Blu-ray Review
OT: How it Ends
Fünf Tage bis Seattle
It’s the End of the World as we know it … again.
Inhalt
Es ist der große Tag für Will. Endlich will er bei Samanthas Vater Tom um die Hand seiner schwangeren Partnerin anhalten. Der ist nicht der leichteste Gesprächspartner und ein ziemlich erfolgreicher, somit Respekt einflößender Ex-Soldat. Einer, der nur wenig Vertrauen in andere hat und einer, der Will abspricht, arbeiten zu wollen und somit Sam unterhalten zu können. Es kommt, was kommen muss: Die Situation eskaliert und Will wird vor die Tür gesetzt. Doch all das rückt in den Hintergrund als er am nächsten Tag mit Sam in Seattle telefoniert. Mitten im Gespräch berichtet seine Zukünftige von Stromausfällen, lauten Geräuschen und Erschütterungen. Bald bricht die TV-Übertragung zusammen und auch die Flüge in Chicago werden gecancelt. Will kehrt zu Tom zurück, der sich per Auto auf den Weg zu seiner Tochter machen will. Er vermutet, eine schwerwiegende Sache, wenn F22-Jets über die Stadt donnern. Will fährt mit ihm mit. Während die beiden ungleichen Männer einen gefährlichen Road-Trip vor sich haben, haben sie gleichzeitig Zeit, sich miteinander zu beschäftigen, voneinander zu lernen. Doch das ist leichter gesagt als getan, wenn drumherum die Welt untergeht …
How it Ends gehört zu den Netflix-Produktionen, deren Buchvorlagen lange auf der Black List standen. Bereits 2011 hatte man angekündigt, die Story verfilmen zu wollen. Doch erst mit dem Einspringen des Streaming-Anbieters nahm das Projekt rund um eine durch mysteriöse Ereignisse hervorgerufene Apokalypse Formen an.
Regisseur David M. Rosenthal (A Single Shot) gelingt es dabei zunächst recht gut, nach knapp zehn Minuten Einführung der vier wichtigen Figuren, eine sich kontinuierlich steigernde Bedrohungs-Kulisse aufzubauen. Gespenstisch ist es beispielsweise, wenn man Will und Tom nach Szenen von Massenpaniken an Tankstellen praktisch alleine auf dem größten Highway der Gegend fahren sieht. Und während sie sich dort durchschlagen und vor kriminellen Typen retten müssen, die sich die Situation führ ihre Zwecke zu Nutze machen, geht es nicht nur um eine anscheinende Apokalypse und den Weg nach Seattle, sondern vor allem auch um die Dynamik zwischen den Beiden. Will ist in Toms Augen ein Weichling. Ein Versager. Einer, der seiner Tochter nur bedingt ein guter, fürsorglicher Mann werden könnte. Will hingegen hat bald Grund, seinen Schwiegervater in spe für einen hartherzigen Kerl zu halten. Doch natürlich erfordern die extremen Umstände, dass man miteinander klar kommt und sich langsam zu akzeptieren beginnt – soweit, so klischeehaft. Vielleicht hätte man sich auf diese beiden Charaktere konzentrieren sollen, denn das Hinzufügen von Mechanikerin Ricky sorgt zwar für ein paar entspannende (auch humorvolle) Momente, doch der sang- und klanglose Abschied von ihrer Figur passt ins wenig homogen Bild des gesamten Films. Nur ein bisschen wett gemacht wird das dadurch, dass das eigentlich „harmlose“ Trio vor Entscheidungen gestellt wird, die ihnen krasse Verhaltensweisen abverlangen. So werden unbescholtene Bürger zu Menschen, die über Leben und Tod entscheiden – zukünftiges Trauma inbegriffen.
Optisch und inhaltlich umgeht man das Katastrophen-Thema über weite Strecken, indem man die Protagonisten nur im Fahrzeug über Land fahren sieht. Hier ein Autounfall, dort ein verlassenes Gebäude. Ein paar Pilgerer, eine abgestürzte Militärmaschine. Der Grund für das Chaos im Land bleibt dunkel. Und darunter leidet leider das Tempo. Knapp zwei Stunden Laufzeit für eine Vater-Schwiegersohn-Story vor (nicht näher genanntem) apokalyptischem Hintergrund – das ist einfach zu viel Zeit, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Immer wieder ertappt man sich dabei, wie man parallel andere Dinge tut, weil auf dem Bildschirm ständig die gleichen Sätze gesprochen werden. Die Beiden fahren und fahren und fahren – scheinbar endlos ist die Strecke nach Seattle. Und so wirklich begegnen sie niemandem – sieht man von ein paar marodierenden Kriminellen ab. How it Ends hat zu wenig „Ende“ und zu viel Weg dorthin. Tatsächlich ist das Interessanteste an Rosenthals Film die Feststellung Rickys, dass das US-Militär aus unerfindlichen Gründen sämtliche Militärhubschrauber nach Stämmen oder Titeln der indigenen Bevölkerung der USA benannt hat. Während das Geschehen also vor sich hinplätschert und man sich fragt, was man mit seiner Zeit Besseres hätte anrichten können, ist es an Whitaker und James, zumindest schauspielerische Highlights zu setzen. Theo James passt dabei gut in seine Softie-Rolle und Whitaker tut das, was er in allen seinen Filmen zuletzt konnte: Leiden.
Das macht er zwar gut, aber überraschend ist das wahrlich nicht. Ebenso wenig übrigens wie die Auflösung des Ganzen. Denn es gibt schlicht keine. Ohne zu viel vorweg zu nehmen (was im Falle dieses inhaltsleeren Films ohnehin schon kaum möglich ist) wird das finale Bild kaum jemanden überzeugen. Selbst mit Mühe lässt sich hier nur wenig hinein interpretieren. Und am Ende ist How it Ends vielleicht einfach nur endschlecht.
Bild- und Tonqualität
How it Ends wurde Digitalkameras vom Typ Red Weapon aufgenommen, die am Ausgang 6K lieferten. Davon zog man dann ein 4K Digital Intermediate, was den Titel zum Real-4K-Film werden lässt. Zeitgleich liefert Netflix hier KEIN HDR, sondern nur SDR mit Standard-Farbraum. Es bleibt also der höheren Auflösung vorbehalten, für etwas Eindruck zu sorgen. Allerdings ist auch die abhängig von den verwendeten Objektiven, die bisweilen deutliche Unschärfen offenbaren. Sind die Totalen von Chicagos Wolkenkratzern noch sehr fein aufgelöst, ist der rechte Bildrand und somit das orange-gelbe Boot kurz darauf praktisch komplett unscharf (3’50). Anfreunden muss man sich überdies mit einem relativ körnigen Look, den man bewusst verpasst hat, um das Endzeit-Szenario greifbarer zu machen. Dazu ist die Farbgebung mit deutlichen Gelbfiltern übertönt, sodass Hauttöne alles andere als natürlich rüberkommen und auch grauer Asphalt gelblich eingefärbt ist. Im späteren Verlauf wird das noch stärker, wenn die Luft nur noch neblig, feurig oder voller Staub ist. Der Kontrastumfang ist zudem relativ schwach und Schwarzwerte sind nur selten knackig. In den ganz dunklen Szenen färbt sich Schwarz gerne auch noch etwas grünlich ein und Details an Randbereichen beginnen zu versumpfen.
How it Ends kommt, wie man es von Netflix schon oft erfahren hat, mit einer deutschen Tonspur in Dolby Digital Plus und einem englischen Atmos-Sound mit DD+-Kern. Beide Spuren liefern vor allem sehr gut verständliche Stimmen, die im Deutschen etwas sonorer und auf dem Mittelton konzentriert sind. Nach etwas über zehn Minuten geht es dann aber los – und wie:
Erstaunlich beispielsweise, wie voluminös der Sub bisweilen eingreift. Wenn Will am Flughafen erstmalig vom beginnenden Chaos überrascht wird, pumpt die Filmmusik mit ziemlich vehementen Subsonic-Attacken ins Heimkino (12’50). Kurze Zeit später wird’s dann für alle Speaker brachial, wenn die F22-Jets von hinten durch den Raum fegen. Die Kraft, mit der sie in den Raum donnern, sucht hier ihresgleichen (15’00). Auch die späteren Auto-Unfälle sorgen für reichlich Räumlichkeit. Und das Gewitter nach knapp einer Dreiviertelstunde wurde so wuchtig und heftig auch nur selten ins heimische Kino transportiert. Der englische Atmos-Sound nimmt sich in Sachen 3D-Effekte vornehm zurück. Natürlich gibt es entsprechende Signale bei den Jets nach einer Viertelstunde und auch Gewitter (42’40) und Hubschrauber (53’22) bekommen ihre Höhen-Anteile. Aber insgesamt gibt’s hier nur wenig Anlass für die Heights, entsprechend ins Geschehen einzugreifen.
Fazit
How it Ends ist größtenteils langweilige Kost, die einzig über ein paar hübsche Landschaftsaufnahmen und prominente Darsteller sowie einen voluminösen und effektvollen Sound verfügt. Die Versuchung, im Netflix-Angebot zu surfen und auf einen anderen Film zu klicken, während eine gute Stunde lang praktisch nichts passiert, ist allerdings groß – und leider auch berechtigt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität 2D-Soundebene (Originalversion): 85%
Tonqualität 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 60%
Tonqualität 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 70%
Film: 30%
Anbieter: Netflix
Land/Jahr: USA 2018
Regie: David M. Rosenthal
Darsteller: Theo James, Forest Whitaker, Grace Dove, Kat Graham, Mark O’Brien
Tonformate: Dolby Digital Plus: de // Dolby Atmos (DD+-Kern): en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 117
Codec: HEVC
Real 4K: Ja (4K DI)
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Netflix)