Hannibal – die komplette erste Staffel

Blu-ray Review

STUDIOCANAL, seit 20.12.2013
STUDIOCANAL, seit 20.12.2013

OT: Hannibal

 


Es ist angerichtet!

Mit Hannibal veröffentlicht Studiocanal eine Serie, die lange im Gedächtnis verweilt.

Inhalt

Agent Jack Crawford hat ein Problem: Ein Killer hat innerhalb von sieben Monaten sieben Frauen entführt und offenbar ermordet. Seit kurzer Zeit wird eine achte Person vermisst. Da er nicht weiter weiß, zieht er den Sonderermittler Will Graham hinzu. Der besitzt die Gabe, spüren zu können, wie der Tathergang ablief, wie sich der Mörder verhalten hat. Doch was den Bundespolizisten helfen kann, führt Graham immer weiter an den Rand des Wahnsinns. Da Crawford auf Raten der FBI-Psychologin nicht verantworten möchte, dass Graham alleine auf Tätersuche geht, stellt er ihm den besten Psychiater des Landes an die Seite: Dr. Hannibal Lecter. Der jedoch kennt das Grauen nicht nur von seiner passiven Seite und weiß, wie er seine Patienten manipulieren kann …

Hannibal basiert selbstredend locker auf Thomas Harris‘ Roman „Roter Drache“, erzählt dazu aber vielmehr die Vorgeschichte und addiert Personen, fügt neue Ideen hinzu. Bekannte Figuren werden zum Teil eins zu eins übernommen, teilweise aber auch verändert – so wird der Psychologe Dr. Alan Bloon beispielsweise zu Dr. Alana Bloom.
Hannibal lebt von einem Dreigestirn großartiger Darsteller, die, wenn sie zusammentreffen, die Leinwand elektrisieren. Vor allem Hugh Dancy („Our Idiot Brother“), dessen Figur mit Ängsten und Fähigkeiten, mit Unsicherheiten und sozialen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, legt eine beeindruckene Performance hin. Mads Mikkelsen präsentiert seinen Lecter mit eigener Interpretation als kühlen Analytiker. Dass er von Anthony Hopkins‘ Darstellung bewusst Abstand nimmt, ist ein Glücksfall, denn so kommt man erst gar nicht in Versuchung, die Serie mit den Filmen zu vergleichen. Dennoch geht ein Teil der Faszination aufs Konto der Tatsache, dass man die Geschichte von Lecter schon zu kennen glaubt. So fragt man sich zu Beginn bei jeder von Mikkelsen zubereiteten Speise, was für eine Art Fleisch er da gerade zubereitet und seinen Gästen vorsetzt.

Ein zweites wichtiges Element der Show ist die mitunter extrem unangenehme Atmosphäre, die ein Unbehagen erzeugt, das vergleichbar ist mit jenem in Sieben. Die nur spärlich eingesetzte, manchmal bizarre Filmmusik verursacht unterschwellig Gänsehaut und sorgt nicht im Geringsten für Entspannung. Die realistische Darstellung von toten Körpern, Leichenteilen und Morddetails liefert kalte Schauer und Gänsehaut, ist nicht vergleichbar mit einem Ekel, wie er in Bones empfunden wird, der aber nur kurz anhält – hier brennen sich Bilder direkt ins Gehirn ein.
Das wiederum liegt auch daran, dass die Serie optisch absolut auf der Höhe ist. Es werden Superzeitlupen und zahlreiche visuelle Effekte eingesetzt, um Grahams Visionen zu veranschaulichen. „Mal eben so“ ein paar Folgen von Hannibal zu konsumieren ist weniger Spaß, als vielmehr eine Auseinandersetzung mit eigenen, vielleicht tief verwurzelten Ängsten – gerade deshalb aber so faszinierend. Frei nach dem Motto: „Sie müssen tief in ihr innerstes Selbst schauen“.

Bild- und Tonqualität

Mit der Ausnahme dunkler Szenen und einiger Stilisierungen in Grahams Visionen, ist das Bild von Hannibal knackig scharf und in gut ausgeleuchteten Bereichen hervorragend kontrastiert. Die Farben gelingen natürlich und Close-ups offenbaren erstaunlichen Detailreichtum. Das eingesetzte Korn wirkt filmisch, gelegentliche Shutter-Effekte wirken gezielt eingesetzt und stimmungsfördernd.
Akustisch sind es vor allem Soundeffekte, die Anlass zur Nutzung aller Lautsprecher geben, wie zum Beispiel das bedrohliche Tiefbasspumpen während der einsetzenden Visualisierungen des FBI-Agenten. Fies klingen die schrägen Soundfetzen, die zum einen die disharmonische Beziehung des ungleichen Ermittlerteams charakterisieren und zum anderen die blutigen Darstellungen begleiten.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Hannibal finden sich eine „Gag Reel“, eine entfernte Szene aus Folge 13, sowie ein Audiokommentar zu ebendieser abschließenden Episode der Staffel. Kern der Extras ist ein siebenteiliges Featurette, das insgesamt knapp eine Stunde läuft und davon berichtet, wie man die Geschichte um Hannibal neu erzählen wollte. Ebenfalls Bestandteil: Hintergrundmaterial zum Soundtrack und den Spezialeffekten, sowie Kommentare zum Thema Kannibalismus in der Show. Dazu gesellt sich die Pilotfolge, der von Studiocanal produzierten Serie „The Returned“, die von so genannten Wiedergängern erzählt: Menschen, die aus dem Jenseits wie selbstverständlich zurückkehren und bei den Hinterbliebenen für entsprechende Fragen sorgen.

Fazit

Hannibal sprengt ganz bewusst Grenzen und ist wahrlich nichts für Zartbesaitete. Sowohl jeder einzelne Fall, als auch die Rahmenhandlung mit dem psychologischen Kammerspiel zwischen Graham und Lecter faszinieren ebenso, wie sie abstoßen. Eine Serie, die schwer im Magen liegt und dort eine ungeheure Wirkung entfalten kann.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 60%Serie: 90%

Anbieter: STUDIOCANAL
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Diverse
Darsteller: Mads Mikkelsen, Hugh Dancy, Laurence Fishburne, Gillian Anderson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 630
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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