Blu-ray Review
OT: Highlander
Einsamer Kämpfer
30 Jahre und kein bisschen leise – Highlander in neuer Abtastung.
Inhalt
Seit über vierhundert Jahren sorgt Connor McLeod nun schon dafür, dass das Gleichgewicht zwischen Böse und Gut bestehen bleibt. Er gehört zu einer Gruppe unsterblicher Krieger, die wahlweise auf der einen oder auf der anderen Seite stehen. Töten kann man ihn nur, indem man ihm den Kopf mit einem Schwert vom Körper trennt. Genau das hat der fiese Kurgan schon seit dem 16. Jahrhundert vor und nun hat er Connor bis ins Manhattan der Gegenwart verfolgt. Dort kommt es zum Showdown zwischen den beiden Unsterblichen …
Zum 30. Jubiläum (der deutsche Kinostart von Highlander – Es kann nur einen geben erfolgte am 28.08.1986) bringt Studiocanal erneut eine Blu-ray des Kultfilms ins Heimkino und löst damit die Fassung von 2009 ab. Dies nicht ohne Grund, hat man sich des Bildes doch in einem aufwändigen Restaurierungsverfahren noch einmal angenommen. Wie gut die Disk geworden ist, lest ihr im nächsten Abschnitt unter Bild- und Tonqualität. Der Film selbst ist ein Phänomen: Weder ist Russell Mulcahy ein sonderlich talentierter Regisseur (was dessen Folgewerke zeigten), noch war und ist Christopher Lambert je ein guter Schauspieler gewesen (was dessen Folgewerke ebenso offenbarten). Und dazu dann dieser Bösewicht (total entstellt: Clancy Brown), der wie ein fleischgewordener Skeleton aus der Mattel-Fantasy-Actionfiguren-Serie He-Man wirkte. Tatsächlich sahen den Film in den deutschen Kinos „nur“ eine Millionen Zuschauer. Das ist zwar gut aber eben auch nicht herausragend. Der Erfolg kam, wie so oft, durch die Veröffentlichung auf Video. Highlander avancierte zum Kultfilm. Kaum eine Videonacht kam ohne das Fantasy-Spektakel aus, das vor allem visuell interessant war. Ideenreich umgesetzt und mit Freude an der Rekonstruktion eines mittelalterlichen Schottlands war es die Atmosphäre, die überzeugte und über den hohen Trashfaktor sowie die teils unglaublichen Klischees hinwegsehen ließ. Wiederholen ließ sich das nicht, denn die Folgefilme blieben erfolglos und bei den Fans unbeliebt.
Bild- und Tonqualität
Zum Film sei damit genug gesagt. Wirklich wichtig und entscheidend ist die Frage, wie gut die Bildqualität der neuen Fassung nun ist. Die aufwändige Restaurierung, die in den Londoner Deluxe Studios basierend auf einem 4K-Scan des Original-Negatives vorgenommen wurde, ist immerhin von Mulcahy persönlich abgenommen worden. Dass das Bild von Highlander besser sein muss als jede bisher veröffentlichte Version, sieht man bereits bei den Anfangsschriften. Die rotten Letter prangen kräftig und vor allem absolut ruhig, ohne jedes Wackeln oder störende Blitzer/Verschmutzungen auf der schwarzen Leinwand. Allerdings sollte man im weiteren Verlauf durchaus Freund von Körnung sein, denn das wurde auch bei der jetzigen Version glücklicherweise im Film belassen. Ob in gut ausgeleuchteten Außenszenen oder in der dunklen Tiefgaragen-Sequenz – es wuselt deutlich. Auch wirkt der erste Wechsel ins Schottland des 16. Jahrhundert nicht ganz homogen, da man leichte Grauschleier in der Tiefe erkennen kann. Dennoch: Alleine die Freiheit von Schmutzpartikeln und Drop-outs ist es Wert, die jüngste Blu-ray des Films ins Repertoire aufzunehmen. Die Schärfe gelingt in Nahaufnahmen recht gut – gerade wenn der Film in der Gegenwart spielt und die Durchzeichnung ist auch in dunkleren Szenen noch sehenswert. Ein klein wenig übertrieben kräftig sind die Farben während der Momente in der Vergangenheit. Die roten Mützen der Kinder wirken etwas zu kräftig, ähnlich wie das grüne Gras, das übertrieben saftig, fast neonartig aussieht. Gut erkennen, wie mies die ursprüngliche Qualität mal war, lässt es sich in McLeods Sterbe-Szene, die offenbar vom Remastering unangetastet blieb oder für die man kein besseres Material mehr fand (16’35). Hier reibt man sich verwundert die Augen, weil man kaum noch etwas erkennen kann, die Farben massiv vermatschen und der Kontrastumfang praktisch nicht mehr vorhanden ist.
Am Ton von Highlander hat sich (leider) nichts geändert. Erneut liegen die deutsche und englische Spur zwar in (unverändertem) dts-HD-Master vor, was die Schwerter aber auch nicht beeindruckender klirren lässt. Am besten gelingen noch die Subwoofer-Einsätze in den dynamischen Momenten. Der reine Filmscore bleibt allerdings schwachbrüstig, während die Queen-Songs blechern und undifferenziert vor sich hin plärren. Die Schlachtszenen zu Beginn klingen nie wirklich satt und die Stimmen tönen muffig. Das ist im Übrigen auch auf der englischen Sprachfassung der Fall. Was aber noch viel ärgerlicher ist: Über die Jahre und die unterschiedlichen Masterings haben sich unzählige Fehler eingeschlichen. In der deutschen Synchro fehlen zahlreiche Sätze oder aber man hat Stöhner und Keucher aus dem O-Ton übernommen, wo es zuvor mal synchronisiertes Keuchen und Stöhnen gab. Gut zu erkennen, welche Sätze fehlen, ist es bspw, wenn man die Untertitel mitlaufen lässt, in welchen diese Dialoge noch vorkommen. Bspw. das „Ja, richtig so! Genau so muss es sein!“ bei 3’57 oder das „Hey, Mann, wo wollen sie denn hin?“ bei 4’46.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Highlander findet sich erneut der Audiokommentar mit Mulcahy sowie ein Interview mit dem Regisseur und eins mit seinem Hauptdarsteller. Gerade jenes mit Mulcahy ist richtig interessant, aufschlussreich und humorvoll geraten. So erfahren wir, wie es war, mit einem Hauptdarsteller zu drehen, der erst seinen zweiten englischen Film drehte (und dann auch noch einen Schotten spielen musste). Lamberts Interview ist ebenfalls entspannt, allerdings auch etwas erschreckend. Der nicht mal 60-jährige wirkt nicht nur stimmlich erstaunlich alt, sondern auch in seinen Bewegungen und Mimiken. Das vierteilige Making-of mit 115! Minuten Spielzeit ist thematisch absolut erschöpfend und lässt kaum Fragen offen. Fünf geschnittene Szenen (ohne Audiospur) sowie ein französisches Archiv-Interview mit Lambert runden das Material ab.
Fazit
Rein vom Bild her sah Highlander nie besser aus. Fans des Films dürfen also bedenkenlos zugreifen, wenngleich die Qualität heutiger Filme nicht erreicht wird. Auch beim Sound wäre noch Potenzial gewesen. Mit etwas Nostalgie im Sinne kann man aber über die relativ dünne akustische Abmischung hinwegsehen und wird mit reichhaltigen Extras entschädigt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 80%
Film: 70%
Anbieter: Studiocanal
Land/Jahr: USA 1985
Regie: Russell Mulcahy
Darsteller: Christopher Lambert, Clancy Brown, Roxanne Hart, Sir Sean Connery, Beatie Edney, Alan North
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 117
Codec: AVC
FSK: 16