Herbststurm

Blu-ray Review

Herbststurm Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 03.09.2015

OT: October Gale

 


Rückzugsgebiet

In Herbststurm bekommt es Patricia Clarkson nicht nur mit ihrer jüngeren Vergangenheit, sondern auch mit einem mysteriösen Fremden zu tun.

Inhalt

Helen hat vor Kurzem ihren Ehemann verloren. Um das Ganze zu verarbeiten, zieht sie sich bewusst (und gegen den Willen des Sohnes Henry) allein in das Häuschen auf einer Insel zurück, das dereinst gemeinsamer Urlaubsort war. Zwischen Katharsis und quälenden Erinnerungen nutzt Helen jede Gelegenheit, um sich mit Hausputz abzulenken. Während eines Sturms wacht sie eines Nachts auf und geht einem Geräusch nach. Draußen findet sie ein Boot vor, das Blutspuren zeigt und nachdem sie in Haus zurückgekehrt ist, liegt dort ein durch eine Schusswunde schwer verletzter junger Mann. Ohne zu wissen, wer der Typ ist, geht Helen zwar vorsichtig vor und fragt ihn darüber aus, woher die Schusswunde kommt, doch William, so heißt er, bleibt rätselhaft. Als Hilfe in Person eines Ortsansässigen naht, prophezeit William, dass dieser Typ es nun auf beide abgesehen hat – und damit liegt er gar nicht mal so falsch …

Wenngleich Herbststurm als Thriller nur selten bekannte Pfade verlässt, kann sich Regisseurin Ruba Nadda erneut auf ihre Hauptdarstellerin aus Cairo Time verlassen: Patricia Clarkson (Station Agent) gehört zu den absoluten Ausnahmedarstellerinnen ihrer Generation, wenngleich sie nie die ganz großen Rollen gespielt hat. Vielleicht ist das aber auch gut so, denn aufgrund ihres nur moderaten Bekanntheitsgrades adelt sie immer wieder kleinere Independentfilme mit ihrer Anwesenheit. So auch hier. Als soeben zur Witwe gewordene Frau überzeugt sie während der emotionalen Situationen zu Beginn bereits ohne Einschränkung. Ebenso dann in den Momenten da sie mit resoluter Konsequenz dem Fremden die Kugel aus der Schulter fischt. Und trotz der Tatsache, dass Herbststurm ein Thriller ist, zeigt Nadda, dass sie vornehmlich Talent für die leisen Zwischentöne hat. So geraten ihr die Erinnerungsszenen zwischen Helen und ihrem Mann besonders gefühlvoll und bewegend. Dazu trägt im Übrigen auch die hervorragend ausgewählte Filmmusik bei, die leicht melancholisch angelegt ist und sich flächig auf die Lautsprecher legt. Besonders schön: Helens Bootstrip zu den Klängen von Agnes Obels „Close Watch“. Wenn sich dann die Stimmung mehr und mehr in Richtung Thriller bewegt, gibt es zarte Spannungsmomente, die vor allem dadurch angereichert werden, dass scheinbar aus dem Nichts ein guter alter Bekannter auftaucht. Tim Roth (Selma) ist wie immer angenehm zu sehen, auch wenn er hier keine sympathische Rolle hat. Scott Speedman, der zuletzt noch in The Captive als übereifriger Cop überzeugte, stellt sich hier galant in den Dienst der Geschichte und sich damit nicht in den Vordergrund. Ein wenig schade ist letztlich der etwas überraschungsfreie Plot, der durchaus etwas mehr Würze vertragen hätte und noch deutlich auf die Katharsis von Helen hinarbeiten hätte können.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Herbststurm ist während der Außenaufnahmen in kühles Blau getaucht, was der Stimmung zuträglich ist. Während der Szenen in der Hütte wirkt es dagegen sehr natürlich und etwas warm gefiltert. Die Schärfe bleibt auf eher mittlerem Niveau, am unteren Rand tauchen schon mal Unschärfen auf. Etwas schade ist das arg dunkle Bild während der stürmischen Nachtszenen.
In Sachen Ton schlägt sich Herbststurm wacker. Für ein eher ruhig erzähltes Drama gibt es genug Anlass für die Rearspeaker von ihrem Dasein zu zeugen. Sei es das am Steg klappernde Bötchen oder auch die Auswirkung des Sturms. Der Donner auf dem See gibt gar Anlass für den Subwoofer, ordentlich ins Geschehen einzugreifen. Wunderbar auch, dass alle drei bekannten Darsteller ihre angestammten Synchronstimmen bekommen haben, die noch dazu prägnant vom Center erklingen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Herbststurm finden sich lediglich vier Programmtipps.

Fazit

Herbststurm ist zwar langsam erzählt und grundsätzlich unspektakulär, überzeugt aber mit einer smarten Geschichte und hervorragenden Darstellern. Trotz weniger Spannungsspitzen bleibt man dran und folgt den Figuren.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 5%
Film: 65%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Ruba Nadda
Darsteller: Patricia Clarkson, Scott Speedman, Tim Roth, Callum Keith Rennie
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC
FSK: 12

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