Happy Metal – All We Need is Love

Blu-ray Review

Sunfilm, 06.02.2014

OT: Pop Redemption

 


Abschiedskonzert

„Happy Metal“ könnte dereinst „Spinal Tap“ beerben.

Inhalt

Dead MaKabés, so heißt Alex‘ Black Metal Band, die er, wie es sich als Leadsänger gehört, mit diktatorischer Hand führt. Gar nicht so einfach allerdings, wenn in der Abstellkammer eines Supermarkts geprobt wird, der Gitarrist andauernd Soli einflechten will und Schlagzeuger Pascal immer noch nicht mit seiner Freundin geklärt hat, ob er mit auf die Sommer-Tour darf. Bassist JP trägt sich zu allem Überfluss mit dem Gedanken, die Band zu verlassen und einen auf Familienvater zu machen. Und das alles in dem Moment, da die Band zum legendären Hellfest-Festival eingeladen wird. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, der überraschenderweise von echten Leichen gepflastert ist …

Wie macht man sich über Musikklischees lustig, ohne die porträtierte Musikszene der Lächerlichkeit preiszugeben? Spinal Tap hat das seinerzeit großartig vorgemacht und der französische Happy Metal ist dessen veritabler Nachfolger. Köstliche Szenen, wie jene als Leadsänger Alex sich an seinem (natürlich umgedrehten) Kreuz die Brust verbrennt, weil er damit gerade wilde Black-Metal-Beschwörungsformeln über dem brennenden Feuer gehalten hat oder die Freundin des Schlagzeugers ankündigt, dass sie nach der Tour darauf besteht, dass er sich die lange Matte abschneidet, strapazieren die Lachmuskeln im Bauch ebenso wie die ganz alltäglichen und vollkommen normalen Situationen des Lebens, die so gar nichts mit Satan & Konsorten zu tun haben.
Alle vier Darsteller sind in ihren Rollen überdies perfekt besetzt. Julien Doré als Leadsänger Alex genießt es sichtlich, sein dominantes Klischee zu leben und alle Arschlöcher der Welt zu hassen. Der bärige Grégory Gadebois als Bassist und Vater JP ist mit seiner abgeklärten und entspannten Art der passende Gegenpol und dazwischen dürfen Jonathan Cohen und Yacine Belhousse als Schlagzeuger Pascal und Gitarrist Erik den einen oder anderen Nervenzusammenbruch erleiden.

Wer schon mal in einer Band gespielt hat – egal in welcher – weiß, dass die in Happy Metal genüsslich inszenierten Begebenheiten mehr oder weniger bereits jeder Musiker erlebt hat und der Identifikatiosfaktor ist deshalb ebenso hoch, wie das innere Schmunzeln. Wenn die Jungs dann mit neuen Frisuren von ihrer „Tat“ ablenken wollen und wie ein gruseliger Verschnitt der Pilzköpfe aussehen, kann man nicht anders, als lauthals loszubrüllen. Schön, dass die bedienten Vorurteile aber nicht dazu verwendet werden, sich über eine Szene lustig zu machen, sondern sie vielmehr augenzwinkernd präsentiert werden und noch dazu von Sorgfältigkeit zeugen. Denn die Subkultur wird authentisch und nicht vollkommen absurd oder realitätsfremd beschrieben; die vorhandenen Ideale eines Untergenres des Metal werden zwar auf den Arm, aber durchaus auch ernstgenommen. Häufige Zitate der Popkultur (inklusive William-Scream und zahlreichen Beatles-Querverweisen) gehören ebenso dazu und machen Happy Metal – All We Nee is Love nebst der schlagkräftigen Filmmusik zu einem Fest (nicht nur) für Metalfans. Wer noch keiner ist, bekommt nach einer Dreiviertelstunde mal eben eine kurze Einführung in die Entwicklung der harten Musikgattung. Einzig die typisch klamaukige Darstellung der Gendarmerie passt nicht ganz zum Ton des Films.

Bild- und Tonqualität

Satte Kontraste und lebendige Farben bestimmen das Bild der Blu-ray von Happy Metal. Rauschen bleibt aus und die Bildruhe ist beständig hoch. Selbst sehr dunkle Szenen sind gut kontrastiert und die Beleuchtung sitzt.
Der Ton von Happy Metal wird ab und an durch ein paar Effekte aufgelockert, bleibt ansonsten aber auf die Front und die gut verständlichen Dialoge konzentriert. Die harten Rocksongs hätten etwas mehr Basseinsatz und Druck vertragen können. Erst beim finalen Live-Auftritt bekommt der Subwoofer richtig gut zu tun.

Bonusmaterial

Bis auf eine Trailershow muss die Blu-ray von Happy Metal ohne Extras auskommen.

Fazit

Happy Metal – All We Nee is Love hat zwar einen doofen deutschen Titel, macht aber durch die Bank Spaß. Klare Empfehlung, nicht nur für (Black)Metalfans!
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 75%

Anbieter: Sunfilm Entertainment
Land/Jahr: Frankreich 2013
Regie: Martin Le Gall
Darsteller: Julien Doré, Grégory Gadebois, Jonathan Cohen, Yacine Belhousse
Tonformate: dts HD-Master 7.1: de, fr
Bildformat: : 2,35:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 12

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
1 Kommentar
Neueste
Älteste Most Voted
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!
Steven McCarthy

Oh, wir haben den Film genossen, viele Anspielungen und skurrile Ideen dabei! Sehr empfehlenswert!