Hitman: Agent 47

Blu-ray Review

Hitman Agent 47 Blu-ray Review Cover
20th Century Fox, seit 04.02.2016

OT: Hitman: Agent 47

 


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Wie gut ist der zweite Versuch, die berühmte Spielfigur auf die Leinwand zu bringen?

Inhalt

In den 60ern hat ein streng geheimes Programm aus Menschen skrupel- und gewissenlose Killer gemacht. Als man das Unternehmen beendete, flohen einige der Agenten. Teilweise fand man sie nie. In der Gegenwart sucht Agent 47 die junge Katia van Dees, die Tochter des Mannes, der das Programm seinerzeit initiierte. Katia trägt den Schlüssel in sich, eine Erneuerung des Superkiller-Klon-Unternehmens unter der Führung des skrupellosen Le Clerq zu verhindern – und genau das will Agent 47. Aber auch Le Clerq will Katia habhaft werden. In Berlin findet der Killer mit dem Strichcode im Nacken die Frau, wird aber von einem Fremden daran gehindert, sie auszuschalten. Dieser John Smith versucht Katia zu beschützen und gibt ihr Informationen, die sie schon lange gesucht hat. Doch kann sie ihm vertrauen und wie lange wird es dauern, bis Agent 47 sie ausfindig macht und beseitigt …?

Sieben Jahre ist es her, dass Timothy Olyphant erstmalig den namenlosen Killer Agent 47 aus dem Computerspiel Hitman verkörperte. Da dem Film seinerzeit nicht der gewünschte Erfolg beschieden war, gab es auch keine der geplanten Fortsetzungen. Nun schien die Zeit gekommen, ein Reboot des Franchise zu starten und in Hitman: Agent 47 übernimmt nun Rupert Friend (Homeland) die Rolle des glatzköpfigen Killers (im Übrigen anstelle des zunächst geplanten und dann viel zu früh verstorbenen Paul Walker). Das macht der smarte Brite überzeugender als seinerzeit Olyphant, dem man die skrupellose Rolle so ganz nicht abnahm. Friend schafft es besser, ohne jede Mine zu verziehen und völlig souverän und über jede Situation erhaben, den Mann zu spielen, der keinerlei Emotionen hat oder haben darf. Besonders überzeugend ist das dann, wenn er mit höchster Effizienz Kämpfe ausfightet und mit äußerst behenden Bewegungen von John Smith ablässt, weil er davon ausgeht, ihn für den Moment ausgeschaltet zu haben. Man spürt die überhebliche Selbstsicherheit eines Killers, der weder Tod noch Gegner fürchtet. Wer weiß, wie das ausgesehen hätte und ob es so gut funktioniert hätte, wenn das der zunächst für die Rolle geplante und dann viel zu früh verstorbene Paul Walker übernommen hätte. Filmisch schafft es Aleksander Bach in seinem ersten abendfüllenden Werk, eine stilistisch saubere und optisch extrem ansprechende Adaption abzuliefern.
Geradezu grandios ist bspw. die erste Kampfsequenz unter stroboskopischem Licht, die tatsächlich wirkt, als habe man die Spielvorlage 1:1 in einen Film transportiert. Mit zahlreichen Querverweisen (Stichwort: Erdrosselungsdraht) und harten Schatten, die genauso im Game zu sehen sind, atmet Agent 47 die Atmosphäre der Videospielvorlage fast ungefiltert. Natürlich kann man einer Figur, die schon im Spiel kaum Vorgeschichte oder Tiefe hat, in einem Film nicht plötzlich metaphysische Untertöne verpassen und noch dazu leidet die Verfilmung unter zahlreichen Logiklöchern und einem frechen Product Placement.

Als reiner Action-Unterhaltungsfilm ist Hitman: Agent 47 aber sehr gut gelungen. Die zahlreichen Shoot-outs und kämpferischen Auseinandersetzungen sind rasant und packend gefilmt, die Zeitlupen-Aufnahmen passen perfekt zum Szenario und ein paar innovative Kamerfahrten gibt’s noch obendrauf (John Smith rollt sich über den U-Bahnhof Alexanderplatz). Allerdings leidet auch die Neuauflage unter einem Manko, das schon die 2008er Version hatte: Trotz skrupelloser Aktionen des Hitman fehlt ein wenig das zynische Brutalo-Element. Es fließt durchaus Blut und das nicht einmal zu knapp, allerdings wirkt das Ganze etwas comichaft und deshalb entschärft. Das erklärt zwar die 16er FSK-Freigabe, doch ein ernsterer, bitterer Ton hätte besser zur Spielvorlage gepasst. Von der entfernt sich auch die Geschichte deutlich und erzählt eine ganz eigene Variante des (hier gar nicht mal so) wortkargen Killers. Dem hat man mit Zachary Quinto als John Smith einen ebenbürtigen Typen gegenübergestellt, der die nicht ganz so coolen Bewegungen mit seiner Mimik wettmacht. Allerdings sollte der „neue“ Spock aufpassen, sich nicht auf derartige Rollen zu reduzieren. Für den deutschen Zuschauer (und vor allem für jene aus der Hauptstadt) liefert Hitman: Agent 47 natürlich noch einmal einen Grund mehr, ihn zu mögen – immerhin spielt der Film fast die ganze erste Hälfte in Berlin und das sieht man nicht nur (wie sonst oft) durch eine Vogelperspektive vom Fernsehturm, sondern in vielen anderen Szenen. Ob das nun die U-Bahn-Station „Alexanderplatz“ oder die amerikanische Botschaft ist, vor der hell erleuchtet eine Schlüsselszene spielt.
Ob der Neustart des Franchise nun fortgesetzt wird oder nicht, steht in den Sternen. Das Ende ließe das mit dem Hinweis zu „The Albino“ theoretisch zu, doch das internationale Einspiel spricht vermutlich dagegen.

Bild- und Tonqualität

Hitman: Agent 47 hat ein absolut sauberes, lupenreines und sehr kontraststarkes Bild. Close-ups zeigen messerscharfe Objekte und extrem detailreiche Gesichter – egal, ob das die Furchen eines Jürgen Prochnow oder das sanfte Antlitz von Hannah Ware betrifft. Die Schwarzwerte sind prächtig – gerade der Anzug unseres namenlosen Killers ist satt und die rote Krawatte liefert dazu einen wunderbaren Kontraste. Selbt wenn es dunkler wird, lässt diese Eigenschaft nicht nach und es kommt auch keine übermäßige Körnung hinzu. Tatsächlich ist das Bild über die gesamte Laufzeit absolut stabil und sehr rauscharm. Bisweilen wirkt das Bild fast ein wenig hyperreal. Lediglich bei wenigen kurzen Bewegungen und an Gesichtsrändern gibt’s schon mal ein paar kurze Unschärfen.
Akustisch legt Hitman: Agent 47 gleich mächtig los. Wenn zwei der drei weißen Fahrzeuge aus Ingolstädter Produktion nacheinander ausgeschaltet werden, rumst und effektet es ganz gewaltig (3’40). Der Subwoofer liefert dabei präzis-druckvolle Wellen und die einzelnen Schüsse aus der Waffe von Agent 47 kommen derart knochentrocken, dass einem Angst und Bange werden kann. Natürlich kann Agent 47 aber auch richtig laut und wenn unser Hitman die Turbine vor Katia anwirft, fühlt man seine Haare schon Richtung Leinwand gesogen. Das absolute Highlight akustischer Natur ist aber die Implosion ebendieser Turbine. Hier hagelt es nicht nur Effekte, auch die Dynamik und der Basseinsatz suchen ihresgleichen (48’40). Der englische dts-HD-Master-Sound kann das zwar noch ein wenig differenzierter und feiner, doch das, was die deutsche dts-Spur hier abliefert, gehört ebenfalls zum Besten, was man zuletzt gehört hat.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Hitman: Agent 47 liegen zum einen drei entfernte Szenen. Weiter geht’s mit „The Hit Counter“, einem Feature, das während der Laufzeit des Films Trivia, Fakten und Elemente der Pre-Visualiserung sowie (zynischerweise) einen Bodycount einblendet. In „Re-Imaging Hitman“, einem sechs Minuten langen Feature erzählen die Filmemacher, warum sie die Geschichte um den Videospiel-Killer erneut aufleben lassen wollten. „Ultimate Action: Staging the Fights“ kümmert sich weitere sieben Minuten lang um die Inszenierung der spektakulären Kampfszenen des Films. Regisseur Aleksander Bach wollte, dass die Zuschauer mittendrin sind in den Fights und dafür gaben alle ihr Bestes. „Hitman: Agent 47 Comic“ bietet die Möglichkeit, den Prequel „Comic zum Film“ abzuspielen und „The Making of the Comic Book“ beschreibt genau die Idee hinter diesem. Hinzu addieren sich noch fünf weitere Featurettes, die sich um die Drehorte, um die Identität der Hauptfigur, die Nebenfigur John Smith sowie um Katia und Agent 47 als ikonischen Charakter kümmern. Eine Galerie und Trailer runden das Material ab..

Fazit

Hitman: Agent 47 ist erneut nicht der ganz große Wurf in Sachen Videospielverfilmung. Er ist aber auch nicht so schlecht, wie ihn die internationale Kritik gerne hätte und mit Rupert Friend als Hitman hat man die deutlich bessere Besetzung gefunden als mit Olyphant im 2008er Erstling – mal ganz abgesehen von den teils tollen Actionszenen. Technisch ist die Blu-ray dazu absolut erhaben und zeigt sowohl in Sachen Bild als auch beim Ton eine der besten Leistungen der letzten Monate.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 50%
Film: 65%

Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA/D 2015
Regie: Aleksander Bach
Darsteller: Rupert Friend, Zachary Quinto, Ciarán Hinds, Thomas Kretschmann, Emilio Rivera, Hannah Ware
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 16

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