Hidden in the Woods

Blu-ray Review

Hidden in the Woods Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, seit 02.06.2015

OT: Hidden in the Woods

 


Evil Dad

Michael Biehn produziert das Remake zum chilenischen Original von Hidden in the Woods und übernimmt der Einfachheit halber gleich die Hauptrolle.

Inhalt

Ana und ihre Schwester Anny werden seit dem Verschwinden der Mutter von ihrem Vater Oscar missbraucht und brutal behandelt. Einzig den kleinen und geistig zurückgebliebenen Bruder Michael fasst er nicht an. Als ihr Dad mal wieder ausrastet, rufen die Mädels die Polizei. Zwar machen die spontan Bekanntschaft mit Oscars Kettensäge, doch den Geschwistern gelingt dennoch die Flucht. Als ihr Dad kurz darauf von der DEA festgenommen wird, freut das dessen Onkel Costello nur wenig, denn immerhin hat Oscar dessen Drogen versteckt und verwaltet. Da Costello nun nicht weiß, wo die Rauschmittel sind, gedenkt er, die Mädels zu finden und als Druckmittel einzusetzen. Die haben sich über ein paar (ebenfalls nicht nette) Zwischenstationen in einer Hütte im Wald versteckt, wo sie allerdings fürchten, dennoch entdeckt zu werden …

Seit Michael Biehn und seine Frau Jennifer Blanc-Biehn entschlossen, selbst Filme zu produzieren, sind sie immer wieder auf der Suche nach potenziellen Ideen oder aber Filmen, die man fürs US-Publikum neu aufbereiten kann. Im brutalen chilenischen Horrorthriller Hidden in the Woods wurden sie fündig. Biehn, der unter Jim Cameron seinerzeit gleich zweimal zu prominenten Rollen kam, gibt in den Extras zu Protokoll, dass er kein Freund von Untertiteln ist. Das allerdings ist im Falle ausländischer Filme in den USA gängige Praxis, da es dort keine Synchronstudios gibt. Für Biehn lag es also nahe, den auf einem Festival entdeckten und für gut befundenen Film des Chilenen Patricio Valladeres zu adaptieren. Um die US-Version möglichst nahe am Original zu realisieren, engagierte Biehn Valladeres dann gleich auch für das Remake. Der Chilene lässt es in Hidden in the Woods nun zunächst etwas gemächlicher angehen – im Vergleich zur hektischen Kameraführung und Schnitttechnik des Vorbilds. Nicht wirklich gemächlicher sind die Gewaltszenen, die auch hier drastisch und sehr grafisch ausfallen. Allerdings bekommt man diese als deutscher Zuschauer (vorerst) erneut nicht zu Gesicht (die Hoffnung stirbt zuletzt, dass es irgendwann auch eine ungeschnittene Fassung geben wird). Zwar fehlen dem Remake „nur“ knapp vier Minuten gegenüber derer sieben im Original, doch Freunde unzensierter Filme wird das nur bedingt freuen – gleichwohl die noch enthaltenen Gewaltmomente durchaus noch ausreichen, um zärter besaitete Menschen ausreichend zu schocken. Atmosphäre und Stimmung (es gibt ja auch Positives an diesem Film) sind jedenfalls ähnlich unangenehm – gerade die spürbare Schwüle und Hitze der Gegend überträgt sich auf den Zuschauer. Leider agieren die Darsteller auf ähnlich schwachem Niveau wie im Original (vor allem die in der Rolle des Officers völlig überforderte Jennifer Blanc-Biehn), was auch für Michael Biehn gilt, der die Rolle des Oscar zwar durchaus böse und als echtes Ekel gibt, aber nicht an die diabolische Performance von Daniel Antivilo aus dem Original heranreicht. Filmisch gesehen war die Urfassung schon nicht durch die Bank schlüssig, was sich im Remake von Hidden in the Woods ähnlich darstellt. Kaum ein Verhalten wirkt glaubwürdig und dazu gibt’s knietiefe Logiklöcher (warum schießt Officer Lovejoy nicht viel früher? wieso fliehen die Geschwister erst im Erwachsenenalter?). Was noch schwerer wiegt: Auch im Remake sind sämtliche Herren der Schöpfung vollkommen verroht und durch die Bank chauvinistische Vergewaltiger. Damit zeichnet Hidden in the Woods ein ebenso einseitiges Bild wie das Original, wenngleich Ana hier ein wenig resoluter und weniger opferhaft dargestellt wird. Dennoch: Das Bild, das hier transportiert wird, ist höchst fragwürdig. Lediglich ein paar bedrückende Details wie Anas Prostitution für ein paar Dollar (ihre scheinbar einzige Möglichkeit, für die beiden Geschwister zu sorgen) verfehlen trotz etwas schwacher dramaturgischer Unterfütterung ihre Wirkung nicht. Man bekommt schon ein flaues Gefühl im Magen, wenn man als Zuschauer realisiert, dass Ana diesen Weg auch deshalb so selbstverständlich zu gehen scheint, weil sie von zu Hause aus praktisch nichts anderes gewohnt ist. Weshalb man beim Remake allerdings die Rolle des jungen Bruders Michael (Manuel) vom missgebildeten Beschützer seiner Schwestern zum mental zurückgebliebenen kleinen jungen dermaßen veränderte, wird wohl ein Geheimnis der Drehbuchschreiben bleiben. Immerhin Gorehounds werden im Finale des Films wieder zufrieden sein, wenn der dramatische Aspekt von Hidden in the Woods mit Schrotflinten über den Haufen gepustet wird.

Bild- und Tonqualität

Hidden in the Woods liefert ein kontrastintensives, in Naheinstellungen extrem krispes (bisweilen allerdings arg überschärftes) Bild, dessen Farben Farben extrem intensiv rüberkommen. Die Schärfentiefe ist extrem gering, weshalb sich Figuren bisweilen nur geringfügig bewegen müssen, um aus dem Fokus der Kamera zu geraten. Durch die intensive Farb- und Kontrastgebung weisen Umrisse des Öfteren chromatische Abweichungen auf, was man aber als Look entschuldigen kann. In kurzen und zackigen Bewegungen gibt’s schon mal sichtbare Unruhen. Alles in Allem ein bewusst überzogenes, zur Atmosphäre des Films passendes Bild.
Akustisch funktionieren die direktionalen Soundeffekte von Hidden in the Woods sehr gut. Oft wirken diese, wenn Oscar Flashbacks hat (21’32) oder gegen Ende die Waffen sprechen – allerdings dürften gerade die abgefeuerten Schüsse mehr Druck vertragen. Die Stimmen der nicht immer komplett gelungenen Synchro ertönen gut verständlich und auf der deutschen Tonspur auch homogen eingebettet aus dem Center.

Bonusmaterial

Im Bonusbereich von Hidden in the Woods findet sich neben den Originaltrailern und weiteren Programmtipps auch ein Interview mit Michael und seiner Frau Jennifer Blanc-Biehn, die zu Protokoll geben, dass sie irgendwann keine Lust mehr hatten, auf Rollenangebote zu warten, sondern beschlossen, ihre eigenen Filme zu drehen. Hidden in the Woods war eins der ersten Projekte, dass sie sich herausgesucht haben, da ihnen das Original gut gefiel und es für amerikanische Zuschauer nie sonderlich angenehm ist, Filme mit Untertiteln zu sehen. Also drehte man ihn kurzerhand in englischer Sprache neu. Die beiden Eheleute sind sich allerdings manchmal nicht so ganz grün, warum sie gemeinsam Filme drehen. Während es IHR vor allem um den Unterhaltungsfaktor geht, sieht ER auch die Botschaft in den Filmen.

Fazit

Der chilenische Hidden in the Woods war ein bösartiger Gewaltfilm, der ein übles Frauenbild transportiert hat. Das US-Remake kann sich aus dieser fragwürdigen Storygrundlage nicht befreien und bleibt auch schauspielerisch auf schwachem Niveau. Ein paar respektable dramatische Ansätze lassen sich durchaus feststellen, werden dann aber wiederum von ruppigen Gewaltszenen (in der FSK18 um vier Minuten erleichtert) abgelöst – eine rundum zwiespältiger Film, den man mit nötigem Abstand sehen sollte.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 45%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Patricio Valladares
Darsteller: Michael Biehn, Jeannine Kaspar, Electra Avellan, Chris Browning, William Forsythe
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 90’42
Codec: AVC
FSK: 18 (geschnitten)

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