Hell is Where the Home is – Wer öffnet, stirbt!

Blu-ray Review

Pierrot le Fou, 13.12.2019

OT: Trespassers

Unterstützt die Arbeit an meinem Blog, indem ihr den Film bei Amazon kauft.
Unterstützt die Arbeit an meinem Blog, indem ihr den Film bei Amazon kauft.

 


Nur 2 Sekunden

Hausbesuch der brutalen Sorte.

Inhalt

Guck guck, ihr fiesen Heim-Invasoren

Sarah und ihr Freund Joseph wollen mal raus aus dem Alltag. Warum sie das ausgerechnet mit Sarahs Collegefreundin Estelle und ihrem nervtötenden neuen Lover Victor machen mussten, wissen sie selbst nicht so genau. Jedenfalls finden sich die Vier in einem luxuriösen Anwesen eines Fotografen-Ehepaares wieder. Während sie ihre Nasen mit feinem Schnee teuerster Sorte pudern und ein bisschen rummachen, vergeht die Zeit wie im Flug. Außerdem ist der Ausblick aus dem Panoramafenster auf die Gegend Mexikos einfach zu verführerisch. Doch dann klingelt es an der Tür. Vor der Schwelle steht eine etwas zersauste Lady, die um Einlass bittet, um einen Telefonanruf zu tun. Ihr Auto stünde einige hundert Meter entfernt mit einer Panne. Klar, komisch wirkt sie schon, die Dame – vor allem mit ihren seltsamen Erzählungen über die Liebe. Aber harmlos scheint sie immerhin. Nachdem man aber misstrauisch wird und sie zum Gehen zwingen möchte, geschieht ein Unglück. Guter Rat erscheint immer teurer, bis das eine Unglück von einem noch größeren Übel abgelöst wird und es erneut an der Türe klingelt …

Ein Wochenende voller Spaß – Drogen natürlich inklusive

Von Funny Games über The Strangers bis hin zu Kidnapped – das Subgenre des Home-Invasion-Thrillers bietet reichhaltige Beispiele für eine Bandbreite von Ultraspannung über Mainstream bis zum Mega-Horror Was Michael Haneke in Funny Games als bitterböse Parabel auf die menschliche Verrohung inszenierte und Jaume Balagueró in Sleep Tight für subtilen Horror nutzte, führte Miguel Ángel Vivas in Kidnapped zum fast unerträglichen Terror aus.
Orson Oblowitz schickt sich nun an, einen neuen Beitrag zum Genre abzuliefern, indem er vier hübschen jungen Leuten Besuch von ein paar weniger gut gelaunten Kerlen beschert. Kaum hat das Böse einmal den Fuß in die Tür gesetzt, gibt’s für das Quartett kein Entrinnen mehr.
Hell is Where the Home is übt sich allerdings in Überraschung(en). Die erste davon gibt’s nach gut 30 Minuten, wenn die Dinge ganz anders verlaufen als der geneigte Horrorfilm-Schauer denken würde.
Währenddessen bemüht sich Oblowitz in seinem zweiten Langfilm um eine sich bedrohlich aufbauende Atmosphäre. Bedingt durch einen passenden Score gelingt ihm das ganz gut. Auch die Kameraarbeit funktioniert und das Setting ist professionell – fernab von billigem Horror-B-Movie-Schund.
Selbst die Darsteller sind keine Unbekannten und haben immerhin schon in A-Class-Serien wie CSI: Cyber oder Pretty Little Liars mitgewirkt. Jonathan Howard (der koksende Victor) war zuletzt sogar in Godzilla II – King of Monsters zu sehen.

.
Doch aus dem Spaß wird natürlich irgendwann ernst

Doch all das Wirken in hoch budgetierten Produkten hilft nicht, wenn die Figuren furchtbar unsympathisch geschrieben sind. Das galt nicht nur für den Riesenarsch Victor, sondern leider auch für die anderen Drei. Während Estelle durchweg nervt, wird von Sarah zu wenig preisgegeben, um mehr mit ihr und ihrem Freund Joseph mitfiebern zu können. Und hier begeht Hell is Where the Home is den größten Fehler in Sachen Spannung und Anteilnahmen. Denn wenn brutale Typen in ein Haus eindringen, will man deren Wirken natürlich Verabscheuen und Verdammen. Wenn sie aber auf unsympathische Menschen treffen, ist dem Zuschauer das Schicksal der Opfer weitgehend egal – im Falle von Victor ist’s sogar so, dass man ihm den Tod schon frühzeitig an den fiktiven Hals wünscht.
Das zweite Problem des Films: Er lässt sich zulange Zeit mit der eigentlichen Home Invasion. Die Überraschung, die er nach einer halben Stunde noch präsentiert, wird von einer zweiten gut 15 Minuten später flankiert. Doch dazwischen und im Anschluss passiert einfach zu wenig. Gerade die Szene mit den zwischenzeitlich auftauchenden Beamten ist quälend lang gezogen.
Genau 57 Minuten nimmt sich Oblowitz Zeit, bis er das Heim zur Hölle macht, wie es der Titel suggeriert – und das durchaus zünftig. Denn was Hell is Where the Home is in Sachen Logik oder Emotionalität vermissen lässt, holt er in puncto Blutzoll wieder nach. Die glücklicherweise ungeschnittene Fassung von Pierrot Le Fou zeigt das mit FSK-18-Freigabe, sodass man hier ohne Schnitte den Schnitten der Invasoren zuschauen darf.

Es hätte so schön werden können

Bild- und Tonqualität

Das Übel nimmt seinen Lauf

Das Bild von Hell is Where the Home is zeigt sich etwas wechselhaft. Bisweilen ist es in dunklen Szenen etwas zu hell, was dem Schwarzwert nicht gerade gut tut. Dazu ist es durchweg körnig gehalten und vermittelt einen etwas schmuddeligen Look. Ab und an ist das aber etwas zuviel des Guten, wenn es auf Gesichtern arg deutlich wuselt. Ansprechend gerät die Schärfe in den Close-ups, während Halbtotale schon mal detaillierter sein dürften. Besonders schwierig sind die rot getünchten Szenen im Fotolabor oder auf der Terrasse, wenn das Schwimmbadlicht die Gesichter anschimmert. Hier gibt’s dann schon mal ziemlich matschige Farben auf der Haut.
Akustisch wummert der elektronische Score schon mal ganz nett über den LFE-Kanal, während die vereinzelten Schüsse relativ fetzig-dynamisch rübergebracht werden. Die Hauptkonzentration liegt aber auf der sauberen Wiedergabe der Stimmen, die klar aus dem Center kommen. Wenige atmosphärische Umgebungsgeräusche lockern das Geschehen auf. Im Prinzip macht der Sound nichts wirklich falsch, bleibt aber verhältnismäßig unspektakulär.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial des Films findet sich nur der Originaltrailer.

Fazit

Home is Where the Hell is holt in den letzten 20 Minuten nach, was er zu Beginn etwas vernachlässigt hat: Thrill und Terror. Eine sorgfältigere und vor allem sympathischere Figurenzeichnung wäre aber wünschenswert gewesen, um mit den vier Opfern Mitgefühl zu haben. Immerhin: Setting und Kameraarbeit passen und das Finale gerät packend.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%

Anbieter: Pierrot le Fou
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Orson Oblowitz
Darsteller: Angela Trimbur, Janel Parrish, Jonathan Howard, Zach Avery, Fairuza Balk
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Pierrot le Fou)

Trailer zu Hell is Where the Home is

HELL IS WHERE THE HOME IS | Trailer deutsch | Jetzt erhältlich!

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!