Horsehead – Wach auf, wenn du kannst …

Blu-ray Review

Horsehead - Wach auf, wenn du kannst Blu-ray Review Cover
Donau Film/AL!VE AG, ab 29.05.2015

OT: Horsehead

 


Schlüsselerlebnis

Horsehead – Wach auf, wenn du kannst … ist alles andere als ein gewöhnlicher Horrorstreifen.

Inhalt

Jessica kommt seit drei Jahren erstmalig wieder nach Haus zum Anwesen ihrer Eltern. Grund dafür ist kaum das angespannte Verhältnis zwischen ihnen, sondern vielmehr der Tod der Großmutter. Kaum ist Jessica vor Ort und hat sich mal wieder mit ihrer Mutter gestritten, erreichen die junge Frau auch dort ihre Albträume, die sie schon seit ihrer Kindheit verfolgen. In diesem Fall sieht sie immer wieder ihre Oma, die etwas davon faselt, dass sie einen Schlüssel finden muss. Auch die gruselige Peron mit Pferdekopf taucht wieder auf. Die kennt Jessica schon, hat sie doch mit ihrem Freund, dem Traumforscher und Psychotherapeuten Sean daran gearbeitet, ihre Träume bewusst zu erleben, um sie sogar steuern zu können. Und der Pferdekopf gehört zu den immer wiederkehrenden Motiven in ihren Nächten. Je länger Jessica zu Hause verbringt, desto intensiver und bedrohlicher werden die Träume. Bald kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, das bis in die Jugend ihrer Mutter zurückreicht und dessen wahre Hintergründe diese unbedingt im Verborgenen halten will – koste es, was es wolle …

Extreme Close-ups (gerne von Augen), schief stehende Kamera, intensiv beleuchtete Details und extreme Farben – Horsehead – Wach auf, wenn du kannst … nutzt viele Stilelemente eines Gothic-Horror-Giallo-Mixes und setzt voll auf Atmosphäre. Das gelingt meist hervorragend, gerät nur dann ins Stocken, wenn esoterisch verquaste Bilder die Kommentare von Jessicas Therapeuten-Freund begleiten und sich das Ganze anhört, wie die Zwischenmonologe eines Schiller-Albums. Ohnehin sollte man von Horsehead mitnichten ein blutiges Splatterwerk erwarten, zumal der Film selbst eine 16er Freigabe hat und die 18er Einstufung auf Basis des vorhandenen Trailers zu Wild in Blue stattfand. Vielmehr ist Romain Bassets Film ein bedächtig inszenierter, nicht gerade rasanter Mix aus Horror, Fantasy, Gothic und Giallo mmit einer Prise nackter Haut und bizarren Traumfantasien. Letzere sind vornehmlich in Zeitlupe gefilmt und verschleppen das Tempo noch zusätzlich. Dafür erhält der aufgeschlossene Genrefan eine einzigartige Optik, die manchmal den Eindruck erweckt, ein surrealistisches Gemälde wäre zum Leben erweckt worden. Die Geschichte an sich gibt zwar nicht sonderlich viel her, hält sich an altbekannte Motive und unternimmt auch gar nicht erst den Versuch, bis ins Letzte schlüssig erzählt zu sein, wird aber leidenschaftlich vorgetragen. Hauptdarstellerin Lilly-Fleur Pointeaux, die eine ihrer ersten Rollen mit neun Jahren in Ronin spielte, leidet authentisch in ihren visionären Nächten und ihre Filmmutter Catriona MacColl (Wie in alten Zeiten) gibt als Ikone aus Fulcis Die Geisterstadt der Zombies ein schrecklich-schönes Genre-Comeback und darf sogar noch einen charmanten Verweis auf diese Zeit zum Besten geben (immerhin wollte sie ihre Erstgeborene „Lucy“ nennen, genau jenen Namen, den sie in ihrem Zombiefilm Das Haus an der Friedhofsmauer trug). Neben den Darstellern bringt Horsehead dem Zuschauer auch den aus der Forschung des Unterbewusstseins bekannten Begriff des Klarträumens nahe. Rund um diese Fähigkeit gibt es mittlerweile einige Foren und wissenschaftliche Untersuchungen, deren Tenor es ist, dass viele Zivilisationskrankheiten durch das bewusst erlebte und gesteuerte Traumverhalten, in ihre Schranken verwiesen werden könn(t)en. Ob das soweit geht, dass man die eigene Familienhistorie nacherleben und überwinden kann, sei mal dahingestellt. Aber Regisseur Basset hat daraus einen visuell und erzählerisch sehr außergewöhnlichen Film gemacht. Wobei er hier nicht der erste war, denn auch Christopher Nolan nutzte in Inception diese Idee und auch The Cell arbeitet mit diesen Motiven – nicht zu vergessen der Horror-Klassiker A Nightmare on Elm Street.

Bild- und Tonqualität

Das Bild in Horsehead gelingt vor allem während der Naheinstellungen und extremen Close-ups mit kurzem Fokusbereich extrem scharf. Während die wackelige Kamera mitunter etwas fehl am Platze erscheint, gefallen Ausleuchtung, Kontrastierung und Farbgebung sehr gut.
Beim Ton von Horsehead ist die Originalfassung eigentlich Pflicht. Nicht dass die deutsche dts-HD-2.0-Version mies wäre – für eine Stereotonspur ist sie sogar erstaunlich räumlich und liefert viele Stereoeffekte, doch wenn man alternativ eine 5.1-Fassung zur Verfügung hat, die noch dazu extrem stimmungsvoll und während der horriblen Szenen unangenehme akustische Raumeffekte liefert, dann fällt die Wahl (auch dank vorhandener Untertitel) leicht.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Horsehead gibt’s neben den beiden Originaltrailern ein knapp viertelstündiges Feature über die Idee, Entwicklung und Umsetzung des Pferdekopfes. Das ist zunächst sehr nüchtern, da Regisseur Basset erzählt und erzählt, wird später aber ganz interessant, wenn es um die praktische Modellierung der Maske geht.

Fazit

Horsehead – Wach auf, wenn du kannst … ist ein fantasievoller, äußerst atmosphärischer und höchst ungewöhnlicher Horror-Grusel-Streifen mit Fantasyelementen und einer der furchterregendsten Dämonenmasken der letzten Jahre.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Donau Film/AL!VE AG
Land/Jahr: Frankreich 2014
Regie: Romain Basset
Darsteller: Catriona MacColl, Lilly-Fleur Pointeaux, Philippe Nahon, Murray Head, Gala Besson, Fu’ad Aít Aattou, Joe Sheridan
Tonformate: dts HD-Master 5.1: en // dts 2.0: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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