigen Sprüche bisweilen irre witzig. Ebenso lustig wie das immer wieder ambivalente Verhalten von Groot. Wenn der knorrige Geselle spontan 15 Gegner mit seinen Ästen durchbohrt und durch die Gegend schleudert, nur um im nächsten Moment lieblich grinsend seine Gefährten anzustrahlen, dann ist das wirklich nett gemacht.

Fünf Outlaws im Kampf gegen den Tyrannen Ronan: Die Guardians of the Galaxy
Fünf Outlaws im Kampf gegen den Tyrannen Ronan: Die Guardians of the Galaxy  Photo courtesy of Marvel Studios. © 2015 MARVEL.
Nebula, Gamoras Quasi-Schwester erweist sich als zähe Gegnerin
Nebula, Gamoras Quasi-Schwester erweist sich als zähe Gegnerin  Photo courtesy of Marvel Studios. © 2015 MARVEL.

Am meisten Spaß, neben den digitalen Kreaturen, hat und macht allerdings Ziegelstein-Gesicht Dave Bautista. Zwar hat er auch in Guardians of the Galaxy nur zwei Gesichtsausdrücke im Repertoire, aber dafür darf der Wrestler schön-bescheuert poetisch daherreden und freut sich ein Loch in den Bauch, als man im Schiff von Ronan bruchlandet. Gepaart mit den liebevollen Zitaten an die 80er (die über die Filmmusik und den Sony-Walkman bis hin zur Nachstellung des Arcade-Klassikers „Asteroids“ reichen) und den wahrhaft bombastischen Spezialeffekten/Schauwerten sieht man auch über die belanglose Geschichte (Gruppe wider Willen findet Zusammenhalt und besiegt böse Schurken, die nicht nur eine Welt vernichten wollen) hinweg. Wenn man nun im angekündigten zweiten Teil die albernen Sequenzen etwas reduziert, sich auf eine echte Story konzentriert und einen dann vielleicht auch charismatischen Bösewicht präsentiert, wird’s nicht nur der erwartete finanzielle, sondern auch ein noch größerer künstlerischer Erfolg. Übrigens hat Stan Lee hier sicher seinen bisher selbstironischsten Gastauftritt, wenn er von Rocket mit dem Feldstecher beobachtet wird.

Bild- und Tonqualität

Ronans Schiff scheint unbesiegbar
Ronans Schiff scheint unbesiegbar  Photo courtesy of Marvel Studios. © 2015 MARVEL.

Das erste, was man vom Bild von Guardians of the Galaxy sieht, ist Nichts – also fast nichts. Der Beginn auf dem Planeten Morag ist dermaßen dunkel geraten, dass man sich in einem schwarz-weiß-Film wähnt. Details auszumachen, ist hier kaum möglich. Dankenswerterweise ändert sich das im Laufe des Films etwas, sodass lediglich die arg schwach ausgeleuchteten Szenen im Inneren der Raumschiffe noch ähnliche Probleme haben. Ansonsten gefällt die Blu-ray mit einer hohen Laufruhe, einem sehr sauberen und defektfreien Bild sowie kräftigen Farben. Auch die Schärfe und Detailfreude in Nahaufnahmen gefällt und lässt die Maskeraden extrem lebhaft erscheinen. Gerade die Kontrastdynamik weiß bisweilen zu gefallen – vor allem, wenn lebhafte Farben im Spiel sind.
Überraschung beim Sound von Guardians of the Galaxy: Die deutsche Tonspur in 5.1 dts-HD-High-Resolution klingt in Summe besser als das englische Pendant in 7.1-dts-HD-Master. Vor allem hat sie mehr Volumen und Druck im Tiefbassbereich. Dies lässt sich des Öfteren bei den akustischen Spuren der Raumschiffe wahrnehmen, aber auch in dem Moment, wenn das Lager des Collectors in Stücke fliegt. Insgesamt muss sich die deutsche Fassung dennoch etwas Kritik gefallen lassen. Die Stimmen klingen etwas hektisch, dünn und aufgeregt, wirken nicht besonders harmonisch eingebettet. Gerade Quills Synchronsprecher überreißt bisweilen. Doch das wird in Sachen Spaß während der fast pausenlosen Effektsequenzen durch die dauerhaften direktionalen Sounds und Geräusche mehr als wettgemacht. Wäre doch nur die deutsche Synchro insgesamt etwas weniger albern geworden.

3D-Effekt

Korath hat den Orb und überbringt ihn an seinen Meister - das Ende der Xandarianer?
Korath hat den Orb und überbringt ihn an seinen Meister – das Ende der Xandarianer?  Photo courtesy of Marvel Studios. © 2015 MARVEL.

Guardians of the Galaxy ist, wie bisher jeder Marvel-Film, nachträglich ins Dreidimensionale konvertiert worden. Das gelang bisher mal mehr und mal weniger gut, lieferte manchmal einen Mehrwert und manchmal fragte man sich, ob man es nicht besser hätte sein lassen. Was Guardians of the Galaxy hier heraushebt, ist die Tatsache, dass James Gunn jeden einzelnen Schritt der nachträglichen Konvertierung überwacht hat und den Film bereits im Vorhinein in 3D prävisualisiert hat. Ihm war wichtig, dass keine Szene in irgendeiner Form albern oder ablenkend wirkt. Und so gelingt ihm vor allem in der Tiefe ein beeindruckendes Erlebnis. Es sind entsprechend weniger die herauspoppenden Details, sondern vor allem die schön gestaffelten Felsformationen, aus denen Peters Raumgleiter hervortritt. Auch die HUD-Displays liefern – ähnlich wie bei Avatar – sehr schöne Effekte und die Planeten, auf die die Kamera im All immer wieder zoomt, schweben frei im Raum. Herausragend ist die Schärfe während der 3D-Szenen und vor allem bei Naheinstellungen (16’58). Großartig ist auch die Tiefe in Groots Rindenkörper – man meint fast, man könne in den Baum hineingreifen.

Bonusmaterial

Auch 90er Jahre Popkultur wird zitiert - "Armageddon" wurde schon schwächer veräppelt
Auch 90er Jahre Popkultur wird zitiert – „Armageddon“ wurde schon schwächer veräppelt  Photo courtesy of Marvel Studios. © 2015 MARVEL.

Neben einem Ausblick auf „Marvel’s Avengers: Age of Ultron“, knapp vier Minten an Pannen vom Dreh (witzig der spontane Team-Tanz am Ende des Outtakes) und vier weiteren Minuten an (eher entbehrlichen) entfernten Szenen bietet die 3D Blu-ray von Guardians of the Galaxy einen Audiokommentar von James Gunn und zwei echte Featurettes: In „Ein Führer durch die Galaxie mit James Gunn“ zeigt den Regisseur des Mega-Hits entspannt. Er erklärt uns, dass er den Film wie ein kontrastreiches Buch angehen wollte, mit unterschiedlichen Farbpaletten. Auch das Design der verschiedenen Spezies und Kulturen wird beleuchtet – was zeigt, wie viel Aufwand betrieben wurde. Dave Bautista beispielsweise musste zu Beginn für sein Make-up 4,5 Stunden in die Maske – ohne sich hinsetzen zu dürfen wohlgemerkt. „Intergalaktische Visuelle Effekte für Guardians of the Galaxy“ läuft noch einmal knapp sieben Minuten und erzählt, wie’s der Name sagt, über die beiden CGI-Charaktere Groot und Rocket.

Fazit

Guardians of the Galaxy ist der Trashfilm unter den Marvel-Verfilmungen: seine Dialoge sind absurd-lächerliche Zweizeiler, die Vielzahl an schillernden Außerirdischen ist so extrovertiert, dass sämtliche Star-Trek-Serien vor Neid erblassen, Chris Pratt ist eine grandiose Fehlbesetzung und Glenn Close hat ihre Rolle hoffentlich nicht ernst gemeint. Dazu gibt’s Momente, die derart kitschig sind, dass die Liebensszenen von Camerons Avatar dagegen wie eine shakespear’sche Tragödie wirken. Wenn man das Ganze aber genauso nimmt, wie es ist und bitte ja nicht logisch hinterfragt, dann macht Guardians of the Galaxy einen Höllenspaß! Da es dazu auch noch ein sehr ansehnliches Bild und einen gut hörbaren Ton gibt, setzt es hier eine Empfehlung.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonsumaterial: 40%
Film: 70%
3D-Effekt: 75%

Anbieter: Walt Disney Company
Land/Jahr: USA 2014
Regie: James Gunn
Darsteller: Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel, Karen Gillan, Bradley Cooper, Michael Rooker, Lee Pace, Djimon Hounsou, John C. Reilly, Glenn Close, Benicio del Toro
Tonformate: dts HD-High-Resolution 5.1: de // dts HD-Master 7.1: en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 121
Codec: AVC/MVC
Real 3D: Nein (konvertiert)
FSK: 12

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