Honeymoon – After the Ceremony Comes the Ritual

Blu-ray Review

Honeymoon Blu-ray Review Cover
Mad Dimension/AL!VE, seit 30.01.2015

OT: Honeymoon

 


Ein Haus am See

Kaum verheiratet, schon in der Ehehölle …

Inhalt

Bea und Paul sind so richtig glücklich – immerhin haben sie gerade geheiratet. Die Flitterwochen wollen sie gemeinsam in der entlegenen Hütte ihrer Eltern verbringen. Alles scheint traumhaft, bis sie einem Uralt-Freund von Bea begegnen. Paul findet nur bedingt komisch, dass der seiner Frau schöne Augen macht und die Frau des Einheimischen erscheint ebenfalls irgendwie merkwürdig. Noch merkwürdiger ist aber, dass Bea in der kommenden Nacht splitterfasernackt im Wald steht, ohne zu wissen, wie sie dorthin kam, dass sie nicht mehr weiß, wie man French Toast macht und auch nicht mehr über Pauls Witze lachen kann. Als er sie dann vor dem Spiegel Ausreden für ihre Verhalten einstudierend beobachtet und seltsame Male an ihren Oberschenkeln bemerkt, weiß Paul, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht …

Was für eine Wohltat, wenn ein vermeintlich typischer Genrefilm (Pärchen verbringt eine gemeinsame Zeit in einer einsamen Waldhütte) mal nicht ganz so typisch beginnt. Kein Schrecken vorab, keine stereotyp-albernen Jugendlichen, die einfach nur Party machen wollen, sondern ein sympathisches, frisch vermähltes Ehepaar, das seine Flitterwochen möglichst in Ruhe verbringen möchte. Bis diese Ruhe von einem seltsamen Licht unterbrochen wird und sich alles schlagartig ändert. Regiedebütantin Leigh Janiak, die sich ihre Sporen bisher als Produktionsassistentin verdient hatte, zeigt in Honeymoon eindrucksvoll viel Talent für Spannungsaufbau, Schauspielführung und unbequeme Momente. Was locker und klischeefrei beginnt, spitzt sich immer mehr und immer enger zu, bis einem im Finale beinahe die Luft wegbleibt. Die Szene, in der Paul seine Bea auf dem Bett festsetzt, gehört zu den unangenehm bedrückendsten Momenten des jüngeren Horrorkinos. Der noch blutjungen Regisseurin gebührt allerhöchster Respekt, dass sie ihre simpel erdachte Geschichte trotz sichtbar geringen Budgets so effektiv ausnutzte, wie es ihr nur möglich war. Jeder der vielen Möchtegern-Genre-Regisseure kann sich von Honeymoon eine dicke Scheibe abschneiden, wenn es darum geht, aus einem minimalen Setting (Wald, See, Holzhütte und vier Darsteller) das Maximale rauszuholen. Auch das im Hintergrund lauernde Grauen wird nur stilisiert. Ein kreisrundes Licht hier, ein paar Schatten dort und fertig ist der effektvolle Grusel – man muss es eben nur richtig machen. Wenn dann im letzten Drittel die Stimmung intimer wird, gesellt sich auch noch der eine oder andere Blut- und Ekeleffekt dazu, vornehmlich können dann aber die beiden absolut authentisch wirkenden Hauptdarsteller überzeugen. Rose Leslie aus Game of Thrones ist die ätherische Rothaarige, die gerade verletztlich genug wirkt, um ihr die Rolle des Opfers abzunehmen und dennoch extrovertiert genug performen kann, um ihre dunkle Seite zu präsentieren. Harry Treadaway, der lange nur mit weit aufgerissenen Augen erstaunt seine Filmpartnerin anstarren darf, legt im Finale eine beängstigende Steigerung hin, die ihn irre und unberechenbar erscheinen lässt.
So, mehr sei nicht verraten, denn von der Qualität von Honeymoon sollte sich jeder Genrefan am besten selbst überzeugen!

Bild- und Tonqualität

Honeymoon fehlt es dauerhaft an Kontrast und knackigen Farben. Über dem Geschehen liegt ein milchiger Schleier und die Schärfe ist nur in den Naheinstellungen gut. Während der in Dunkelheit spielenden Szenen muss man schon sehr genau hinsehen, um etwas zu erkennen.
Der Ton von Honeymoon offeriert zwar öfter Signale von den Rearspeakern, nutzt diese vor allem für ein paar Grusel- und Schocksounds, klingt aus dem vorderen Bereich aber immer wieder dann etwas komprimiert, wenn die Atem- oder Umgebungsgeräusche der Originalspur übernommen ohne Synchronisation übernommen wurden. Dynamik ist ebenfalls nicht sein Ding, dafür gibt’s verständliche Dialoge über den Center und während des hellen Lichtkegels zwischendurch mal ein bisschen Basseinsatz.

Bonusmaterial

In den Extras versteckt sich nur der Trailer zu Honeymoon. Ansonsten herrscht hier Ebbe.

Fazit

Honeymoon zeigt eindrucksvoll, wie man mit wenig Budget, etwas Licht und viel Talent einen Film machen kann, der ernsthaft fesselt, unangenehm spannend ist und darstellerisch überzeugt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 75%

Anbieter: Mad Dimension/AL!VE
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Leigh Janiak
Darsteller: Rose Leslie, Harry Treadaway, Ben Huber, Hanna Brown
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 16

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