House – Willkommen in der Hölle

Blu-ray Review

House - Willkommen in der Hölle Blu-ray Review Cover
Donau Film/AL!VE, 24.03.2017

OT: Huset

 


Besser tot als rot

Rache an den Nazis mal ganz anders …

Inhalt

Gerade haben Kreiner und Fleiss und ihren Kameraden verloren und stehen mit einem norwegischen Gefangenen mitten in den verschneiten Wäldern des skandinavischen Landes. Der Krieg findet im Moment ohne sie statt, Überleben und das Erreichen einer Kompanie sind ihr einziges Ziel. Im Umgang mit ihrem Festgehaltenen sind sich die beiden dazu ziemlich uneinig. Während der ältere Kreiner von dessen geografischen Kenntnissen profitieren möchte, will der jüngere Fleiss ihn am liebsten an Ort und Stelle erschießen. Als sie sich heillos verirrt zu haben scheinen, entdecken sie eine einsame Hütte. Die scheint zwar leer zu stehen, doch seltsamerweise ist der Rundfunkempfänger an und es steht heißes Essen auf dem Herd. Je länger sie an diesem Ort befinden, desto unheimlicher werden die Ereignisse. Zunächst sind es nur zuschlagende Türen und andere Geräusche, später haben alle Drei Visionen von geliebten oder gar toten Menschen aus der eigenen Vergangenheit …

Gerade einmal knapp unter 100.000 Euro standen Regisseur Reinert Kiil zur Verfügung, um seine deutsch-norwegische Koproduktion zu realisieren. Der als Requisiteur der Dead-Snow-Filme bekannte Filmemacher bleibt optisch und atmosphärisch seiner Heimat Hammerfest treu und verwurzelt seine Variante eines Haunted-House-Films tief in den verschneiten norwegischen Wäldern. Dabei gelingt ihm mit House – Willkommen in der Hölle, was vielen Thrillern des Subgenres „Verfluchtes Haus“ zuletzt abging: Das Erzeugen von Atmosphäre. Dadurch, dass die Geschichte mitten im Zweiten Weltkrieg stattfindet, ist der Ansatz schon mal völlig anders und lockt zunächst auf die falsche Fährte. Um die Authentizität der Geschichte noch zu unterstützen, wurden die beiden Wehrmachtsoldaten mit zwei deutschen Schauspielern besetzt, die sich mit ihren Originalstimmen auf deutsch miteinander unterhalten und englisch reden, wenn sie ihren norwegischen Gefangenen etwas fragen. Man fühlt sich also durchaus in die Zeit um 1940 herum versetzt und folgt dem Geschehen gespannt. Dadurch, dass Kiil zudem versucht, gängige Naziklischees zu brechen, indem er dem strammen Nazi Fleiss mit Kreiner einen eher reflektierten Charakter gegenüberstellt, sind sogar die Dialoge zwischen den beiden Protagonisten fesselnd. Die Horrorelemente mischen sich erst nach dem ersten Drittel hinzu und profitieren dann vom ausgeklügelten Spiel mit Licht und Schatten.

Die unheilvolle Stimmung im Haus (Originaltitel: „Huset“) wird nicht nur aufgrund der Dunkelheit und den unheimlichen Geräuschen erreicht, sondern vor allem durch die latente Aggressivität, die sich zwischen den drei so unterschiedlichen Menschen mit noch unterschiedlicheren Überzeugungen entwickelt. Leider schwächelt House – Willkommen in der Hölle zur Mitte hin etwas, weil schlicht die Ereignisse fehlen. Für knapp 90 Minuten Spielzeit sind die Ideen ein wenig zu knapp geraten und die Geistergeschichte ist nicht sonderlich gut entwickelt. Außerdem war ab und an augenscheinlich nicht genug Zeit, Szenen solange zu drehen, bis sie perfekt im Kasten waren. Frederik von Lüttichau verhaspelt sich bei seinem Text ab und an hörbar (51’30). Das mag an der klirrenden Kälte gelegen haben, in der man seine Gesichtsmuskeln nicht vollständig unter Kontrolle hat, dennoch wirkt es ein wenig amateurhaft und lässt den jungen Schauspieler nicht gerade im guten Licht dastehen. Wenn er mehr und mehr in Panik verfällt, wirkt es allerdings fast wieder passend. Passend ist auch das konsequente Ende, das die Stimmung des Anfangs wieder aufgreift. Die Untertitel, die während der englischsprachigen Szenen eingeblendet werden, sind übrigens abschaltbar.

Bild- und Tonqualität

Das an sich blitzsaubere und laufruhige Bild von House – Willkommen in der Hölle ist durch seine massive Blaufilterung blaugrau und dermaßen kühl, dass es den Zuschauer frösteln lässt. Atmosphärisch ist das perfekt passend zum Film, technisch schön ist es allerdings nicht. Während der dunklen Szenen in der Hütte gesellt sich ein sichtbares Korn hinzu, das davon zeugt, dass die Kameraempfindlichkeit hier erhöht werden musste (72’08). Der Kontrastumfang ist harsch. Gesichter überstrahlen und Schwarz ist extrem tief – ein weiteres Stilmittel des Films. Ebenso wie die fast überschärfte Detaildarstellung auf den Gesichtern der Hauptdarsteller.
Akustisch hat man sich bei House – Willkommen in der Hölle Mühe gegeben, die Windatmosphäre und die Waldumgebung stimmungsvoll umzusetzen. Die Geräusche gelangen zu Beginn sehr räumlich aus allen Lautsprechern ins Heimkino. Leider sind die Dialoge im Verhältnis zum einsetzenden Score deutlich zu leise abgemischt. Vielleicht hat man aber auch bewusst die Filmmusik derart laut integriert, dass man sich beinahe die Ohren zuhalten möchte. Pegelt man das auf ein angenehmes Niveau runter, kann man die Schauspieler leider kaum noch verstehen. Glücklicherweise relativiert sich das im Verlauf des Films ein wenig und die arg lauten Musikeinlagen bleiben eher aus.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von House – Willkommen in der Hölle gibt’s ein unkommentiertes, knapp achtminütiges Hinter-den-Kulisse-Featurette, das ein paar stimmungsvolle Einblicke von den Dreharbeiten gibt.

Fazit

House – Willkommen in der Hölle kombiniert die Atmosphäre von Dead Snow mit Elementen von Paranormal Activity und Der Exorzist. Das beginnt und endet stark und atmosphärisch, lässt es aber ab der Mitte aber etwas an Tempo und Ideen fehlen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%

Anbieter: Donau Film/AL!VE AG
Land/Jahr: Norwegen 2016
Regie: Reinert Kiil
Darsteller: Mats Reinhardt, Frederik von Lüttichau, Ingvild Flikkerud, Sondre Krogtoft Larsen, Evy Kasseth Røsten, Espen Edvartsen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 16

Trailer zu House – Willkommen in der Hölle

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!