Blu-ray Review
OT: Hector and the Search for Happiness
Glück ist …
Simon Pegg überrascht uns als Hauptdarsteller in einer Tragikomödie mit Tiefgang.
Inhalt
Das Glück liegt in der Ferne! Das jedenfalls denkt sich der frustrierte Londoner Psychologe Hector, nachdem er in seiner Beziehung unzufriden geworden ist und das Gefühl hat, seinen Patienten nicht mehr helfen zu können. Also begibt er sich auf eine Weltreise, die ihm idealerweise vermitteln soll, was Glück wirklich ist und wie man es erreichen kann. Seine Erlebnisse schreibt er in einem von Freundin Clara geschenkten Notizbuch nieder. Und Erleben wird er so einiges: Vom Rummel in Shanghai, der ihn mit dem abgeklärten Geschäftsmann Edward und einer lokalen Schönheit zusammenbringt, über die Begegnung mit einem tibetanischen Priester und ebenso bewegende wie brandgefährliche Situationen in Südafrika, bis hin zum Aufspüren der eigenen Vergangenheit in Los Angeles – Hector durchläuft auf seiner Reise einen Prozess, an dessen Ende er zwar nicht unbedingt das Rezept für Glück in den Händen hält, aber dennoch an Lebenserfahrung und Entschlusskraft gewonnen hat …
Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück basiert auf dem Bestseller François Lelords‘ und zeigt einen auch schauspielerisch gereiften Simon Pegg, der neben den durchaus (situations)komischen Momenten des Films auch während der tragisch-dramatischen und gefährlichen Situationen überzeugen kann. Denn auch wenn Hectors Reise prinzipiell sämtliche Klischees der besuchten Länder abgrast (von der Straßendirne in Shanghai über südafrikanische Drogenbarone und Warlords, bis hin zum weisen tibetanischen Priester), so verschließt Peter Chelsoms Verfilmung nicht die Augen vor den teils wenig erfreulichen Lebensbedingungen in den Ländern dieser Welt. Natürlich stolpert Hector bisweilen unbeholfen und trampelig durch die Szenerie, haben wir es doch durchaus mit einer Komödie zu tun, die schon alleine durch die vielen Kulturclash-Situationen zu unterhalten weiß. Doch in den guten dramatischen Momenten schafft Hectors Reise eben auch den Brückenschlag hinüber zu Erkenntnissen, die zwar trivial erscheinen, aber, wenn man mal drüber nachdenkt, in der heutigen schnelllebigen Zeit auch in Vergessenheit geraten sind. Vermittelt über die Notizen und Kritzeleien in Hectors Reisetagebuch werden knackige Einzeiler wie „Vergleiche anzustellen, ist ein gutes Mittel, sich sein Glück zu vermiesen“ oder „Viele Leute sehen ihr Glück nur in der Zukunft“ mit höchst simplen Formulierungen wie „Glück ist, wenn man richtig feiert“ und „Glück ist, wenn man eine Beschäftigung hat, die man liebt“ verknüpft und zu einem Ganzen verwoben, das am Ende nicht die EINE Weisheit präsentiert, sondern, der aufmerksame Zuschauer ahnt es schon, das Glück in dem findet, wo man es gar nicht vermutet hatte.
Vielleicht verweichlicht Hectors Reise im Finale etwas, bedient sich kitschiger Bilder, rührt dann aber umso mehr, sodass man Chelsom und seinem (bisweilen ungewöhnlich besetzten) Ensemble gar nicht böse sein kann. Mit teilweise gegen den Strich gebürsteten Rollen dürfen beispielsweise Jean Reno als Drogenhändler und Stellan Skarsgard als arroganter Machtmensch mal eine andere Seite ihres Könnens zeigen. Dass für Rosamund Pike in diesem Fall mal nur die undankbare Rolle der daheimgebliebenen Freundin abfällt, ist schade – zumal ihre Rolle nicht sonderlich sympathisch und begehrenswert geschrieben ist. Abseits der Geschichte über Zufriedenheit und Glück sind es aber noch ein paar weitere Aspekte, die Hectors Reise zur einem gelungenen Trip werden lassen: So gefallen die exotischen Schauplätze durch buntes Treiben in China, fantastische Landschaftsaufnahmen im schneebedeckten Gebirge rund um das tibetanische Kloster und die tolle Szenerie in Südafrika. Der Soundtrack passt sich kongenial an die Bilder an, ist manchmal fiebrig treibend (Diskothek in Shanghai) und dann wieder entspannt weltmusikalisch (Familienfest in Südafrika). Und dann, man muss es neidlos anerkennen, gibt Veronica Ferres in dieser deutsch-kanadischen Koproduktion doch tatsächlich noch eine gute darstellerische Leistung ab, wenn sie als esoterische Quasselstrippe Hector erst zu seiner Reise ins Glück antreibt. So ungeschminkt und natürlich wirkt sie um Längen sympathischer als sonst und schafft es gar, der Esoteriktante ein Augenzwinkern abzuringen.
Bild- und Tonqualität
Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück präsentiert sich ultrascharf und brutal gut aufgelöst. Dieser krispe Eindruck erweist sich allerdings schnell als überzogen. Gerade in kurzen Bewegungen/Schwenks offenbaren sich plötzlich starke Unruhen/eine starke Körnigkeit, die Indiz für eine Überschärfung ist. Wem das gefällt, der der freut sich über erstaunlich tiefe Detaildarstellungen und eine hohe Plastizität. Die Farben passen sich der Umgebung an, sind in Shanghai entsprechend bunt und in Südafrika eher sepiabraun. In dunklen Teilbereichen versumpft der ansonsten sehr gute Schwarzwert schon mal etwas.
Akustisch gibt in Hectors Reise das rege Treiben in der chinesischen Großstadt Anlass für eine gute Räumlichkeit und einige direktionale Effekte. Ebenso bei den späteren Schüssen, die in Südafrika bisweilen an der Tagesordnung sind. Ansonsten wird auch der passende Filmsoundtrack offen auf die Speaker verteilt, während die Dialoge auf der deutschen Spur eine Spur lauter sein dürften. Alles in allem eine gute Tonspur ohne Ausreißer nach oben oder unten.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück finden sich insgesamt vier Featurettes: Neben fünf gelöschten Szenen, die noch einen Glücksgrund sowie ein paar weitere Einblicke in Hectors Patienten beinhalten, gibt’s neun Interviews mit den Darstellern, dem Regisseur und den Produzenten. Dazu gesellt sich ein Making-of sowie der Kurzfilm Happiness, der vier Minuten lang die Crew und Darsteller befragt, was für sie Glück bedeutet. Das Making-of ist, wie sämtliches Bonusmaterial, leider nicht untertitelt und hält sich mit sieben Minuten auch recht kurz.
Fazit
Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück ist ein meist vergnüglicher, immer unterhaltsamer Trip, der ganz ohne esoterischen Mummenschanz eine universelle Glücksbotschaft liefert – und das ist trotz der einen oder anderen Banalität durchgängig nett gemacht.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonsumaterial: 40%
Film: 75%
Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: D/CA 2014
Regie: Peter Chelsom
Darsteller: Simon Pegg, Rosamund Pike, Stellan Skarsgard, Jean Reno, Veronica Ferres, Toni Collette Christopher Plummer
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 119
Codec: AVC
FSK: 12