Headless

Blu-ray Review

Headless Blu-ray Review Cover
Headless, bisher ohne Verleih

OT: Headless

 


Raus aus dem Käfig

Schon lange nichts Ultrabrutales mehr gesehen? Bitteschön …!

Inhalt

Der Mann mit der Totenkopfmaske hatte noch nie etwas zu lachen: Als Kind von der Mutter in einen Käfig gesteckt, wurder er von bepinkelt, mit Tierblut übergossen und ständig erniedrigt. Kein Wunder, dass er sich als Jugendlicher, nachdem ihm irgendwann die Flucht gelang, an ihr und seiner Schwester, die nicht minder fies zu ihm war, blutig rächte. Fortan lebte er ein Leben voller Hass auf Frauen und folgt einem imaginären Alter (oder eher „Junger“) Ego, das ihm sagt, was oder wen er killen soll. Vornehmlich sind das junge hübsche Frauen, die er verfolgt, tötet und enthauptet, um sich dann an den Körperresten zu vergehen. Irgendwann treibt ihn sein Drang zu den Mitarbeiterinnen einer Rollschuhbahn – eine wahre Fundgrube an potenziellen Opfern …

Headless – Moment, da war doch mal etwas. Richtig: Drei Jahre ist es her, dass ein bis dato unbekannter Regisseur mit Found einen günstigen Mix aus Horrorfilm und Drama abgeliefert hatte, der nicht nur bei Fans, sondern auch in der Kritik großen Anklang fand. Damals ging es darin um einen Elfjährigen, der in der Schule gehänselt wurde und dies dadurch kompensierte, dass er zuhause immer wieder in das Zimmer seines älteren Bruders ging, um sich dort dessen Horrofilme sowie die eindrucksvolle Sammlung abgetrennter Köpfe anzuschauen. Denn, so viel errät der Genrefan: Der Bruder war ein Serienkiller, der sich vornehmlich um die Köpfe seiner Opfer kümmert – und zwar in allen Belangen. Damit holte er praktisch die Handlung seines Lieblings-Horrofilms „Headless“ in die Realität. Jetzt erblickt eben dieser Headless unter dem Deckmäntelchen eines „Lost Movies“ das Licht der Welt – ähnlich der Film-im-Film-Geschichte von Rodriguez‘ Machete. Allerdings sitzt nun nicht mehr Scott Schirmer auf dem Regiestuhl, sondern der damalige Mitproduzent Arthur Cullipher. Und der schert sich in seinem Film einen feuchten Kehricht um die zahlreichen gesellschaftskritischen Ansätze des Vorgängerfilms. Hatte Found noch kritische Aussagen zu Themen wie Homesexualität, Rassismus und Mobbing zu bieten, ist Headless ein schlichter Horrorslasher mit der einfachsten aller Motivationen: Der traumatisierte Protagonist tötet und vergeht sich deshalb an den Frauen seiner Umgebung, weil ihn seine Mutter in den Käfig sperrte, mit Tierblut begoss und ihm die Schuld dafür gab, dass der Herr des Hauses die Flucht ergriffen hat. Das ist Anlass genug für den Killer, Greueltagen zu begehen, die jeder Beschreibung spotten. Denn Headless ist vor allem eins: Ultrabrutal und voller Gore. Was in Found noch Beiwerk war (immerhin schon heftig genug, um die FSK nur mit drei Minuten weniger zu passieren), ist hier Selbstzweck. Die (ziemlich langweiligen) Szenen zwischen den einzelnen Gewaltakten haben lediglich Alibifunktion für möglichst perverse Zerstückelungen, nekrophile Akte und kannibalistische Neigungen.

Dass Headless auf diversen Fan- und Genre-Seiten im Nu die Hitparade der zehn krassesten Horrorfilme aller Zeiten geentert hat und dort in bester Gesellschaft eines A Serbian FilmCannibal Holocaust oder Human Centipede 2 steht, kann man als Qualitätsurteil ansehen … muss man aber nicht. Fakt ist: Der Film ist mies geschauspielert (was man aufgrund der Anlehnung an die Schmuddelfilme der 70er noch akzeptieren kann), oft nicht schlüssig getimed und schon gar nicht spannend. Die derbe Maskerade weiß in den modellierten Köpfen zu überzeugen, funktioniert im Abtrennen von Gliedmaßen aber schon wieder nur bedingt – zu deutlich sind die Gummi-Extremitäten erkennbar. Außerdem ist es schlicht unnötig, einen halben Liter Schleim aus dem Mund rinnen zu lassen, nur weil man gerade ein Auge zerbissen hat. In den wenigen gelungenen Momenten schummelt sich schon mal diese (auch musikalisch gut umgesetzte) typische unangenehme Stimmung der Goreklassiker der 70er und 80er Jahre in den Film und auch die verzweifelten Momente des Killers legen so etwas sie das Bemühen um einen gewissen Anspruch nahe. Doch am Ende wird man das Gefühl nicht los, dass Headless nur die Latte für gezeigte Gewalt höher legen wollte. Diese wird dann wohl auch kaum der deutschen FSK gefallen, sollte der Film tatsächlich einen deutschen Verleih finden. Found kam in der gekürzten 18er-Fassung im April 2015 über Meteor Film und wurde in der Uncut-Version vom österreichischen Label Illusions herausgebracht. Dort könnte auch Headless irgendwann landen, denn eine FSK-18-Version wäre vermutlich derart zerstückelt, dass man den Film überhaupt nicht mehr nachvollziehen könnte. Praktisch jeder der gezeigten Gewaltakte ist für die Freiwillige Selbstkontrolle wahrscheinlich unzumutbar.

Bild- und Tonqualität

Sowohl Bild- als auch die Tonqualität von Headless sind auf dem gleichen Amateurlevel, wie der Film selbst. Beim Bild versuchte man von der Produktionsseite her, die Optik dem 70er-Jahre-Look anzupassen, um dem „Lost-Movie“-Anspruch gerecht zu werden. Man sieht also immer mal wieder Störstreifen in Grindhouse-Manier. Allerdings ist das nicht so konsequent umgesetzt worden, dass es sich komplett durch den Film zieht. Gerade die Innenraumaufnahmen sind frei von solchen Spielereien. Allerdings ist Headless ebenso frei von Schärfe. Sämtliche Aufnahmen sind weich und wenig gut aufgelöst. Akustisch ergibt sich ein ähnlicher Eindruck: Die HD-Spur liegt in Stereo vor, klingt unausgewogen und hat Schwierigkeiten, die Dialoge homogen ans Gehör zu bringen. Der wabernde Synthie-Soundtrack, ganz dem 70er-Jahre-Stil verpflichtet, bringt schon mal etwas Rumpeln auf den Subwoofer.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial der US-Blu-ray von Headless findet sich neben zwei verschiedenen Audiokommentaren eine Gag Reel, die natürlich ein paar delikate Missgeschicke vom Dreh präsentiert. Dazu kommt eine fünfteilige Dokumentation, die fast jeden (waren ja nicht so viele) Beteiligten der Produktion zu Wort kommen lässt und sehr ausgiebig die Arbeit hinter der Kamera präsentiert.

Fazit

Headless ist absolut rein gar nichts für zarte Gemüter und wird selbst für Hartgesottene die eine oder andere Szene haben, der man lieber entflohen wäre. Leider bleibt es bei der Aneinanderreihung von brutalen Gewalttaten, ohne dass ein filmischer Sinn dahinterstünde. Wenn der Film je seinen Weg nach Deutschland findet, dürften sich die Gore-Hounds freuen. Der anspruchsvolle Genrefan, der Found noch für ein grenzgeniales Horrordrama hielt, wird zwangsläufig enttäuscht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (Originalversion): 50%
Bonusmaterial: 60%
Film: 40%

Anbieter: –
Land/Jahr: USA 2015 (1978)
Regie: Arthur Cullipher
Darsteller: Shane Beasley, Kelsley Carlisle, Ellie Church, Dave Parker, Jennifer Lee, Haley Madison, Brian Williams
Tonformate: dts HD-Master 2.0: en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 85
Codec: AVC
FSK: ?

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