Herbert Grönemeyer – Mensch [Studio- und Heimkinoedition]

Blu-ray Review

Grönland, 15.05.2020

OT: –

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Neue Dimensionen

Deutschlands meist verkauftes Album erhält einen neuen Mix mit Dolby Atmos.

Inhalt

Die Veröffentlichung von Grönemeyers Comeback-Album Mensch fiel mitten in die Hoch-Phase meines Studiums und damit mitten in die Zeit, in der ich mir das Studieren mit einem Nebenjob im örtlichen Plattenladen finanzierte. Dort gab es (neben ein paar Dauerbrennern) alle paar Monate einen Titel, der über die Maßen verkauft wurde. System of a Downs Toxicity war so einer oder Swing When You’re Winning von Robbie Williams, der vor allem in der Weihnachtszeit richtig abräumte.
Keiner aber ging so oft über die Ladentheke wie Grönemeyers Mensch. Offenbar hatte der Bochumer Künstler mit dem Album, in dem er die Trauer über den Verlust seiner Frau und eines Bruders verarbeitete, einen Nerv beim deutschen Publikum getroffen. Zudem hatte er mit dem meistverkauften Album in Deutschland auch für den letzten wirklich großen CD-Hit gesorgt, bevor mp3s und Streaming-Dienste das Zepter übernahmen. Gefühlt wollte jeder zweite Kunde damals den Longplayer mit dem weißen Punkt in der Mitte sein Eigen nennen.
Ich muss zugeben, bis heute kein großer Fan des Albums zu sein. Mir sind die älteren Scheiben des Künstlers lieber.
So verbinde ich mit 4630 Bochum lange Partygesänge zu „Alkohol“ und mit dem schlicht Ö betitelten Album von 1988 heißgelaufene TDK-SA-Cassetten im WM-32.
Mensch jedoch empfand ich seinerzeit als zu glatt und mainstreamig und der Titelsong war mir zu träge und langweilig, während er ganz offenbar bei allen anderen zu tiefer (Be)Rührung führte.
Heute, mit etwas Abstand, gefällt er mir besser. Dennoch finde ich den Rest des Albums gelungener als ausgerechnet die erste Single-Auskopplung. Vor allem Neuland geht mächtig nach vorne und ins Tanzbein. Auch Demo bewegt mich heute mehr als vor knapp 18 Jahren.

Abgesehen von persönlichen Befindlichkeiten zeichnete Grönemeyers Mensch aber schon seinerzeit etwas Besonderes aus: Es war vorzüglich abgemischt und klang ganz hervorragend.
Und weil die Arrangements des Albums ausgeklügelt sind, die Scheibe ziemlich gut produziert ist, gab es schon 2002 eine hoch aufgelöste SACD-Version, die wiederum seit längerer Zeit ausverkauft ist.
Auf Basis dieser High-Resolution-Aufnahmen hat man nun aber noch einen drauf gesetzt und eine „Studio-Edition“ des Albums realisiert. Verantwortlich dafür zeichnete Stefan Bock von der msm studio group Ltd.
Gepresst auf eine Pure Audio Blu-ray gelangt das Album nun in drei Varianten zum geneigten Zuhörer:
Möglichkeit eins: Eine Stereo-Fassung, die mit einer Auflösung von 24 Bit und 96 kHz vorliegt.
Möglichkeit zwei: Eine 5.1-Surround-Abmischung, die in dts-HD-Master und ebenfalls in 24 Bit und 96 kHz abgelegt wurde.
Möglichkeit drei: Ein auf der 5.1-Fassung aufbauender Dolby-Atmos-Mix mit immersivem 3D-Sound.
Und wer die SACD gerne wieder hätte, der wird sich freuen, dass diese als zweite Disk dem Mediabook (inklusive Stereo und 5.1 Surround-Sound) beigefügt wurde.

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Format: Textilien
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Erscheinungstermin: Wed, 16 Oct 2024
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Tonqualität „Mensch Album“

Jetzt sollte man hier natürlich keine Abmischung nach dem Prinzip einer Kraftwerk 12345678 – 3D Der Katalog“ erwarten, die schon alleine aufgrund ihrer zahllosen Elektronik-Experimente prädestiniert für 3D-Sound ist.
Vielmehr hat man bei „Mensch“ Wert auf eine sehr lebhafte und luftige Klangkulisse gesorgt, die von den Höhen-Speakern eher atmosphärisch als dediziert unterstützt wird.
Nimmt man das komplette Setup, so lösen sich im Titelsong beispielsweise die Gitarren sensationell gut vom Rest und wandern im Refrain über die Lautsprecher. Das klingt hier sehr ähnlich wie über die ebenfalls wählbare dts-HD-Master-Version in 5.1 und macht schon im Kreis der regulären sechs Speaker wirklich Spaß.
Die Heights hat man allerdings eher nach dem Prinzip grundsätzlich verstärkender Immersion genutzt. Klemmt man die reguläre Ebene mal ab, merkt man recht schnell, dass praktisch die komplette Instrumentierung mit „nach oben“ gewandert, ist und durch einen leichten Nachhall-Effekt für ein wenig Stadion-Atmosphäre sorgt. Grönemeyers Organ ist ebenfalls nach oben gemixt worden, allerdings deutlich leiser und ebenfalls mit Nachhall, damit sie sich Center und Heights nicht im Wege stehen. Tatsächlich ist ein großer Pluspunkt der Abmischung die klare und perfekt ortbare Stimme des Sängers aus dem Center.
Ein wenig schade ist es aber schon, dass die Decken-Lautsprecher wenig kreativ zugemischt wurden. Bei Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht hätte man beispielsweise die Bläser und perkussiven Instrumente durchaus mal mit etwas mehr Mut zum Experiment herausarbeiten können. Auch das „Hmmm“ und die Hintergrund-Choräle Grönemeyers in Demo oder die zweite Stimme in Der Weg hätte man prägnanter umsetzen können. In Blick zurück passiert das zu Beginn dann mal, wenn die gesampelten E-Drums zu Beginn sehr prägnant klopfend von oben kommen. Auch in Neuland hört man dort den dunkleren Kanon-Gesang Grönemeyers, was für einen ganz netten Effekt sorgt.

Manchmal ist jedoch die generelle Surround-Abmischung etwas gewöhnungsbedürftig. So zum Beispiel in Dort und hier, wenn das simulierte Analogvinyl-Knacksgeräusch etwas zu präsent aus den Surrounds kommt und vom eigentlich Song akustisch ablenkt. Gelungen hingegen der Taktschlag auf das kleine Holzpercussion-Instrument in Kein Pokal, das sehr plastisch rückwärtigen Speakern kommt.
Herausragend ist allerdings das Volumen der Abmischung. Wenn in Der Weg die komplette Instrumentierung inklusive der Streicher und dem Bass aufbrandet, sorgt die Tieftonwiedergabe für echte Gänsehaut. Das ist klasse und transportiert Emotionen pur.
Was auf der regulären für die Atmos-Fassung an positiven Eigenschaften gilt, gilt auf die gleiche Weise auch für die dts-HD-Master-Spur in 5.1. Es ist schwer, überhaupt Unterschiede zwischen beiden Versionen auszumachen, wenn man die 3D-Speaker außen vor lässt. Auch die dts-HD-Ma-5.1-Version kommt mit dem gleichen Volumen und der luftigen Räumlichkeit.
Wie gut das Ganze hier im 5.1-Setup abgemischt ist, merkt man, wenn man auf die 2.0 dts-HD-Ma-Spur wechselt. Für sich genommen sicherlich nicht schlecht, fehlt ihr die Luftigkeit der Surround-Abmischung. Sie wirkt etwas gepresster, ein wenig dumpfer und hat nicht das Volumen und den Druck der beiden Surround-Spuren. Als Stereo-Spur klingt sie dennoch gut. Man darf nur nicht den Vergleich zu den tollen Surround-Fassungen ziehen.

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Bild- und Tonqualität „Live auf Schalke“

Das Konzert Mensch – Live auf Schalke von 2003 liegt in 1080i vor, wurde aber seinerzeit nur in SD produziert und leidet in Schwenks furchtbar unter seiner groben Auflösung und brutaler Treppchenbildung. Die Kontraste während der Publikumsaufnahmen sind etwas harsch, während die Aufnahmen der Bandmitglieder auf der Bühne hochwertiger ausfallen. Hell ausgeleuchtete Bereiche auf den schweißnassen Gesichtern und Grönemeyers Stirn überzeichnen allerdings schon mal. Farben wirken aber insgesamt stimmig und natürlich. Auch der Kontrastumfang kann sich sehen lassen und präsentiert vor allem auch die Schwarz-Weiß-Aufnahmen recht knackig. Spätestens, wenn im Verlauf des Abends auch die Bühne in purpurne, blaue oder rote Farben getaucht wird, macht das schon Spaß.

Beim Ton wurde auch hier neu abgemischt. Ebenfalls bekommt man hier drei unterschiedliche Fassungen, von 2.0 dts HD-Master über 5.1 dts HD-Master bis hin zu Dolby Atmos. Im Gegensatz zum Album unterscheiden sich hier die dts-HD-Master- und die Atmos-Mischung tonal. Die dts-HD-Fassung ist auf den Surrounds lebhafter und etwas präsenter, was man am Klatschen der Fans gut hören kann. Hier ist die Atmos-Fassung etwas dezenter. Beiden gleich ist, dass sie die Stadion-Atmosphäre wirklich räumlich ins Heimkino übertragen und sehr ausgewogen klingen. Ein bisschen schade ist allerdings, dass man während der Textzeilen, die Grönemeyer vom Publikum singen lässt, deren Stimmanteil nicht hörbarer/präsenter gestaltet hat. Sicherlich keine einfache Aufgabe, da es natürlich während der regulären Gesangsmomente wieder im Hintergrund bleiben sollte. Doch so entstehen mitunter textliche Lücken im Song, die vom zu leisen Publikum nicht aufgefangen werden. Vielleicht fehlt’s zudem ein bisschen am Druck während der rockigeren Nummern. Interessanterweise hat man dem Tiefbassbereich gut zu tun gegeben, wenn nach Mensch die La-Ola-Welle durch das Publikum wandert.
Schwankungen, Tonfehler oder ähnliche Probleme kann man dafür nicht wahrnehmen. Der Mix klingt absolut sauber.
Die Atmos-Mischung selbst agiert auch hier zur rein atmosphärischen Unterstützung. Bis auf Grönemeyers Stimme, die nur dezent und in Spitzen hörbar hinzu kommt, geben die Heights die komplette Instrumentierung wieder. Würde man die reguläre Ebene abklemmen, wäre es eine gute Fassung für Karaoke-Partys.
Die dts-HD-Master-Version in 2.0 arbeitet klar, liefert aber nicht das Volumen und wirkt dadurch im Mittel-Hochtonbereich etwas überbetont.

Update: 23.05.2020
Nachdem eine Stimme laut wurde, dass dem ersten Track („Blick zurück“) der LFE-Kanal über die Atmos- und dts-HD-Master-Fassung fehle, wurde die BD noch mal kurz gecheckt. Tatsächlich setzt der Tiefton-Kanal erst ab „Neuland“ richtig ein und lässt in „Blick zurück“ nur kurz bei 7’16 fünf kleine Töne von sich, die sich irgendwie auf den LFE verirrt haben. In der Album-Abmischung ist der Tiefbass-Kanal dort vorhanden.

Fazit

Die neuen Abmischungen von Grönemeyers Album Mensch treiben die bekannten Songs noch einmal ganz neu an. Im Falle der Atmos-Spur sogar in bisher ungeahnte Höhen. Akustisch klingt das ganz hervorragend und aufgrund der hohen Auflösung extrem fein und sehr klar. Sitzt man im Atmos-Setup, erlebt man die geliebten Songs in Gänsehaut-Qualität. In puncto kreativer Abmischung muss man aber leichte Abstriche machen. Hier wäre gerade im Falle des 3D-Sounds ein wenig mehr Mut drin gewesen.
Erhältlich ist die Pure Audio Blu-ray neben Amazon auch bei jpc oder Grobi.tv.
Timo Wolters


Bewertung Album

2.0 DTS-HD-MA (Tonqualität): 80%
5.1 DTS-HD-MA (Tonqualität): 90%
Dolby Atmos (Tonqualität): 90%
Dolby Atmos (Kreativität/Umsetzung): 60%

Bewertung Konzert

Bildqualität (Konzert): 60%
Tonqualität (2.0 DTS-HD-MA): 70%
Tonqualität (5.1 DTS-HD-MA): 85%
Tonqualität (Dolby Atmos): 80%
Konzert: 90%

Anbieter: Grönland
Land/Jahr: Deutschland 2003/2020
Tonformate (Album): dts HD-Master 2.0 24Bit/96kHz // dts HD-Master 5.1 24Bit/96kHz // Dolby Atmos
Tonformate (Konzert): dts HD-Master 2.0 24Bit/48kHz // dts HD-Master 5.1 24Bit/48kHz // Dolby Atmos
Bildformat (Konzert): 1,78:1
Laufzeit: 50 (Album) // 114 (Konzert)
Codec: AVC
FSK: 0

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Grönland)

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6 Kommentare
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Oliver

Hallo Timo,
könntest du mir wohl bitte die genaue EAN Nummer unter dem Barcode nennen?
Ich würde die Edition von Grönemeyer gerne in meiner Buchhandlung bestellen.
Danke, Oliver

Andreas Noack

Danke für deine schnelle Antwort. Ja die SACD hat 5.1 Kanäle. Ich könnte zwar bestimmt beim Tonmodus auf 3d Sound gehen, aber dann wäre es keine direkte Abmischung für die jeweiligen Kanäle.

Deine Rezensionen sind übrigens immer super, vor allem gehst du unvoreingenommen an alle Filme heran.
Ich habe auch alle Rezensionen zu der Skywalker Box aufmerksam gelesen. Ich bin mir aber immer noch nicht sicher ob ich sie mir kaufen soll. Ich habe alle blu-ray,s in der letzten Box und die restlichen als 3d Steelbooks. Und dann habe ich eben disney plus. Ich haben einen 55 Zoll Fernseher und einen Full HD Beamer mit einer ca 2,50 Meter breiten Leinwand. Die 4k kann ich eh nur im TV ansehen. Und über die Leinwand die blu-ray,s. Obwohl ich auch schon einige 4k,s über den Beamer geschaut habe. Das rechnet der Beamer runter. Die Filme sind dann etwas dunkler aber die Farben und der Kontrast ist schon etwas besser. Genauso ist es bei disney plus. Wenn ich disney plus über den Beamer schaue gibt er mir das bestmögliche Bild was mein Beamer verarbeiten kann heraus. ( zur Zeit immer noch nicht im richtigen 4k und ohne Dolby Atmos) Bei disney plus über dem Beamer ist auf jeden Fall das Bild nicht dunkler als wenn ich die 4k,s über den Beamer laufen lasse.
Der Unterschied von Star Wars disney plus und den alten blu-ray,s über den Beamer ist aber sehr deutlich zu sehen. Vor allem bei Episode 4-6.
Danke nochmal. Super wäre wenn es deine Seite als App gäbe. Da könnte man gleich immer drauf.
MfG Andreas

Andreas Noack

Danke für deine Review. Ich habe die SACD noch. Wie ist da der Unterschied zur neuen Ausgabe? Lohnt es sich? Das Konzert brauche ich nicht, das habe ich auch noch als DVD. Mir geht es nur darum ob die neue blu-ray die SACD schlägt.
Liebe Grüße Andreas

René

Moin.

Vielen Dank für das,wieder einmal, tolle Review. Nachdem der Herr Schappert das Ding ja in den Himmel gelobt hat und auch die Audio auch nur Top Noten gegeben hat, war ich auf weitere Reviews, speziell von Dir gespannt.

Schade ist, das hier wirklich etwas Mut gefehlt hat und die Atmos Spur der 5.1 Spur ähnelt. Da man,wenn man die SACD nicht besitzt, sich keine Gedanken ums Upmixen mit zb Auro machen braucht um aus der Stereo Spur eine immersive Spur zu kreieren, kommt man wohl um den Kauf nicht herum.

Vielleicht ist Herbie mittlerweile zu alt für Experimente, letztendlich hat er das Ding ja abgesegnet. Mit 50 Lenzen auf dem Buckel wäre wohl was anderes bei rausgekommen als mit 60.

Die Konzertquali war auf DVD optisch kein Genuss auf der Leinwand, kann trotz von Dir genannter Schwächen eigentlich nur gewinnen. Bin da sehr gespannt drauf.

Was die Alben angeht (Bochum, Ö) da stimme ich Dir zu. Auch Luxus,Mensch und Chaos waren noch gut. Die letzten kommen definitiv nicht mehr an die beiden Klassiker ran. Vereinzelte sehr gute Songs findet man aber auf jeder Scheibe, aber nicht in der Fülle. Aber das ist Geschmackssache, liest man aber häufig.

Einen der stärksten Songs auf Mensch finde ich übrigens ZUM MEER. Der geht auch gut nach vorn. Schön arrangiert auch mit den Streichern.

Bin gespannt drauf wenn das Ding eintrudelt.

Dickes Danke nochmals für das feine Review Timo.