Blu-ray Review
OT: Haunt
Verspukt noch mal
In Haunted Halloween dürfen die Drehbuchautoren von A Quiet Place als Regisseure ran.
Inhalt
Harper ist gerade ziemlich brutal von ihrem derzeitigen Freund misshandelt worden. Es ist also nur natürlich, dass ihre Freundin Bailey sie aus den Fängen des Grobians befreien möchte. Zunächst allerdings muss eine Halloween-Party zur Zerstreuung reichen. Als das aber auch nicht so richtig funktionieren will, beschließen Harper, Bailey und vier andere Freunde, ein Horrorhaus zu besuchen. Nach kurzer Irrfahrt finden sie dieses auch und zahlen ihren Eintritt. Dass sie dort aber nicht nur inszenierten Grusel vorfinden, sondern wahrhaftig mörderische Betreiber, damit hatten sie nicht gerechnet. Und so werden aus sechs Freunden bald fünf, vier, drei, zwei …
Aus der Feder von Scott Beck und Bryan Woods stammt dieser Spukhaus-Horrorstreifen, der so ein bisschen wie ein Mix aus Haunted House, Escape Room und Dschungelcamp daher kommt. Beck und Woods sind zwar auch im Regie-Bereich keine ganz unbeschriebenen Blätter mehr, fielen zuletzt aber vor allem durch ihr Skript zu A Quiet Place auf. Das Drehbuch zu Haunted Halloween durften sie mit der Unterstützung von Produzent Eli Roth nun aber höchstselbst inszenieren.
Und das machen sie wirklich ganz ordentlich.
Vor allem die Ideen bezüglich der unterschiedlichen Fallen und Räume scheinen Beck und Woods nicht ausgegangen zu sein. Immer wieder schicken sie die Jugendlichen in eine neue Umgebung, die durch unterschiedliche Farbgestaltungen und Ausstattungen für viel Atmosphäre sorgen.
Das muss aber eben auch sein, um den völlig überraschungsfreien Inhalt zu kaschieren. Auch in puncto Logik sollte man hier nicht allzu genau nachdenken. So gibt’s beispielsweise keinerlei Hinweis darauf, warumwiesoweshalb die Betreiber des Horrorhauses sich überhaupt für ihren „Spaß“ zusammengefunden haben. Und es gab auch schon einleuchtendere Motivationen für Kids, ausgerechnet ein Spukhaus zu besuchen.
Und natürlich läuft das Ganze nach Schema-F ab. Selbstverständlich sind die Figuren allesamt stereotyp angelegt und innerhalb gewisser wiederkehrender Horror-Muster.
Dennoch: Haunted Halloween hat seine Momente. so sind die eingebauten Fallen im Haus durchaus fies und das häufige Wandeln im Dunklen sorgt immer mal wieder für Spannung. Gerade Harpers Spießroutenlauf durch diverse Foltereinrichtungen schürt gewisse Ängste aus den eigenen Alpträumen.
Ohnehin ist es Harper, die dem Schauer ein Gesicht verpasst. Sie ist die Einzige, auf deren Vergangenheit man eingeht und sie ist die Einzige, mit der der Zuschauer etwas mitfiebert. Die fünf anderen Mädels und Jungs sind vergessen, sobald der Abspann gelaufen ist. Natürlich sollte man auch nicht allzu viel auf Harpers Vergangenheit geben. Denn auch hier wartet nur die übliche PTBS.
Immerhin geht’s insgesamt angemessen dreckig zu und blutig ist das Geschehen ab der zweiten Hälfte ebenfalls. Erstmals richtig fies grafisch wird es übrigens nach 57 Minuten, wobei man trotz der angeblichen Uncut-Version kurz zuvor das Gefühl hat, es fehle an einer Stelle etwas (Demaskierung des Geists).
Ach ja, wer’s noch nicht wusste: Die brutalen Mörder sind heute nicht mehr die Gärtner, sondern die gepiercten und tätowierten Subkultur-Anhänger – eh klar.
Bild- und Tonqualität
Haunted Halloween hat ein etwas unruhiges, gerade in dunklen Szenen leicht verrauschtes Bild, das allerdings mit satten und wirklich kräftigen Farben punkten kann. Bisweilen fast zu überzogen kontrastreich wirken rote Pullover und braungebrannte Gesichter. Verhältnismäßig kräftig gelangen auch die Schwarzwerte zum Betrachter, wobei es in den dunklen Szenen schon mal etwas schwierig mit der Durchzeichnung wird. Die Schärfe geht in Ordnung, gerade Close-ups gelingen ansprechend.
Haunted Halloween kommt mit dts-HD-Master-Spuren für beide Sprachen. Während die deutschen Dialoge etwas mehr Fundament hätten vertragen können, leiden die anfänglichen Szenen in der Disko zudem etwas unter einem dumpf komprimiert wirkenden Bass. Dafür wird es später effektvoll. So zum Beispiel, wenn, wenn das Auto der Protagonisten mehrfach von hinten heran schnellt und an der Kamera vorbei fährt (ab 10’30). Auch der Gang durch die rotierende Walze liefert direktionale Sounds (16’30). Hin und wieder gibt’s ein paar akustisch unterlegte Jumpscares wie nach 22’30, die für etwas Dynamik sorgen. So richtig heftig geht es hier aber zu keiner Zeit zu.
Zumal viele Soundeffekte erst gar nicht zu hören sind, weil sie von der Filmmusik in diesen Szenen übertönt werden oder erst gar nicht vertont wurden. Manchmal wirkt das Fehlen von Geräuschen sogar atmosphärisch, weil die Stille spannungssteigernd ist – zumal die Soundeffekte der dedizierten Fallen wirklich gefallen.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Haunted Halloween warten drei Featurettes. In „Behind“ erzählen die beiden Drehbuchautoren und Regisseure von der Idee zum Skript und ihrer Zusammenarbeit mit Eli Roth. „The Sound of“ kümmert sich um die speziellen Toneffekte, die in diesem Fall von Skywalker Sounds kommen. Das Making-of ist dann eher ein kommentierter Langtrailer.
Fazit
Haunted Halloween erfindet das Genre weder neu, noch ragt er groß aus dem Einerlei heraus. Ein paar nette Einfälle und Fallen sowie ein überraschendes (wenngleich kaum logisches) Ende machen’s für Horrorfans dann aber doch sehenswert.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 55%
Anbieter: Splendid Film
Land/Jahr: USA 2019
Regie: Scott Beck, Bryan Woods
Darsteller: Katie Stevens, Will Brittain, Lauryn Alisa McClain, Andrew Caldwell, Shazi Raja, Schuyler Helford
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Splendid Film)
Dieser Film ist gekürzt, allerdings wurde das wohl schon fürs R-Rating in den USA gemacht. Eine spezielle Stelle, in der das jedem Honk auffallen wird (möchte jetzt nicht spoilern). Es wurde nämlich äußerst schlecht gemacht (Schnitt fällt auf!). Dennoch ein harter, unheimlicher und einfach geiler Film für einen verregneten Herbst.