Blu-ray Review
OT: Hard Kill
Projekt 725
Bruce Willis adelt einen kleinen Actioner mal wieder mit seinem Gesicht.
Inhalt
Ex-Marine Derek Miller leidet immer noch unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und ist außer Dienst. Sein Kumpel Fox besorgt ihm daher einen Job für den Milliardär Chalmers. Dem hat man vor Kurzem ein verschlüsseltes Objekt geklaut, das „wirklich wichtig“ ist. Und das man nicht in den Händen der falschen Leute wissen will. Leuten wie dem „Prediger“. Einem fiesen Typen, dem Derek noch eine Kugel im Rücken zu verdanken hat. Gleichzeitig fürchtet Chalmers, dass man ihm an die Wäsche könnte. Denn er kennt das Passwort für das verschlüsselte Objekt. Also soll Derek Chalmers als Personenschutz fungieren und bekommt dabei möglicherweise die Chance, sich am Prediger zu rächen. Da Chapter House, die Firma von Chalmers, Derek unbegrenzte Mittel zur Verfügung stellt, sagt er dann doch widerwillig zu. Er ahnt dort noch nicht, dass schon in der ersten Aktion klar wird, dass alte Freunde gar nicht mehr so freundlich sind. Und so wird es zügig ziemlich gefährlich und bedrohlich. Dass auch noch Chalmers Tochter in die Geschichte verwickelt ist, macht die Sache nicht leichter. Zumal die junge Dame ein ziemlich geheimes KI-Projekt entwendet hat, um es auszutesten. Und das scheint nun wirklich keine gute Idee zu sein …
Ach, es ist ein Kreuz, mit diesem Bruce Willis. Vom gefeierten 80er-/90er- und auch noch 2000er Star ging es stetig weiter in Richtung B-, C- und Z-Movie. Zuletzt stolperte er ziemlich gelangweilt durch Filme, so dass man wirklich vermutete, er werfe vor dem Dreh noch mal eben ein paar Valium ein. Das war beispielsweise in Trauma Center der Fall, in dem er zwar nicht ganz mies, aber eben auch nur maximal durchschnittlich agierte. Mit Trauma Center teilt sich Hard Kill nun immerhin den Regisseur: Matt Eskandari. Der hatte mit 12 Feet Deep vor gut drei Jahren einen wirkungsvollen und klaustrophobischen kleinen Unterwasser-Thriller gedreht und sich dann auf Bruce Willis eingeschossen. Zum dritten Mal arbeiten die beiden nun in Folge miteinander. Neben Trauma Center und Hard Kill zuletzt auch noch in Survive the Night – noch so ein mittelprächtiger Streifen mit Willis in der Hauptrolle. Eskandari stellt dem Fleischmützen-Ex-Star noch Jesse Metcalfe an die Seite, der seinerzeit vor allem als Gärtner in Desperate Housewives bekannt wurde. Ob das gute Voraussetzungen für den ersten Film sind, in denen der Regisseur nach eigener Aussage von Anfang bis Ende einen reinen Actionfilm mit Explosionen und Schießereien zum Leben erwecken durfte? Man weiß es nicht.
Es fängt immerhin ganz klassisch an: Ex-Marine (wahlweise Ex-Special-Forces oder Ex-Söldner) bekommt einen „privaten“ Auftrag, bei dem vermutlich eine ganze Menge schief gehen wird. Ex-Marine trommelt „sein altes Team“ zusammen, es gibt eine Lagebesprechung und viel geheimnisvolles Gerede. Wenn dann die Aktion ihren Lauf nimmt, setzt es die erste Überraschung und im Team schaukelt sich die Unruhe auf. Bruce Willis darf dann auf Zusammenarbeit plädieren, während Hard Kill weitgehend auf der Stelle tritt. Natürlich nur, um eine Situation heraufzubeschwören, die sich (günstig produziert muss es ja sein) auf einen Schauplatz bezieht und dort praktisch bis zum Schluss verweilt. Es eskaliert dann in der Tat ganz ansehnlich, auch wenn des Regisseurs Worte, „von Anfang bis Ende Actionfilm“ durchaus etwas in rechte Licht gerückt werden sollten. Die 20 Minuten Vorlauf braucht Hard Kill dann doch, bevor er seinem Vorhaben gerecht wird. Dann jedoch kann das begrenzte Szenario in der Lagerhalle sogar für Spannung und Atmosphäre sorgen. Das ist dann aber auch das, auf was man sich konzentrieren muss. Denn inhaltlich ist das ganze dermaßen dünn, dass die mitunter mit so viel Inbrunst vorgetragenen Dialoge wirken, als kämen sie direkt aus einer Schule für Dramatik, um die nicht vorhandene Geschichte zu kaschieren. Aus der Schule für Musik stammt auf jeden Fall nicht der Filmscore, der sein Möglichstes gibt, günstig produziert zu erscheinen.
Ob Willis günstig war, ließ sich nicht ergründen. Immerhin hat er hier aber mal zwei Gesichtszüge mehr drauf als in Trauma Center und wirkt nicht ganz so müde. Darstellerisch macht das den Film aber auch zu keinem Highlight. Denn selbst wenn Metcalfe sich ins Zeug zu legen versucht, wird er von Schauspielern flankiert, die nicht nur unsympathisch rüberkommen, sondern auch hölzern agieren. Das gilt auch für Willis‘ Filmtochter Lala Kent, die ebenfalls in Trauma Center mit von der Partie war, aber auch dort schon talentfrei agierte. Wirklich Spaß macht nur die Rolle von Natalie Eva Marie. Die Ex-Wrestlerin gibt eine kernige Söldnerin ab, die den Herren der Schöpfung angemessen in den Allerwertesten tritt. Nach und nach wird dann ein bisschen geschossen, ein bisschen pathetisch gelabert und wieder ein bisschen geschossen. Wer sich vor Dialogen wie „es sterben gute Männer“ und „ihre Opfer werden nicht umsonst gewesen sein“ nicht gruselt, der darf hier gerne mal einen Blick riskieren. Allen anderen sei gesagt: Die x-te Wiederholung von Stirb Langsam ist ein besserer Weg, sich mit Bruce Willis einen netten Abend zu machen.
Bild- und Tonqualität
Hard Kill beginnt mit einer kompletten Sequenz in Zeitlupe und mit massiver, nachträglich hinzugefügter Körnung. Das streut ein wenig Atmosphäre ein und bereitet gleichzeitig darauf vor, dass das Bild der Blu-ray durchweg etwas schmuddelig-schmutzig wirkt. Auch in der Folgeszene sieht man ein leichtes Rauschen auf den Hintergründen und die Kontraste fallen bisweilen harsch aus. Details auf Schattenbereichen versumpfen deshalb schon mal etwas. Die Schärfe ist gleichbleibend maximal mittelmäßig. Die Stilisierung des Bildes wird auch in der Kneipe nach 15 Minuten fortgeführt, in der die Farben etwas übersättigt wirken und überkontrastieren. Ab und an gibt‘ zudem leichte Unschärfen an Objekträndern sowie überstrahlende helle Flächen. Die Neutralität der grauen und weißen Oberflächen ist allerdings recht gut.
Hard Kill beginnt zwar mit einer sehr effektvollen und räumlichen Sequenz, wenn die Zeitlupenballerei gefilmt wird, doch so richtig harmonisch ist die Surroundkulisse nicht. Schon in der nächsten Szene wird der Halleffekt zu krass genutzt, um das kurze Gespräch zwischen Eva und dem Prediger darzustellen. Allerdings bleiben das glücklicherweise eher Einzelfälle. Der Score hätte durchaus etwas mehr Dynamik vertragen können, was aber nicht ganz so sehr stört – zumal die Filmmusik ziemlich billig aus der Konserve tönt. Fallen einzelne Schüsse, werden diese zumindest satt und ansprechend dynamisch ins Heimkino gefeuert (33’10). Dialoge sind klar verständlich und verlieren auch innerhalb der unübersichtlichen Action nicht den Überblick.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Hard Kill gibt’s den Trailer zum Film sowie ein Making-of. Letzteres läuft gut neun Minuten und zeigt und ein paar Kommentare vom Regisseur am Set. Eskandari erklärt, dass er sein jüngstes Werk für einen Action-Heist-Film hält. Natürlich dürfen die Kollegen auch mal zünftig über Bruce Willis schwärmen. Alles andere wäre ja auch überraschend gewesen.
Fazit
Für die richtige Action und das wilde Rumgeballer muss man in Hard Kill ungefähr bis zur Hälfte des Films warten. Bis dahin gibt’s viel pathetisches Gerede, unsympathische Figuren und wenig talentierte Darsteller. Willis agiert okay, ist aber auch hier eher prominente Staffage. Immerhin ist der Actionanteil ab der Mitte recht hoch und halbwegs ansprechend choreografiert.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 50%
Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA 2020
Regie: Matt Eskandari
Darsteller: Jesse Metcalfe, Bruce Willis, Lala Kent, Natalie Eva Marie
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo)
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Trailer zu Hard Kill
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.
Stimmt, der steht mir ja auch noch bevor. Herr im Himmel…
😉
Ich weine ein bisschen, und dann nochmal, wenn er bei PRIME für lau zu haben ist und ich mich zwinge, ihn zu gucken …
Ich habe beim Schauen leise mitgeheult. Aber warte erst auf Cosmic Sin. Da wird’s dann richtig übel.